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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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ner Stein mit der Inschrift KOIMOY wahrscheinlich von Nat-
ter's Hand ist) eher ein Werk Natter's als eines alten Künst-
lers, worüber der Anblick des Steines allein entscheiden
könnte." Köhler vergass also in seiner Leidenschaft der
Verdächtigung, dass Natter erst gegen 1732 nach Florenz
kam und erst von da an im Styl der antiken Steinschneider
zu arbeiten anfing (Gori Dact. Smith. II, p. 279; Natter Me-
thode, preface p. XXXIII), während er selbst den Stein aus
dem schon 1724 erschienenen Werke von Stosch citirt. Gründ-
licher verfährt Stephani; aber seine Argumentation ist darum
nicht überzeugender: "Dieser Stein ist wahrscheinlich eine
moderne Copie der von Maffei erwähnten Statue, mit wel-
cher die Composition nach seiner Versicherung vollkommen
übereinstimmen soll. Diesen Verdacht erweckt schon die
ungemeine Kleinheit des Maassstabes (?), während von an-
tiker Freiheit und Energie das sauber und elegant gearbeitete
Bildchen keine Spur zeigt. Die mit Kugeln versehenen Buch-
staben sind allerdings etwas tiefer eingeschnitten, als ge-
wöhnlich die modernen, entsprechen diesen aber durch die
äusserst dünnen und schmalen Linien, aus denen sie bestehen."
Das Letztere wird durch den Abdruck, den ich vor mir habe,
keineswegs bestätigt; und was den Styl des Bildes anlangt,
so vermag ich etwas Unantikes wenigstens in demselben nicht
zu finden, und der Charakter der Sauberkeit und Eleganz
scheint mir gerade durch die Kleinheit des Maassstabes be-
dingt und gerechtfertigt. Endlich bliebe aber noch die Frage
zu erledigen, wie ein moderner Fälscher auf den ungewöhn-
lichen Namen Koinos verfallen konnte. Stephani antwortet
durch die Hinweisung auf den gleichnamigen Maler bei Pli-
nius 35, 139: Coenus (pinxit) stemmata. "Allein es ist nicht
unmöglich, dass der Name selbst aus dieser Quelle nur auf
indirectem Wege horvorging, indem der Künstler, welcher
den Stein des Grafen Caimo schnitt, vielmehr aus den Pa-
pieren des Pirro Ligorio schöpfte. Aus diesen nämlich sehen
wir im Jahre 1731 eine Inschrift hervorgehen, welche an-
fängt: C. Coilius C. lib. Ismenias Kaelator ... (Gudius p. 213,
9); und der Steinschneider oder sein gelehrter Gehülfe las
dort vielleicht mit Recht oder Unrecht, nicht Coilius, sondern
COINVS." Man muss bedauern, dass so viel Scharfsinn
nicht auf eine bessere Sache verwendet worden ist: denn

ner Stein mit der Inschrift KOIMOY wahrscheinlich von Nat-
ter’s Hand ist) eher ein Werk Natter’s als eines alten Künst-
lers, worüber der Anblick des Steines allein entscheiden
könnte.‟ Köhler vergass also in seiner Leidenschaft der
Verdächtigung, dass Natter erst gegen 1732 nach Florenz
kam und erst von da an im Styl der antiken Steinschneider
zu arbeiten anfing (Gori Dact. Smith. II, p. 279; Natter Mé-
thode, préface p. XXXIII), während er selbst den Stein aus
dem schon 1724 erschienenen Werke von Stosch citirt. Gründ-
licher verfährt Stephani; aber seine Argumentation ist darum
nicht überzeugender: „Dieser Stein ist wahrscheinlich eine
moderne Copie der von Maffei erwähnten Statue, mit wel-
cher die Composition nach seiner Versicherung vollkommen
übereinstimmen soll. Diesen Verdacht erweckt schon die
ungemeine Kleinheit des Maassstabes (?), während von an-
tiker Freiheit und Energie das sauber und elegant gearbeitete
Bildchen keine Spur zeigt. Die mit Kugeln versehenen Buch-
staben sind allerdings etwas tiefer eingeschnitten, als ge-
wöhnlich die modernen, entsprechen diesen aber durch die
äusserst dünnen und schmalen Linien, aus denen sie bestehen.‟
Das Letztere wird durch den Abdruck, den ich vor mir habe,
keineswegs bestätigt; und was den Styl des Bildes anlangt,
so vermag ich etwas Unantikes wenigstens in demselben nicht
zu finden, und der Charakter der Sauberkeit und Eleganz
scheint mir gerade durch die Kleinheit des Maassstabes be-
dingt und gerechtfertigt. Endlich bliebe aber noch die Frage
zu erledigen, wie ein moderner Fälscher auf den ungewöhn-
lichen Namen Koinos verfallen konnte. Stephani antwortet
durch die Hinweisung auf den gleichnamigen Maler bei Pli-
nius 35, 139: Coenus (pinxit) stemmata. „Allein es ist nicht
unmöglich, dass der Name selbst aus dieser Quelle nur auf
indirectem Wege horvorging, indem der Künstler, welcher
den Stein des Grafen Caimo schnitt, vielmehr aus den Pa-
pieren des Pirro Ligorio schöpfte. Aus diesen nämlich sehen
wir im Jahre 1731 eine Inschrift hervorgehen, welche an-
fängt: C. Coilius C. lib. Ismenias Kaelator … (Gudius p. 213,
9); und der Steinschneider oder sein gelehrter Gehülfe las
dort vielleicht mit Recht oder Unrecht, nicht Coilius, sondern
COINVS.‟ Man muss bedauern, dass so viel Scharfsinn
nicht auf eine bessere Sache verwendet worden ist: denn

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[514/0531] ner Stein mit der Inschrift KOIMOY wahrscheinlich von Nat- ter’s Hand ist) eher ein Werk Natter’s als eines alten Künst- lers, worüber der Anblick des Steines allein entscheiden könnte.‟ Köhler vergass also in seiner Leidenschaft der Verdächtigung, dass Natter erst gegen 1732 nach Florenz kam und erst von da an im Styl der antiken Steinschneider zu arbeiten anfing (Gori Dact. Smith. II, p. 279; Natter Mé- thode, préface p. XXXIII), während er selbst den Stein aus dem schon 1724 erschienenen Werke von Stosch citirt. Gründ- licher verfährt Stephani; aber seine Argumentation ist darum nicht überzeugender: „Dieser Stein ist wahrscheinlich eine moderne Copie der von Maffei erwähnten Statue, mit wel- cher die Composition nach seiner Versicherung vollkommen übereinstimmen soll. Diesen Verdacht erweckt schon die ungemeine Kleinheit des Maassstabes (?), während von an- tiker Freiheit und Energie das sauber und elegant gearbeitete Bildchen keine Spur zeigt. Die mit Kugeln versehenen Buch- staben sind allerdings etwas tiefer eingeschnitten, als ge- wöhnlich die modernen, entsprechen diesen aber durch die äusserst dünnen und schmalen Linien, aus denen sie bestehen.‟ Das Letztere wird durch den Abdruck, den ich vor mir habe, keineswegs bestätigt; und was den Styl des Bildes anlangt, so vermag ich etwas Unantikes wenigstens in demselben nicht zu finden, und der Charakter der Sauberkeit und Eleganz scheint mir gerade durch die Kleinheit des Maassstabes be- dingt und gerechtfertigt. Endlich bliebe aber noch die Frage zu erledigen, wie ein moderner Fälscher auf den ungewöhn- lichen Namen Koinos verfallen konnte. Stephani antwortet durch die Hinweisung auf den gleichnamigen Maler bei Pli- nius 35, 139: Coenus (pinxit) stemmata. „Allein es ist nicht unmöglich, dass der Name selbst aus dieser Quelle nur auf indirectem Wege horvorging, indem der Künstler, welcher den Stein des Grafen Caimo schnitt, vielmehr aus den Pa- pieren des Pirro Ligorio schöpfte. Aus diesen nämlich sehen wir im Jahre 1731 eine Inschrift hervorgehen, welche an- fängt: C. Coilius C. lib. Ismenias Kaelator … (Gudius p. 213, 9); und der Steinschneider oder sein gelehrter Gehülfe las dort vielleicht mit Recht oder Unrecht, nicht Coilius, sondern COINVS.‟ Man muss bedauern, dass so viel Scharfsinn nicht auf eine bessere Sache verwendet worden ist: denn

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/531>, abgerufen am 28.11.2024.