aus Alabanda in Karien, malte eine Scene für ein kleines Theater zu Tralles. Er brachte dabei Figuren statt der Säu- len, Kentauren, welche das Gebälk trugen, Kuppeln, Dächer, Löwenköpfe als Wasserabflüsse u. a. an; und setzte darauf nichts destoweniger noch ein ganzes Geschoss von allerlei Bauten. Wegen der eleganten Ausführung fing sein Werk an Beifall zu finden, bis ein Bürger Likymnios (so liest Sil- lig cat. art. p. 58 statt Licinius) darauf aufmerksam machte, wie die Alabandeer zum Gespött geworden, weil sie auf dem Forum Statuen von Athleten, in den Gymnasien von Rednern aufgestellt hätten; so möchten die Bewohner von Tralles sich vorsehen, dass sie nicht wegen des Unpassenden in der Anlage der Scene den Alabandeern und Abderiten an die Seite gestellt würden. Auf diese Bemerkung hin änderte Apaturios sein Werk. Vitruv, welcher diese Erzählung (VII, 5) mittheilt, benutzt sie, um auf ähnliche Geschmack- losigkeiten seiner Zeit hinzuweisen; und da er sich des Aus- rufes bedient: Utinam dii immortales fecissent, ut Licymnius revivisceret, so kann Apaturios nicht wohl später als in der vorliegenden Periode gelebt haben.
Aristobulos,
"Syrus," also ein Syrier (wie es auch einen König der Juden Aristobulos gab), vielleicht unter den Seleuciden, wird von Plinius 35, 146 unter den einer flüchtigen Erwähnung würdigen Malern angeführt.
Maler in Rhodos.
Obwohl die Malerei in Rhodos durch Protogenes zu ho- her Blüthe gelangt war, so kennen wir doch keinen Maler, welcher ausdrücklich Rhodier genannt wird. Dagegen fin- den wir unter den rhodischen Bildhauern eine ganze Reihe, deren Namen unter den Bildhauern wiederkehren. Da es nun nicht selten ist, dass ein Künstler in beiden Zweigen thätig war, wie wir dies z. B. von dem berühmtesten Vertreter der rhodischen Kunst, von Protogenes wissen, so dürfen wir wohl jene Maler ohne Weiteres mit den Bildhauern identifi- ciren, um so mehr, als sich eine Gleichheit der Auffassung in den Erzeugnissen beider Kunstgattungen ohne Schwierig- keit nachweisen lässt.
Apaturios
aus Alabanda in Karien, malte eine Scene für ein kleines Theater zu Tralles. Er brachte dabei Figuren statt der Säu- len, Kentauren, welche das Gebälk trugen, Kuppeln, Dächer, Löwenköpfe als Wasserabflüsse u. a. an; und setzte darauf nichts destoweniger noch ein ganzes Geschoss von allerlei Bauten. Wegen der eleganten Ausführung fing sein Werk an Beifall zu finden, bis ein Bürger Likymnios (so liest Sil- lig cat. art. p. 58 statt Licinius) darauf aufmerksam machte, wie die Alabandeer zum Gespött geworden, weil sie auf dem Forum Statuen von Athleten, in den Gymnasien von Rednern aufgestellt hätten; so möchten die Bewohner von Tralles sich vorsehen, dass sie nicht wegen des Unpassenden in der Anlage der Scene den Alabandeern und Abderiten an die Seite gestellt würden. Auf diese Bemerkung hin änderte Apaturios sein Werk. Vitruv, welcher diese Erzählung (VII, 5) mittheilt, benutzt sie, um auf ähnliche Geschmack- losigkeiten seiner Zeit hinzuweisen; und da er sich des Aus- rufes bedient: Utinam dii immortales fecissent, ut Licymnius revivisceret, so kann Apaturios nicht wohl später als in der vorliegenden Periode gelebt haben.
Aristobulos,
„Syrus,‟ also ein Syrier (wie es auch einen König der Juden Aristobulos gab), vielleicht unter den Seleuciden, wird von Plinius 35, 146 unter den einer flüchtigen Erwähnung würdigen Malern angeführt.
Maler in Rhodos.
Obwohl die Malerei in Rhodos durch Protogenes zu ho- her Blüthe gelangt war, so kennen wir doch keinen Maler, welcher ausdrücklich Rhodier genannt wird. Dagegen fin- den wir unter den rhodischen Bildhauern eine ganze Reihe, deren Namen unter den Bildhauern wiederkehren. Da es nun nicht selten ist, dass ein Künstler in beiden Zweigen thätig war, wie wir dies z. B. von dem berühmtesten Vertreter der rhodischen Kunst, von Protogenes wissen, so dürfen wir wohl jene Maler ohne Weiteres mit den Bildhauern identifi- ciren, um so mehr, als sich eine Gleichheit der Auffassung in den Erzeugnissen beider Kunstgattungen ohne Schwierig- keit nachweisen lässt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0303"n="286"/><p><hirendition="#g">Apaturios</hi></p><lb/><p>aus Alabanda in Karien, malte eine Scene für ein kleines<lb/>
Theater zu Tralles. Er brachte dabei Figuren statt der Säu-<lb/>
len, Kentauren, welche das Gebälk trugen, Kuppeln, Dächer,<lb/>
Löwenköpfe als Wasserabflüsse u. a. an; und setzte darauf<lb/>
nichts destoweniger noch ein ganzes Geschoss von allerlei<lb/>
Bauten. Wegen der eleganten Ausführung fing sein Werk<lb/>
an Beifall zu finden, bis ein Bürger Likymnios (so liest Sil-<lb/>
lig cat. art. p. 58 statt Licinius) darauf aufmerksam machte,<lb/>
wie die Alabandeer zum Gespött geworden, weil sie auf dem<lb/>
Forum Statuen von Athleten, in den Gymnasien von Rednern<lb/>
aufgestellt hätten; so möchten die Bewohner von Tralles<lb/>
sich vorsehen, dass sie nicht wegen des Unpassenden in der<lb/>
Anlage der Scene den Alabandeern und Abderiten an die<lb/>
Seite gestellt würden. Auf diese Bemerkung hin änderte<lb/>
Apaturios sein Werk. Vitruv, welcher diese Erzählung<lb/>
(VII, 5) mittheilt, benutzt sie, um auf ähnliche Geschmack-<lb/>
losigkeiten seiner Zeit hinzuweisen; und da er sich des Aus-<lb/>
rufes bedient: Utinam dii immortales fecissent, ut Licymnius<lb/>
revivisceret, so kann Apaturios nicht wohl später als in der<lb/>
vorliegenden Periode gelebt haben.</p><lb/><p><hirendition="#g">Aristobulos,</hi></p><lb/><p>„Syrus,‟ also ein Syrier (wie es auch einen König der<lb/>
Juden Aristobulos gab), vielleicht unter den Seleuciden, wird<lb/>
von Plinius 35, 146 unter den einer flüchtigen Erwähnung<lb/>
würdigen Malern angeführt.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Maler in Rhodos</hi>.</hi></head><lb/><p>Obwohl die Malerei in Rhodos durch Protogenes zu ho-<lb/>
her Blüthe gelangt war, so kennen wir doch keinen Maler,<lb/>
welcher ausdrücklich Rhodier genannt wird. Dagegen fin-<lb/>
den wir unter den rhodischen Bildhauern eine ganze Reihe,<lb/>
deren Namen unter den Bildhauern wiederkehren. Da es<lb/>
nun nicht selten ist, dass ein Künstler in beiden Zweigen<lb/>
thätig war, wie wir dies z. B. von dem berühmtesten Vertreter<lb/>
der rhodischen Kunst, von Protogenes wissen, so dürfen wir<lb/>
wohl jene Maler ohne Weiteres mit den Bildhauern identifi-<lb/>
ciren, um so mehr, als sich eine Gleichheit der Auffassung<lb/>
in den Erzeugnissen beider Kunstgattungen ohne Schwierig-<lb/>
keit nachweisen lässt.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[286/0303]
Apaturios
aus Alabanda in Karien, malte eine Scene für ein kleines
Theater zu Tralles. Er brachte dabei Figuren statt der Säu-
len, Kentauren, welche das Gebälk trugen, Kuppeln, Dächer,
Löwenköpfe als Wasserabflüsse u. a. an; und setzte darauf
nichts destoweniger noch ein ganzes Geschoss von allerlei
Bauten. Wegen der eleganten Ausführung fing sein Werk
an Beifall zu finden, bis ein Bürger Likymnios (so liest Sil-
lig cat. art. p. 58 statt Licinius) darauf aufmerksam machte,
wie die Alabandeer zum Gespött geworden, weil sie auf dem
Forum Statuen von Athleten, in den Gymnasien von Rednern
aufgestellt hätten; so möchten die Bewohner von Tralles
sich vorsehen, dass sie nicht wegen des Unpassenden in der
Anlage der Scene den Alabandeern und Abderiten an die
Seite gestellt würden. Auf diese Bemerkung hin änderte
Apaturios sein Werk. Vitruv, welcher diese Erzählung
(VII, 5) mittheilt, benutzt sie, um auf ähnliche Geschmack-
losigkeiten seiner Zeit hinzuweisen; und da er sich des Aus-
rufes bedient: Utinam dii immortales fecissent, ut Licymnius
revivisceret, so kann Apaturios nicht wohl später als in der
vorliegenden Periode gelebt haben.
Aristobulos,
„Syrus,‟ also ein Syrier (wie es auch einen König der
Juden Aristobulos gab), vielleicht unter den Seleuciden, wird
von Plinius 35, 146 unter den einer flüchtigen Erwähnung
würdigen Malern angeführt.
Maler in Rhodos.
Obwohl die Malerei in Rhodos durch Protogenes zu ho-
her Blüthe gelangt war, so kennen wir doch keinen Maler,
welcher ausdrücklich Rhodier genannt wird. Dagegen fin-
den wir unter den rhodischen Bildhauern eine ganze Reihe,
deren Namen unter den Bildhauern wiederkehren. Da es
nun nicht selten ist, dass ein Künstler in beiden Zweigen
thätig war, wie wir dies z. B. von dem berühmtesten Vertreter
der rhodischen Kunst, von Protogenes wissen, so dürfen wir
wohl jene Maler ohne Weiteres mit den Bildhauern identifi-
ciren, um so mehr, als sich eine Gleichheit der Auffassung
in den Erzeugnissen beider Kunstgattungen ohne Schwierig-
keit nachweisen lässt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/303>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.