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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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schenkte nach Herodots Angabe (I, 92) erst Krösos. Frei-
lich meint Urlichs unter Hinweisung auf eine Stelle Strabo's
(XIV, p. 640: [fremdsprachliches Material - fehlt]
[fremdsprachliches Material - fehlt]), dass dieses Ge-
schenk zu einer Vergrösserung des Tempels bestimmt ge-
wesen sei in der Weise, dass man damals den Peripteros
in einen Dipteros verwandelt haben werde. Was nun die
Annahme dieser Verwandlung anlangt, so habe ich meine
Bedenken gegen dieselbe bereits bei Gelegenheit des Cher-
siphron auseinandergesetzt und die Vermuthung geäussert,
das es sich bei Strabo um nichts anderes handele, als um
die Weiterführung des Baues durch Metagenes, den Sohn
des Chersiphron, denselben, welchem Plinius die Ueberwin-
dung der Schwierigkeiten des Gebälkbaues beilegt. Die Herr-
schaft der Perser erklärt es sodann, wie der schon so weit
vorgerückte Bau wieder in's Stocken gerieth, und die letzte
Vollendung erst der von der Fremdherrschaft wieder be-
freiten Generation vorbehalten blieb.

Somit glaube ich an dem oben hingestellten Ergebnissen
festhalten zu dürfen, dass der Beginn des Tempelbaues zu
Ephesos um die 50ste Olympiade zu setzen sei. -- Ueber
die übrigen, dem Theodoros beigelegten Bauwerke, die
Skias zu Sparta und das lemnische Labyrinth, fehlen uns
chronologische Angaben gänzlich. Es fragt sich also nur
noch, wie die von Urlichs auf einen zweiten Theodoros, den
Neffen des ersten, bezogenen Angaben sich mit den bisher
gewonnenen Resultaten vereinigen lassen.

Ich hatte zur Begründung der Identität desselben mit
dem älteren gleichnamigen Künstler darauf hingewiesen, wie
Theodoros mehrfach [fremdsprachliches Material - fehlt], also der bekannte Samier, ge-
nannt werde. Diesen Grund, meint nun Urlichs, könnte man
eben so gut für die Identität der beiden Kanachos und
Polyklete geltend machen; denn obgleich der jüngere Kana-
chos nach Pausanias VI, 13, 7 ebenfalls aus Sikyon war,
heisse der ältere VII, 18, 10 schlechtweg "der Sikyonier,"
eben so VI, 13, 6 und VIII, 31, 4 der ältere Polyklet "der
Argeier," obgleich VI, 6, 2 zwei Künstler des Namens aus
Argos erwähnt würden. Allein VI, 13, 7 heisst eine Statue
[fremdsprachliches Material - fehlt]
und VI, 6, 2 wird erwähnt [fremdsprachliches Material - fehlt]

schenkte nach Herodots Angabe (I, 92) erst Krösos. Frei-
lich meint Urlichs unter Hinweisung auf eine Stelle Strabo’s
(XIV, p. 640: [fremdsprachliches Material – fehlt]
[fremdsprachliches Material – fehlt]), dass dieses Ge-
schenk zu einer Vergrösserung des Tempels bestimmt ge-
wesen sei in der Weise, dass man damals den Peripteros
in einen Dipteros verwandelt haben werde. Was nun die
Annahme dieser Verwandlung anlangt, so habe ich meine
Bedenken gegen dieselbe bereits bei Gelegenheit des Cher-
siphron auseinandergesetzt und die Vermuthung geäussert,
das es sich bei Strabo um nichts anderes handele, als um
die Weiterführung des Baues durch Metagenes, den Sohn
des Chersiphron, denselben, welchem Plinius die Ueberwin-
dung der Schwierigkeiten des Gebälkbaues beilegt. Die Herr-
schaft der Perser erklärt es sodann, wie der schon so weit
vorgerückte Bau wieder in’s Stocken gerieth, und die letzte
Vollendung erst der von der Fremdherrschaft wieder be-
freiten Generation vorbehalten blieb.

Somit glaube ich an dem oben hingestellten Ergebnissen
festhalten zu dürfen, dass der Beginn des Tempelbaues zu
Ephesos um die 50ste Olympiade zu setzen sei. — Ueber
die übrigen, dem Theodoros beigelegten Bauwerke, die
Skias zu Sparta und das lemnische Labyrinth, fehlen uns
chronologische Angaben gänzlich. Es fragt sich also nur
noch, wie die von Urlichs auf einen zweiten Theodoros, den
Neffen des ersten, bezogenen Angaben sich mit den bisher
gewonnenen Resultaten vereinigen lassen.

Ich hatte zur Begründung der Identität desselben mit
dem älteren gleichnamigen Künstler darauf hingewiesen, wie
Theodoros mehrfach [fremdsprachliches Material – fehlt], also der bekannte Samier, ge-
nannt werde. Diesen Grund, meint nun Urlichs, könnte man
eben so gut für die Identität der beiden Kanachos und
Polyklete geltend machen; denn obgleich der jüngere Kana-
chos nach Pausanias VI, 13, 7 ebenfalls aus Sikyon war,
heisse der ältere VII, 18, 10 schlechtweg „der Sikyonier,‟
eben so VI, 13, 6 und VIII, 31, 4 der ältere Polyklet „der
Argeier,‟ obgleich VI, 6, 2 zwei Künstler des Namens aus
Argos erwähnt würden. Allein VI, 13, 7 heisst eine Statue
[fremdsprachliches Material – fehlt]
und VI, 6, 2 wird erwähnt [fremdsprachliches Material – fehlt]

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[384/0401] schenkte nach Herodots Angabe (I, 92) erst Krösos. Frei- lich meint Urlichs unter Hinweisung auf eine Stelle Strabo’s (XIV, p. 640: _ _ ), dass dieses Ge- schenk zu einer Vergrösserung des Tempels bestimmt ge- wesen sei in der Weise, dass man damals den Peripteros in einen Dipteros verwandelt haben werde. Was nun die Annahme dieser Verwandlung anlangt, so habe ich meine Bedenken gegen dieselbe bereits bei Gelegenheit des Cher- siphron auseinandergesetzt und die Vermuthung geäussert, das es sich bei Strabo um nichts anderes handele, als um die Weiterführung des Baues durch Metagenes, den Sohn des Chersiphron, denselben, welchem Plinius die Ueberwin- dung der Schwierigkeiten des Gebälkbaues beilegt. Die Herr- schaft der Perser erklärt es sodann, wie der schon so weit vorgerückte Bau wieder in’s Stocken gerieth, und die letzte Vollendung erst der von der Fremdherrschaft wieder be- freiten Generation vorbehalten blieb. Somit glaube ich an dem oben hingestellten Ergebnissen festhalten zu dürfen, dass der Beginn des Tempelbaues zu Ephesos um die 50ste Olympiade zu setzen sei. — Ueber die übrigen, dem Theodoros beigelegten Bauwerke, die Skias zu Sparta und das lemnische Labyrinth, fehlen uns chronologische Angaben gänzlich. Es fragt sich also nur noch, wie die von Urlichs auf einen zweiten Theodoros, den Neffen des ersten, bezogenen Angaben sich mit den bisher gewonnenen Resultaten vereinigen lassen. Ich hatte zur Begründung der Identität desselben mit dem älteren gleichnamigen Künstler darauf hingewiesen, wie Theodoros mehrfach _ , also der bekannte Samier, ge- nannt werde. Diesen Grund, meint nun Urlichs, könnte man eben so gut für die Identität der beiden Kanachos und Polyklete geltend machen; denn obgleich der jüngere Kana- chos nach Pausanias VI, 13, 7 ebenfalls aus Sikyon war, heisse der ältere VII, 18, 10 schlechtweg „der Sikyonier,‟ eben so VI, 13, 6 und VIII, 31, 4 der ältere Polyklet „der Argeier,‟ obgleich VI, 6, 2 zwei Künstler des Namens aus Argos erwähnt würden. Allein VI, 13, 7 heisst eine Statue _ und VI, 6, 2 wird erwähnt _

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/401>, abgerufen am 15.06.2024.