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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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Betrachten wir daher die einzelnen Thatsachen. Für das
Imperfectum [fremdsprachliches Material - fehlt] bieten uns einzelne Vasen des Chelis, Du-
ris und Panphaeos (übrigens neben anderen mit dem Aorist)
sichere Beispiele. Bei Chelis findet es sich auf einer Vase
mit rothen Figuren: von demselben Künstler kennen wir aber
auch eine Trinkschale mit schwarzen Figuren im Innern und
rothen an der Aussenseite. Von Duris sind nur Vasen mit
rothen Figuren bekannt; aber gerade die mit dem Imper-
fectum unterscheidet sich durch ihren Styl, der alterthümli-
cher (d. h. archaisirend) als an allen übrigen ist. Auf den
Gefässen des Panphaeos wechselt wiederum der Styl in ver-
schiedenster Art, wir finden sowohl schwarze als rothe Fi-
guren und ausserdem beide auf einer Vase vereint. -- Das
Gewicht dieser Thatsachen wird keineswegs erschüttert durch
die folgende Bemerkung Jahn's (S. 110, n. 788): "Es ist
aber zu beachten, dass Duris in allen anderen Fällen [fremdsprachliches Material - fehlt]
mit R geschrieben hat, in diesem (d. h. beim Imperfectum)
mit P. Eben so ist der Name Panphaeos hier [fremdsprachliches Material - fehlt]
geschrieben, sonst stets mit [fremdsprachliches Material - fehlt] . Da beidemal mehrere Fälle, die
eine bestimmte Gewohnheit constatiren, einem einzelnen ge-
genüberstehen, so muss man wohl eher verschiedene Personen
annehmen." Die Gefährlichkeit dieser Annahme ist durch zahl-
reiche Beispiele aus der Geschichte der Bildhauer hinlänglich
bekannt. Was aber Duris anlangt, so bemerke ich zuerst,
dass der Name noch in einem zweiten Beispiele (Mus. etr.
de Canino 1184) in dem Facsimile mit P gegeben ist; sodann
aber spricht für die Identität der Person die überall gleich
lautende Form des Namens mit O anstatt OY. Noch entschie-
dener muss die Unterscheidung eines Panphaeos und Phan-
phaeos abgewiesen werden, indem, abgesehen von der Ueber-
einstimmung des Styls, die letztere Schreibart jetzt noch
zweimal und zwar einmal in Verbindung mit dem Aorist be-
kannt geworden ist. -- Nicht vollkommen sicher ist das Im-
perfectum auf Vasen des Andokides und Nikosthenes, indem
allerdings zugegeben werden muss, dass [fremdsprachliches Material - fehlt] , was bei
ihnen vorkömmt, sich als Abkürzung von [fremdsprachliches Material - fehlt] betrach-
ten lässt. Da es indessen eben so wohl das Imperfectum
bedeuten kann, so ist weiter zu bemerken, dass sich bei
beiden Künstlern dieselbe Vermischung der Stylarten zeigt,
wie bei Panphaeos. Alle diese Künstler haben also das mit

Betrachten wir daher die einzelnen Thatsachen. Für das
Imperfectum [fremdsprachliches Material – fehlt] bieten uns einzelne Vasen des Chelis, Du-
ris und Panphaeos (übrigens neben anderen mit dem Aorist)
sichere Beispiele. Bei Chelis findet es sich auf einer Vase
mit rothen Figuren: von demselben Künstler kennen wir aber
auch eine Trinkschale mit schwarzen Figuren im Innern und
rothen an der Aussenseite. Von Duris sind nur Vasen mit
rothen Figuren bekannt; aber gerade die mit dem Imper-
fectum unterscheidet sich durch ihren Styl, der alterthümli-
cher (d. h. archaisirend) als an allen übrigen ist. Auf den
Gefässen des Panphaeos wechselt wiederum der Styl in ver-
schiedenster Art, wir finden sowohl schwarze als rothe Fi-
guren und ausserdem beide auf einer Vase vereint. — Das
Gewicht dieser Thatsachen wird keineswegs erschüttert durch
die folgende Bemerkung Jahn’s (S. 110, n. 788): „Es ist
aber zu beachten, dass Duris in allen anderen Fällen [fremdsprachliches Material – fehlt]
mit R geschrieben hat, in diesem (d. h. beim Imperfectum)
mit P. Eben so ist der Name Panphaeos hier [fremdsprachliches Material – fehlt]
geschrieben, sonst stets mit [fremdsprachliches Material – fehlt] . Da beidemal mehrere Fälle, die
eine bestimmte Gewohnheit constatiren, einem einzelnen ge-
genüberstehen, so muss man wohl eher verschiedene Personen
annehmen.‟ Die Gefährlichkeit dieser Annahme ist durch zahl-
reiche Beispiele aus der Geschichte der Bildhauer hinlänglich
bekannt. Was aber Duris anlangt, so bemerke ich zuerst,
dass der Name noch in einem zweiten Beispiele (Mus. étr.
de Canino 1184) in dem Facsimile mit P gegeben ist; sodann
aber spricht für die Identität der Person die überall gleich
lautende Form des Namens mit O anstatt OY. Noch entschie-
dener muss die Unterscheidung eines Panphaeos und Phan-
phaeos abgewiesen werden, indem, abgesehen von der Ueber-
einstimmung des Styls, die letztere Schreibart jetzt noch
zweimal und zwar einmal in Verbindung mit dem Aorist be-
kannt geworden ist. — Nicht vollkommen sicher ist das Im-
perfectum auf Vasen des Andokides und Nikosthenes, indem
allerdings zugegeben werden muss, dass [fremdsprachliches Material – fehlt] , was bei
ihnen vorkömmt, sich als Abkürzung von [fremdsprachliches Material – fehlt] betrach-
ten lässt. Da es indessen eben so wohl das Imperfectum
bedeuten kann, so ist weiter zu bemerken, dass sich bei
beiden Künstlern dieselbe Vermischung der Stylarten zeigt,
wie bei Panphaeos. Alle diese Künstler haben also das mit

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[650/0667] Betrachten wir daher die einzelnen Thatsachen. Für das Imperfectum _ bieten uns einzelne Vasen des Chelis, Du- ris und Panphaeos (übrigens neben anderen mit dem Aorist) sichere Beispiele. Bei Chelis findet es sich auf einer Vase mit rothen Figuren: von demselben Künstler kennen wir aber auch eine Trinkschale mit schwarzen Figuren im Innern und rothen an der Aussenseite. Von Duris sind nur Vasen mit rothen Figuren bekannt; aber gerade die mit dem Imper- fectum unterscheidet sich durch ihren Styl, der alterthümli- cher (d. h. archaisirend) als an allen übrigen ist. Auf den Gefässen des Panphaeos wechselt wiederum der Styl in ver- schiedenster Art, wir finden sowohl schwarze als rothe Fi- guren und ausserdem beide auf einer Vase vereint. — Das Gewicht dieser Thatsachen wird keineswegs erschüttert durch die folgende Bemerkung Jahn’s (S. 110, n. 788): „Es ist aber zu beachten, dass Duris in allen anderen Fällen _ mit R geschrieben hat, in diesem (d. h. beim Imperfectum) mit P. Eben so ist der Name Panphaeos hier _ geschrieben, sonst stets mit _ . Da beidemal mehrere Fälle, die eine bestimmte Gewohnheit constatiren, einem einzelnen ge- genüberstehen, so muss man wohl eher verschiedene Personen annehmen.‟ Die Gefährlichkeit dieser Annahme ist durch zahl- reiche Beispiele aus der Geschichte der Bildhauer hinlänglich bekannt. Was aber Duris anlangt, so bemerke ich zuerst, dass der Name noch in einem zweiten Beispiele (Mus. étr. de Canino 1184) in dem Facsimile mit P gegeben ist; sodann aber spricht für die Identität der Person die überall gleich lautende Form des Namens mit O anstatt OY. Noch entschie- dener muss die Unterscheidung eines Panphaeos und Phan- phaeos abgewiesen werden, indem, abgesehen von der Ueber- einstimmung des Styls, die letztere Schreibart jetzt noch zweimal und zwar einmal in Verbindung mit dem Aorist be- kannt geworden ist. — Nicht vollkommen sicher ist das Im- perfectum auf Vasen des Andokides und Nikosthenes, indem allerdings zugegeben werden muss, dass _ , was bei ihnen vorkömmt, sich als Abkürzung von _ betrach- ten lässt. Da es indessen eben so wohl das Imperfectum bedeuten kann, so ist weiter zu bemerken, dass sich bei beiden Künstlern dieselbe Vermischung der Stylarten zeigt, wie bei Panphaeos. Alle diese Künstler haben also das mit

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/667>, abgerufen am 24.11.2024.