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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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für die übrigen Bedenken später noch eine günstigere Lö-
sung finden liesse.

Eine Copie der Meduse aus der Hemsterhuis'schen Samm-
lung, jetzt im Haag (de Jonge Notice p. 160 n. 3) hat Natter
selbst als sein Werk bezeichnet, indem er über die Inschrift
[fremdsprachliches Material - fehlt] ein N setzte: Clarac p. 205; Creuzer zur Gem-
menkunde S. 141.

Ein Sardonyx des Lord Aldborough mit dem Kopfe des
Iunius Brutus und der Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt], Raspe 10662, giebt
sich schon durch die Wiederholung der Fehler im Namen als
Fälschung zu erkennen.

Sostratos.

Die Aufzählung der verschiedenen Steine mit dem Namen
des Sostratos beginne ich mit einem Camee, der einst im
Besitze des Lorenzo Medici mit der farnesischen Sammlung
nach Neapel gekommen ist. Dargestellt ist auf demselben
Nike (oder Eos), die Rosse des Zweigespannes von ihrem
Wagen aus lenkend, der nicht auf der Erde, sondern in den
Lüften einherfährt. Im obern Raume liest man [fremdsprachliches Material - fehlt]
([fremdsprachliches Material - fehlt] fast wie [fremdsprachliches Material - fehlt], P fast wie [fremdsprachliches Material - fehlt]), während die Inschrift LAVR.
MED zwischen den Füssen der Rosse angebracht ist: Winck.
Descr. II, 1087; Lippert I, 689; Raspe 7774; Cades II, N, 37.
An dem Alter dieses schönen Bildes zweifelt weder Köhler
(S. 191) noch Stephani (S. 352 und: Angebl. Steinschneider
S. 233). Dagegen soll die Inschrift moderner Zusatz sein;
und zwar bemerkt ersterer nur allgemein: sie besitze nichts,
was für ihre Echtheit einen Beweis liefern könnte, sie sei
vielmehr ganz den übrigen verfälschten ähnlich. Wenn dies
Stephani dahin erläutert, dass "die äusserst kleinen Buch-
staben aus ganz dünnen und leicht geritzten Linien mit Ku-
geln an den Enden bestehen, ganz den gefälschten Inschrif-
ten des achtzehnten Jahrhunderts entsprechend, so sind dies
dieselben Kriterien, auf welche hin mehrfach auch echte In-
schriften von Stephani angefochten werden. Auch der wei-
tere Grund, dass die Buchstaben vertieft geschnitten sind,
giebt keine Entscheidung. Endlich soll die Stellung der In-
schrift über den Pferden lehren, dass sie ein späterer Zusatz
ist; ja sie soll "wahrscheinlich noch später hinzugefügt sein,
als der Name des Lorenzo de' Medici, da sie sonst gewiss
dort angebracht sein würde, wo wir diesen finden." Materiell

für die übrigen Bedenken später noch eine günstigere Lö-
sung finden liesse.

Eine Copie der Meduse aus der Hemsterhuis’schen Samm-
lung, jetzt im Haag (de Jonge Notice p. 160 n. 3) hat Natter
selbst als sein Werk bezeichnet, indem er über die Inschrift
[fremdsprachliches Material – fehlt] ein N setzte: Clarac p. 205; Creuzer zur Gem-
menkunde S. 141.

Ein Sardonyx des Lord Aldborough mit dem Kopfe des
Iunius Brutus und der Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt], Raspe 10662, giebt
sich schon durch die Wiederholung der Fehler im Namen als
Fälschung zu erkennen.

Sostratos.

Die Aufzählung der verschiedenen Steine mit dem Namen
des Sostratos beginne ich mit einem Camee, der einst im
Besitze des Lorenzo Medici mit der farnesischen Sammlung
nach Neapel gekommen ist. Dargestellt ist auf demselben
Nike (oder Eos), die Rosse des Zweigespannes von ihrem
Wagen aus lenkend, der nicht auf der Erde, sondern in den
Lüften einherfährt. Im obern Raume liest man [fremdsprachliches Material – fehlt]
([fremdsprachliches Material – fehlt] fast wie [fremdsprachliches Material – fehlt], P fast wie [fremdsprachliches Material – fehlt]), während die Inschrift LAVR.
MED zwischen den Füssen der Rosse angebracht ist: Winck.
Descr. II, 1087; Lippert I, 689; Raspe 7774; Cades II, N, 37.
An dem Alter dieses schönen Bildes zweifelt weder Köhler
(S. 191) noch Stephani (S. 352 und: Angebl. Steinschneider
S. 233). Dagegen soll die Inschrift moderner Zusatz sein;
und zwar bemerkt ersterer nur allgemein: sie besitze nichts,
was für ihre Echtheit einen Beweis liefern könnte, sie sei
vielmehr ganz den übrigen verfälschten ähnlich. Wenn dies
Stephani dahin erläutert, dass „die äusserst kleinen Buch-
staben aus ganz dünnen und leicht geritzten Linien mit Ku-
geln an den Enden bestehen, ganz den gefälschten Inschrif-
ten des achtzehnten Jahrhunderts entsprechend, so sind dies
dieselben Kriterien, auf welche hin mehrfach auch echte In-
schriften von Stephani angefochten werden. Auch der wei-
tere Grund, dass die Buchstaben vertieft geschnitten sind,
giebt keine Entscheidung. Endlich soll die Stellung der In-
schrift über den Pferden lehren, dass sie ein späterer Zusatz
ist; ja sie soll „wahrscheinlich noch später hinzugefügt sein,
als der Name des Lorenzo de’ Medici, da sie sonst gewiss
dort angebracht sein würde, wo wir diesen finden.‟ Materiell

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[584/0601] für die übrigen Bedenken später noch eine günstigere Lö- sung finden liesse. Eine Copie der Meduse aus der Hemsterhuis’schen Samm- lung, jetzt im Haag (de Jonge Notice p. 160 n. 3) hat Natter selbst als sein Werk bezeichnet, indem er über die Inschrift _ ein N setzte: Clarac p. 205; Creuzer zur Gem- menkunde S. 141. Ein Sardonyx des Lord Aldborough mit dem Kopfe des Iunius Brutus und der Inschrift _ , Raspe 10662, giebt sich schon durch die Wiederholung der Fehler im Namen als Fälschung zu erkennen. Sostratos. Die Aufzählung der verschiedenen Steine mit dem Namen des Sostratos beginne ich mit einem Camee, der einst im Besitze des Lorenzo Medici mit der farnesischen Sammlung nach Neapel gekommen ist. Dargestellt ist auf demselben Nike (oder Eos), die Rosse des Zweigespannes von ihrem Wagen aus lenkend, der nicht auf der Erde, sondern in den Lüften einherfährt. Im obern Raume liest man _ (_ fast wie _ , P fast wie _ ), während die Inschrift LAVR. MED zwischen den Füssen der Rosse angebracht ist: Winck. Descr. II, 1087; Lippert I, 689; Raspe 7774; Cades II, N, 37. An dem Alter dieses schönen Bildes zweifelt weder Köhler (S. 191) noch Stephani (S. 352 und: Angebl. Steinschneider S. 233). Dagegen soll die Inschrift moderner Zusatz sein; und zwar bemerkt ersterer nur allgemein: sie besitze nichts, was für ihre Echtheit einen Beweis liefern könnte, sie sei vielmehr ganz den übrigen verfälschten ähnlich. Wenn dies Stephani dahin erläutert, dass „die äusserst kleinen Buch- staben aus ganz dünnen und leicht geritzten Linien mit Ku- geln an den Enden bestehen, ganz den gefälschten Inschrif- ten des achtzehnten Jahrhunderts entsprechend, so sind dies dieselben Kriterien, auf welche hin mehrfach auch echte In- schriften von Stephani angefochten werden. Auch der wei- tere Grund, dass die Buchstaben vertieft geschnitten sind, giebt keine Entscheidung. Endlich soll die Stellung der In- schrift über den Pferden lehren, dass sie ein späterer Zusatz ist; ja sie soll „wahrscheinlich noch später hinzugefügt sein, als der Name des Lorenzo de’ Medici, da sie sonst gewiss dort angebracht sein würde, wo wir diesen finden.‟ Materiell

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/601>, abgerufen am 24.11.2024.