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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
se einfältigen Leute nach neuen Zeitungen/ und empfingen Bericht/ es würde folgendes
Tages des Römischen Stathalters Tochter zu Padua mit einem fremden Herrn Hoch-
zeit machen/ wobey ein Ritterliches Stechen solte gehalten werden/ und allen/ so wol frem-
den als jnheimischen Rittern die Rennebahn erläubet seyn; den Dank würde die Braut
selbst neben anderen Römischen Fräulein austeilen/ doch hielte es jederman davor/ wann
der Bräutigam und sein Bruder mit stechen solten/ hätte kein ander Hoffnung/ den Preiß
zuerwerben, erzähleten daneben/ was wegen Zerstörung des Raub Nestes sich zugetragen/
nur daß sie unserer Helden Nahmen dabey nicht meldeten. Hieraus verstunden die Gesan-
ten/ daß jhnen an der Eile würde gelegen seyn/ damit jhnen die Herbergen nicht berennet
werden möchten. Unter dem Tohr frageten sie nach der Königin geheiß/ ob nicht fremde
Ritter bey dem Tohrhüter verlassen hätten/ daß/ wann etliche Schreiben oder andere Sa-
chen ankähmen/ sie an bestimmete örter abgeleget werden solten; weil aber unsere Helden
dieses aus der acht geschlagen/ ward jhnen mit einem kurzen Nein geantwortet/ womit sie
auch zu frieden wahren/ in Hoffnung/ unter andern Tohren bessere Nachricht zu finden;
ritten also die Gasse hin/ biß sie auff den Markt kahmen/ und der aufgerichteten Bilder ge-
wahr wurden/ ümb welche die kleinen Knaben und Mägdlein von drey biß zu sieben Jah-
ren in grosser Menge als an einem Reihen tanzeten/ und dieses Kinderliedlein sungen:

[Beginn Spaltensatz]
DIe Helden haben Trost und Leben
Uns armen Kinderlein gegeben/
Und Räubers Frevel abgekehrt,
[Spaltenumbruch] Drum wollen wir sie stets besingen/
Und lassen unser Lied er klingen
So lange Welt und Himmel wehrt.
[Ende Spaltensatz]

Herr Krokus befahl Wenzesla näher zu reiten/ ümb diese Bilder recht zu beschauen/ wel-
cher nicht allein aus der überschrift/ sondern auch aus den bekanten Angesichtern die War-
heit bald fassete/ aber wegen Verwunderung hielt er als ein gehauenes Bild stokstille/ wie-
wol sein Pferd anfing zuspringen/ worüber die Kinder erschrecket wurden/ daß sie mit ei-
nem Geschrey davon flohen. Etliche vornehme Bürger stunden auf dem Platze/ und stel-
leten jhn zu rede/ warümb er die Kinder so verjagete/ und von jhrem wolzugelassenen Spie-
le abschreckete; woran er sich aber wenig kehrete/ sprengete hinter sich nach seiner Gesel-
schafft/ und sagte zu jhnen: Ihr meine Herren/ ich bringe euch das grösseste Wunder zur
neuen Zeitung/ dann entweder ist unser König und der junge Teutsche Großfürst in jene
Bilder verwandelt/ oder sie sind jhnen zu sonderlichen und unsterblichen Ehren auffge-
richtet/ dann sie heissen Herkules und Ladisla die Fremden. Sie ritten ingesamt dahin/ fundens
also/ und frageten die Anwesenden mit sonderlicher Freundligkeit/ ob die Ritter/ von denen
diese Bildnissen genommen währen/ sich in der nähe auffhielten. Ward jhnen aber geant-
wortet; dieselben müsten aus abgelegener fremde kommen/ denen solches unbewust währe;
das grosse angelegete Werk gegen dem Stadhause über/ würde auff Käyserliche Anord-
nung jhnen zur erblichen Burg erbauet/ biß zu deren Verfertigung sie vieleicht bey dem
Römischen Stathalter Herrn Fabius sich auffhalten würden; gaben jhnen auch Nach-
richt/ welche Gasse sie reiten müsten. Aber Wenzefla hielt nicht vor rahtsam/ unangemel-
det bey jhnen einzukehren/ weil sie vielleicht unerkennet seyn wolten/ welches er muhtmas-
sete/ weil jhres Standes und Vaterlandes bey der Oberschrifft nicht gedacht ward zogen
demnach diese Gasse zwar hin/ aber sie wolten in eine Herberge nicht weit von des Stat-

halters
D d ij

Erſtes Buch.
ſe einfaͤltigen Leute nach neuen Zeitungen/ und empfingen Bericht/ es wuͤrde folgendes
Tages des Roͤmiſchen Stathalters Tochter zu Padua mit einem fremden Herꝛn Hoch-
zeit machen/ wobey ein Ritterliches Stechen ſolte gehalten werden/ und allen/ ſo wol frem-
den als jnheimiſchen Rittern die Rennebahn erlaͤubet ſeyn; den Dank wuͤrde die Braut
ſelbſt neben anderen Roͤmiſchen Fraͤulein austeilen/ doch hielte es jederman davor/ wann
der Braͤutigam und ſein Bruder mit ſtechen ſolten/ haͤtte kein ander Hoffnung/ den Preiß
zuerwerben, erzaͤhleten daneben/ was wegen Zerſtoͤrung des Raub Neſtes ſich zugetragen/
nur daß ſie unſerer Helden Nahmen dabey nicht meldeten. Hieraus verſtunden die Geſan-
ten/ daß jhnen an der Eile wuͤrde gelegen ſeyn/ damit jhnen die Herbergen nicht berennet
werden moͤchten. Unter dem Tohr frageten ſie nach der Koͤnigin geheiß/ ob nicht fremde
Ritter bey dem Tohrhuͤter verlaſſen haͤtten/ daß/ wann etliche Schreiben oder andere Sa-
chen ankaͤhmen/ ſie an beſtimmete oͤrter abgeleget werden ſolten; weil aber unſere Helden
dieſes aus der acht geſchlagen/ ward jhnen mit einem kurzen Nein geantwortet/ womit ſie
auch zu frieden wahren/ in Hoffnung/ unter andern Tohren beſſere Nachricht zu finden;
ritten alſo die Gaſſe hin/ biß ſie auff den Markt kahmen/ und der aufgerichteten Bilder ge-
wahr wurden/ uͤmb welche die kleinen Knaben und Maͤgdlein von drey biß zu ſieben Jah-
ren in groſſer Menge als an einem Reihen tanzeten/ und dieſes Kinderliedlein ſungen:

[Beginn Spaltensatz]
DIe Helden haben Troſt und Leben
Uns armen Kinderlein gegeben/
Und Raͤubers Frevel abgekehrt,
[Spaltenumbruch] Drum wollen wir ſie ſtets beſingen/
Und laſſen unſer Lied er klingen
So lange Welt und Himmel wehrt.
[Ende Spaltensatz]

Herꝛ Krokus befahl Wenzeſla naͤher zu reiten/ uͤmb dieſe Bilder recht zu beſchauen/ wel-
cher nicht allein aus der uͤberſchrift/ ſondern auch aus den bekanten Angeſichtern die War-
heit bald faſſete/ aber wegen Verwunderung hielt er als ein gehauenes Bild ſtokſtille/ wie-
wol ſein Pferd anfing zuſpringen/ woruͤber die Kinder erſchrecket wurden/ daß ſie mit ei-
nem Geſchrey davon flohen. Etliche vornehme Buͤrger ſtunden auf dem Platze/ und ſtel-
leten jhn zu rede/ waruͤmb er die Kinder ſo verjagete/ uñ von jhrem wolzugelaſſenen Spie-
le abſchreckete; woran er ſich aber wenig kehrete/ ſprengete hinter ſich nach ſeiner Geſel-
ſchafft/ und ſagte zu jhnen: Ihr meine Herꝛen/ ich bringe euch das groͤſſeſte Wunder zur
neuen Zeitung/ dann entweder iſt unſer Koͤnig und der junge Teutſche Großfuͤrſt in jene
Bilder verwandelt/ oder ſie ſind jhnen zu ſonderlichen und unſterblichen Ehren auffge-
richtet/ dañ ſie heiſſen Herkules und Ladiſla die Fremden. Sie ritten ingeſamt dahin/ fundens
alſo/ und frageten die Anweſenden mit ſonderlicher Freundligkeit/ ob die Ritter/ von denen
dieſe Bildniſſen genom̃en waͤhren/ ſich in der naͤhe auffhielten. Ward jhnen aber geant-
wortet; dieſelben muͤſten aus abgelegener fremde kommen/ denen ſolches unbewuſt waͤhre;
das groſſe angelegete Werk gegen dem Stadhauſe uͤber/ wuͤrde auff Kaͤyſerliche Anord-
nung jhnen zur erblichen Burg erbauet/ biß zu deren Verfertigung ſie vieleicht bey dem
Roͤmiſchen Stathalter Herꝛn Fabius ſich auffhalten wuͤrden; gaben jhnen auch Nach-
richt/ welche Gaſſe ſie reiten muͤſten. Aber Wenzefla hielt nicht vor rahtſam/ unangemel-
det bey jhnen einzukehren/ weil ſie vielleicht unerkennet ſeyn wolten/ welches er muhtmaſ-
ſete/ weil jhres Standes und Vaterlandes bey der Oberſchrifft nicht gedacht ward zogen
demnach dieſe Gaſſe zwar hin/ aber ſie wolten in eine Herberge nicht weit von des Stat-

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[211/0249] Erſtes Buch. ſe einfaͤltigen Leute nach neuen Zeitungen/ und empfingen Bericht/ es wuͤrde folgendes Tages des Roͤmiſchen Stathalters Tochter zu Padua mit einem fremden Herꝛn Hoch- zeit machen/ wobey ein Ritterliches Stechen ſolte gehalten werden/ und allen/ ſo wol frem- den als jnheimiſchen Rittern die Rennebahn erlaͤubet ſeyn; den Dank wuͤrde die Braut ſelbſt neben anderen Roͤmiſchen Fraͤulein austeilen/ doch hielte es jederman davor/ wann der Braͤutigam und ſein Bruder mit ſtechen ſolten/ haͤtte kein ander Hoffnung/ den Preiß zuerwerben, erzaͤhleten daneben/ was wegen Zerſtoͤrung des Raub Neſtes ſich zugetragen/ nur daß ſie unſerer Helden Nahmen dabey nicht meldeten. Hieraus verſtunden die Geſan- ten/ daß jhnen an der Eile wuͤrde gelegen ſeyn/ damit jhnen die Herbergen nicht berennet werden moͤchten. Unter dem Tohr frageten ſie nach der Koͤnigin geheiß/ ob nicht fremde Ritter bey dem Tohrhuͤter verlaſſen haͤtten/ daß/ wann etliche Schreiben oder andere Sa- chen ankaͤhmen/ ſie an beſtimmete oͤrter abgeleget werden ſolten; weil aber unſere Helden dieſes aus der acht geſchlagen/ ward jhnen mit einem kurzen Nein geantwortet/ womit ſie auch zu frieden wahren/ in Hoffnung/ unter andern Tohren beſſere Nachricht zu finden; ritten alſo die Gaſſe hin/ biß ſie auff den Markt kahmen/ und der aufgerichteten Bilder ge- wahr wurden/ uͤmb welche die kleinen Knaben und Maͤgdlein von drey biß zu ſieben Jah- ren in groſſer Menge als an einem Reihen tanzeten/ und dieſes Kinderliedlein ſungen: DIe Helden haben Troſt und Leben Uns armen Kinderlein gegeben/ Und Raͤubers Frevel abgekehrt, Drum wollen wir ſie ſtets beſingen/ Und laſſen unſer Lied er klingen So lange Welt und Himmel wehrt. Herꝛ Krokus befahl Wenzeſla naͤher zu reiten/ uͤmb dieſe Bilder recht zu beſchauen/ wel- cher nicht allein aus der uͤberſchrift/ ſondern auch aus den bekanten Angeſichtern die War- heit bald faſſete/ aber wegen Verwunderung hielt er als ein gehauenes Bild ſtokſtille/ wie- wol ſein Pferd anfing zuſpringen/ woruͤber die Kinder erſchrecket wurden/ daß ſie mit ei- nem Geſchrey davon flohen. Etliche vornehme Buͤrger ſtunden auf dem Platze/ und ſtel- leten jhn zu rede/ waruͤmb er die Kinder ſo verjagete/ uñ von jhrem wolzugelaſſenen Spie- le abſchreckete; woran er ſich aber wenig kehrete/ ſprengete hinter ſich nach ſeiner Geſel- ſchafft/ und ſagte zu jhnen: Ihr meine Herꝛen/ ich bringe euch das groͤſſeſte Wunder zur neuen Zeitung/ dann entweder iſt unſer Koͤnig und der junge Teutſche Großfuͤrſt in jene Bilder verwandelt/ oder ſie ſind jhnen zu ſonderlichen und unſterblichen Ehren auffge- richtet/ dañ ſie heiſſen Herkules und Ladiſla die Fremden. Sie ritten ingeſamt dahin/ fundens alſo/ und frageten die Anweſenden mit ſonderlicher Freundligkeit/ ob die Ritter/ von denen dieſe Bildniſſen genom̃en waͤhren/ ſich in der naͤhe auffhielten. Ward jhnen aber geant- wortet; dieſelben muͤſten aus abgelegener fremde kommen/ denen ſolches unbewuſt waͤhre; das groſſe angelegete Werk gegen dem Stadhauſe uͤber/ wuͤrde auff Kaͤyſerliche Anord- nung jhnen zur erblichen Burg erbauet/ biß zu deren Verfertigung ſie vieleicht bey dem Roͤmiſchen Stathalter Herꝛn Fabius ſich auffhalten wuͤrden; gaben jhnen auch Nach- richt/ welche Gaſſe ſie reiten muͤſten. Aber Wenzefla hielt nicht vor rahtſam/ unangemel- det bey jhnen einzukehren/ weil ſie vielleicht unerkennet ſeyn wolten/ welches er muhtmaſ- ſete/ weil jhres Standes und Vaterlandes bey der Oberſchrifft nicht gedacht ward zogen demnach dieſe Gaſſe zwar hin/ aber ſie wolten in eine Herberge nicht weit von des Stat- halters D d ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/249>, abgerufen am 21.12.2024.