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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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Note Duboi's bei Clarac p. 97 scheint sich nicht auf densel-
ben, sondern auf einen ähnlichen Stein zu beziehen. Dem
Cartularium der Kirche von Figeac (in der pariser Bibliothek)
zufolge schenkte nämlich das Capitel derselben an Colbert
unter andern Dingen einen Carneol in der Grösse eines 30
Sousstückes, auf dem ein strahlenbekränzter Kopf en face
mit dem Namen [fremdsprachliches Material - fehlt] geschnitten war. O für OY
ist wohl nur Fehler des alten Abschreibers; der Stein selbst
aber war schwerlich neuer Erwerb, sondern wahrscheinlich
alter Besitz der Kirche. Doch auch von diesem Steine hat
man keine weitere Kunde. -- Noch vorhanden ist dagegen
der Camee von mehr als gewöhnlicher Grösse in der Piom-
bino (-Ludovisi')schen Sammlung zu Rom, auf dem der nach
rechts gewandte Kopf des Augustus fast noch im Jünglings-
alter gebildet ist; hinter ihm [fremdsprachliches Material - fehlt]: Raspe 15634;
Cades V, 279. Leider ist von barbarischer Hand der Ver-
such gemacht, den ganzen Kopf wegzuschleifen, so dass jetzt
der grösste Theil der Haare, ein Stück des Ohres und die
halbe Stirn fehlen. Trotz solcher Verstümmelungen urtheilt
Köhler S. 146, dass es das schönste erhaben geschnittene
Bildniss sei, das man von Kaiser Augustus kenne. Es unter-
liegt also keinem Zweifel, dass es des Dioskurides würdig
ist. Aber dennoch soll die Inschrift falsch sein: "hinter dem
Kopfe steht die wahrscheinlich um die Mitte des achtzehn-
ten Jahrhunderts, wenn nicht später, hinzugefügte Inschrift,
welche Raspe für alt hielt, und die in Vergleichung mit der
Grösse der Gemme mit viel zu kleiner und daher unansehn-
licher Schrift gegraben ist. Zu ihr hat man sich des Rades
bedient. Denn ein früherer Versuch, diesen Namen mit der
Demantspitze zu graben, den man im Felde des Steines, aber
wegen seiner Seichtigkeit nicht im Abdruck bemerkt, war
mislungen." Aber würde nicht gerade ein moderner Fälscher
die allerdings vorhandenen, aber leicht zu tilgenden Spuren
jenes Versuchs am ersten getilgt haben, während der alte
Künstler, wenn er auf diese Weise die Inschrift wie versuchs-
weise vorzeichnete, sie nicht weiter beachtete, da sie dem
blossen Auge kaum sichtbar sind? Wer hat "um die Mitte
des vorigen Jahrhunderts, wenn nicht später" die Fälschung
vorgenommen? Sollten etwa die Fürsten von Piombino selbst
Auftrag dazu gegeben haben? Denn wenn auch nicht authen-

Note Duboi’s bei Clarac p. 97 scheint sich nicht auf densel-
ben, sondern auf einen ähnlichen Stein zu beziehen. Dem
Cartularium der Kirche von Figeac (in der pariser Bibliothek)
zufolge schenkte nämlich das Capitel derselben an Colbert
unter andern Dingen einen Carneol in der Grösse eines 30
Sousstückes, auf dem ein strahlenbekränzter Kopf en face
mit dem Namen [fremdsprachliches Material – fehlt] geschnitten war. O für OY
ist wohl nur Fehler des alten Abschreibers; der Stein selbst
aber war schwerlich neuer Erwerb, sondern wahrscheinlich
alter Besitz der Kirche. Doch auch von diesem Steine hat
man keine weitere Kunde. — Noch vorhanden ist dagegen
der Camee von mehr als gewöhnlicher Grösse in der Piom-
bino (-Ludovisi’)schen Sammlung zu Rom, auf dem der nach
rechts gewandte Kopf des Augustus fast noch im Jünglings-
alter gebildet ist; hinter ihm [fremdsprachliches Material – fehlt]: Raspe 15634;
Cades V, 279. Leider ist von barbarischer Hand der Ver-
such gemacht, den ganzen Kopf wegzuschleifen, so dass jetzt
der grösste Theil der Haare, ein Stück des Ohres und die
halbe Stirn fehlen. Trotz solcher Verstümmelungen urtheilt
Köhler S. 146, dass es das schönste erhaben geschnittene
Bildniss sei, das man von Kaiser Augustus kenne. Es unter-
liegt also keinem Zweifel, dass es des Dioskurides würdig
ist. Aber dennoch soll die Inschrift falsch sein: „hinter dem
Kopfe steht die wahrscheinlich um die Mitte des achtzehn-
ten Jahrhunderts, wenn nicht später, hinzugefügte Inschrift,
welche Raspe für alt hielt, und die in Vergleichung mit der
Grösse der Gemme mit viel zu kleiner und daher unansehn-
licher Schrift gegraben ist. Zu ihr hat man sich des Rades
bedient. Denn ein früherer Versuch, diesen Namen mit der
Demantspitze zu graben, den man im Felde des Steines, aber
wegen seiner Seichtigkeit nicht im Abdruck bemerkt, war
mislungen.‟ Aber würde nicht gerade ein moderner Fälscher
die allerdings vorhandenen, aber leicht zu tilgenden Spuren
jenes Versuchs am ersten getilgt haben, während der alte
Künstler, wenn er auf diese Weise die Inschrift wie versuchs-
weise vorzeichnete, sie nicht weiter beachtete, da sie dem
blossen Auge kaum sichtbar sind? Wer hat „um die Mitte
des vorigen Jahrhunderts, wenn nicht später‟ die Fälschung
vorgenommen? Sollten etwa die Fürsten von Piombino selbst
Auftrag dazu gegeben haben? Denn wenn auch nicht authen-

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[485/0502] Note Duboi’s bei Clarac p. 97 scheint sich nicht auf densel- ben, sondern auf einen ähnlichen Stein zu beziehen. Dem Cartularium der Kirche von Figeac (in der pariser Bibliothek) zufolge schenkte nämlich das Capitel derselben an Colbert unter andern Dingen einen Carneol in der Grösse eines 30 Sousstückes, auf dem ein strahlenbekränzter Kopf en face mit dem Namen _ geschnitten war. O für OY ist wohl nur Fehler des alten Abschreibers; der Stein selbst aber war schwerlich neuer Erwerb, sondern wahrscheinlich alter Besitz der Kirche. Doch auch von diesem Steine hat man keine weitere Kunde. — Noch vorhanden ist dagegen der Camee von mehr als gewöhnlicher Grösse in der Piom- bino (-Ludovisi’)schen Sammlung zu Rom, auf dem der nach rechts gewandte Kopf des Augustus fast noch im Jünglings- alter gebildet ist; hinter ihm _ : Raspe 15634; Cades V, 279. Leider ist von barbarischer Hand der Ver- such gemacht, den ganzen Kopf wegzuschleifen, so dass jetzt der grösste Theil der Haare, ein Stück des Ohres und die halbe Stirn fehlen. Trotz solcher Verstümmelungen urtheilt Köhler S. 146, dass es das schönste erhaben geschnittene Bildniss sei, das man von Kaiser Augustus kenne. Es unter- liegt also keinem Zweifel, dass es des Dioskurides würdig ist. Aber dennoch soll die Inschrift falsch sein: „hinter dem Kopfe steht die wahrscheinlich um die Mitte des achtzehn- ten Jahrhunderts, wenn nicht später, hinzugefügte Inschrift, welche Raspe für alt hielt, und die in Vergleichung mit der Grösse der Gemme mit viel zu kleiner und daher unansehn- licher Schrift gegraben ist. Zu ihr hat man sich des Rades bedient. Denn ein früherer Versuch, diesen Namen mit der Demantspitze zu graben, den man im Felde des Steines, aber wegen seiner Seichtigkeit nicht im Abdruck bemerkt, war mislungen.‟ Aber würde nicht gerade ein moderner Fälscher die allerdings vorhandenen, aber leicht zu tilgenden Spuren jenes Versuchs am ersten getilgt haben, während der alte Künstler, wenn er auf diese Weise die Inschrift wie versuchs- weise vorzeichnete, sie nicht weiter beachtete, da sie dem blossen Auge kaum sichtbar sind? Wer hat „um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, wenn nicht später‟ die Fälschung vorgenommen? Sollten etwa die Fürsten von Piombino selbst Auftrag dazu gegeben haben? Denn wenn auch nicht authen-

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/502>, abgerufen am 28.11.2024.