Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

und die Bauart des Thurmes selber machen es beide wahr-
scheinlich, dass derselbe etwa um die nemliche Zeit erbaut
wurde, als Scipio Nasica (595 d St. -- 159 v. Chr.) zuerst
in Rom ein öffentliches Horologium errichtete, von welchem
berichtet wird, dass es gleich dem Thurme des Andronikos
die Stunden bei Tage und bei Nacht vermittelst des Wassers
angezeigt habe: Plin. 7, 215." In wie weit übrigens Andro-
nikos wirklicher Architekt war, oder etwa nur, soweit es
auf physikalische Kenntnisse ankam, die Anlage leitete,
wage ich nicht zu entscheiden.

Antimachides, s. Antistates.

Antiphilos.
Unter den Schatzhäusern zu Olympia führt Pausanias (VI,
19, 7) eines der Karthager und zwar als Werk des Pothaeos,
Antiphilos und Megakles an. Wenn nun schon ein durch
die Karthager in Olympia errichtetes Gebäude auffällig ist,
so werden wir gegen diese Angabe noch misstrauischer da-
durch, dass in dem Thesauros sich Weihgeschenke des
Gelon und der Syrakusier wegen eines Sieges über die Phö-
nicier (Phoinikos etoi trieresin e kai peze kakhe kratesanton) finden.
Wir werden dadurch zu der Annahme geleitet, dass der
ganze Bau diesem Siege, wohl dem bekannten bei Himera,
Ol. 75, 1, seine Entstehung verdankte und nach den Kar-
thagern nur benannt wurde, weil er aus der ihnen abge-
nommenen Beute errichtet wurde.

Antistates.
"Zu Athen legten die Architekten Antistates, Kallaeschros,
Antimachides und Porinos die Fundamente zu dem Tempel,
welchen Peisistratos dem olympischen Zeus errichtete. Nach
seinem Tode jedoch liessen sie wegen der veränderten politischen
Verhältnisse den Bau liegen." Vitruv VII, praef. §. 15. Nach
Aristoteles (Polit. V, 11) scheint diese Unterbrechung erst
nach der Vertreibung der Pisistratiden eingetreten zu sein.
Trotzdem vergleicht er den Tempel mit dem Pyramiden und
sein Schüler Dikäarch (p. 8 Huds.) bestätigt es, dass der
Bau, auch nur halb vollendet, wegen seiner Anlage Staunen
errege, und fertig unübertrefflich sein werde. Ueber die
Fortsetzung des Baues unter Antiochos Epiphanes s. unter
Cossutius.

22*

und die Bauart des Thurmes selber machen es beide wahr-
scheinlich, dass derselbe etwa um die nemliche Zeit erbaut
wurde, als Scipio Nasica (595 d St. — 159 v. Chr.) zuerst
in Rom ein öffentliches Horologium errichtete, von welchem
berichtet wird, dass es gleich dem Thurme des Andronikos
die Stunden bei Tage und bei Nacht vermittelst des Wassers
angezeigt habe: Plin. 7, 215.“ In wie weit übrigens Andro-
nikos wirklicher Architekt war, oder etwa nur, soweit es
auf physikalische Kenntnisse ankam, die Anlage leitete,
wage ich nicht zu entscheiden.

Antimachides, s. Antistates.

Antiphilos.
Unter den Schatzhäusern zu Olympia führt Pausanias (VI,
19, 7) eines der Karthager und zwar als Werk des Pothaeos,
Antiphilos und Megakles an. Wenn nun schon ein durch
die Karthager in Olympia errichtetes Gebäude auffällig ist,
so werden wir gegen diese Angabe noch misstrauischer da-
durch, dass in dem Thesauros sich Weihgeschenke des
Gelon und der Syrakusier wegen eines Sieges über die Phö-
nicier (Φοίνικος ἤτοι τϱιήϱεσιν ἢ καὶ πεζῇ κάχῃ κϱατησάντων) finden.
Wir werden dadurch zu der Annahme geleitet, dass der
ganze Bau diesem Siege, wohl dem bekannten bei Himera,
Ol. 75, 1, seine Entstehung verdankte und nach den Kar-
thagern nur benannt wurde, weil er aus der ihnen abge-
nommenen Beute errichtet wurde.

Antistates.
„Zu Athen legten die Architekten Antistates, Kallaeschros,
Antimachides und Porinos die Fundamente zu dem Tempel,
welchen Peisistratos dem olympischen Zeus errichtete. Nach
seinem Tode jedoch liessen sie wegen der veränderten politischen
Verhältnisse den Bau liegen.“ Vitruv VII, praef. §. 15. Nach
Aristoteles (Polit. V, 11) scheint diese Unterbrechung erst
nach der Vertreibung der Pisistratiden eingetreten zu sein.
Trotzdem vergleicht er den Tempel mit dem Pyramiden und
sein Schüler Dikäarch (p. 8 Huds.) bestätigt es, dass der
Bau, auch nur halb vollendet, wegen seiner Anlage Staunen
errege, und fertig unübertrefflich sein werde. Ueber die
Fortsetzung des Baues unter Antiochos Epiphanes s. unter
Cossutius.

22*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0347" n="339"/>
und die Bauart des Thurmes selber machen es beide wahr-<lb/>
scheinlich, dass derselbe etwa um die nemliche Zeit erbaut<lb/>
wurde, als Scipio Nasica (595 d St. &#x2014; 159 v. Chr.) zuerst<lb/>
in Rom ein öffentliches Horologium errichtete, von welchem<lb/>
berichtet wird, dass es gleich dem Thurme des Andronikos<lb/>
die Stunden bei Tage und bei Nacht vermittelst des Wassers<lb/>
angezeigt habe: Plin. 7, 215.&#x201C; In wie weit übrigens Andro-<lb/>
nikos wirklicher Architekt war, oder etwa nur, soweit es<lb/>
auf physikalische Kenntnisse ankam, die Anlage leitete,<lb/>
wage ich nicht zu entscheiden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Antimachides</hi>, s. Antistates.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Antiphilos</hi>.<lb/>
Unter den Schatzhäusern zu Olympia führt Pausanias (VI,<lb/>
19, 7) eines der Karthager und zwar als Werk des Pothaeos,<lb/>
Antiphilos und Megakles an. Wenn nun schon ein durch<lb/>
die Karthager in Olympia errichtetes Gebäude auffällig ist,<lb/>
so werden wir gegen diese Angabe noch misstrauischer da-<lb/>
durch, dass in dem Thesauros sich Weihgeschenke des<lb/>
Gelon und der Syrakusier wegen eines Sieges über die Phö-<lb/>
nicier (&#x03A6;&#x03BF;&#x1F77;&#x03BD;&#x03B9;&#x03BA;&#x03BF;&#x03C2; &#x1F24;&#x03C4;&#x03BF;&#x03B9; &#x03C4;&#x03F1;&#x03B9;&#x03AE;&#x03F1;&#x03B5;&#x03C3;&#x03B9;&#x03BD; &#x1F22; &#x03BA;&#x03B1;&#x1F76; &#x03C0;&#x03B5;&#x03B6;&#x1FC7; &#x03BA;&#x03AC;&#x03C7;&#x1FC3; &#x03BA;&#x03F1;&#x03B1;&#x03C4;&#x03B7;&#x03C3;&#x03AC;&#x03BD;&#x03C4;&#x03C9;&#x03BD;) finden.<lb/>
Wir werden dadurch zu der Annahme geleitet, dass der<lb/>
ganze Bau diesem Siege, wohl dem bekannten bei Himera,<lb/>
Ol. 75, 1, seine Entstehung verdankte und nach den Kar-<lb/>
thagern nur benannt wurde, weil er aus der ihnen abge-<lb/>
nommenen Beute errichtet wurde.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Antistates</hi>.<lb/>
&#x201E;Zu Athen legten die Architekten Antistates, Kallaeschros,<lb/>
Antimachides und Porinos die Fundamente zu dem Tempel,<lb/>
welchen Peisistratos dem olympischen Zeus errichtete. Nach<lb/>
seinem Tode jedoch liessen sie wegen der veränderten politischen<lb/>
Verhältnisse den Bau liegen.&#x201C; Vitruv VII, praef. §. 15. Nach<lb/>
Aristoteles (Polit. V, 11) scheint diese Unterbrechung erst<lb/>
nach der Vertreibung der Pisistratiden eingetreten zu sein.<lb/>
Trotzdem vergleicht er den Tempel mit dem Pyramiden und<lb/>
sein Schüler Dikäarch (p. 8 Huds.) bestätigt es, dass der<lb/>
Bau, auch nur halb vollendet, wegen seiner Anlage Staunen<lb/>
errege, und fertig unübertrefflich sein werde. Ueber die<lb/>
Fortsetzung des Baues unter Antiochos Epiphanes s. unter<lb/>
Cossutius.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">22*</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[339/0347] und die Bauart des Thurmes selber machen es beide wahr- scheinlich, dass derselbe etwa um die nemliche Zeit erbaut wurde, als Scipio Nasica (595 d St. — 159 v. Chr.) zuerst in Rom ein öffentliches Horologium errichtete, von welchem berichtet wird, dass es gleich dem Thurme des Andronikos die Stunden bei Tage und bei Nacht vermittelst des Wassers angezeigt habe: Plin. 7, 215.“ In wie weit übrigens Andro- nikos wirklicher Architekt war, oder etwa nur, soweit es auf physikalische Kenntnisse ankam, die Anlage leitete, wage ich nicht zu entscheiden. Antimachides, s. Antistates. Antiphilos. Unter den Schatzhäusern zu Olympia führt Pausanias (VI, 19, 7) eines der Karthager und zwar als Werk des Pothaeos, Antiphilos und Megakles an. Wenn nun schon ein durch die Karthager in Olympia errichtetes Gebäude auffällig ist, so werden wir gegen diese Angabe noch misstrauischer da- durch, dass in dem Thesauros sich Weihgeschenke des Gelon und der Syrakusier wegen eines Sieges über die Phö- nicier (Φοίνικος ἤτοι τϱιήϱεσιν ἢ καὶ πεζῇ κάχῃ κϱατησάντων) finden. Wir werden dadurch zu der Annahme geleitet, dass der ganze Bau diesem Siege, wohl dem bekannten bei Himera, Ol. 75, 1, seine Entstehung verdankte und nach den Kar- thagern nur benannt wurde, weil er aus der ihnen abge- nommenen Beute errichtet wurde. Antistates. „Zu Athen legten die Architekten Antistates, Kallaeschros, Antimachides und Porinos die Fundamente zu dem Tempel, welchen Peisistratos dem olympischen Zeus errichtete. Nach seinem Tode jedoch liessen sie wegen der veränderten politischen Verhältnisse den Bau liegen.“ Vitruv VII, praef. §. 15. Nach Aristoteles (Polit. V, 11) scheint diese Unterbrechung erst nach der Vertreibung der Pisistratiden eingetreten zu sein. Trotzdem vergleicht er den Tempel mit dem Pyramiden und sein Schüler Dikäarch (p. 8 Huds.) bestätigt es, dass der Bau, auch nur halb vollendet, wegen seiner Anlage Staunen errege, und fertig unübertrefflich sein werde. Ueber die Fortsetzung des Baues unter Antiochos Epiphanes s. unter Cossutius. 22*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/347
Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/347>, abgerufen am 09.05.2024.