Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

Bild:
<< vorherige Seite

Auf einem Stein, dessen Besitzer unbekannt ist, sieht
man Diomedes, der das Palladium entführt, ganz in derselben
Weise, wie auf anderen Gemmen, z. B. einer mit dem Namen
des Dioskurides, dargestellt; im untern Abschnitt steht die
Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt]: Bracci I, t. 50; Winck. Descr. III, 318;
Lippert II, 187; Raspe 9399; Cades III, E, 281. Bracci, dem
das häufige Vorkommen dieses Gegenstandes und die Ueberein-
stimmung dieser Gemme mit der des Dioskurides einigen
Verdacht einflösste, erklärt sie doch namentlich auf das Zeug-
niss J. Pichler's hin für alt. Trotzdem halte ich Köhler's
Zweifel an der Echtheit (S. 168) für gerechtfertigt, indem
sich in den Formen des Körpers bei einer Vergleichung mit
dem von Köhler freilich ebenfalls verurtheilten Steine des
Dioskurides eine gewisse Weichlichkeit zeigt, die in Verbin-
dung mit dem, für einen Diomedes namentlich, nichtssagen-
den Ausdrucke des Kopfes, von dem Charakter antiker Ar-
beiten weit entfernt scheint.

Die Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt] (so) hinter einem nackten Jüng-
ling mit dem Schabeisen auf einem kleinen Carneol der
Rendorp'schen Sammlung, einer sehr mittelmässigen Arbeit,
wird von Bracci (I, t. 52, p. 265; II, p. 25; vgl. Lippert II,
920) in Uebereinstimmung mit J. Pichler für einen Zusatz
von neuer Hand erklärt; Köhler S. 97 zweifelt auch an dem
Alter der übrigen Arbeit.

Aus dem Mead'schen Museum erwähnt Bracci (p. 269)
eine Minerva mit dem Pegasus auf dem Helme, an welcher
er, allerdings ohne die Gemme oder einen Abdruck gesehen
zu haben, die Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt] wegen der Form des [fremdsprachliches Material - fehlt] für
modern hält. Nach Raspe 9699, der den Kopf Alexander
nennt, hat die Inschrift zwar das runde C, allein auch er be-
zeichnet die Arbeit als neu, wahrscheinlich ein Werk des
Constanzi.

Ein Chalcedon mit dem Kopf des Herakles und der In-
schrift [fremdsprachliches Material - fehlt] (Raspe 5439; Lippert I, 527) ist wahrschein-
lich die von Natter (Methode, pref. p. XXX) erwähnte
Copie der Strozzi'schen Gemme von Constanzi (vgl. Verz.
d. Dresdener Sammlung Nr. 289).

Auf einem Stein der de la Turbie'schen Sammlung ist
das Brustbild einer Muse dargestellt, vor ihr auf einer Säule
eine tragische Maske, hinter ihr ein Thyrsus und die Inschrift:

Auf einem Stein, dessen Besitzer unbekannt ist, sieht
man Diomedes, der das Palladium entführt, ganz in derselben
Weise, wie auf anderen Gemmen, z. B. einer mit dem Namen
des Dioskurides, dargestellt; im untern Abschnitt steht die
Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt]: Bracci I, t. 50; Winck. Descr. III, 318;
Lippert II, 187; Raspe 9399; Cades III, E, 281. Bracci, dem
das häufige Vorkommen dieses Gegenstandes und die Ueberein-
stimmung dieser Gemme mit der des Dioskurides einigen
Verdacht einflösste, erklärt sie doch namentlich auf das Zeug-
niss J. Pichler’s hin für alt. Trotzdem halte ich Köhler’s
Zweifel an der Echtheit (S. 168) für gerechtfertigt, indem
sich in den Formen des Körpers bei einer Vergleichung mit
dem von Köhler freilich ebenfalls verurtheilten Steine des
Dioskurides eine gewisse Weichlichkeit zeigt, die in Verbin-
dung mit dem, für einen Diomedes namentlich, nichtssagen-
den Ausdrucke des Kopfes, von dem Charakter antiker Ar-
beiten weit entfernt scheint.

Die Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt] (so) hinter einem nackten Jüng-
ling mit dem Schabeisen auf einem kleinen Carneol der
Rendorp’schen Sammlung, einer sehr mittelmässigen Arbeit,
wird von Bracci (I, t. 52, p. 265; II, p. 25; vgl. Lippert II,
920) in Uebereinstimmung mit J. Pichler für einen Zusatz
von neuer Hand erklärt; Köhler S. 97 zweifelt auch an dem
Alter der übrigen Arbeit.

Aus dem Mead’schen Museum erwähnt Bracci (p. 269)
eine Minerva mit dem Pegasus auf dem Helme, an welcher
er, allerdings ohne die Gemme oder einen Abdruck gesehen
zu haben, die Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt] wegen der Form des [fremdsprachliches Material – fehlt] für
modern hält. Nach Raspe 9699, der den Kopf Alexander
nennt, hat die Inschrift zwar das runde C, allein auch er be-
zeichnet die Arbeit als neu, wahrscheinlich ein Werk des
Constanzi.

Ein Chalcedon mit dem Kopf des Herakles und der In-
schrift [fremdsprachliches Material – fehlt] (Raspe 5439; Lippert I, 527) ist wahrschein-
lich die von Natter (Méthode, préf. p. XXX) erwähnte
Copie der Strozzi’schen Gemme von Constanzi (vgl. Verz.
d. Dresdener Sammlung Nr. 289).

Auf einem Stein der de la Turbie’schen Sammlung ist
das Brustbild einer Muse dargestellt, vor ihr auf einer Säule
eine tragische Maske, hinter ihr ein Thyrsus und die Inschrift:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0582" n="565"/>
              <p>Auf einem Stein, dessen Besitzer unbekannt ist, sieht<lb/>
man Diomedes, der das Palladium entführt, ganz in derselben<lb/>
Weise, wie auf anderen Gemmen, z. B. einer mit dem Namen<lb/>
des Dioskurides, dargestellt; im untern Abschnitt steht die<lb/>
Inschrift <foreign xml:lang="gre"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign>: Bracci I, t. 50; Winck. Descr. III, 318;<lb/>
Lippert II, 187; Raspe 9399; Cades III, E, 281. Bracci, dem<lb/>
das häufige Vorkommen dieses Gegenstandes und die Ueberein-<lb/>
stimmung dieser Gemme mit der des Dioskurides einigen<lb/>
Verdacht einflösste, erklärt sie doch namentlich auf das Zeug-<lb/>
niss J. Pichler&#x2019;s hin für alt. Trotzdem halte ich Köhler&#x2019;s<lb/>
Zweifel an der Echtheit (S. 168) für gerechtfertigt, indem<lb/>
sich in den Formen des Körpers bei einer Vergleichung mit<lb/>
dem von Köhler freilich ebenfalls verurtheilten Steine des<lb/>
Dioskurides eine gewisse Weichlichkeit zeigt, die in Verbin-<lb/>
dung mit dem, für einen Diomedes namentlich, nichtssagen-<lb/>
den Ausdrucke des Kopfes, von dem Charakter antiker Ar-<lb/>
beiten weit entfernt scheint.</p><lb/>
              <p>Die Inschrift <foreign xml:lang="gre"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign> (so) hinter einem nackten Jüng-<lb/>
ling mit dem Schabeisen auf einem kleinen Carneol der<lb/>
Rendorp&#x2019;schen Sammlung, einer sehr mittelmässigen Arbeit,<lb/>
wird von Bracci (I, t. 52, p. 265; II, p. 25; vgl. Lippert II,<lb/>
920) in Uebereinstimmung mit J. Pichler für einen Zusatz<lb/>
von neuer Hand erklärt; Köhler S. 97 zweifelt auch an dem<lb/>
Alter der übrigen Arbeit.</p><lb/>
              <p>Aus dem Mead&#x2019;schen Museum erwähnt Bracci (p. 269)<lb/>
eine Minerva mit dem Pegasus auf dem Helme, an welcher<lb/>
er, allerdings ohne die Gemme oder einen Abdruck gesehen<lb/>
zu haben, die Inschrift <foreign xml:lang="gre"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign> wegen der Form des <foreign xml:lang="gre"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign> für<lb/>
modern hält. Nach Raspe 9699, der den Kopf Alexander<lb/>
nennt, hat die Inschrift zwar das runde <hi rendition="#i">C</hi>, allein auch er be-<lb/>
zeichnet die Arbeit als neu, wahrscheinlich ein Werk des<lb/>
Constanzi.</p><lb/>
              <p>Ein Chalcedon mit dem Kopf des Herakles und der In-<lb/>
schrift <foreign xml:lang="gre"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign> (Raspe 5439; Lippert I, 527) ist wahrschein-<lb/>
lich die von Natter (Méthode, préf. p. XXX) erwähnte<lb/>
Copie der Strozzi&#x2019;schen Gemme von Constanzi (vgl. Verz.<lb/>
d. Dresdener Sammlung Nr. 289).</p><lb/>
              <p>Auf einem Stein der de la Turbie&#x2019;schen Sammlung ist<lb/>
das Brustbild einer Muse dargestellt, vor ihr auf einer Säule<lb/>
eine tragische Maske, hinter ihr ein Thyrsus und die Inschrift:<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[565/0582] Auf einem Stein, dessen Besitzer unbekannt ist, sieht man Diomedes, der das Palladium entführt, ganz in derselben Weise, wie auf anderen Gemmen, z. B. einer mit dem Namen des Dioskurides, dargestellt; im untern Abschnitt steht die Inschrift _ : Bracci I, t. 50; Winck. Descr. III, 318; Lippert II, 187; Raspe 9399; Cades III, E, 281. Bracci, dem das häufige Vorkommen dieses Gegenstandes und die Ueberein- stimmung dieser Gemme mit der des Dioskurides einigen Verdacht einflösste, erklärt sie doch namentlich auf das Zeug- niss J. Pichler’s hin für alt. Trotzdem halte ich Köhler’s Zweifel an der Echtheit (S. 168) für gerechtfertigt, indem sich in den Formen des Körpers bei einer Vergleichung mit dem von Köhler freilich ebenfalls verurtheilten Steine des Dioskurides eine gewisse Weichlichkeit zeigt, die in Verbin- dung mit dem, für einen Diomedes namentlich, nichtssagen- den Ausdrucke des Kopfes, von dem Charakter antiker Ar- beiten weit entfernt scheint. Die Inschrift _ (so) hinter einem nackten Jüng- ling mit dem Schabeisen auf einem kleinen Carneol der Rendorp’schen Sammlung, einer sehr mittelmässigen Arbeit, wird von Bracci (I, t. 52, p. 265; II, p. 25; vgl. Lippert II, 920) in Uebereinstimmung mit J. Pichler für einen Zusatz von neuer Hand erklärt; Köhler S. 97 zweifelt auch an dem Alter der übrigen Arbeit. Aus dem Mead’schen Museum erwähnt Bracci (p. 269) eine Minerva mit dem Pegasus auf dem Helme, an welcher er, allerdings ohne die Gemme oder einen Abdruck gesehen zu haben, die Inschrift _ wegen der Form des _ für modern hält. Nach Raspe 9699, der den Kopf Alexander nennt, hat die Inschrift zwar das runde C, allein auch er be- zeichnet die Arbeit als neu, wahrscheinlich ein Werk des Constanzi. Ein Chalcedon mit dem Kopf des Herakles und der In- schrift _ (Raspe 5439; Lippert I, 527) ist wahrschein- lich die von Natter (Méthode, préf. p. XXX) erwähnte Copie der Strozzi’schen Gemme von Constanzi (vgl. Verz. d. Dresdener Sammlung Nr. 289). Auf einem Stein der de la Turbie’schen Sammlung ist das Brustbild einer Muse dargestellt, vor ihr auf einer Säule eine tragische Maske, hinter ihr ein Thyrsus und die Inschrift:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/582
Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/582>, abgerufen am 25.06.2024.