Gorgosthenes, ein Schauspieler der Tragödie, zu Alex- andrien: Plin. l. l.
Habron zu Samos: Plin. l. l. Welcker (zu Philost. p. 211) glaubt in diesem Werke das Charakterbild eines Weichlings zu erkennen; doch kann es auch wohl ein Por- trait gewesen sein, wie wir ja, da bei einem Bilde in Samos an den Sohn des attischen Redners Lykurg zu denken we- niger nahe liegt, z. B. einen Maler desselben Namens aus Plinius kennen.
Auch sein eigenes Portrait soll Apelles gemalt haben: Anall. III, 218, n. 314.
Ueber seine Theilnahme an dem Bilde des Aristratos s. o. unter Melanthios.
Von Frauenportraits ist uns nur ein einziges bekannt:
Pankaste. Sie war eine der Geliebten Alexanders, welcher sie wegen der Schönheit ihrer Gestalt von Apelles nackt malen lassen wollte. Bei dieser Gelegenheit aber ver- liebte sich der Künstler selbst in sie, und der König, statt dar- über zu zürnen, gab sie ihm zum Geschenk, was Gelegenheit gegeben hat, Alexander wegen seiner Selbstüberwindung zu preisen: Plin. 35, 86. Aelian (v. h. XII, 34), welcher ihrer gleichfalls als der Geliebten des Königs und des Künstlers gedenkt, giebt als ihre Vaterstadt Larissa an. Lucian (imagg. 7), bei dem sie Pakate genannt wird, will bei seiner Muster- schönheit einer Frau den Körper nach ihrem Vorbilde dar- gestellt wissen, und zwar nicht zu weiss, sondern etwas wie durch das Blut geröthet (me agan leukon, alla enaimon aplos). Dass Apelles seine Anadyomene nach ihr gemalt haben solle, ward schon erwähnt.
"Unter seinen Werken befinden sich auch Bilder von Sterbenden:" Plin. 35, 90.
Endlich dürfen wir hier die berühmte Linie nicht über- gehen, da sie wie ein anderes Werk aufgestellt war und nicht minder, namentlich von den Künstlern bewundert ward. Plinius hatte sie noch in Rom gesehen, ehe sie durch den Brand des Kaiserpalastes zu Grunde gegangen war. Er er- zählt von ihrer Entstehung folgendes (35, 81--83): Apelles, begierig den Protogenes kennen zu lernen, eilt gleich nach seiner Ankunft in Rhodos in dessen Wohnung, wo er aber nicht ihn, sondern eine alte Frau als Wächterin trifft.
Gorgosthenes, ein Schauspieler der Tragödie, zu Alex- andrien: Plin. l. l.
Habron zu Samos: Plin. l. l. Welcker (zu Philost. p. 211) glaubt in diesem Werke das Charakterbild eines Weichlings zu erkennen; doch kann es auch wohl ein Por- trait gewesen sein, wie wir ja, da bei einem Bilde in Samos an den Sohn des attischen Redners Lykurg zu denken we- niger nahe liegt, z. B. einen Maler desselben Namens aus Plinius kennen.
Auch sein eigenes Portrait soll Apelles gemalt haben: Anall. III, 218, n. 314.
Ueber seine Theilnahme an dem Bilde des Aristratos s. o. unter Melanthios.
Von Frauenportraits ist uns nur ein einziges bekannt:
Pankaste. Sie war eine der Geliebten Alexanders, welcher sie wegen der Schönheit ihrer Gestalt von Apelles nackt malen lassen wollte. Bei dieser Gelegenheit aber ver- liebte sich der Künstler selbst in sie, und der König, statt dar- über zu zürnen, gab sie ihm zum Geschenk, was Gelegenheit gegeben hat, Alexander wegen seiner Selbstüberwindung zu preisen: Plin. 35, 86. Aelian (v. h. XII, 34), welcher ihrer gleichfalls als der Geliebten des Königs und des Künstlers gedenkt, giebt als ihre Vaterstadt Larissa an. Lucian (imagg. 7), bei dem sie Pakate genannt wird, will bei seiner Muster- schönheit einer Frau den Körper nach ihrem Vorbilde dar- gestellt wissen, und zwar nicht zu weiss, sondern etwas wie durch das Blut geröthet (μὴ ἄγαν λευκὸν, ἀλλὰ ἔναιμον ἁπλῶς). Dass Apelles seine Anadyomene nach ihr gemalt haben solle, ward schon erwähnt.
„Unter seinen Werken befinden sich auch Bilder von Sterbenden:“ Plin. 35, 90.
Endlich dürfen wir hier die berühmte Linie nicht über- gehen, da sie wie ein anderes Werk aufgestellt war und nicht minder, namentlich von den Künstlern bewundert ward. Plinius hatte sie noch in Rom gesehen, ehe sie durch den Brand des Kaiserpalastes zu Grunde gegangen war. Er er- zählt von ihrer Entstehung folgendes (35, 81—83): Apelles, begierig den Protogenes kennen zu lernen, eilt gleich nach seiner Ankunft in Rhodos in dessen Wohnung, wo er aber nicht ihn, sondern eine alte Frau als Wächterin trifft.
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Gorgosthenes, ein Schauspieler der Tragödie, zu Alex-
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Habron zu Samos: Plin. l. l. Welcker (zu Philost.
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Weichlings zu erkennen; doch kann es auch wohl ein Por-
trait gewesen sein, wie wir ja, da bei einem Bilde in Samos
an den Sohn des attischen Redners Lykurg zu denken we-
niger nahe liegt, z. B. einen Maler desselben Namens aus
Plinius kennen.
Auch sein eigenes Portrait soll Apelles gemalt haben:
Anall. III, 218, n. 314.
Ueber seine Theilnahme an dem Bilde des Aristratos
s. o. unter Melanthios.
Von Frauenportraits ist uns nur ein einziges bekannt:
Pankaste. Sie war eine der Geliebten Alexanders,
welcher sie wegen der Schönheit ihrer Gestalt von Apelles
nackt malen lassen wollte. Bei dieser Gelegenheit aber ver-
liebte sich der Künstler selbst in sie, und der König, statt dar-
über zu zürnen, gab sie ihm zum Geschenk, was Gelegenheit
gegeben hat, Alexander wegen seiner Selbstüberwindung zu
preisen: Plin. 35, 86. Aelian (v. h. XII, 34), welcher ihrer
gleichfalls als der Geliebten des Königs und des Künstlers
gedenkt, giebt als ihre Vaterstadt Larissa an. Lucian (imagg.
7), bei dem sie Pakate genannt wird, will bei seiner Muster-
schönheit einer Frau den Körper nach ihrem Vorbilde dar-
gestellt wissen, und zwar nicht zu weiss, sondern etwas wie
durch das Blut geröthet (μὴ ἄγαν λευκὸν, ἀλλὰ ἔναιμον ἁπλῶς).
Dass Apelles seine Anadyomene nach ihr gemalt haben solle,
ward schon erwähnt.
„Unter seinen Werken befinden sich auch Bilder von
Sterbenden:“ Plin. 35, 90.
Endlich dürfen wir hier die berühmte Linie nicht über-
gehen, da sie wie ein anderes Werk aufgestellt war und
nicht minder, namentlich von den Künstlern bewundert ward.
Plinius hatte sie noch in Rom gesehen, ehe sie durch den
Brand des Kaiserpalastes zu Grunde gegangen war. Er er-
zählt von ihrer Entstehung folgendes (35, 81—83): Apelles,
begierig den Protogenes kennen zu lernen, eilt gleich nach
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/221>, abgerufen am 28.11.2024.
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