ja auch hier vor allem um bestimmte Gliederung und Ein- theilung eines gegebenen Raumes für die Zwecke eines öffentlichen Schauspiels zu thun war.
In den bisher betrachteten Nachrichten handelt es sich überall um die Errichtung einzelner Gebäude. Je mehr sich aber die Städte Griechenlands mit solchen Werken füllten, um so mehr mussten die streng mathematischen Linien der- selben in einem gewissen Widerspruche mit der weiteren Umgebung zu stehen scheinen. Wo also diese nicht schon gegeben, sondern erst neu zu schaffen war, da musste die Regelmässigkeit des einzelnen Baues auch für sie massge- bend werden. In noch erhöhetem Maasse war dies bei der Anlage ganz neuer Städte oder Stadttheile der Fall; und hieraus haben wir uns den Einfluss zu erklären, dessen sich die Neuerungen des Hippodamos zu erfreuen hatten. Denn derselbe beschränkt sich nicht etwa auf die eigene Thätigkeit des Mannes, welche in der regelmässigen Anlage des Peiräeus, der Städte Thurium und Rhodos glänzend her- vortritt, sondern sein System scheint sich in der Folge fast ohne Ausnahme bei allen ähnlichen Unternehmungen Gel- tung verschafft zu haben.
Der peloponnesische Krieg bildet zunächst einen äusseren Abschnitt in der Geschichte der Architektur, indem er die materiellen Mittel der Staaten für Zwecke der Kunst zu ver- wenden zuvörderst nicht gestattet. Aber auch in der inne- ren Entwickelung bereiten sich mannigfache Veränderungen vor. Dahin rechnen wir das Erscheinen einer neuen Bau- ordnung, der korinthischen, deren Erfindung eine, wie es scheint, mehr poetische als historische Sage dem Bildhauer Kallimachos beilegt. Das erste sichere Beispiel ihrer Anwendung zeigt der nach Ol. 96 von Skopas erbaute Tempel der Athene Alea zu Tegea, in dessen Innerem über einer ionischen eine korinthische Säulenreihe errichtet war. Wie aber hier ihre Stellung noch eine untergeordnete ist, so scheint sie überhaupt, in der Tempelarchitektur wenig- stens, nicht sogleich eine umfassende Geltung erlangt zu haben. Vielmehr kämpfen auch jetzt noch die ionische und die dorische Ordnung um den Vorrang, so jedoch, dass die letztere immer mehr zurückgedrängt wird. Dass der ur- sprünglich ionisch gebaute ephesische Tempel auch nach
ja auch hier vor allem um bestimmte Gliederung und Ein- theilung eines gegebenen Raumes für die Zwecke eines öffentlichen Schauspiels zu thun war.
In den bisher betrachteten Nachrichten handelt es sich überall um die Errichtung einzelner Gebäude. Je mehr sich aber die Städte Griechenlands mit solchen Werken füllten, um so mehr mussten die streng mathematischen Linien der- selben in einem gewissen Widerspruche mit der weiteren Umgebung zu stehen scheinen. Wo also diese nicht schon gegeben, sondern erst neu zu schaffen war, da musste die Regelmässigkeit des einzelnen Baues auch für sie massge- bend werden. In noch erhöhetem Maasse war dies bei der Anlage ganz neuer Städte oder Stadttheile der Fall; und hieraus haben wir uns den Einfluss zu erklären, dessen sich die Neuerungen des Hippodamos zu erfreuen hatten. Denn derselbe beschränkt sich nicht etwa auf die eigene Thätigkeit des Mannes, welche in der regelmässigen Anlage des Peiräeus, der Städte Thurium und Rhodos glänzend her- vortritt, sondern sein System scheint sich in der Folge fast ohne Ausnahme bei allen ähnlichen Unternehmungen Gel- tung verschafft zu haben.
Der peloponnesische Krieg bildet zunächst einen äusseren Abschnitt in der Geschichte der Architektur, indem er die materiellen Mittel der Staaten für Zwecke der Kunst zu ver- wenden zuvörderst nicht gestattet. Aber auch in der inne- ren Entwickelung bereiten sich mannigfache Veränderungen vor. Dahin rechnen wir das Erscheinen einer neuen Bau- ordnung, der korinthischen, deren Erfindung eine, wie es scheint, mehr poetische als historische Sage dem Bildhauer Kallimachos beilegt. Das erste sichere Beispiel ihrer Anwendung zeigt der nach Ol. 96 von Skopas erbaute Tempel der Athene Alea zu Tegea, in dessen Innerem über einer ionischen eine korinthische Säulenreihe errichtet war. Wie aber hier ihre Stellung noch eine untergeordnete ist, so scheint sie überhaupt, in der Tempelarchitektur wenig- stens, nicht sogleich eine umfassende Geltung erlangt zu haben. Vielmehr kämpfen auch jetzt noch die ionische und die dorische Ordnung um den Vorrang, so jedoch, dass die letztere immer mehr zurückgedrängt wird. Dass der ur- sprünglich ionisch gebaute ephesische Tempel auch nach
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ja auch hier vor allem um bestimmte Gliederung und Ein-
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In den bisher betrachteten Nachrichten handelt es sich
überall um die Errichtung einzelner Gebäude. Je mehr sich
aber die Städte Griechenlands mit solchen Werken füllten,
um so mehr mussten die streng mathematischen Linien der-
selben in einem gewissen Widerspruche mit der weiteren
Umgebung zu stehen scheinen. Wo also diese nicht schon
gegeben, sondern erst neu zu schaffen war, da musste die
Regelmässigkeit des einzelnen Baues auch für sie massge-
bend werden. In noch erhöhetem Maasse war dies bei der
Anlage ganz neuer Städte oder Stadttheile der Fall; und
hieraus haben wir uns den Einfluss zu erklären, dessen
sich die Neuerungen des Hippodamos zu erfreuen hatten.
Denn derselbe beschränkt sich nicht etwa auf die eigene
Thätigkeit des Mannes, welche in der regelmässigen Anlage
des Peiräeus, der Städte Thurium und Rhodos glänzend her-
vortritt, sondern sein System scheint sich in der Folge fast
ohne Ausnahme bei allen ähnlichen Unternehmungen Gel-
tung verschafft zu haben.
Der peloponnesische Krieg bildet zunächst einen äusseren
Abschnitt in der Geschichte der Architektur, indem er die
materiellen Mittel der Staaten für Zwecke der Kunst zu ver-
wenden zuvörderst nicht gestattet. Aber auch in der inne-
ren Entwickelung bereiten sich mannigfache Veränderungen
vor. Dahin rechnen wir das Erscheinen einer neuen Bau-
ordnung, der korinthischen, deren Erfindung eine, wie es
scheint, mehr poetische als historische Sage dem Bildhauer
Kallimachos beilegt. Das erste sichere Beispiel ihrer
Anwendung zeigt der nach Ol. 96 von Skopas erbaute
Tempel der Athene Alea zu Tegea, in dessen Innerem über
einer ionischen eine korinthische Säulenreihe errichtet war.
Wie aber hier ihre Stellung noch eine untergeordnete ist,
so scheint sie überhaupt, in der Tempelarchitektur wenig-
stens, nicht sogleich eine umfassende Geltung erlangt zu
haben. Vielmehr kämpfen auch jetzt noch die ionische und
die dorische Ordnung um den Vorrang, so jedoch, dass die
letztere immer mehr zurückgedrängt wird. Dass der ur-
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/338>, abgerufen am 27.11.2024.
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