chischen Geistes, während wir ihn gegen das J. 600 auf allen Gebieten wahrgenommen haben.
Aber auch jetzt noch zeigt sich der Uebergang nur all- mählig; noch immer ist das Band, welches namentlich die Kunst an die Religion knüpft, ein festes und strenges. Viele der genannten Werke sind wenigstens Götterbilder, die sich um die Tempelgottheit gruppiren, auf ihre Thätigkeit beziehen, oder Wesen darstellen, die ihr befreundet, verwandt oder un- tergeordnet sind. Kunstwerke ausser Beziehung zur Religion kommen fast nicht oder nur ausnahmsweise vor. Die alte Sitte blickt ferner noch daraus hervor, dass man den Werth des Kunstwerkes durch Kostbarkeit des Stoffes zu erhöhen sucht, durch Anwendung edler Metalle, des Elfenbeins, edler Holzarten, aus welchem Gebrauche sich dann später die höch- ste Vollendung der Sculptur in den Kolossen von Gold und Elfenbein entwickelt. Dem Künstler selbst aber scheint die Religion wegen jenes Verhältnisses zu ihr eine bevorzugte, fast, wie den Priestern, eine geheiligte Stellung gewährt zu haben. So sehen wir das Orakel sich der in Sikyon beleidig- ten kretischen Künstler annehmen; und es verdient aus dem- selben Grunde Beachtung, dass wir in einer Zeit, wo von Portraitbildung kaum noch die Rede ist, am Throne des Apollo den Chor der Genossen des Bathykles, neben dem Apollo zu Tegea das Bild des Cheirisophos, endlich das Bild des Theo- doros wahrscheinlich im Heraeon zu Samos, das er gebaut, auf- gestellt finden. Der Anerkennung des künstlerischen Verdien- stes wird wohl niemand diese Ehre zuschreiben wollen. Weit eher ist es wahrscheinlich, dass die Religion dem Künstler das Vorrecht ertheilte, neben und an seinem Werke sich selbst zu verherrlichen, weil er ein geweihtes Werk gleichsam unter dem Beistande der Gottheit geschaffen. Diese Bilder der Künst- ler wären also in ihrer Bedeutung nicht wesentlich verschieden von denen der Priester, die oft in langen Reihen in und bei griechischen Tempeln aufgestellt waren.
Wir sprachen bisher von der Stellung und den äusseren Verhältnissen der Kunst im Allgemeinen. Ueberblicken wir jetzt die verschiedenen Erscheinungen innerhalb ihres eigenen Gebietes. Gegenstände der Darstellung sind, wenn wir die rein statuarischen Werke ins Auge fassen, Götter und gött- liche Wesen, und zwar in so ausschliesslicher Weise, dass
chischen Geistes, während wir ihn gegen das J. 600 auf allen Gebieten wahrgenommen haben.
Aber auch jetzt noch zeigt sich der Uebergang nur all- mählig; noch immer ist das Band, welches namentlich die Kunst an die Religion knüpft, ein festes und strenges. Viele der genannten Werke sind wenigstens Götterbilder, die sich um die Tempelgottheit gruppiren, auf ihre Thätigkeit beziehen, oder Wesen darstellen, die ihr befreundet, verwandt oder un- tergeordnet sind. Kunstwerke ausser Beziehung zur Religion kommen fast nicht oder nur ausnahmsweise vor. Die alte Sitte blickt ferner noch daraus hervor, dass man den Werth des Kunstwerkes durch Kostbarkeit des Stoffes zu erhöhen sucht, durch Anwendung edler Metalle, des Elfenbeins, edler Holzarten, aus welchem Gebrauche sich dann später die höch- ste Vollendung der Sculptur in den Kolossen von Gold und Elfenbein entwickelt. Dem Künstler selbst aber scheint die Religion wegen jenes Verhältnisses zu ihr eine bevorzugte, fast, wie den Priestern, eine geheiligte Stellung gewährt zu haben. So sehen wir das Orakel sich der in Sikyon beleidig- ten kretischen Künstler annehmen; und es verdient aus dem- selben Grunde Beachtung, dass wir in einer Zeit, wo von Portraitbildung kaum noch die Rede ist, am Throne des Apollo den Chor der Genossen des Bathykles, neben dem Apollo zu Tegea das Bild des Cheirisophos, endlich das Bild des Theo- doros wahrscheinlich im Heraeon zu Samos, das er gebaut, auf- gestellt finden. Der Anerkennung des künstlerischen Verdien- stes wird wohl niemand diese Ehre zuschreiben wollen. Weit eher ist es wahrscheinlich, dass die Religion dem Künstler das Vorrecht ertheilte, neben und an seinem Werke sich selbst zu verherrlichen, weil er ein geweihtes Werk gleichsam unter dem Beistande der Gottheit geschaffen. Diese Bilder der Künst- ler wären also in ihrer Bedeutung nicht wesentlich verschieden von denen der Priester, die oft in langen Reihen in und bei griechischen Tempeln aufgestellt waren.
Wir sprachen bisher von der Stellung und den äusseren Verhältnissen der Kunst im Allgemeinen. Ueberblicken wir jetzt die verschiedenen Erscheinungen innerhalb ihres eigenen Gebietes. Gegenstände der Darstellung sind, wenn wir die rein statuarischen Werke ins Auge fassen, Götter und gött- liche Wesen, und zwar in so ausschliesslicher Weise, dass
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chischen Geistes, während wir ihn gegen das J. 600 auf allen
Gebieten wahrgenommen haben.
Aber auch jetzt noch zeigt sich der Uebergang nur all-
mählig; noch immer ist das Band, welches namentlich die Kunst
an die Religion knüpft, ein festes und strenges. Viele der
genannten Werke sind wenigstens Götterbilder, die sich um
die Tempelgottheit gruppiren, auf ihre Thätigkeit beziehen,
oder Wesen darstellen, die ihr befreundet, verwandt oder un-
tergeordnet sind. Kunstwerke ausser Beziehung zur Religion
kommen fast nicht oder nur ausnahmsweise vor. Die alte
Sitte blickt ferner noch daraus hervor, dass man den Werth
des Kunstwerkes durch Kostbarkeit des Stoffes zu erhöhen
sucht, durch Anwendung edler Metalle, des Elfenbeins, edler
Holzarten, aus welchem Gebrauche sich dann später die höch-
ste Vollendung der Sculptur in den Kolossen von Gold und
Elfenbein entwickelt. Dem Künstler selbst aber scheint die
Religion wegen jenes Verhältnisses zu ihr eine bevorzugte,
fast, wie den Priestern, eine geheiligte Stellung gewährt zu
haben. So sehen wir das Orakel sich der in Sikyon beleidig-
ten kretischen Künstler annehmen; und es verdient aus dem-
selben Grunde Beachtung, dass wir in einer Zeit, wo von
Portraitbildung kaum noch die Rede ist, am Throne des Apollo
den Chor der Genossen des Bathykles, neben dem Apollo zu
Tegea das Bild des Cheirisophos, endlich das Bild des Theo-
doros wahrscheinlich im Heraeon zu Samos, das er gebaut, auf-
gestellt finden. Der Anerkennung des künstlerischen Verdien-
stes wird wohl niemand diese Ehre zuschreiben wollen. Weit
eher ist es wahrscheinlich, dass die Religion dem Künstler das
Vorrecht ertheilte, neben und an seinem Werke sich selbst
zu verherrlichen, weil er ein geweihtes Werk gleichsam unter
dem Beistande der Gottheit geschaffen. Diese Bilder der Künst-
ler wären also in ihrer Bedeutung nicht wesentlich verschieden
von denen der Priester, die oft in langen Reihen in und bei
griechischen Tempeln aufgestellt waren.
Wir sprachen bisher von der Stellung und den äusseren
Verhältnissen der Kunst im Allgemeinen. Ueberblicken wir
jetzt die verschiedenen Erscheinungen innerhalb ihres eigenen
Gebietes. Gegenstände der Darstellung sind, wenn wir die
rein statuarischen Werke ins Auge fassen, Götter und gött-
liche Wesen, und zwar in so ausschliesslicher Weise, dass
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/70>, abgerufen am 25.11.2024.
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