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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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huc deesse agnovit, ut dignum regio nomine merito existi-
maretur. Quia vero inter caetera Bagarrius illi ostendit
Amethystum perelegantem, in qua caelatus Solunis vultus ce-
lebris illius Dioscoridis Augusti caelatoris manu, ideo coepit
ansam edocendi illum etc. Aus diesen Worten geht also kei-
neswegs hervor, dass der Stein sich damals in königlichem
Besitz befand; vielmehr scheint er als jener Privatsammlung
angehörig nur zum Verkauf angeboten gewesen zu sein.
Eben so wenig sagt Gronov, dass der Stein sich in Rom be-
funden habe: Sed Casp. Gevartius Romae appinxit aliud cly-
peum, cui subnotavit in gemma adscripto nomine Dioscoridis,
quod bona fide hic collocavi primum. Et sane hic debet
ipse et Solon et Dioscorides esse, quem utrumque Aquis
Sextiis
vidit Spon. Vielmehr scheint Gronov selbst zu ver-
muthen, dass Gevart's Zeichnung nach dem Stein in Aix ge-
macht sei. Wenn ich nun darauf die Vermuthung baute, dass
eben jener Stein, von dem im siebzehnten Jahrhundert aus-
schliesslich die Rede zu sein scheint, nicht 1605, sondern
erst etwa ein Jahrhundert später für das pariser Museum an-
gekauft worden, so habe ich später dafür sogar die positive
Bestätigung in Mariette's Vorrede (p. IX) zu den Pierres gr.
du roi gefunden. Bagarris kehrte nach Heinrich's IV. Tode
mit den für ihn gekauften, aber ihm selbst noch nicht bezahl-
ten Antiquitäten nach der Provence zurück. Nach seinem
Tode kaufte Lauthier sein ganzes Cabinet, das gegen Ende
des siebzehnten Jahrhunderts endlich von dem pariser Mu-
seum erworben wurde: et ce qui devenait tres singulier, on
retrouvait entre ses mains (Lauthier's) precisement les mesnes
pierres gravees que Henri IV. avait eu dessin autrefois
d'acheter du sieur de Bagarris. Dass darunter der sogenannte
Solon des Dioskurides sich befand, wird dabei noch ausdrück-
lich erwähnt. -- Freilich macht selbst gegen diese Thatsa-
chen Köhler noch einen andern gewichtigen Grund geltend:
"der Name des Dioskurides ist auf der pariser Gemme nicht
durch zarte mit Kugeln versehene Buchstaben dargestellt,
sondern sie sind, obwohl nicht schlecht, doch mit etwas grös-
seren Zügen und ohne Kugeln geschnitten." Wenn dadurch
der Verdacht einer Verschiedenheit der von Peiresc gesehe-
nen und der pariser Gemme neue Nahrung erhält, so giebt
doch Köhler selbst den Weg an, diesen Verdacht wieder zu

huc deesse agnovit, ut dignum regio nomine merito existi-
maretur. Quia vero inter caetera Bagarrius illi ostendit
Amethystum perelegantem, in qua caelatus Solunis vultus ce-
lebris illius Dioscoridis Augusti caelatoris manu, ideo coepit
ansam edocendi illum etc. Aus diesen Worten geht also kei-
neswegs hervor, dass der Stein sich damals in königlichem
Besitz befand; vielmehr scheint er als jener Privatsammlung
angehörig nur zum Verkauf angeboten gewesen zu sein.
Eben so wenig sagt Gronov, dass der Stein sich in Rom be-
funden habe: Sed Casp. Gevartius Romae appinxit aliud cly-
peum, cui subnotavit in gemma adscripto nomine Dioscoridis,
quod bona fide hic collocavi primum. Et sane hic debet
ipse et Solon et Dioscorides esse, quem utrumque Aquis
Sextiis
vidit Spon. Vielmehr scheint Gronov selbst zu ver-
muthen, dass Gevart’s Zeichnung nach dem Stein in Aix ge-
macht sei. Wenn ich nun darauf die Vermuthung baute, dass
eben jener Stein, von dem im siebzehnten Jahrhundert aus-
schliesslich die Rede zu sein scheint, nicht 1605, sondern
erst etwa ein Jahrhundert später für das pariser Museum an-
gekauft worden, so habe ich später dafür sogar die positive
Bestätigung in Mariette’s Vorrede (p. IX) zu den Pierres gr.
du roi gefunden. Bagarris kehrte nach Heinrich’s IV. Tode
mit den für ihn gekauften, aber ihm selbst noch nicht bezahl-
ten Antiquitäten nach der Provence zurück. Nach seinem
Tode kaufte Lauthier sein ganzes Cabinet, das gegen Ende
des siebzehnten Jahrhunderts endlich von dem pariser Mu-
seum erworben wurde: et ce qui devenait très singulier, on
retrouvait entre ses mains (Lauthier’s) précisement les mesnes
pierres gravées que Henri IV. avait eu dessin autrefois
d’achéter du sieur de Bagarris. Dass darunter der sogenannte
Solon des Dioskurides sich befand, wird dabei noch ausdrück-
lich erwähnt. — Freilich macht selbst gegen diese Thatsa-
chen Köhler noch einen andern gewichtigen Grund geltend:
„der Name des Dioskurides ist auf der pariser Gemme nicht
durch zarte mit Kugeln versehene Buchstaben dargestellt,
sondern sie sind, obwohl nicht schlecht, doch mit etwas grös-
seren Zügen und ohne Kugeln geschnitten.‟ Wenn dadurch
der Verdacht einer Verschiedenheit der von Peiresc gesehe-
nen und der pariser Gemme neue Nahrung erhält, so giebt
doch Köhler selbst den Weg an, diesen Verdacht wieder zu

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[483/0500] huc deesse agnovit, ut dignum regio nomine merito existi- maretur. Quia vero inter caetera Bagarrius illi ostendit Amethystum perelegantem, in qua caelatus Solunis vultus ce- lebris illius Dioscoridis Augusti caelatoris manu, ideo coepit ansam edocendi illum etc. Aus diesen Worten geht also kei- neswegs hervor, dass der Stein sich damals in königlichem Besitz befand; vielmehr scheint er als jener Privatsammlung angehörig nur zum Verkauf angeboten gewesen zu sein. Eben so wenig sagt Gronov, dass der Stein sich in Rom be- funden habe: Sed Casp. Gevartius Romae appinxit aliud cly- peum, cui subnotavit in gemma adscripto nomine Dioscoridis, quod bona fide hic collocavi primum. Et sane hic debet ipse et Solon et Dioscorides esse, quem utrumque Aquis Sextiis vidit Spon. Vielmehr scheint Gronov selbst zu ver- muthen, dass Gevart’s Zeichnung nach dem Stein in Aix ge- macht sei. Wenn ich nun darauf die Vermuthung baute, dass eben jener Stein, von dem im siebzehnten Jahrhundert aus- schliesslich die Rede zu sein scheint, nicht 1605, sondern erst etwa ein Jahrhundert später für das pariser Museum an- gekauft worden, so habe ich später dafür sogar die positive Bestätigung in Mariette’s Vorrede (p. IX) zu den Pierres gr. du roi gefunden. Bagarris kehrte nach Heinrich’s IV. Tode mit den für ihn gekauften, aber ihm selbst noch nicht bezahl- ten Antiquitäten nach der Provence zurück. Nach seinem Tode kaufte Lauthier sein ganzes Cabinet, das gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts endlich von dem pariser Mu- seum erworben wurde: et ce qui devenait très singulier, on retrouvait entre ses mains (Lauthier’s) précisement les mesnes pierres gravées que Henri IV. avait eu dessin autrefois d’achéter du sieur de Bagarris. Dass darunter der sogenannte Solon des Dioskurides sich befand, wird dabei noch ausdrück- lich erwähnt. — Freilich macht selbst gegen diese Thatsa- chen Köhler noch einen andern gewichtigen Grund geltend: „der Name des Dioskurides ist auf der pariser Gemme nicht durch zarte mit Kugeln versehene Buchstaben dargestellt, sondern sie sind, obwohl nicht schlecht, doch mit etwas grös- seren Zügen und ohne Kugeln geschnitten.‟ Wenn dadurch der Verdacht einer Verschiedenheit der von Peiresc gesehe- nen und der pariser Gemme neue Nahrung erhält, so giebt doch Köhler selbst den Weg an, diesen Verdacht wieder zu

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/500>, abgerufen am 22.06.2024.