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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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etwa die alexandrinische, hinzuweisen scheint. Ueber ihre
Kunstrichtung kann nach den bereits angeführten Nachrich-
ten kein Zweifel sein. Denn mögen sie, wie aus ihrer
Erwähnung unter den berühmtesten Toreuten bei Athenäus
hervorzugehen scheint, auch Cisellirungen der gewöhnlichen
Art ausgeführt haben, so beruht doch ihr Ruf fast aus-
schliesslich auf der mikrotekhnia, welche freilich mit Recht zu-
weilen als mataiotekhnia bezeichnet und verspottet wird. Durch
die Technik war natürlich auch das Material bedingt, dessen
sie sich bedienten. Dass es Marmor gewesen, wie Plinius
an einer Stelle (36, 43) und aus ihm Apuleius (de orthogr.
p. 12 Osann) angiebt, ist ein Irrthum, den Plinius selbst in-
direct widerlegt, indem er 7, 85 von Elfenbein spricht. Das
Elfenbein erwähnt auch Varro mit der Bemerkung, dass
man, um die Feinheit der Ausführung zu erkennen, die Ar-
beiten in diesem Stoffe auf schwarze Seide legte. Doch
herrscht auch hier keine volle Uebereinstimmung. In den
Scholien zu Dionys und bei dem Grammatiker Theodosius
(p. 54 eil. Göttling), wo nur die Namen der Künstler über-
gangen sind, wird der bekannte (nach ihnen von einer Fliege
gezogene) Wagen als aus Eisen oder Erz gebildet be-
zeichnet, und aus Erz haben wir uns auch den Wagen in
der Hand der Statue des Theodoros bei Plinius (34, 83) zu
denken, in welchem Boeckh (C. J. gr. I, p. 872) mit grosser
Wahrscheinlichkeit ein Werk unserer Kleinkünstler zu er-
kennen glaubt. Alle diese Widersprüche und Ungenauigkei-
ten in den Nachrichten der Alten werden wir uns am besten
dadurch erklären, dass diese selbst die ganze Sache einer
ernsten Aufmerksamkeit nicht würdig erachtet und sie daher
stets nur in einer Weise berührt haben, wie man von ähn-
lichen Curiositäten wohl im gewöhnlichen Leben zu spre-
chen pflegt.

Kallimachos,
der athenische Bildhauer (Th. I, S. 251) mag wegen der
goldenen Lampe und der über ihr sich erhebenden Palme
im Erechtheum (Paus. I, 26, 7) auch unter den Toreuten er-
wähnt werden.

Kimon
wird von Athenaeus X, p. 781 E neben Athenokles als be-
rühmter Toreut angeführt.

etwa die alexandrinische, hinzuweisen scheint. Ueber ihre
Kunstrichtung kann nach den bereits angeführten Nachrich-
ten kein Zweifel sein. Denn mögen sie, wie aus ihrer
Erwähnung unter den berühmtesten Toreuten bei Athenäus
hervorzugehen scheint, auch Cisellirungen der gewöhnlichen
Art ausgeführt haben, so beruht doch ihr Ruf fast aus-
schliesslich auf der μικϱοτεχνία, welche freilich mit Recht zu-
weilen als ματαιοτεχνία bezeichnet und verspottet wird. Durch
die Technik war natürlich auch das Material bedingt, dessen
sie sich bedienten. Dass es Marmor gewesen, wie Plinius
an einer Stelle (36, 43) und aus ihm Apuleius (de orthogr.
p. 12 Osann) angiebt, ist ein Irrthum, den Plinius selbst in-
direct widerlegt, indem er 7, 85 von Elfenbein spricht. Das
Elfenbein erwähnt auch Varro mit der Bemerkung, dass
man, um die Feinheit der Ausführung zu erkennen, die Ar-
beiten in diesem Stoffe auf schwarze Seide legte. Doch
herrscht auch hier keine volle Uebereinstimmung. In den
Scholien zu Dionys und bei dem Grammatiker Theodosius
(p. 54 eil. Göttling), wo nur die Namen der Künstler über-
gangen sind, wird der bekannte (nach ihnen von einer Fliege
gezogene) Wagen als aus Eisen oder Erz gebildet be-
zeichnet, und aus Erz haben wir uns auch den Wagen in
der Hand der Statue des Theodoros bei Plinius (34, 83) zu
denken, in welchem Boeckh (C. J. gr. I, p. 872) mit grosser
Wahrscheinlichkeit ein Werk unserer Kleinkünstler zu er-
kennen glaubt. Alle diese Widersprüche und Ungenauigkei-
ten in den Nachrichten der Alten werden wir uns am besten
dadurch erklären, dass diese selbst die ganze Sache einer
ernsten Aufmerksamkeit nicht würdig erachtet und sie daher
stets nur in einer Weise berührt haben, wie man von ähn-
lichen Curiositäten wohl im gewöhnlichen Leben zu spre-
chen pflegt.

Kallimachos,
der athenische Bildhauer (Th. I, S. 251) mag wegen der
goldenen Lampe und der über ihr sich erhebenden Palme
im Erechtheum (Paus. I, 26, 7) auch unter den Toreuten er-
wähnt werden.

Kimon
wird von Athenaeus X, p. 781 E neben Athenokles als be-
rühmter Toreut angeführt.

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[407/0415] etwa die alexandrinische, hinzuweisen scheint. Ueber ihre Kunstrichtung kann nach den bereits angeführten Nachrich- ten kein Zweifel sein. Denn mögen sie, wie aus ihrer Erwähnung unter den berühmtesten Toreuten bei Athenäus hervorzugehen scheint, auch Cisellirungen der gewöhnlichen Art ausgeführt haben, so beruht doch ihr Ruf fast aus- schliesslich auf der μικϱοτεχνία, welche freilich mit Recht zu- weilen als ματαιοτεχνία bezeichnet und verspottet wird. Durch die Technik war natürlich auch das Material bedingt, dessen sie sich bedienten. Dass es Marmor gewesen, wie Plinius an einer Stelle (36, 43) und aus ihm Apuleius (de orthogr. p. 12 Osann) angiebt, ist ein Irrthum, den Plinius selbst in- direct widerlegt, indem er 7, 85 von Elfenbein spricht. Das Elfenbein erwähnt auch Varro mit der Bemerkung, dass man, um die Feinheit der Ausführung zu erkennen, die Ar- beiten in diesem Stoffe auf schwarze Seide legte. Doch herrscht auch hier keine volle Uebereinstimmung. In den Scholien zu Dionys und bei dem Grammatiker Theodosius (p. 54 eil. Göttling), wo nur die Namen der Künstler über- gangen sind, wird der bekannte (nach ihnen von einer Fliege gezogene) Wagen als aus Eisen oder Erz gebildet be- zeichnet, und aus Erz haben wir uns auch den Wagen in der Hand der Statue des Theodoros bei Plinius (34, 83) zu denken, in welchem Boeckh (C. J. gr. I, p. 872) mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Werk unserer Kleinkünstler zu er- kennen glaubt. Alle diese Widersprüche und Ungenauigkei- ten in den Nachrichten der Alten werden wir uns am besten dadurch erklären, dass diese selbst die ganze Sache einer ernsten Aufmerksamkeit nicht würdig erachtet und sie daher stets nur in einer Weise berührt haben, wie man von ähn- lichen Curiositäten wohl im gewöhnlichen Leben zu spre- chen pflegt. Kallimachos, der athenische Bildhauer (Th. I, S. 251) mag wegen der goldenen Lampe und der über ihr sich erhebenden Palme im Erechtheum (Paus. I, 26, 7) auch unter den Toreuten er- wähnt werden. Kimon wird von Athenaeus X, p. 781 E neben Athenokles als be- rühmter Toreut angeführt.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/415>, abgerufen am 28.11.2024.