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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856.

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der Erzählung der weiteren Umstände bedeutende Abwei-
chungen. Ich will hier ganz ausser Acht lassen, dass Gel-
lius den Protogenes damals schon gestorben sein lässt. Aber
er sagt noch weiter: der Jalysos sei in einem Gebäude der
Vorstadt aufgestellt gewesen, und Demetrios habe dasselbe
aus reinem Neide anzünden wollen. Auch nach Plutarch
befindet sich der Jalysos in der Vorstadt und geräth noch
nicht ganz vollendet in die Gewalt des Königs. Aber warum
hätte er, ein Bewunderer der Kunst, ihn dann verbrennen
sollen? Warum, sofern nur das Gebäude in seiner Gewalt
war, nahm er nicht das Bild von dort weg und setzte dann
die Belagerung fort? Denn dass es sich entfernen liess, geht
daraus hervor, dass es später nach Rom versetzt ward.
Welchen Sinn hat überhaupt unter den angegebenen Um-
ständen die Gesandtschaft der Rhodier? Offenbar hatte De-
metrios keine Macht über das Bild und konnte auch die
Rhodier nicht zwingen, es von der heiligen Stätte, wo es
geweiht war, zu entfernen. Die Widersprüche bei Plutarch
und Gellius aber erklären sich einfach daraus, dass sie die
auf den Satyr bezüglichen Erzählungen aus einer bei ähn-
lichen anekdotenartigen Nachrichten so häufigen Unachtsam-
keit auf den Jalysos übertrugen. Das gewichtigste Zeugniss
indessen in dieser ganzen Frage liefert uns als Augenzeuge
Strabo, 1) der bei der Beschreibung von Rhodos den Jalysos
und den Satyr als zwei Gemälde anführt: ai tou Protogenous
graphai o te Ialusos kai o Saturos. Da nun Suidas 2) und Con-
stantinus Porphyrogenitus 3) von Gemälden des Protogenes im
Heiligthum des Dionysos zu Rhodos sprechen, die von Strabo
angeführten Kunstwerke aber sich meist dort und im Gymna-
sion befanden, so dürfen wir wohl das Dionysion als den ur-
sprünglichen Aufstellungsort jener beiden Gemälde betrachten.
Zu Rhodos befand sich der Jalysos noch zu Cicero's Zeit, 4)
während Plinius ihn im Friedenstempel zu Rom sah, mit dem
er unter Commodus verbrannt sein wird. Ob der Satyr das-
selbe Schicksal erfahren, wird nicht bestimmt angegeben. --
Hinsichtlich der Darstellung wissen wir über den Satyr zu-
erst durch Plinius, dass er in lässiger Ruhe mit der Doppel-

1) XIV, p. 652.
2) s. v. Protogenes.
3) l. l.
4) Verr. IV, 60,
§. 135; or. 2, c. 5.

der Erzählung der weiteren Umstände bedeutende Abwei-
chungen. Ich will hier ganz ausser Acht lassen, dass Gel-
lius den Protogenes damals schon gestorben sein lässt. Aber
er sagt noch weiter: der Jalysos sei in einem Gebäude der
Vorstadt aufgestellt gewesen, und Demetrios habe dasselbe
aus reinem Neide anzünden wollen. Auch nach Plutarch
befindet sich der Jalysos in der Vorstadt und geräth noch
nicht ganz vollendet in die Gewalt des Königs. Aber warum
hätte er, ein Bewunderer der Kunst, ihn dann verbrennen
sollen? Warum, sofern nur das Gebäude in seiner Gewalt
war, nahm er nicht das Bild von dort weg und setzte dann
die Belagerung fort? Denn dass es sich entfernen liess, geht
daraus hervor, dass es später nach Rom versetzt ward.
Welchen Sinn hat überhaupt unter den angegebenen Um-
ständen die Gesandtschaft der Rhodier? Offenbar hatte De-
metrios keine Macht über das Bild und konnte auch die
Rhodier nicht zwingen, es von der heiligen Stätte, wo es
geweiht war, zu entfernen. Die Widersprüche bei Plutarch
und Gellius aber erklären sich einfach daraus, dass sie die
auf den Satyr bezüglichen Erzählungen aus einer bei ähn-
lichen anekdotenartigen Nachrichten so häufigen Unachtsam-
keit auf den Jalysos übertrugen. Das gewichtigste Zeugniss
indessen in dieser ganzen Frage liefert uns als Augenzeuge
Strabo, 1) der bei der Beschreibung von Rhodos den Jalysos
und den Satyr als zwei Gemälde anführt: αἱ τοῦ Πϱωτογένους
γϱαφαὶ ὅ τε Ἰάλυσος καὶ ὁ Σάτυϱος. Da nun Suidas 2) und Con-
stantinus Porphyrogenitus 3) von Gemälden des Protogenes im
Heiligthum des Dionysos zu Rhodos sprechen, die von Strabo
angeführten Kunstwerke aber sich meist dort und im Gymna-
sion befanden, so dürfen wir wohl das Dionysion als den ur-
sprünglichen Aufstellungsort jener beiden Gemälde betrachten.
Zu Rhodos befand sich der Jalysos noch zu Cicero’s Zeit, 4)
während Plinius ihn im Friedenstempel zu Rom sah, mit dem
er unter Commodus verbrannt sein wird. Ob der Satyr das-
selbe Schicksal erfahren, wird nicht bestimmt angegeben. —
Hinsichtlich der Darstellung wissen wir über den Satyr zu-
erst durch Plinius, dass er in lässiger Ruhe mit der Doppel-

1) XIV, p. 652.
2) s. v. Πϱωτογένης.
3) l. l.
4) Verr. IV, 60,
§. 135; or. 2, c. 5.
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[237/0245] der Erzählung der weiteren Umstände bedeutende Abwei- chungen. Ich will hier ganz ausser Acht lassen, dass Gel- lius den Protogenes damals schon gestorben sein lässt. Aber er sagt noch weiter: der Jalysos sei in einem Gebäude der Vorstadt aufgestellt gewesen, und Demetrios habe dasselbe aus reinem Neide anzünden wollen. Auch nach Plutarch befindet sich der Jalysos in der Vorstadt und geräth noch nicht ganz vollendet in die Gewalt des Königs. Aber warum hätte er, ein Bewunderer der Kunst, ihn dann verbrennen sollen? Warum, sofern nur das Gebäude in seiner Gewalt war, nahm er nicht das Bild von dort weg und setzte dann die Belagerung fort? Denn dass es sich entfernen liess, geht daraus hervor, dass es später nach Rom versetzt ward. Welchen Sinn hat überhaupt unter den angegebenen Um- ständen die Gesandtschaft der Rhodier? Offenbar hatte De- metrios keine Macht über das Bild und konnte auch die Rhodier nicht zwingen, es von der heiligen Stätte, wo es geweiht war, zu entfernen. Die Widersprüche bei Plutarch und Gellius aber erklären sich einfach daraus, dass sie die auf den Satyr bezüglichen Erzählungen aus einer bei ähn- lichen anekdotenartigen Nachrichten so häufigen Unachtsam- keit auf den Jalysos übertrugen. Das gewichtigste Zeugniss indessen in dieser ganzen Frage liefert uns als Augenzeuge Strabo, 1) der bei der Beschreibung von Rhodos den Jalysos und den Satyr als zwei Gemälde anführt: αἱ τοῦ Πϱωτογένους γϱαφαὶ ὅ τε Ἰάλυσος καὶ ὁ Σάτυϱος. Da nun Suidas 2) und Con- stantinus Porphyrogenitus 3) von Gemälden des Protogenes im Heiligthum des Dionysos zu Rhodos sprechen, die von Strabo angeführten Kunstwerke aber sich meist dort und im Gymna- sion befanden, so dürfen wir wohl das Dionysion als den ur- sprünglichen Aufstellungsort jener beiden Gemälde betrachten. Zu Rhodos befand sich der Jalysos noch zu Cicero’s Zeit, 4) während Plinius ihn im Friedenstempel zu Rom sah, mit dem er unter Commodus verbrannt sein wird. Ob der Satyr das- selbe Schicksal erfahren, wird nicht bestimmt angegeben. — Hinsichtlich der Darstellung wissen wir über den Satyr zu- erst durch Plinius, dass er in lässiger Ruhe mit der Doppel- 1) XIV, p. 652. 2) s. v. Πϱωτογένης. 3) l. l. 4) Verr. IV, 60, §. 135; or. 2, c. 5.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/245>, abgerufen am 22.11.2024.