äusseren Umrissen begnügen, sondern sich ebensowohl auch der Farbe zu silhouettenartigen Bildern bedienen; ohne dass das eine oder das andere nothwendig als spätere Entwicke- lungsstufe zu betrachten wäre. Ohnehin konnte man füglich von den allerersten Anfängen historische Nachricht nicht be- sitzen. Dürfen wir daher die Angaben des Plinius nicht wörtlich nehmen, so verlieren wir für nähere Bestimmungen allen Boden. Wir verlassen also die alten Skiagraphen und Monochromenmaler, und suchen vielmehr, wo wir einem be- stimmt erkennbaren Fortschritte in der Entwickelung der Malerei begegnen. Einen solchen glaube ich zu erkennen in den Werken des:
Eumaros von Athen. Plinius 1) lässt ihn auf die ältesten Monochromen- maler folgen und giebt als sein Verdienst an, dass er zuerst Mann und Frau in der Malerei unterschieden und überhaupt gewagt habe, jegliche Arten von Figuren nachzubilden. Wie die Worte lauten, müssten auch sie sich noch auf die ersten rohen Anfänge beziehen. Doch gewährt uns hier unsere übrige Kenntniss alter Malerei einen richtigern Blick in ihr Verständ- niss. Wie in den Vasenmalereien alten Stils die Frauen von den Männern durch die weisse Farbe des Fleisches unter- schieden sind, so finden wir auch schon in den ältesten Wandmalereien das Colorit der Frauen in scharfem Gegen- satze zu dem der Männer. Hierin also, in der ersten Be- gründung oder in der ersten feineren Durchbildung dieses Unterschiedes haben wir das Verdienst des Eumaros zu suchen. Unbestimmter muss es bleiben, was es mit dem Nachbilden von Figuren jeglicher Art auf sich hat. Grössere Mannigfal- tigkeit in der Handlung oder der Bewegung würde Plinius wohl mit andern Worten bezeichnet haben. Es möchten also vielmehr die Figuren, wie nach ihren Geschlechtern, so nun auch nach ihren Altersstufen und ihrem sonstigen Charakter schärfer von einander unterschieden worden sein. Wie wenig dies in den ältesten Zeiten der Fall gewesen sein wird, kön- nen uns wiederum die Vasen alten Styls zeigen, in denen z. B. der Gegensatz von Jüngling und Mann kaum irgendwie eine Berücksichtigung erfahren hat. -- Eine Zeitbestimmung giebt
1) 35, 56.
äusseren Umrissen begnügen, sondern sich ebensowohl auch der Farbe zu silhouettenartigen Bildern bedienen; ohne dass das eine oder das andere nothwendig als spätere Entwicke- lungsstufe zu betrachten wäre. Ohnehin konnte man füglich von den allerersten Anfängen historische Nachricht nicht be- sitzen. Dürfen wir daher die Angaben des Plinius nicht wörtlich nehmen, so verlieren wir für nähere Bestimmungen allen Boden. Wir verlassen also die alten Skiagraphen und Monochromenmaler, und suchen vielmehr, wo wir einem be- stimmt erkennbaren Fortschritte in der Entwickelung der Malerei begegnen. Einen solchen glaube ich zu erkennen in den Werken des:
Eumaros von Athen. Plinius 1) lässt ihn auf die ältesten Monochromen- maler folgen und giebt als sein Verdienst an, dass er zuerst Mann und Frau in der Malerei unterschieden und überhaupt gewagt habe, jegliche Arten von Figuren nachzubilden. Wie die Worte lauten, müssten auch sie sich noch auf die ersten rohen Anfänge beziehen. Doch gewährt uns hier unsere übrige Kenntniss alter Malerei einen richtigern Blick in ihr Verständ- niss. Wie in den Vasenmalereien alten Stils die Frauen von den Männern durch die weisse Farbe des Fleisches unter- schieden sind, so finden wir auch schon in den ältesten Wandmalereien das Colorit der Frauen in scharfem Gegen- satze zu dem der Männer. Hierin also, in der ersten Be- gründung oder in der ersten feineren Durchbildung dieses Unterschiedes haben wir das Verdienst des Eumaros zu suchen. Unbestimmter muss es bleiben, was es mit dem Nachbilden von Figuren jeglicher Art auf sich hat. Grössere Mannigfal- tigkeit in der Handlung oder der Bewegung würde Plinius wohl mit andern Worten bezeichnet haben. Es möchten also vielmehr die Figuren, wie nach ihren Geschlechtern, so nun auch nach ihren Altersstufen und ihrem sonstigen Charakter schärfer von einander unterschieden worden sein. Wie wenig dies in den ältesten Zeiten der Fall gewesen sein wird, kön- nen uns wiederum die Vasen alten Styls zeigen, in denen z. B. der Gegensatz von Jüngling und Mann kaum irgendwie eine Berücksichtigung erfahren hat. — Eine Zeitbestimmung giebt
1) 35, 56.
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äusseren Umrissen begnügen, sondern sich ebensowohl auch
der Farbe zu silhouettenartigen Bildern bedienen; ohne dass
das eine oder das andere nothwendig als spätere Entwicke-
lungsstufe zu betrachten wäre. Ohnehin konnte man füglich
von den allerersten Anfängen historische Nachricht nicht be-
sitzen. Dürfen wir daher die Angaben des Plinius nicht
wörtlich nehmen, so verlieren wir für nähere Bestimmungen
allen Boden. Wir verlassen also die alten Skiagraphen und
Monochromenmaler, und suchen vielmehr, wo wir einem be-
stimmt erkennbaren Fortschritte in der Entwickelung der
Malerei begegnen. Einen solchen glaube ich zu erkennen in
den Werken des:
Eumaros
von Athen. Plinius 1) lässt ihn auf die ältesten Monochromen-
maler folgen und giebt als sein Verdienst an, dass er zuerst
Mann und Frau in der Malerei unterschieden und überhaupt
gewagt habe, jegliche Arten von Figuren nachzubilden. Wie
die Worte lauten, müssten auch sie sich noch auf die ersten
rohen Anfänge beziehen. Doch gewährt uns hier unsere übrige
Kenntniss alter Malerei einen richtigern Blick in ihr Verständ-
niss. Wie in den Vasenmalereien alten Stils die Frauen von
den Männern durch die weisse Farbe des Fleisches unter-
schieden sind, so finden wir auch schon in den ältesten
Wandmalereien das Colorit der Frauen in scharfem Gegen-
satze zu dem der Männer. Hierin also, in der ersten Be-
gründung oder in der ersten feineren Durchbildung dieses
Unterschiedes haben wir das Verdienst des Eumaros zu suchen.
Unbestimmter muss es bleiben, was es mit dem Nachbilden
von Figuren jeglicher Art auf sich hat. Grössere Mannigfal-
tigkeit in der Handlung oder der Bewegung würde Plinius
wohl mit andern Worten bezeichnet haben. Es möchten also
vielmehr die Figuren, wie nach ihren Geschlechtern, so nun
auch nach ihren Altersstufen und ihrem sonstigen Charakter
schärfer von einander unterschieden worden sein. Wie wenig
dies in den ältesten Zeiten der Fall gewesen sein wird, kön-
nen uns wiederum die Vasen alten Styls zeigen, in denen z. B.
der Gegensatz von Jüngling und Mann kaum irgendwie eine
Berücksichtigung erfahren hat. — Eine Zeitbestimmung giebt
1) 35, 56.
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/16>, abgerufen am 27.11.2024.
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