deren Namen nur daher, dass Mikon in der Inschrift ihrer Bilder sie Asteropeia und Antinoe nenne. Diese Bilder sind doch wahrscheinlich keine andern, als die im Dioskurentempel; und so vermuthet Böttiger 1) gewiss mit Recht, dass dort die Rückkehr der Argonauten dargestellt war. Unter ihnen befand sich vielleicht jener Butes, auf den sich die Sprüchwörter beziehen: Bouten Mikon egraphen und thatton e Boutes, um etwas zu bezeichnen, was schnell und leichthin abgefertigt wird. Der Maler hatte nemlich nur den Helm und das eine Auge hinter einem Berge hervorschauen lassen, und sich begnügt, den Mann ausserdem nur durch den beigeschriebenen Namen kenntlich zu machen: Zenob. prov. cent. I, 11, p. 87 und Append. e Vatic. I, 12, p. 260 Schott. Denn obwohl Hesychius (s. o.) und Zenobius (IV, 28) Butes als "einen der Kämpfenden in der Stoa" (Poikile) bezeichnen, so macht doch Jahn 2) bei dem Schweigen der übrigen Grammatiker über die Localität mit Recht für den Dioskurentempel den Umstand geltend, dass Butes auch sonst als einer der Argonauten bekannt ist: Apoll. Rhod. I, 95; Apollod. I, 9, 16. -- Mit Unrecht scheint mir Böttiger 3) noch ein zweites Gemälde des Mikon im Tempel der Dioskuren vor- auszusetzen. Denn die Worte des Pausanias (I, 18, 1): "sie selbst stehend und ihre Kinder auf Rossen sitzend," glaube ich vielmehr auf die Tempelstatuen beziehen zu müssen, als auf Gemälde, deren Beschreibung nun erst folgt.
Die Gemälde im Tempel des Theseus legt Pau- sanias (I, 17, 2) dem Mikon bei; doch scheint auch an ihnen Polygnot einen Antheil gehabt zu haben, sofern, wie schon erwähnt wird, bei den Lexikographen für thesauro zu lesen ist Theseos iero oder Theseio. Die Beschreibungen des Pau- sanias sind wiederum sehr dürftig. Dargestellt waren 1) der Kampf der Athener gegen die Amazonen; 2) die Schlacht der Lapithen und Kentauren; Theseus hatte schon einen der letzte- ren getödtet; zwischen den andern war der Kampf noch unentschieden. 3) Auf der dritten Wand (wie Pausanias sich ausdrückt) war eine ziemlich unbekannte Sage dargestellt, deren Verständniss noch dadurch erschwert wurde, dass das Bild von der Zeit gelitten und Mikon diesen Mythos nicht in
1) Arch. d. Mal. 259.
2) Arch. Aufs. S. 19.
3) Arch. d. Mal. S. 256.
deren Namen nur daher, dass Mikon in der Inschrift ihrer Bilder sie Asteropeia und Antinoe nenne. Diese Bilder sind doch wahrscheinlich keine andern, als die im Dioskurentempel; und so vermuthet Böttiger 1) gewiss mit Recht, dass dort die Rückkehr der Argonauten dargestellt war. Unter ihnen befand sich vielleicht jener Butes, auf den sich die Sprüchwörter beziehen: Βούτην Μίκων ἔγϱαφεν und ϑᾶττον ἢ Βούτης, um etwas zu bezeichnen, was schnell und leichthin abgefertigt wird. Der Maler hatte nemlich nur den Helm und das eine Auge hinter einem Berge hervorschauen lassen, und sich begnügt, den Mann ausserdem nur durch den beigeschriebenen Namen kenntlich zu machen: Zenob. prov. cent. I, 11, p. 87 und Append. e Vatic. I, 12, p. 260 Schott. Denn obwohl Hesychius (s. o.) und Zenobius (IV, 28) Butes als „einen der Kämpfenden in der Stoa“ (Poikile) bezeichnen, so macht doch Jahn 2) bei dem Schweigen der übrigen Grammatiker über die Localität mit Recht für den Dioskurentempel den Umstand geltend, dass Butes auch sonst als einer der Argonauten bekannt ist: Apoll. Rhod. I, 95; Apollod. I, 9, 16. — Mit Unrecht scheint mir Böttiger 3) noch ein zweites Gemälde des Mikon im Tempel der Dioskuren vor- auszusetzen. Denn die Worte des Pausanias (I, 18, 1): „sie selbst stehend und ihre Kinder auf Rossen sitzend,“ glaube ich vielmehr auf die Tempelstatuen beziehen zu müssen, als auf Gemälde, deren Beschreibung nun erst folgt.
Die Gemälde im Tempel des Theseus legt Pau- sanias (I, 17, 2) dem Mikon bei; doch scheint auch an ihnen Polygnot einen Antheil gehabt zu haben, sofern, wie schon erwähnt wird, bei den Lexikographen für ϑησαυϱῷ zu lesen ist Θησέως ἱεϱῷ oder Θησείῳ. Die Beschreibungen des Pau- sanias sind wiederum sehr dürftig. Dargestellt waren 1) der Kampf der Athener gegen die Amazonen; 2) die Schlacht der Lapithen und Kentauren; Theseus hatte schon einen der letzte- ren getödtet; zwischen den andern war der Kampf noch unentschieden. 3) Auf der dritten Wand (wie Pausanias sich ausdrückt) war eine ziemlich unbekannte Sage dargestellt, deren Verständniss noch dadurch erschwert wurde, dass das Bild von der Zeit gelitten und Mikon diesen Mythos nicht in
1) Arch. d. Mal. 259.
2) Arch. Aufs. S. 19.
3) Arch. d. Mal. S. 256.
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[23/0031]
deren Namen nur daher, dass Mikon in der Inschrift ihrer
Bilder sie Asteropeia und Antinoe nenne. Diese Bilder sind
doch wahrscheinlich keine andern, als die im Dioskurentempel;
und so vermuthet Böttiger 1) gewiss mit Recht, dass dort die
Rückkehr der Argonauten dargestellt war. Unter ihnen befand
sich vielleicht jener Butes, auf den sich die Sprüchwörter
beziehen: Βούτην Μίκων ἔγϱαφεν und ϑᾶττον ἢ Βούτης, um etwas
zu bezeichnen, was schnell und leichthin abgefertigt wird.
Der Maler hatte nemlich nur den Helm und das eine Auge
hinter einem Berge hervorschauen lassen, und sich begnügt,
den Mann ausserdem nur durch den beigeschriebenen Namen
kenntlich zu machen: Zenob. prov. cent. I, 11, p. 87 und Append.
e Vatic. I, 12, p. 260 Schott. Denn obwohl Hesychius (s. o.) und
Zenobius (IV, 28) Butes als „einen der Kämpfenden in der Stoa“
(Poikile) bezeichnen, so macht doch Jahn 2) bei dem Schweigen
der übrigen Grammatiker über die Localität mit Recht für den
Dioskurentempel den Umstand geltend, dass Butes auch sonst
als einer der Argonauten bekannt ist: Apoll. Rhod. I, 95; Apollod.
I, 9, 16. — Mit Unrecht scheint mir Böttiger 3) noch ein
zweites Gemälde des Mikon im Tempel der Dioskuren vor-
auszusetzen. Denn die Worte des Pausanias (I, 18, 1): „sie
selbst stehend und ihre Kinder auf Rossen sitzend,“ glaube
ich vielmehr auf die Tempelstatuen beziehen zu müssen, als
auf Gemälde, deren Beschreibung nun erst folgt.
Die Gemälde im Tempel des Theseus legt Pau-
sanias (I, 17, 2) dem Mikon bei; doch scheint auch an ihnen
Polygnot einen Antheil gehabt zu haben, sofern, wie schon
erwähnt wird, bei den Lexikographen für ϑησαυϱῷ zu lesen
ist Θησέως ἱεϱῷ oder Θησείῳ. Die Beschreibungen des Pau-
sanias sind wiederum sehr dürftig. Dargestellt waren 1) der
Kampf der Athener gegen die Amazonen; 2) die Schlacht der
Lapithen und Kentauren; Theseus hatte schon einen der letzte-
ren getödtet; zwischen den andern war der Kampf noch
unentschieden. 3) Auf der dritten Wand (wie Pausanias sich
ausdrückt) war eine ziemlich unbekannte Sage dargestellt,
deren Verständniss noch dadurch erschwert wurde, dass das
Bild von der Zeit gelitten und Mikon diesen Mythos nicht in
1) Arch. d. Mal. 259.
2) Arch. Aufs. S. 19.
3) Arch. d. Mal.
S. 256.
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/31>, abgerufen am 25.11.2024.
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