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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
ward. Diesen ganzen Tag schlug dieser sich mit Grillen/ lies sich auch entschuldigen/ bey
der Königlichen Mahlzeit zuerscheinen/ aber des folgenden Morgens hielt er abermahl
umb ein absonderliches Gespräch bey dem Fräulein an/ welches auff ihrer Fr. Mutter
Bewilligung sie ihm gönnete. Da er nun auf ihr eigenes Zimmer zu jhr kam/ und daselbst
keinen weiblichen Zierraht/ sondern Bogen/ Pfeile/ Schwerter/ Harnisch und allerhand
Pfer dezeug sahe/ wunderte er sich dessen nicht wenig/ nam auch daher ursach/ das Fräulein
also anzureden; Wann ich nicht so eigen wüste/ Durchleuchtigstes Fräulein/ daß ich auff
dem Königlichen Böhmischen Schlosse zu Prage bin/ würde ich dieses Zimmer vor mei-
nes gnädigsten Großfürsten des unvergleichlichen Helden Markomir seine Gewehrkam-
mer halten/ auff welcher von seiner Durchl. ich Abscheid nam/ als er mich hieher sendete/
umb dieselbe Arzney jhm zusuchen/ ohn welche seine fast ausgehellichte Seele ausser allem
Zweiffel den wolgebildeten Leib bald verlassen wird; Ja/ Durchl. Fräulein/ gläubet/ bitte
ich/ meiner Rede/ welche derselben vorzutragen ich stark befehlichet bin/ daß nemlich höchst-
gedachter mein gnädigster Großfürst durch das aller durch dringendeste Feur eurer wun-
derschönen Aügelein in seiner Seele und allen Empfindligkeiten dergestalt entzündet ist/
daß die hitzige Glut ihn bald verzehren und zu Asche verbrennen wird/ dafern ihm nicht
durch eben dasselbe raht geschaffet werden solte/ was ihn so hart verletzet hat. Ach gnädig-
stes Fräulein/ gebet/ bitte ich/ nicht zu/ daß derselbe der Würmer Speise werde/ der sich zu
ihren gehorsamsten Diensten verlobet hat/ und gebrauchet euch eurer angebohrnen Frey-
heit/ welche eurem Herr Bruder keine Herrschafft über Eure Durchl. gegeben hat; ob
dann gleich mein gnädigstes Fräulein in ihren kindlichen Jahren demselben aus Unver-
stande einen solchen äid geleistet haben möchte/ so ist doch dieselbe meines ermässens daran
mit nichten gebunden/ insonderheit/ da derselbe in fremden abgelegenen Landen sich auff-
hält/ so daß man nicht eins weiß/ an was Ort und Enden dessen Durchl. mag anzutreffen
seyn. Er hatte diese Worte kaum ausgeredet/ da klopffte eine des Frauenzimmers an die
Tühr/ welche das Fräulein/ weil sie gar allein bey jhm wahr/ aufmachete/ und etliche frem-
de Diener stehen sahe/ so vier schwere Laden herzu getragen hatten/ lieferten auch dieselben/
als hätten sie dessen gute Freyheit/ gar auff das Gemach; welche Kühnheit jhr nicht wenig
zu hertzen ging/ so daß sie sich nicht enthalten kunte/ zu fragen/ auff wessen Geheiß sie solches
zu tuhn sich unterstünden. Welches Klogio der Gesandte also beantwortete: Durchl. Frl.
es übersendet mein gnädigster Großfürst/ Herr Markomir deroselben ein geringes Zeichen
seiner Ergebenheit/ untertähnig bittend/ dieselbe solches mit gnädiger Gewogenheit an-
nehmen/ und dadurch sein nohtleiden des Hertzetwas beruhigen wolle. Herr Gesanter/ ant-
wortete sie mit einem Ernste/ seyd ihr auff euer erstes Anbringen einer Antwort von mir
gewärtig/ so lasset alsbald diese eure unhöflichen Diener alle herzugetragene Sachen wie-
der hinweg in eure Herberge bringen biß auff weiteren Bescheid/ dann es müssen solche
unhöfliche Gesellen wissen/ dz jhnen nicht erläubet sey/ ohn meine ausdrükliche Zulassung/
dieses mein Zimmer zubetreten/ vielweniger mich so verächtlich zuhalten/ daß auff meine
Frage sie mich nicht eins einer Antwort gewirdiget; Werdet ihr aber solches nicht schaf-
fen/ werde ich schon die rechte Zeit wissen/ mich dessen bey eurem Großfürsten zu beschwe-
ren. Klogio entsetzete sich hierüber/ und mit einem Wink gab er seinen Dienern zuverste-

hen/

Erſtes Buch.
ward. Dieſen ganzen Tag ſchlug dieſer ſich mit Grillen/ lies ſich auch entſchuldigen/ bey
der Koͤniglichen Mahlzeit zuerſcheinen/ aber des folgenden Morgens hielt er abermahl
umb ein abſonderliches Geſpraͤch bey dem Fraͤulein an/ welches auff ihrer Fr. Mutter
Bewilligung ſie ihm goͤnnete. Da er nun auf ihr eigenes Zimmer zu jhr kam/ und daſelbſt
keinen weiblichen Zierꝛaht/ ſondern Bogen/ Pfeile/ Schwerter/ Harniſch und allerhand
Pfer dezeug ſahe/ wundeꝛte er ſich deſſen nicht wenig/ nam auch daher urſach/ das Fraͤulein
alſo anzureden; Wann ich nicht ſo eigen wuͤſte/ Durchleuchtigſtes Fraͤulein/ daß ich auff
dem Koͤniglichen Boͤhmiſchen Schloſſe zu Prage bin/ wuͤrde ich dieſes Zimmer vor mei-
nes gnaͤdigſten Großfuͤrſten des unvergleichlichen Helden Markomir ſeine Gewehrkam-
mer halten/ auff welcher von ſeiner Durchl. ich Abſcheid nam/ als er mich hieher ſendete/
umb dieſelbe Arzney jhm zuſuchen/ ohn welche ſeine faſt ausgehellichte Seele auſſer allem
Zweiffel den wolgebildeten Leib bald verlaſſen wird; Ja/ Durchl. Fraͤulein/ glaͤubet/ bitte
ich/ meiner Rede/ welche derſelben vorzutragen ich ſtark befehlichet bin/ daß nemlich hoͤchſt-
gedachter mein gnaͤdigſter Großfuͤrſt durch das aller durch dringendeſte Feur eureꝛ wun-
derſchoͤnen Auͤgelein in ſeiner Seele und allen Empfindligkeiten dergeſtalt entzuͤndet iſt/
daß die hitzige Glut ihn bald verzehren und zu Aſche verbrennen wird/ dafern ihm nicht
durch eben daſſelbe raht geſchaffet werden ſolte/ was ihn ſo hart verletzet hat. Ach gnaͤdig-
ſtes Fraͤulein/ gebet/ bitte ich/ nicht zu/ daß derſelbe der Wuͤrmer Speiſe werde/ der ſich zu
ihren gehorſamſten Dienſten verlobet hat/ und gebrauchet euch eurer angebohrnen Frey-
heit/ welche eurem Herꝛ Bruder keine Herꝛſchafft uͤber Eure Durchl. gegeben hat; ob
dann gleich mein gnaͤdigſtes Fraͤulein in ihren kindlichen Jahren demſelben aus Unver-
ſtande einen ſolchen aͤid geleiſtet haben moͤchte/ ſo iſt doch dieſelbe meines ermaͤſſens daꝛan
mit nichten gebunden/ inſonderheit/ da derſelbe in fremden abgelegenen Landen ſich auff-
haͤlt/ ſo daß man nicht eins weiß/ an was Ort und Enden deſſen Durchl. mag anzutreffen
ſeyn. Er hatte dieſe Worte kaum ausgeredet/ da klopffte eine des Frauenzimmers an die
Tuͤhr/ welche das Fraͤulein/ weil ſie gar allein bey jhm wahr/ aufmachete/ und etliche fꝛem-
de Diener ſtehen ſahe/ ſo vier ſchwere Laden herzu getragen hatten/ lieferten auch dieſelben/
als haͤtten ſie deſſen gute Freyheit/ gar auff das Gemach; welche Kuͤhnheit jhr nicht wenig
zu hertzen ging/ ſo daß ſie ſich nicht enthalten kunte/ zu fragen/ auff weſſen Geheiß ſie ſolches
zu tuhn ſich unterſtuͤnden. Welches Klogio der Geſandte alſo beantwortete: Durchl. Frl.
es uͤberſendet mein gnaͤdigſter Großfuͤrſt/ Herꝛ Markomir deroſelben ein geringes Zeichẽ
ſeiner Ergebenheit/ untertaͤhnig bittend/ dieſelbe ſolches mit gnaͤdiger Gewogenheit an-
nehmen/ und dadurch ſein nohtleiden des Hertzetwas beruhigẽ wolle. Herꝛ Geſanter/ ant-
wortete ſie mit einem Ernſte/ ſeyd ihr auff euer erſtes Anbringen einer Antwort von mir
gewaͤrtig/ ſo laſſet alsbald dieſe eure unhoͤflichen Diener alle herzugetragene Sachen wie-
der hinweg in eure Herberge bringen biß auff weiteren Beſcheid/ dann es muͤſſen ſolche
unhoͤfliche Geſellen wiſſen/ dz jhnen nicht erlaͤubet ſey/ ohn meine ausdruͤkliche Zulaſſung/
dieſes mein Zimmer zubetreten/ vielweniger mich ſo veraͤchtlich zuhalten/ daß auff meine
Frage ſie mich nicht eins einer Antwort gewirdiget; Werdet ihr aber ſolches nicht ſchaf-
fen/ werde ich ſchon die rechte Zeit wiſſen/ mich deſſen bey eurem Großfuͤrſten zu beſchwe-
ren. Klogio entſetzete ſich hieruͤber/ und mit einem Wink gab er ſeinen Dienern zuverſte-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/238>, abgerufen am 30.12.2024.