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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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abzugehen1), so dass die Inschrift mit dem zweiten punischen
Kriege zusammenfallen mag und danach mit der eben behandel-
tendes Ovius etwa gleichzeitig ist. Im Styl aber unterscheidet
sich die Jünglingsfigur wesentlich von der Medusa. Sie zeigt
keine Spur griechischen Einflusses, sondern ist durchaus ita-
lisch oder etruskisch, in noch weit bestimmterer Weise, als
es nach der Abbildung erscheint2). Aus diesem Grunde ist die
Notiz wichtig, dass sie in das Kircher'sche Museum aus der
Gualteri'schen Sammlung in Orvieto gekommen ist, also wahr-
scheinlich aus Etrurien stammt. Wenn wir daher in den ver-
schiedenen Theilen der ficoronischen Ciste die gleichzeitige
Ausübung einer griechischen und einer italischen Kunst in Rom
zu erkennen glaubten, deren eine ihre Wurzeln in Campanien,
die andere in Etrurien haben mochte, so erkennen wir ein ganz
ähnliches Verhältniss in den ziemlich gleichzeitigen Werken
des Ovius und des Pomponius, von denen wir ebenfalls nicht
ohne Grund vermuthen durften, dass das eine südlich, das an-
dere nördlich von Rom entstanden sei.

Die eben ausgesprochene Ansicht fester zu begründen, feh-
len uns leider weitere Thatsachen. Künstler wenigstens von
dieser Klasse sind für jetzt nicht weiter bekannt, wenn nicht
vielleicht

C. Rupius oder Rufius hierher gehört. Von ihm findet
sich in Perugia eine sitzende Figur aus gebrannter Erde mit
der Inschrift:
C· RVPIVS· S· FINXIT
Vermiglioli Iscr. Perug. tav. VIII; vgl. Abeken Mittelitalien,
S. 369, 3. Die Figur stellt einen sitzenden jungen Mann mit
einer Löwenhaut bekleidet vor, für welchen Passeri3) die Be-
nennung Lar vorgeschlagen hat. Der Styl hat, der Abbildung
nach zu urtheilen, noch viel von national-etruskischem Cha-
rakter bewahrt, gehört aber schon der freieren Entwickelung
desselben an.

Calenus Canoleius gehört vielleicht, streng genom-
men, nicht an diese Stelle. Wir besitzen von ihm eine Schale
aus gebranntem Thone mit schwarzem Firniss, also ein Werk,
welches der Technik nach richtiger bei Gelegenheit der ge-

1) Mommsen bei Jahn S. 44.
2) Mus. Kirch. aer. II, 14. p. 6.
3) di
un simulacro argillaceo, rappresentante un Dio Lare, Perug. 1774.

abzugehen1), so dass die Inschrift mit dem zweiten punischen
Kriege zusammenfallen mag und danach mit der eben behandel-
tendes Ovius etwa gleichzeitig ist. Im Styl aber unterscheidet
sich die Jünglingsfigur wesentlich von der Medusa. Sie zeigt
keine Spur griechischen Einflusses, sondern ist durchaus ita-
lisch oder etruskisch, in noch weit bestimmterer Weise, als
es nach der Abbildung erscheint2). Aus diesem Grunde ist die
Notiz wichtig, dass sie in das Kircher’sche Museum aus der
Gualteri’schen Sammlung in Orvieto gekommen ist, also wahr-
scheinlich aus Etrurien stammt. Wenn wir daher in den ver-
schiedenen Theilen der ficoronischen Ciste die gleichzeitige
Ausübung einer griechischen und einer italischen Kunst in Rom
zu erkennen glaubten, deren eine ihre Wurzeln in Campanien,
die andere in Etrurien haben mochte, so erkennen wir ein ganz
ähnliches Verhältniss in den ziemlich gleichzeitigen Werken
des Ovius und des Pomponius, von denen wir ebenfalls nicht
ohne Grund vermuthen durften, dass das eine südlich, das an-
dere nördlich von Rom entstanden sei.

Die eben ausgesprochene Ansicht fester zu begründen, feh-
len uns leider weitere Thatsachen. Künstler wenigstens von
dieser Klasse sind für jetzt nicht weiter bekannt, wenn nicht
vielleicht

C. Rupius oder Rufius hierher gehört. Von ihm findet
sich in Perugia eine sitzende Figur aus gebrannter Erde mit
der Inschrift:
C· RVPIVS· S· FINXIT
Vermiglioli Iscr. Perug. tav. VIII; vgl. Abeken Mittelitalien,
S. 369, 3. Die Figur stellt einen sitzenden jungen Mann mit
einer Löwenhaut bekleidet vor, für welchen Passeri3) die Be-
nennung Lar vorgeschlagen hat. Der Styl hat, der Abbildung
nach zu urtheilen, noch viel von national-etruskischem Cha-
rakter bewahrt, gehört aber schon der freieren Entwickelung
desselben an.

Calenus Canoleius gehört vielleicht, streng genom-
men, nicht an diese Stelle. Wir besitzen von ihm eine Schale
aus gebranntem Thone mit schwarzem Firniss, also ein Werk,
welches der Technik nach richtiger bei Gelegenheit der ge-

1) Mommsen bei Jahn S. 44.
2) Mus. Kirch. aer. II, 14. p. 6.
3) di
un simulacro argillaceo, rappresentante un Dio Lare, Perug. 1774.
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[534/0547] abzugehen 1), so dass die Inschrift mit dem zweiten punischen Kriege zusammenfallen mag und danach mit der eben behandel- tendes Ovius etwa gleichzeitig ist. Im Styl aber unterscheidet sich die Jünglingsfigur wesentlich von der Medusa. Sie zeigt keine Spur griechischen Einflusses, sondern ist durchaus ita- lisch oder etruskisch, in noch weit bestimmterer Weise, als es nach der Abbildung erscheint 2). Aus diesem Grunde ist die Notiz wichtig, dass sie in das Kircher’sche Museum aus der Gualteri’schen Sammlung in Orvieto gekommen ist, also wahr- scheinlich aus Etrurien stammt. Wenn wir daher in den ver- schiedenen Theilen der ficoronischen Ciste die gleichzeitige Ausübung einer griechischen und einer italischen Kunst in Rom zu erkennen glaubten, deren eine ihre Wurzeln in Campanien, die andere in Etrurien haben mochte, so erkennen wir ein ganz ähnliches Verhältniss in den ziemlich gleichzeitigen Werken des Ovius und des Pomponius, von denen wir ebenfalls nicht ohne Grund vermuthen durften, dass das eine südlich, das an- dere nördlich von Rom entstanden sei. Die eben ausgesprochene Ansicht fester zu begründen, feh- len uns leider weitere Thatsachen. Künstler wenigstens von dieser Klasse sind für jetzt nicht weiter bekannt, wenn nicht vielleicht C. Rupius oder Rufius hierher gehört. Von ihm findet sich in Perugia eine sitzende Figur aus gebrannter Erde mit der Inschrift: C· RVPIVS· S· FINXIT Vermiglioli Iscr. Perug. tav. VIII; vgl. Abeken Mittelitalien, S. 369, 3. Die Figur stellt einen sitzenden jungen Mann mit einer Löwenhaut bekleidet vor, für welchen Passeri 3) die Be- nennung Lar vorgeschlagen hat. Der Styl hat, der Abbildung nach zu urtheilen, noch viel von national-etruskischem Cha- rakter bewahrt, gehört aber schon der freieren Entwickelung desselben an. Calenus Canoleius gehört vielleicht, streng genom- men, nicht an diese Stelle. Wir besitzen von ihm eine Schale aus gebranntem Thone mit schwarzem Firniss, also ein Werk, welches der Technik nach richtiger bei Gelegenheit der ge- 1) Mommsen bei Jahn S. 44. 2) Mus. Kirch. aer. II, 14. p. 6. 3) di un simulacro argillaceo, rappresentante un Dio Lare, Perug. 1774.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/547>, abgerufen am 23.11.2024.