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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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des Hellanikos aus Ephesos, welcher im Pankration der Kna-
ben zu Olympia gesiegt hatte: VI, 4, 5. Ferner legt er
den Söhnen des Polykles die olympische Siegerstatue eines
Faustkämpfers Agesarchos bei, eines Sohnes des Haemostra-
tos aus Tritaea in Arkadien: VI, 12, 8 u. 9. Wie diese Söhne
hiessen, ergiebt sich nach der richtigen Bemerkung O. Mül-
ler's (Kl. Schr. S. 373) aus einer anderen Stelle: X, 34. Dort
wird §. 6 als ein Werk des Timokles und Timarchides ein bär-
tiger Asklepios zu Elatea angeführt, und §. 8 heisst es von
einem Bilde der Athene Kranaea in derselben Stadt: auch
dieses hätten die Söhne des Polykles gemacht. Einen Timo-
kles endlich nennt Plinius unter den Künstlern der 156sten
Olympiade.

Aus diesen Elementen nun bildet Bergk folgendes Schema:

(Ol. 102.) Polykles I.
(Ol. 111.) Timokles I.Timarchides
(Ol. 119.) Polykles II. Dionysios
(fehlen etwa drei Generationen)
Polykles III. Timokles II.

Polykles I soll der von Pausanias erwähnte Schüler des
Stadieus sein. Dies ist entschieden unrichtig: das Pankration
der Knaben wurde erst Ol. 145 zu Olympia eingeführt: Paus.
V, 8 am Ende. Amyntas siegte also auch erst später, und Polykles
kann nur der jüngere, der Künstler der 156sten Olympiade nach
Plinius, sein. Die Söhne des Polykles bei Pausanias werden
wir also in dieselbe Periode zu setzen geneigt sein, zumal bei
Plinius der Name eines derselben in der 156sten Olympiade vor-
kommt. Untersuchen wir daher, ob die Einwendung Bergk's
gegen diese Ansicht stichhaltig ist. Sie gründet sich auf die
Statue des Agesarchos: "Da in dem beigefügten Epigramme
die Vaterstadt des Agesarchos, Tritaea, als eine arkadische
bezeichnet war, eine Stadt dieses Namens aber in Arkadien
nicht existirt, wie auch Pausanias bemerkt, so kann nur die
achaeische Stadt gemeint sein, die damals den Arkadiern sich
angeschlossen hatte; dies war aber nur möglich in der Zeit,
wo Arkadien eine nicht unbedeutende politische Macht wird,
das föderative Element ausbildet, d. h. nach der Schlacht bei

des Hellanikos aus Ephesos, welcher im Pankration der Kna-
ben zu Olympia gesiegt hatte: VI, 4, 5. Ferner legt er
den Söhnen des Polykles die olympische Siegerstatue eines
Faustkämpfers Agesarchos bei, eines Sohnes des Haemostra-
tos aus Tritaea in Arkadien: VI, 12, 8 u. 9. Wie diese Söhne
hiessen, ergiebt sich nach der richtigen Bemerkung O. Mül-
ler’s (Kl. Schr. S. 373) aus einer anderen Stelle: X, 34. Dort
wird §. 6 als ein Werk des Timokles und Timarchides ein bär-
tiger Asklepios zu Elatea angeführt, und §. 8 heisst es von
einem Bilde der Athene Kranaea in derselben Stadt: auch
dieses hätten die Söhne des Polykles gemacht. Einen Timo-
kles endlich nennt Plinius unter den Künstlern der 156sten
Olympiade.

Aus diesen Elementen nun bildet Bergk folgendes Schema:

(Ol. 102.) Polykles I.
(Ol. 111.) Timokles I.Timarchides
(Ol. 119.) Polykles II. Dionysios
(fehlen etwa drei Generationen)
Polykles III. Timokles II.

Polykles I soll der von Pausanias erwähnte Schüler des
Stadieus sein. Dies ist entschieden unrichtig: das Pankration
der Knaben wurde erst Ol. 145 zu Olympia eingeführt: Paus.
V, 8 am Ende. Amyntas siegte also auch erst später, und Polykles
kann nur der jüngere, der Künstler der 156sten Olympiade nach
Plinius, sein. Die Söhne des Polykles bei Pausanias werden
wir also in dieselbe Periode zu setzen geneigt sein, zumal bei
Plinius der Name eines derselben in der 156sten Olympiade vor-
kommt. Untersuchen wir daher, ob die Einwendung Bergk’s
gegen diese Ansicht stichhaltig ist. Sie gründet sich auf die
Statue des Agesarchos: „Da in dem beigefügten Epigramme
die Vaterstadt des Agesarchos, Tritaea, als eine arkadische
bezeichnet war, eine Stadt dieses Namens aber in Arkadien
nicht existirt, wie auch Pausanias bemerkt, so kann nur die
achaeische Stadt gemeint sein, die damals den Arkadiern sich
angeschlossen hatte; dies war aber nur möglich in der Zeit,
wo Arkadien eine nicht unbedeutende politische Macht wird,
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[537/0550] des Hellanikos aus Ephesos, welcher im Pankration der Kna- ben zu Olympia gesiegt hatte: VI, 4, 5. Ferner legt er den Söhnen des Polykles die olympische Siegerstatue eines Faustkämpfers Agesarchos bei, eines Sohnes des Haemostra- tos aus Tritaea in Arkadien: VI, 12, 8 u. 9. Wie diese Söhne hiessen, ergiebt sich nach der richtigen Bemerkung O. Mül- ler’s (Kl. Schr. S. 373) aus einer anderen Stelle: X, 34. Dort wird §. 6 als ein Werk des Timokles und Timarchides ein bär- tiger Asklepios zu Elatea angeführt, und §. 8 heisst es von einem Bilde der Athene Kranaea in derselben Stadt: auch dieses hätten die Söhne des Polykles gemacht. Einen Timo- kles endlich nennt Plinius unter den Künstlern der 156sten Olympiade. Aus diesen Elementen nun bildet Bergk folgendes Schema: (Ol. 102.) Polykles I. (Ol. 111.) Timokles I. Timarchides (Ol. 119.) Polykles II. Dionysios (fehlen etwa drei Generationen) Polykles III. Timokles II. Polykles I soll der von Pausanias erwähnte Schüler des Stadieus sein. Dies ist entschieden unrichtig: das Pankration der Knaben wurde erst Ol. 145 zu Olympia eingeführt: Paus. V, 8 am Ende. Amyntas siegte also auch erst später, und Polykles kann nur der jüngere, der Künstler der 156sten Olympiade nach Plinius, sein. Die Söhne des Polykles bei Pausanias werden wir also in dieselbe Periode zu setzen geneigt sein, zumal bei Plinius der Name eines derselben in der 156sten Olympiade vor- kommt. Untersuchen wir daher, ob die Einwendung Bergk’s gegen diese Ansicht stichhaltig ist. Sie gründet sich auf die Statue des Agesarchos: „Da in dem beigefügten Epigramme die Vaterstadt des Agesarchos, Tritaea, als eine arkadische bezeichnet war, eine Stadt dieses Namens aber in Arkadien nicht existirt, wie auch Pausanias bemerkt, so kann nur die achaeische Stadt gemeint sein, die damals den Arkadiern sich angeschlossen hatte; dies war aber nur möglich in der Zeit, wo Arkadien eine nicht unbedeutende politische Macht wird, das föderative Element ausbildet, d. h. nach der Schlacht bei

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/550>, abgerufen am 22.05.2024.