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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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Aristoteles machen, welcher sich daselbst von Ol. 111, 3 bis
114, 3 (334--322 a. C.) aufhielt und bald nach seinem Weg-
gange von dort starb. In dieser Zeit musste also Protogenes
sicher schon als Maler thätig sein. Bis zur 119ten Olym-
piade führt uns dann die Begegnung mit Demetrios bei der
Belagerung von Rhodos herab. Nehmen wir dazu, was sich
aus seinem Verhältnisse zu Apelles, aus dem Bilde des An-
tigonos und des Philiskos, eines Dichters der alexandrini-
schen Pleias ergiebt, so dürfen wir mit Sicherheit die Thä-
tigkeit des Protogenes in die Zeit Alexanders und seiner
ersten Nachfolger setzen. Wäre die Sage begründet, dass
er bis in sein fünfzigstes Jahr Schiffe gemalt, so müsste er
ein hohes Alter erreicht haben. Indessen steht wenigstens
so viel fest, dass er erst in reiferen Jahren zu hohem
Ruhme gelangte.

Unter seinen Werken müssen vor allem der Jalysos
und der ruhende Satyr auch deshalb etwas ausführlicher in
Betracht gezogen werden, da man, durch schwankende Nach-
richten der Alten veranlasst, diese beiden Gemälde mit Un-
recht für ein einziges hat halten wollen. Die schon von
Lessing1) hervorgehobene Nothwendigkeit der Scheidung
beider ist in neuerer Zeit ausführlich von Stark2) nach-
gewiesen worden, und es freut mich, dass ich, noch ehe ich
seine Arbeit kannte, hier wie in mehreren andern Punkten der
Künstlergeschichte, zu durchaus übereinstimmenden Resul-
taten mit ihm gelangt war. -- Plinius, von dem wir aus-
gehen, scheidet bestimmt den unfertigen Satyr, an welchem
der Künstler im Lager des Feindes arbeitet, und den Jalysos,
welcher schon fertig und in Rhodos aufgestellt für Demetrios
Veranlassung wird, den Plan seiner Belagerung zu verän-
dern oder gänzlich aufzugeben. Wenn nun nach Plutarch3)
und Gellius4) die Rhodier eine Gesandtschaft an den König
schicken, um Schonung für dieses Bild zu erlangen, und
dieser sich ihnen willfährig zeigt, indem er antwortet: lieber
wolle er die Bilder seines Vaters verbrennen, als ein mit
solcher Mühe durchgeführtes Kunstwerk, so liegt bis dahin
kein Widerspruch mit Plinius vor. Dagegen finden sich in

1) Laokoon, Cap. XI.
2) arch. Studien S. 26 fg.
3) Demetr. 22
und apophth. reg. p. 183 A.
4) XV, 31.

Aristoteles machen, welcher sich daselbst von Ol. 111, 3 bis
114, 3 (334—322 a. C.) aufhielt und bald nach seinem Weg-
gange von dort starb. In dieser Zeit musste also Protogenes
sicher schon als Maler thätig sein. Bis zur 119ten Olym-
piade führt uns dann die Begegnung mit Demetrios bei der
Belagerung von Rhodos herab. Nehmen wir dazu, was sich
aus seinem Verhältnisse zu Apelles, aus dem Bilde des An-
tigonos und des Philiskos, eines Dichters der alexandrini-
schen Pleias ergiebt, so dürfen wir mit Sicherheit die Thä-
tigkeit des Protogenes in die Zeit Alexanders und seiner
ersten Nachfolger setzen. Wäre die Sage begründet, dass
er bis in sein fünfzigstes Jahr Schiffe gemalt, so müsste er
ein hohes Alter erreicht haben. Indessen steht wenigstens
so viel fest, dass er erst in reiferen Jahren zu hohem
Ruhme gelangte.

Unter seinen Werken müssen vor allem der Jalysos
und der ruhende Satyr auch deshalb etwas ausführlicher in
Betracht gezogen werden, da man, durch schwankende Nach-
richten der Alten veranlasst, diese beiden Gemälde mit Un-
recht für ein einziges hat halten wollen. Die schon von
Lessing1) hervorgehobene Nothwendigkeit der Scheidung
beider ist in neuerer Zeit ausführlich von Stark2) nach-
gewiesen worden, und es freut mich, dass ich, noch ehe ich
seine Arbeit kannte, hier wie in mehreren andern Punkten der
Künstlergeschichte, zu durchaus übereinstimmenden Resul-
taten mit ihm gelangt war. — Plinius, von dem wir aus-
gehen, scheidet bestimmt den unfertigen Satyr, an welchem
der Künstler im Lager des Feindes arbeitet, und den Jalysos,
welcher schon fertig und in Rhodos aufgestellt für Demetrios
Veranlassung wird, den Plan seiner Belagerung zu verän-
dern oder gänzlich aufzugeben. Wenn nun nach Plutarch3)
und Gellius4) die Rhodier eine Gesandtschaft an den König
schicken, um Schonung für dieses Bild zu erlangen, und
dieser sich ihnen willfährig zeigt, indem er antwortet: lieber
wolle er die Bilder seines Vaters verbrennen, als ein mit
solcher Mühe durchgeführtes Kunstwerk, so liegt bis dahin
kein Widerspruch mit Plinius vor. Dagegen finden sich in

1) Laokoon, Cap. XI.
2) arch. Studien S. 26 fg.
3) Demetr. 22
und apophth. reg. p. 183 A.
4) XV, 31.
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[236/0253] Aristoteles machen, welcher sich daselbst von Ol. 111, 3 bis 114, 3 (334—322 a. C.) aufhielt und bald nach seinem Weg- gange von dort starb. In dieser Zeit musste also Protogenes sicher schon als Maler thätig sein. Bis zur 119ten Olym- piade führt uns dann die Begegnung mit Demetrios bei der Belagerung von Rhodos herab. Nehmen wir dazu, was sich aus seinem Verhältnisse zu Apelles, aus dem Bilde des An- tigonos und des Philiskos, eines Dichters der alexandrini- schen Pleias ergiebt, so dürfen wir mit Sicherheit die Thä- tigkeit des Protogenes in die Zeit Alexanders und seiner ersten Nachfolger setzen. Wäre die Sage begründet, dass er bis in sein fünfzigstes Jahr Schiffe gemalt, so müsste er ein hohes Alter erreicht haben. Indessen steht wenigstens so viel fest, dass er erst in reiferen Jahren zu hohem Ruhme gelangte. Unter seinen Werken müssen vor allem der Jalysos und der ruhende Satyr auch deshalb etwas ausführlicher in Betracht gezogen werden, da man, durch schwankende Nach- richten der Alten veranlasst, diese beiden Gemälde mit Un- recht für ein einziges hat halten wollen. Die schon von Lessing 1) hervorgehobene Nothwendigkeit der Scheidung beider ist in neuerer Zeit ausführlich von Stark 2) nach- gewiesen worden, und es freut mich, dass ich, noch ehe ich seine Arbeit kannte, hier wie in mehreren andern Punkten der Künstlergeschichte, zu durchaus übereinstimmenden Resul- taten mit ihm gelangt war. — Plinius, von dem wir aus- gehen, scheidet bestimmt den unfertigen Satyr, an welchem der Künstler im Lager des Feindes arbeitet, und den Jalysos, welcher schon fertig und in Rhodos aufgestellt für Demetrios Veranlassung wird, den Plan seiner Belagerung zu verän- dern oder gänzlich aufzugeben. Wenn nun nach Plutarch 3) und Gellius 4) die Rhodier eine Gesandtschaft an den König schicken, um Schonung für dieses Bild zu erlangen, und dieser sich ihnen willfährig zeigt, indem er antwortet: lieber wolle er die Bilder seines Vaters verbrennen, als ein mit solcher Mühe durchgeführtes Kunstwerk, so liegt bis dahin kein Widerspruch mit Plinius vor. Dagegen finden sich in 1) Laokoon, Cap. XI. 2) arch. Studien S. 26 fg. 3) Demetr. 22 und apophth. reg. p. 183 A. 4) XV, 31.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/253>, abgerufen am 24.11.2024.