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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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II, 4, §. 12; Hierocles Hippiatr. p. 173; Tzetz. Chil. XII, 427
v. 560; andere machten nach Aelian nicht Mikon, sondern
Apelles diesen Vorwurf. -- Als einen Maler der alten Schule
führt den Mikon auch Varro an, zusammen mit zwei andern
unbekannten Malern, deren Namen sich wegen des Verderb-
nisses der handschriftlichen Lesart nicht mit voller Sicherheit
herstellen lassen: nach der Vulgata lauten sie Diores und
Arimna1).

In enger Beziehung zu der Künstlergruppe, deren Mittel-
punkt Polygnot bildete, scheint auch die Familie des Phidias
gestanden zu haben, wenn wir auch über seine eigene Thätig-
keit als Maler nur eine dunkle Kunde besitzen (vgl. Th. I,
S. 187). Aber während er bald die Malerei mit der Bild-
hauerei vertauschte, widmete sich ihr einer seiner Verwandten
ganz ausschliesslich:

Panaenos

wird von Strabo (VIII, p. 354 A) Vetter ([fremdsprachliches Material - fehlt]) des
Phidias genannt, und es ist wohl nur einem loseren Sprach-
gebrauche zuzuschreiben, wenn Pausanias (V, 11, 2) und
Plinius (35, 54 u. 57; 36, 177) ihn als Bruder bezeichnen.
Dass der sonst unbekannte Maler Pleistaenetos, welcher von
Plutarch (de glor. Ath. p. 346 B) gleichfalls als Bruder des
Phidias angeführt wird, wahrscheinlich mit Panaenos iden-
tisch ist, hat schon Müller (de Phid. p. 8) bemerkt. Pli-
nius (35, 54) nun setzt ihn in Ol. 83, was etwa auf die
mittlere Zeit seiner Thätigkeit bezogen werden muss. Denn
schon früher, in der kimonischen Periode, malte er mit Po-
lygnot (w. m. s.) und Mikon in der Poekile; später, nemlich
in der 86sten Olympiade, finden wir ihn als Gehülfen und
Genossen des Phidias am Zeus zu Olympia beschäftigt. Dort
malt er nicht nur die Schranken des Thrones (Paus. V, 11,
5--7; vgl. Th. I, S. 172); sondern besorgt überhaupt den
farbigen Schmuck des Bildes namentlich am Gewande;
und ausserdem sah man bei dem Heiligthume noch andere
vortreffliche Gemälde von seiner Hand: Strabo VIII, p. 354 A.
Es war gewiss zu derselben Zeit, dass er an der Athene auf
der Burg von Elis, welche Kolotes aus Gold und Elfenbein

1) de ling. lat. IX. 6, 12 ed. Müll. Pictores Apelles, Protogenes, sie
alii artifices non reprehendendi, quod consuetudinem Miconis, Dioris, Arimnae
etiam superiorum non sunt secuti.

II, 4, §. 12; Hierocles Hippiatr. p. 173; Tzetz. Chil. XII, 427
v. 560; andere machten nach Aelian nicht Mikon, sondern
Apelles diesen Vorwurf. — Als einen Maler der alten Schule
führt den Mikon auch Varro an, zusammen mit zwei andern
unbekannten Malern, deren Namen sich wegen des Verderb-
nisses der handschriftlichen Lesart nicht mit voller Sicherheit
herstellen lassen: nach der Vulgata lauten sie Diores und
Arimna1).

In enger Beziehung zu der Künstlergruppe, deren Mittel-
punkt Polygnot bildete, scheint auch die Familie des Phidias
gestanden zu haben, wenn wir auch über seine eigene Thätig-
keit als Maler nur eine dunkle Kunde besitzen (vgl. Th. I,
S. 187). Aber während er bald die Malerei mit der Bild-
hauerei vertauschte, widmete sich ihr einer seiner Verwandten
ganz ausschliesslich:

Panaenos

wird von Strabo (VIII, p. 354 A) Vetter ([fremdsprachliches Material – fehlt]) des
Phidias genannt, und es ist wohl nur einem loseren Sprach-
gebrauche zuzuschreiben, wenn Pausanias (V, 11, 2) und
Plinius (35, 54 u. 57; 36, 177) ihn als Bruder bezeichnen.
Dass der sonst unbekannte Maler Pleistaenetos, welcher von
Plutarch (de glor. Ath. p. 346 B) gleichfalls als Bruder des
Phidias angeführt wird, wahrscheinlich mit Panaenos iden-
tisch ist, hat schon Müller (de Phid. p. 8) bemerkt. Pli-
nius (35, 54) nun setzt ihn in Ol. 83, was etwa auf die
mittlere Zeit seiner Thätigkeit bezogen werden muss. Denn
schon früher, in der kimonischen Periode, malte er mit Po-
lygnot (w. m. s.) und Mikon in der Poekile; später, nemlich
in der 86sten Olympiade, finden wir ihn als Gehülfen und
Genossen des Phidias am Zeus zu Olympia beschäftigt. Dort
malt er nicht nur die Schranken des Thrones (Paus. V, 11,
5—7; vgl. Th. I, S. 172); sondern besorgt überhaupt den
farbigen Schmuck des Bildes namentlich am Gewande;
und ausserdem sah man bei dem Heiligthume noch andere
vortreffliche Gemälde von seiner Hand: Strabo VIII, p. 354 A.
Es war gewiss zu derselben Zeit, dass er an der Athene auf
der Burg von Elis, welche Kolotes aus Gold und Elfenbein

1) de ling. lat. IX. 6, 12 ed. Müll. Pictores Apelles, Protogenes, sie
alii artifices non reprehendendi, quod consuetudinem Miconis, Dioris, Arimnae
etiam superiorum non sunt secuti.
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[47/0064] II, 4, §. 12; Hierocles Hippiatr. p. 173; Tzetz. Chil. XII, 427 v. 560; andere machten nach Aelian nicht Mikon, sondern Apelles diesen Vorwurf. — Als einen Maler der alten Schule führt den Mikon auch Varro an, zusammen mit zwei andern unbekannten Malern, deren Namen sich wegen des Verderb- nisses der handschriftlichen Lesart nicht mit voller Sicherheit herstellen lassen: nach der Vulgata lauten sie Diores und Arimna 1). In enger Beziehung zu der Künstlergruppe, deren Mittel- punkt Polygnot bildete, scheint auch die Familie des Phidias gestanden zu haben, wenn wir auch über seine eigene Thätig- keit als Maler nur eine dunkle Kunde besitzen (vgl. Th. I, S. 187). Aber während er bald die Malerei mit der Bild- hauerei vertauschte, widmete sich ihr einer seiner Verwandten ganz ausschliesslich: Panaenos wird von Strabo (VIII, p. 354 A) Vetter (_ ) des Phidias genannt, und es ist wohl nur einem loseren Sprach- gebrauche zuzuschreiben, wenn Pausanias (V, 11, 2) und Plinius (35, 54 u. 57; 36, 177) ihn als Bruder bezeichnen. Dass der sonst unbekannte Maler Pleistaenetos, welcher von Plutarch (de glor. Ath. p. 346 B) gleichfalls als Bruder des Phidias angeführt wird, wahrscheinlich mit Panaenos iden- tisch ist, hat schon Müller (de Phid. p. 8) bemerkt. Pli- nius (35, 54) nun setzt ihn in Ol. 83, was etwa auf die mittlere Zeit seiner Thätigkeit bezogen werden muss. Denn schon früher, in der kimonischen Periode, malte er mit Po- lygnot (w. m. s.) und Mikon in der Poekile; später, nemlich in der 86sten Olympiade, finden wir ihn als Gehülfen und Genossen des Phidias am Zeus zu Olympia beschäftigt. Dort malt er nicht nur die Schranken des Thrones (Paus. V, 11, 5—7; vgl. Th. I, S. 172); sondern besorgt überhaupt den farbigen Schmuck des Bildes namentlich am Gewande; und ausserdem sah man bei dem Heiligthume noch andere vortreffliche Gemälde von seiner Hand: Strabo VIII, p. 354 A. Es war gewiss zu derselben Zeit, dass er an der Athene auf der Burg von Elis, welche Kolotes aus Gold und Elfenbein 1) de ling. lat. IX. 6, 12 ed. Müll. Pictores Apelles, Protogenes, sie alii artifices non reprehendendi, quod consuetudinem Miconis, Dioris, Arimnae etiam superiorum non sunt secuti.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/64>, abgerufen am 22.11.2024.