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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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mehr ausser Anwendung kommt, finden wir im Beginn der
nächsten Epoche die Kunst des Erzgusses über ganz Griechen-
land verbreitet. In Samos selbst hatten indessen Theodoros
und Rhoekos keine Nachfolger von Bedeutung. Wir wenden
uns daher nach einer benachbarten Insel, wo die Kunst durch
Bearbeitung eines andern Materials, des Marmors, sich ein
neues Feld der Thätigkeit eröffnete.

Die Familie des Melas auf Chios.

Plinius nennt als die ersten berühmten Marmorbildner den
Dipoenos und Skyllis. Wahrscheinlich aber fand er bei der
Benutzung neuer Quellen, dass er geirrt habe, und schob da-
her folgenden Zusatz ein 1): "Als diese lebten, war bereits auf
der Insel Chios der Bildhauer Melas gewesen, sodann dessen
Sohn Mikkiades, und darauf sein Enkel Archermos, dessen
Söhne Bupalos und Athenis in der Kenntniss dieses Kunstzwei-
ges sogar hochberühmt waren, zur Zeit des Dichters Hippo-
nax, von dem es gewiss ist, dass er in der 60sten Olympiade
lebte. Wenn nun jemand ihre Familie bis zum Urgrossvater
rückwärts verfolgt, wird er finden, dass der Beginn dieser
Kunst mit dem Anfange der Olympiaden zusammenfällt." Ein
warnendes Beispiel der chronologischen Berechnungen des Pli-
nius! Ein Mensch lebt etwa 60 Jahre, vier also 4x60, d. i.
60 Olympiaden! Ein Menschenalter wird aber nach allgemeiner
Annahme nur zu dreissig Jahren in Anschlag gebracht, woraus
sich uns Folgendes ergiebt: War

Melasgeboren ... Ol. 30
Mikkiades" ... " 37
Archermos" ... " 45
Bupalos u. Athenis" ... " 52

so hatten die letzteren Ol. 60 ein Alter von etwa 30 Jahren.

Ueber die Namen dieser Künstler mögen wenige Bemer-
kungen genügen.

Melas ist ein auch sonst vorkommender Name, also
aus der besten Handschrift des Plinius statt des ungewohnten
Malas aufzunehmen. Archermus als Name des dritten dieser
Künstler findet sich zweimal in der Bamberger Handschrift;
und da auch einige andere darauf führen, der Name selbst
aber nicht gegen die Sprache verstösst, so ist kein Grund, ihn

1) 36, 11.

mehr ausser Anwendung kommt, finden wir im Beginn der
nächsten Epoche die Kunst des Erzgusses über ganz Griechen-
land verbreitet. In Samos selbst hatten indessen Theodoros
und Rhoekos keine Nachfolger von Bedeutung. Wir wenden
uns daher nach einer benachbarten Insel, wo die Kunst durch
Bearbeitung eines andern Materials, des Marmors, sich ein
neues Feld der Thätigkeit eröffnete.

Die Familie des Melas auf Chios.

Plinius nennt als die ersten berühmten Marmorbildner den
Dipoenos und Skyllis. Wahrscheinlich aber fand er bei der
Benutzung neuer Quellen, dass er geirrt habe, und schob da-
her folgenden Zusatz ein 1): „Als diese lebten, war bereits auf
der Insel Chios der Bildhauer Melas gewesen, sodann dessen
Sohn Mikkiades, und darauf sein Enkel Archermos, dessen
Söhne Bupalos und Athenis in der Kenntniss dieses Kunstzwei-
ges sogar hochberühmt waren, zur Zeit des Dichters Hippo-
nax, von dem es gewiss ist, dass er in der 60sten Olympiade
lebte. Wenn nun jemand ihre Familie bis zum Urgrossvater
rückwärts verfolgt, wird er finden, dass der Beginn dieser
Kunst mit dem Anfange der Olympiaden zusammenfällt.” Ein
warnendes Beispiel der chronologischen Berechnungen des Pli-
nius! Ein Mensch lebt etwa 60 Jahre, vier also 4×60, d. i.
60 Olympiaden! Ein Menschenalter wird aber nach allgemeiner
Annahme nur zu dreissig Jahren in Anschlag gebracht, woraus
sich uns Folgendes ergiebt: War

Melasgeboren ... Ol. 30
Mikkiades„ ... „ 37
Archermos„ ... „ 45
Bupalos u. Athenis„ ... „ 52

so hatten die letzteren Ol. 60 ein Alter von etwa 30 Jahren.

Ueber die Namen dieser Künstler mögen wenige Bemer-
kungen genügen.

Melas ist ein auch sonst vorkommender Name, also
aus der besten Handschrift des Plinius statt des ungewohnten
Malas aufzunehmen. Archermus als Name des dritten dieser
Künstler findet sich zweimal in der Bamberger Handschrift;
und da auch einige andere darauf führen, der Name selbst
aber nicht gegen die Sprache verstösst, so ist kein Grund, ihn

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[38/0051] mehr ausser Anwendung kommt, finden wir im Beginn der nächsten Epoche die Kunst des Erzgusses über ganz Griechen- land verbreitet. In Samos selbst hatten indessen Theodoros und Rhoekos keine Nachfolger von Bedeutung. Wir wenden uns daher nach einer benachbarten Insel, wo die Kunst durch Bearbeitung eines andern Materials, des Marmors, sich ein neues Feld der Thätigkeit eröffnete. Die Familie des Melas auf Chios. Plinius nennt als die ersten berühmten Marmorbildner den Dipoenos und Skyllis. Wahrscheinlich aber fand er bei der Benutzung neuer Quellen, dass er geirrt habe, und schob da- her folgenden Zusatz ein 1): „Als diese lebten, war bereits auf der Insel Chios der Bildhauer Melas gewesen, sodann dessen Sohn Mikkiades, und darauf sein Enkel Archermos, dessen Söhne Bupalos und Athenis in der Kenntniss dieses Kunstzwei- ges sogar hochberühmt waren, zur Zeit des Dichters Hippo- nax, von dem es gewiss ist, dass er in der 60sten Olympiade lebte. Wenn nun jemand ihre Familie bis zum Urgrossvater rückwärts verfolgt, wird er finden, dass der Beginn dieser Kunst mit dem Anfange der Olympiaden zusammenfällt.” Ein warnendes Beispiel der chronologischen Berechnungen des Pli- nius! Ein Mensch lebt etwa 60 Jahre, vier also 4×60, d. i. 60 Olympiaden! Ein Menschenalter wird aber nach allgemeiner Annahme nur zu dreissig Jahren in Anschlag gebracht, woraus sich uns Folgendes ergiebt: War Melas geboren ... Ol. 30 Mikkiades „ ... „ 37 Archermos „ ... „ 45 Bupalos u. Athenis „ ... „ 52 so hatten die letzteren Ol. 60 ein Alter von etwa 30 Jahren. Ueber die Namen dieser Künstler mögen wenige Bemer- kungen genügen. Melas ist ein auch sonst vorkommender Name, also aus der besten Handschrift des Plinius statt des ungewohnten Malas aufzunehmen. Archermus als Name des dritten dieser Künstler findet sich zweimal in der Bamberger Handschrift; und da auch einige andere darauf führen, der Name selbst aber nicht gegen die Sprache verstösst, so ist kein Grund, ihn 1) 36, 11.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/51>, abgerufen am 09.11.2024.