Inschrift von einem Werke des wahrscheinlich späteren Gly- kon gefunden worden ist. Dagegen lässt sich mit den oben ausgesprochenen Annahmen eine Stelle des Chalcidius zu Pla- to's Timaeus (p. 440 ed. Meurs.) vortrefflich in Verbindung setzen, welche nachgewiesen zu haben das Verdienst Lersch's ist1): Ut enim in simulacro Capitolini Iovis est una species eboris, est item alia, quam Apollonius artifex auxit animo, ad quam directa mentis acie speciem eboris poliebat ....2). Frei- lich fehlen uns sonst alle Nachrichten über eine Statue des capitolinischen Juppiter aus Gold und Elfenbein. Aber aus welchem Grunde sollten wir an der Richtigkeit der Angabe des Chalcidius zweifeln? Der Tempel war unter Sulla abge- brannt; aber noch 691 ward an seiner Wiederherstellung ge- arbeitet, da Caesar am ersten Tage seiner Praetur dem Catu- lus die Aufsicht über den Bau zu entreissen strebte3). Da- mals musste die Nothwendigkeit vorhanden sein, das zu Grunde gegangene Bild durch ein neues, wo möglich glänzenderes, zu ersetzen. Dieser Aufgabe aber musste ein athenischer Künst- ler, welcher das Bild der Parthenos kannte, und überhaupt, wie wir sehen werden, im Geiste der alten attischen Kunst zu arbeiten bestrebt war, vorzugsweise gewachsen erscheinen. Von einer Wiederbelebung der chryselephantinen Kunst finden wir aber gerade in dieser Zeit auch sonst Spuren, so bei Pasiteles. Wir werden daher als hinlänglich gesichert annehmen können, dass Apollonios ein Zeitgenosse des Pompeius und Caesar war.
[In einer bei Rom ausgegrabenen und nach Volterra in das Museum Guarnacci versetzten Inschrift:
[Abbildung]
(C. I. Gr. n. 6659) hat man geglaubt, den Vater des Apollo- nios, Nestor, wiederzufinden, und vielleicht darum Asstragalos für einen Künstler halten wollen, wozu nach der Fassung der Inschrift indessen nicht hinlänglicher Grund vorhanden ist.]
Apollonios, Sohn des Archias:
[Abbildung]
(C. I. Gr. n. 6137 verbessert nach einem Stanniolabdrucke), bekannt als der Künstler einer in Herculanum gefundenen Bronze-
1) Bull. dell' Inst. 1847, p. 107.
2) Schon früher bezog sie Osann im Kunstblatt 1830, S. 331 mit geringerem Grunde auf Apollonios, des Archias Sohn.
3) Becker Topogr. S. 399.
Inschrift von einem Werke des wahrscheinlich späteren Gly- kon gefunden worden ist. Dagegen lässt sich mit den oben ausgesprochenen Annahmen eine Stelle des Chalcidius zu Pla- to’s Timaeus (p. 440 ed. Meurs.) vortrefflich in Verbindung setzen, welche nachgewiesen zu haben das Verdienst Lersch’s ist1): Ut enim in simulacro Capitolini Iovis est una species eboris, est item alia, quam Apollonius artifex auxit animo, ad quam directa mentis acie speciem eboris poliebat ....2). Frei- lich fehlen uns sonst alle Nachrichten über eine Statue des capitolinischen Juppiter aus Gold und Elfenbein. Aber aus welchem Grunde sollten wir an der Richtigkeit der Angabe des Chalcidius zweifeln? Der Tempel war unter Sulla abge- brannt; aber noch 691 ward an seiner Wiederherstellung ge- arbeitet, da Caesar am ersten Tage seiner Praetur dem Catu- lus die Aufsicht über den Bau zu entreissen strebte3). Da- mals musste die Nothwendigkeit vorhanden sein, das zu Grunde gegangene Bild durch ein neues, wo möglich glänzenderes, zu ersetzen. Dieser Aufgabe aber musste ein athenischer Künst- ler, welcher das Bild der Parthenos kannte, und überhaupt, wie wir sehen werden, im Geiste der alten attischen Kunst zu arbeiten bestrebt war, vorzugsweise gewachsen erscheinen. Von einer Wiederbelebung der chryselephantinen Kunst finden wir aber gerade in dieser Zeit auch sonst Spuren, so bei Pasiteles. Wir werden daher als hinlänglich gesichert annehmen können, dass Apollonios ein Zeitgenosse des Pompeius und Caesar war.
[In einer bei Rom ausgegrabenen und nach Volterra in das Museum Guarnacci versetzten Inschrift:
[Abbildung]
(C. I. Gr. n. 6659) hat man geglaubt, den Vater des Apollo- nios, Nestor, wiederzufinden, und vielleicht darum Asstragalos für einen Künstler halten wollen, wozu nach der Fassung der Inschrift indessen nicht hinlänglicher Grund vorhanden ist.]
Apollonios, Sohn des Archias:
[Abbildung]
(C. I. Gr. n. 6137 verbessert nach einem Stanniolabdrucke), bekannt als der Künstler einer in Herculanum gefundenen Bronze-
1) Bull. dell’ Inst. 1847, p. 107.
2) Schon früher bezog sie Osann im Kunstblatt 1830, S. 331 mit geringerem Grunde auf Apollonios, des Archias Sohn.
3) Becker Topogr. S. 399.
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Inschrift von einem Werke des wahrscheinlich späteren Gly-
kon gefunden worden ist. Dagegen lässt sich mit den oben
ausgesprochenen Annahmen eine Stelle des Chalcidius zu Pla-
to’s Timaeus (p. 440 ed. Meurs.) vortrefflich in Verbindung
setzen, welche nachgewiesen zu haben das Verdienst Lersch’s
ist 1): Ut enim in simulacro Capitolini Iovis est una species
eboris, est item alia, quam Apollonius artifex auxit animo, ad
quam directa mentis acie speciem eboris poliebat .... 2). Frei-
lich fehlen uns sonst alle Nachrichten über eine Statue des
capitolinischen Juppiter aus Gold und Elfenbein. Aber aus
welchem Grunde sollten wir an der Richtigkeit der Angabe
des Chalcidius zweifeln? Der Tempel war unter Sulla abge-
brannt; aber noch 691 ward an seiner Wiederherstellung ge-
arbeitet, da Caesar am ersten Tage seiner Praetur dem Catu-
lus die Aufsicht über den Bau zu entreissen strebte 3). Da-
mals musste die Nothwendigkeit vorhanden sein, das zu Grunde
gegangene Bild durch ein neues, wo möglich glänzenderes, zu
ersetzen. Dieser Aufgabe aber musste ein athenischer Künst-
ler, welcher das Bild der Parthenos kannte, und überhaupt,
wie wir sehen werden, im Geiste der alten attischen Kunst
zu arbeiten bestrebt war, vorzugsweise gewachsen erscheinen.
Von einer Wiederbelebung der chryselephantinen Kunst finden
wir aber gerade in dieser Zeit auch sonst Spuren, so bei Pasiteles.
Wir werden daher als hinlänglich gesichert annehmen können,
dass Apollonios ein Zeitgenosse des Pompeius und Caesar war.
[In einer bei Rom ausgegrabenen und nach Volterra in das
Museum Guarnacci versetzten Inschrift:
[Abbildung]
(C. I. Gr. n. 6659) hat man geglaubt, den Vater des Apollo-
nios, Nestor, wiederzufinden, und vielleicht darum Asstragalos
für einen Künstler halten wollen, wozu nach der Fassung der
Inschrift indessen nicht hinlänglicher Grund vorhanden ist.]
Apollonios, Sohn des Archias:
[Abbildung]
(C. I. Gr. n. 6137 verbessert nach einem Stanniolabdrucke),
bekannt als der Künstler einer in Herculanum gefundenen Bronze-
1) Bull. dell’ Inst. 1847, p. 107.
2) Schon früher bezog sie Osann
im Kunstblatt 1830, S. 331 mit geringerem Grunde auf Apollonios, des Archias
Sohn.
3) Becker Topogr. S. 399.
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/556>, abgerufen am 22.11.2024.
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