sen, dass von den Steinen, die des Dioskurides Namen tra- gen, nicht wenige, ja sogar die meisten für untergeschoben zu halten sind, so sträubt sich doch unser Gefühl gegen die Annahme Köhler's, dass es unter so vielen keinen einzigen echten geben sollte, ja dass vielleicht nie der Name einer sei- ner Arbeiten von ihm eingeschnitten sei (S. 149). Der letzte Satz wird schon durch die urkundlich beglaubigten Inschrif- ten seiner Söhne Eutyches und Herophilos wankend gemacht, welche neben ihrem eigenen Namen den des Dioskurides setzten. Warum sollte also nicht auch Dioskurides selbst seine Werke mit seinem Namen bezeichnet haben? Dies an- zunehmen, werden wir aber überdies durch andere gewich- tige Zeugnisse veranlasst.
De Montjosieu erwähnt in seiner 1585 zuerst erschiene- nen Schrift Gallus Romae hospes (wieder abgedruckt bei Gronov thes. ant. gr. IX, p. 790) einen Mercur mit dem Na- men des Dioskurides, der sich damals nebst der Diana des Apollonios im Besitze Orazio Tigrini's befand. Später publi- cirte Spon (Misc. p. 122) beide Steine als olim apud Fulvium Ursinum befindlich. Wir sehen daraus, dass Mercur stehend gebildet war mit dem ungeflügelten Petasos auf dem Haupte, dem Caduceus in der Linken und mit der Chlamys angethan, die in ihrer ganzen Anlage lebhaft an die vaticanische Sta- tue des sogenannten Phocion erinnert. Der Name [fremdsprachliches Material - fehlt]- [fremdsprachliches Material - fehlt] steht dem Gotte zur Rechten. Ein diesem Stein in Darstellung und Inschrift durchaus entsprechender Carneol war später im Besitze Stosch's und kam von diesem in die Sammlung des Lord Holderness: Stosch t. 28; Bracci II, t. 65; Winck. Descr. II, 378; Lippert I, 330; Raspe 2324; Ca- des I, L, 25; C. I. 7180. Ist aber die Gemme des Stosch identisch mit der des Ursinus? Köhler sagt S. 117: "es mag also der Hermes mit dem Namen des Dioskurides aus Orsi- ni's Sammlung verloren gegangen sein; sonst wäre er, als ein Hauptstück, mit der Artemis des Apollonios [und mit den übrigen Gemmen des Orsini in die von Lorenzo de' Medici angelegte Sammlung, vgl. S. 116, und von da] in die farne- sische und mit ihr in die neapolitanische gekommen." Diese Schlussfolgerung ist falsch: gerade weil er nicht dahin ge- kommen, ist es um so wahrscheinlicher, dass der Hermes des Stosch und der des Ursinus durchaus identisch sind.
sen, dass von den Steinen, die des Dioskurides Namen tra- gen, nicht wenige, ja sogar die meisten für untergeschoben zu halten sind, so sträubt sich doch unser Gefühl gegen die Annahme Köhler’s, dass es unter so vielen keinen einzigen echten geben sollte, ja dass vielleicht nie der Name einer sei- ner Arbeiten von ihm eingeschnitten sei (S. 149). Der letzte Satz wird schon durch die urkundlich beglaubigten Inschrif- ten seiner Söhne Eutyches und Herophilos wankend gemacht, welche neben ihrem eigenen Namen den des Dioskurides setzten. Warum sollte also nicht auch Dioskurides selbst seine Werke mit seinem Namen bezeichnet haben? Dies an- zunehmen, werden wir aber überdies durch andere gewich- tige Zeugnisse veranlasst.
De Montjosieu erwähnt in seiner 1585 zuerst erschiene- nen Schrift Gallus Romae hospes (wieder abgedruckt bei Gronov thes. ant. gr. IX, p. 790) einen Mercur mit dem Na- men des Dioskurides, der sich damals nebst der Diana des Apollonios im Besitze Orazio Tigrini’s befand. Später publi- cirte Spon (Misc. p. 122) beide Steine als olim apud Fulvium Ursinum befindlich. Wir sehen daraus, dass Mercur stehend gebildet war mit dem ungeflügelten Petasos auf dem Haupte, dem Caduceus in der Linken und mit der Chlamys angethan, die in ihrer ganzen Anlage lebhaft an die vaticanische Sta- tue des sogenannten Phocion erinnert. Der Name [fremdsprachliches Material – fehlt]- [fremdsprachliches Material – fehlt] steht dem Gotte zur Rechten. Ein diesem Stein in Darstellung und Inschrift durchaus entsprechender Carneol war später im Besitze Stosch’s und kam von diesem in die Sammlung des Lord Holderness: Stosch t. 28; Bracci II, t. 65; Winck. Descr. II, 378; Lippert I, 330; Raspe 2324; Ca- des I, L, 25; C. I. 7180. Ist aber die Gemme des Stosch identisch mit der des Ursinus? Köhler sagt S. 117: „es mag also der Hermes mit dem Namen des Dioskurides aus Orsi- ni’s Sammlung verloren gegangen sein; sonst wäre er, als ein Hauptstück, mit der Artemis des Apollonios [und mit den übrigen Gemmen des Orsini in die von Lorenzo de’ Medici angelegte Sammlung, vgl. S. 116, und von da] in die farne- sische und mit ihr in die neapolitanische gekommen.‟ Diese Schlussfolgerung ist falsch: gerade weil er nicht dahin ge- kommen, ist es um so wahrscheinlicher, dass der Hermes des Stosch und der des Ursinus durchaus identisch sind.
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sen, dass von den Steinen, die des Dioskurides Namen tra-
gen, nicht wenige, ja sogar die meisten für untergeschoben
zu halten sind, so sträubt sich doch unser Gefühl gegen die
Annahme Köhler’s, dass es unter so vielen keinen einzigen
echten geben sollte, ja dass vielleicht nie der Name einer sei-
ner Arbeiten von ihm eingeschnitten sei (S. 149). Der letzte
Satz wird schon durch die urkundlich beglaubigten Inschrif-
ten seiner Söhne Eutyches und Herophilos wankend gemacht,
welche neben ihrem eigenen Namen den des Dioskurides
setzten. Warum sollte also nicht auch Dioskurides selbst
seine Werke mit seinem Namen bezeichnet haben? Dies an-
zunehmen, werden wir aber überdies durch andere gewich-
tige Zeugnisse veranlasst.
De Montjosieu erwähnt in seiner 1585 zuerst erschiene-
nen Schrift Gallus Romae hospes (wieder abgedruckt bei
Gronov thes. ant. gr. IX, p. 790) einen Mercur mit dem Na-
men des Dioskurides, der sich damals nebst der Diana des
Apollonios im Besitze Orazio Tigrini’s befand. Später publi-
cirte Spon (Misc. p. 122) beide Steine als olim apud Fulvium
Ursinum befindlich. Wir sehen daraus, dass Mercur stehend
gebildet war mit dem ungeflügelten Petasos auf dem Haupte,
dem Caduceus in der Linken und mit der Chlamys angethan,
die in ihrer ganzen Anlage lebhaft an die vaticanische Sta-
tue des sogenannten Phocion erinnert. Der Name _ -
_ steht dem Gotte zur Rechten. Ein diesem Stein in
Darstellung und Inschrift durchaus entsprechender Carneol
war später im Besitze Stosch’s und kam von diesem in die
Sammlung des Lord Holderness: Stosch t. 28; Bracci II, t.
65; Winck. Descr. II, 378; Lippert I, 330; Raspe 2324; Ca-
des I, L, 25; C. I. 7180. Ist aber die Gemme des Stosch
identisch mit der des Ursinus? Köhler sagt S. 117: „es mag
also der Hermes mit dem Namen des Dioskurides aus Orsi-
ni’s Sammlung verloren gegangen sein; sonst wäre er, als
ein Hauptstück, mit der Artemis des Apollonios [und mit den
übrigen Gemmen des Orsini in die von Lorenzo de’ Medici
angelegte Sammlung, vgl. S. 116, und von da] in die farne-
sische und mit ihr in die neapolitanische gekommen.‟ Diese
Schlussfolgerung ist falsch: gerade weil er nicht dahin ge-
kommen, ist es um so wahrscheinlicher, dass der Hermes
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/497>, abgerufen am 24.11.2024.
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