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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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fassung (und dies hat auch schon Stephani bemerkt) ist wirk-
lich vorhanden. Der Styl der Arbeit ist der freiere, aber
immer noch durch eine gewisse Schärfe charakterisirte der
Scarabäen; und diesem Styl entsprechend tragen auch die
Buchstaben einen ältern Charakter, so namentlich das M.
Weiter aber ist die Inschrift keineswegs übermässig klein,
sondern dem gegebenen Raume durchaus entsprechend, und
in dem mir vorliegenden Abdrucke vollkommen deutlich und
kräftig und weit besser lesbar als auf vielen anderen Gem-
men. Was ferner Stephani's Bemerkung betrifft, so konnte
auf diesem Steine die Inschrift im Abschnitte gar nicht an-
gebracht werden, weil ein solcher gar nicht vorhanden ist.
Wenn nun endlich Stephani meint, die Annahme, dass der
Name aus der Marmorinschrift eines Vascularius L. Maelius
L. 1. Thamyrus (Grut. 643, 4) entlehnt sei, werde unterstützt
durch die Seltenheit des Namens, so wie dadurch, dass schon
Stosch beide Personen zu identificiren gesucht, so kann die
noch durch nichts bewiesene Annahme einer Fälschung durch
die ebenso gewagte Vermuthung über die Quelle ihrer Ent-
stehung keineswegs an Glaubwürdigkeit gewinnen. Es
bleibt also nur noch die Frage übrig, ob wir wirklich den
Namen eines Steinschneiders vor uns haben. Tölken (Send-
schreiben S. 56) denkt an "den Besitzer, der damit siegelte,
vielleicht mit schalkhafter Hindeutung auf die Zeit böser Kai-
ser, wo die Hüterin der Geheimnisse sich bedenklich hinter
dem Ohre kratzen muss." Das Letztere scheint mehr ein
Scherz, als ein ernsthafter Erklärungsversuch. Dagegen
weicht der oben angedeutete Charakter der Schrift von dem
der anderen sicheren Künstlerinschriften nicht unwesentlich
ab und ebensowenig verräth sich in der, wenn auch guten
Arbeit eine bestimmte künstlerische Individualität, dass wir
von vorn herein nicht erwarten dürfen, ihr den Namen eines
Künstlers beigefügt zu sehen.

Ueber einen zweiten Stein mit dem Namen des Thamy-
ras handelt Stephani (Angebl. Steinschn. S. 220) sehr ausführ-
lich. Es ist ein Camee der Beverley'schen Sammlung, mit
dem Bilde eines sitzenden Kindes und der vertieft geschnit-
tenen Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt]: Cades II, O, 6. Die Darstel-
lung ist nach Clarac p. 215 dieselbe, wie bei Caylus rec. I,
pl. 45, 2; Eckhel p. gr. t. 30. Ueber das Alter der Arbeit

fassung (und dies hat auch schon Stephani bemerkt) ist wirk-
lich vorhanden. Der Styl der Arbeit ist der freiere, aber
immer noch durch eine gewisse Schärfe charakterisirte der
Scarabäen; und diesem Styl entsprechend tragen auch die
Buchstaben einen ältern Charakter, so namentlich das M.
Weiter aber ist die Inschrift keineswegs übermässig klein,
sondern dem gegebenen Raume durchaus entsprechend, und
in dem mir vorliegenden Abdrucke vollkommen deutlich und
kräftig und weit besser lesbar als auf vielen anderen Gem-
men. Was ferner Stephani’s Bemerkung betrifft, so konnte
auf diesem Steine die Inschrift im Abschnitte gar nicht an-
gebracht werden, weil ein solcher gar nicht vorhanden ist.
Wenn nun endlich Stephani meint, die Annahme, dass der
Name aus der Marmorinschrift eines Vascularius L. Maelius
L. 1. Thamyrus (Grut. 643, 4) entlehnt sei, werde unterstützt
durch die Seltenheit des Namens, so wie dadurch, dass schon
Stosch beide Personen zu identificiren gesucht, so kann die
noch durch nichts bewiesene Annahme einer Fälschung durch
die ebenso gewagte Vermuthung über die Quelle ihrer Ent-
stehung keineswegs an Glaubwürdigkeit gewinnen. Es
bleibt also nur noch die Frage übrig, ob wir wirklich den
Namen eines Steinschneiders vor uns haben. Tölken (Send-
schreiben S. 56) denkt an „den Besitzer, der damit siegelte,
vielleicht mit schalkhafter Hindeutung auf die Zeit böser Kai-
ser, wo die Hüterin der Geheimnisse sich bedenklich hinter
dem Ohre kratzen muss.‟ Das Letztere scheint mehr ein
Scherz, als ein ernsthafter Erklärungsversuch. Dagegen
weicht der oben angedeutete Charakter der Schrift von dem
der anderen sicheren Künstlerinschriften nicht unwesentlich
ab und ebensowenig verräth sich in der, wenn auch guten
Arbeit eine bestimmte künstlerische Individualität, dass wir
von vorn herein nicht erwarten dürfen, ihr den Namen eines
Künstlers beigefügt zu sehen.

Ueber einen zweiten Stein mit dem Namen des Thamy-
ras handelt Stephani (Angebl. Steinschn. S. 220) sehr ausführ-
lich. Es ist ein Camee der Beverley’schen Sammlung, mit
dem Bilde eines sitzenden Kindes und der vertieft geschnit-
tenen Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt]: Cades II, O, 6. Die Darstel-
lung ist nach Clarac p. 215 dieselbe, wie bei Caylus rec. I,
pl. 45, 2; Eckhel p. gr. t. 30. Ueber das Alter der Arbeit

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[590/0607] fassung (und dies hat auch schon Stephani bemerkt) ist wirk- lich vorhanden. Der Styl der Arbeit ist der freiere, aber immer noch durch eine gewisse Schärfe charakterisirte der Scarabäen; und diesem Styl entsprechend tragen auch die Buchstaben einen ältern Charakter, so namentlich das M. Weiter aber ist die Inschrift keineswegs übermässig klein, sondern dem gegebenen Raume durchaus entsprechend, und in dem mir vorliegenden Abdrucke vollkommen deutlich und kräftig und weit besser lesbar als auf vielen anderen Gem- men. Was ferner Stephani’s Bemerkung betrifft, so konnte auf diesem Steine die Inschrift im Abschnitte gar nicht an- gebracht werden, weil ein solcher gar nicht vorhanden ist. Wenn nun endlich Stephani meint, die Annahme, dass der Name aus der Marmorinschrift eines Vascularius L. Maelius L. 1. Thamyrus (Grut. 643, 4) entlehnt sei, werde unterstützt durch die Seltenheit des Namens, so wie dadurch, dass schon Stosch beide Personen zu identificiren gesucht, so kann die noch durch nichts bewiesene Annahme einer Fälschung durch die ebenso gewagte Vermuthung über die Quelle ihrer Ent- stehung keineswegs an Glaubwürdigkeit gewinnen. Es bleibt also nur noch die Frage übrig, ob wir wirklich den Namen eines Steinschneiders vor uns haben. Tölken (Send- schreiben S. 56) denkt an „den Besitzer, der damit siegelte, vielleicht mit schalkhafter Hindeutung auf die Zeit böser Kai- ser, wo die Hüterin der Geheimnisse sich bedenklich hinter dem Ohre kratzen muss.‟ Das Letztere scheint mehr ein Scherz, als ein ernsthafter Erklärungsversuch. Dagegen weicht der oben angedeutete Charakter der Schrift von dem der anderen sicheren Künstlerinschriften nicht unwesentlich ab und ebensowenig verräth sich in der, wenn auch guten Arbeit eine bestimmte künstlerische Individualität, dass wir von vorn herein nicht erwarten dürfen, ihr den Namen eines Künstlers beigefügt zu sehen. Ueber einen zweiten Stein mit dem Namen des Thamy- ras handelt Stephani (Angebl. Steinschn. S. 220) sehr ausführ- lich. Es ist ein Camee der Beverley’schen Sammlung, mit dem Bilde eines sitzenden Kindes und der vertieft geschnit- tenen Inschrift _ : Cades II, O, 6. Die Darstel- lung ist nach Clarac p. 215 dieselbe, wie bei Caylus rec. I, pl. 45, 2; Eckhel p. gr. t. 30. Ueber das Alter der Arbeit

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/607>, abgerufen am 24.11.2024.