alte war Ol. 58, 1 abgebrannt. Für den Wiederaufbau sam- melten die Delphier in ganz Griechenland und selbst in Aegypten; sie selbst trugen den vierten Theil bei; die Aus- führung aber übernahmen die aus Athen vertriebenen Alk- mäoniden für dreihundert Talente. Sie bauten ihn glänzen- der, als sie verpflichtet waren, indem sie z. B. den Pronaos aus parischem Marmor errichteten, während für den Rest des Tempels nur der gewöhnliche Poros verwendet wurde: Pausanias X, 5, 13; Herodot II, 180; V, 62; Schol. Pind. Pyth. VII, 9. Da die Vertreibung der Alkmäoniden nicht vor das Ende des zweiten Exils des Peisistratos fällt, so kann der Tempel vor Ol. 60 nicht begonnen worden sein. Wann das eigentliche Gebäude vollendet ward, vermögen wir nicht anzugeben: die Sculpturen im Giebel wurden erst gegen Ol. 90 aufgestellt; vgl. Th. I, S. 247. Müller Arch. §. 80, 5.
C. und M. Stallius. Das Odeum in Athen war im Mithridatischen Kriege bei der Eroberung durch Sulla (86 v. Chr.) abgebrannt: Appian bell. Mithr. 38; Paus. I. 20. Etwa 25--30 Jahre später ward es von Ariobarzanes Philopator (reg. 65 -- 52 v. Chr.) wieder- hergestellt, wie wir aus Vitruv (V, 9, 1) und einer griechi- schen Inschrift (C. J. gr. 357) erfahren, welcher zufolge C. und M. Stallius und Menalippos diesem Könige als ihrem Wohlthäter eine Statue errichten: katastathentes up autou epi ten tou Oideiou kataskeuen. Hiernach lässt sich allerdings nicht sicher bestimmen, ob die genannten Männer wirklich Architekten waren, oder ob sie nur die Bauverwaltungsbe- hörde bildeten.
Stasikrates, s. Deinokrates.
Tarchesios, s. Argelios.
Theodoros, der Samier. Ueber ihn, so wie über die Genealogie und Chronologie der ältesten samischen Künstler ist bereits Th. I, S. 30 flgd. ausführlich gehandelt worden. Da jedoch die dort gewonnenen Resultate von Urlichs in einem Aufsatze "über die älteste samische Künstlerschule" (Rhein. Mus. N. F. X, S. 1--29) in ihren wichtigsten Punkten bestritten worden sind, so ist eine weitere Begründung meiner Ansicht
alte war Ol. 58, 1 abgebrannt. Für den Wiederaufbau sam- melten die Delphier in ganz Griechenland und selbst in Aegypten; sie selbst trugen den vierten Theil bei; die Aus- führung aber übernahmen die aus Athen vertriebenen Alk- mäoniden für dreihundert Talente. Sie bauten ihn glänzen- der, als sie verpflichtet waren, indem sie z. B. den Pronaos aus parischem Marmor errichteten, während für den Rest des Tempels nur der gewöhnliche Poros verwendet wurde: Pausanias X, 5, 13; Herodot II, 180; V, 62; Schol. Pind. Pyth. VII, 9. Da die Vertreibung der Alkmäoniden nicht vor das Ende des zweiten Exils des Peisistratos fällt, so kann der Tempel vor Ol. 60 nicht begonnen worden sein. Wann das eigentliche Gebäude vollendet ward, vermögen wir nicht anzugeben: die Sculpturen im Giebel wurden erst gegen Ol. 90 aufgestellt; vgl. Th. I, S. 247. Müller Arch. §. 80, 5.
C. und M. Stallius. Das Odeum in Athen war im Mithridatischen Kriege bei der Eroberung durch Sulla (86 v. Chr.) abgebrannt: Appian bell. Mithr. 38; Paus. I. 20. Etwa 25—30 Jahre später ward es von Ariobarzanes Philopator (reg. 65 — 52 v. Chr.) wieder- hergestellt, wie wir aus Vitruv (V, 9, 1) und einer griechi- schen Inschrift (C. J. gr. 357) erfahren, welcher zufolge C. und M. Stallius und Menalippos diesem Könige als ihrem Wohlthäter eine Statue errichten: κατασταϑέντες ὑπ̕ αὐτοῦ ἐπὶ τὴν τοῦ Ὠιδείου κατασκευήν. Hiernach lässt sich allerdings nicht sicher bestimmen, ob die genannten Männer wirklich Architekten waren, oder ob sie nur die Bauverwaltungsbe- hörde bildeten.
Stasikrates, s. Deinokrates.
Tarchesios, s. Argelios.
Theodoros, der Samier. Ueber ihn, so wie über die Genealogie und Chronologie der ältesten samischen Künstler ist bereits Th. I, S. 30 flgd. ausführlich gehandelt worden. Da jedoch die dort gewonnenen Resultate von Urlichs in einem Aufsatze „über die älteste samische Künstlerschule“ (Rhein. Mus. N. F. X, S. 1—29) in ihren wichtigsten Punkten bestritten worden sind, so ist eine weitere Begründung meiner Ansicht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0388"n="380"/>
alte war Ol. 58, 1 abgebrannt. Für den Wiederaufbau sam-<lb/>
melten die Delphier in ganz Griechenland und selbst in<lb/>
Aegypten; sie selbst trugen den vierten Theil bei; die Aus-<lb/>
führung aber übernahmen die aus Athen vertriebenen Alk-<lb/>
mäoniden für dreihundert Talente. Sie bauten ihn glänzen-<lb/>
der, als sie verpflichtet waren, indem sie z. B. den Pronaos<lb/>
aus parischem Marmor errichteten, während für den Rest<lb/>
des Tempels nur der gewöhnliche Poros verwendet wurde:<lb/>
Pausanias X, 5, 13; Herodot II, 180; V, 62; Schol. Pind.<lb/>
Pyth. VII, 9. Da die Vertreibung der Alkmäoniden nicht<lb/>
vor das Ende des zweiten Exils des Peisistratos fällt, so<lb/>
kann der Tempel vor Ol. 60 nicht begonnen worden sein.<lb/>
Wann das eigentliche Gebäude vollendet ward, vermögen<lb/>
wir nicht anzugeben: die Sculpturen im Giebel wurden erst<lb/>
gegen Ol. 90 aufgestellt; vgl. Th. I, S. 247. Müller<lb/>
Arch. §. 80, 5.</p><lb/><p>C. und M. <hirendition="#g">Stallius.</hi><lb/>
Das Odeum in Athen war im Mithridatischen Kriege bei der<lb/>
Eroberung durch Sulla (86 v. Chr.) abgebrannt: Appian bell.<lb/>
Mithr. 38; Paus. I. 20. Etwa 25—30 Jahre später ward es<lb/>
von Ariobarzanes Philopator (reg. 65 — 52 v. Chr.) wieder-<lb/>
hergestellt, wie wir aus Vitruv (V, 9, 1) und einer griechi-<lb/>
schen Inschrift (C. J. gr. 357) erfahren, welcher zufolge<lb/>
C. und M. Stallius und Menalippos diesem Könige als ihrem<lb/>
Wohlthäter eine Statue errichten: κατασταϑέντεςὑπ̕αὐτοῦ<lb/>ἐπὶτὴντοῦὨιδείουκατασκευήν. Hiernach lässt sich allerdings<lb/>
nicht sicher bestimmen, ob die genannten Männer wirklich<lb/>
Architekten waren, oder ob sie nur die Bauverwaltungsbe-<lb/>
hörde bildeten.</p><lb/><p><hirendition="#g">Stasikrates,</hi> s. Deinokrates.</p><lb/><p><hirendition="#g">Tarchesios,</hi> s. Argelios.</p><lb/><p><hirendition="#g">Theodoros</hi>,<lb/>
der Samier. Ueber ihn, so wie über die Genealogie und<lb/>
Chronologie der ältesten samischen Künstler ist bereits Th. I,<lb/>
S. 30 flgd. ausführlich gehandelt worden. Da jedoch die<lb/>
dort gewonnenen Resultate von Urlichs in einem Aufsatze<lb/>„über die älteste samische Künstlerschule“ (Rhein. Mus.<lb/>
N. F. X, S. 1—29) in ihren wichtigsten Punkten bestritten<lb/>
worden sind, so ist eine weitere Begründung meiner Ansicht<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[380/0388]
alte war Ol. 58, 1 abgebrannt. Für den Wiederaufbau sam-
melten die Delphier in ganz Griechenland und selbst in
Aegypten; sie selbst trugen den vierten Theil bei; die Aus-
führung aber übernahmen die aus Athen vertriebenen Alk-
mäoniden für dreihundert Talente. Sie bauten ihn glänzen-
der, als sie verpflichtet waren, indem sie z. B. den Pronaos
aus parischem Marmor errichteten, während für den Rest
des Tempels nur der gewöhnliche Poros verwendet wurde:
Pausanias X, 5, 13; Herodot II, 180; V, 62; Schol. Pind.
Pyth. VII, 9. Da die Vertreibung der Alkmäoniden nicht
vor das Ende des zweiten Exils des Peisistratos fällt, so
kann der Tempel vor Ol. 60 nicht begonnen worden sein.
Wann das eigentliche Gebäude vollendet ward, vermögen
wir nicht anzugeben: die Sculpturen im Giebel wurden erst
gegen Ol. 90 aufgestellt; vgl. Th. I, S. 247. Müller
Arch. §. 80, 5.
C. und M. Stallius.
Das Odeum in Athen war im Mithridatischen Kriege bei der
Eroberung durch Sulla (86 v. Chr.) abgebrannt: Appian bell.
Mithr. 38; Paus. I. 20. Etwa 25—30 Jahre später ward es
von Ariobarzanes Philopator (reg. 65 — 52 v. Chr.) wieder-
hergestellt, wie wir aus Vitruv (V, 9, 1) und einer griechi-
schen Inschrift (C. J. gr. 357) erfahren, welcher zufolge
C. und M. Stallius und Menalippos diesem Könige als ihrem
Wohlthäter eine Statue errichten: κατασταϑέντες ὑπ̕ αὐτοῦ
ἐπὶ τὴν τοῦ Ὠιδείου κατασκευήν. Hiernach lässt sich allerdings
nicht sicher bestimmen, ob die genannten Männer wirklich
Architekten waren, oder ob sie nur die Bauverwaltungsbe-
hörde bildeten.
Stasikrates, s. Deinokrates.
Tarchesios, s. Argelios.
Theodoros,
der Samier. Ueber ihn, so wie über die Genealogie und
Chronologie der ältesten samischen Künstler ist bereits Th. I,
S. 30 flgd. ausführlich gehandelt worden. Da jedoch die
dort gewonnenen Resultate von Urlichs in einem Aufsatze
„über die älteste samische Künstlerschule“ (Rhein. Mus.
N. F. X, S. 1—29) in ihren wichtigsten Punkten bestritten
worden sind, so ist eine weitere Begründung meiner Ansicht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/388>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.