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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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durch Klarheit und Einfachheit der Darstellung und zeigt ein
feines und tiefes Verständniss der Eigenthümlichkeiten des
Werkes, so dass man wünscht, es wäre dem Verfasser die
Genugthuung geworden, seiner Meinung eine letzte Bestäti-
gung durch die Stelle des Plinius zu gewähren, welche ihm
zufällig unbekannt geblieben ist. Was er zur Widerlegung
der früheren Benennung beibringt, mag hier füglich übergan-
gen werden. Seine eigene Ansicht stützt sich vornehmlich auf
die Nachrichten des Pausanias 1) und Diodor 2) über Körper-
beschaffenheit und Sitten der Gallier, oder, wie sie bei den
Griechen genannt wurden, der Galater. Als ein erstes und
charakteristisches Kennzeichen wird dort die lange, mächtige
und kräftige Statur angegeben. Weniger deutlich ist es,
wenn sie tais de sarxi kathugroi kai leukoi genannt werden:
doch scheint nicht ein weiches, sondern ein saftiges, kräftiges
Fleisch damit bezeichnet zu sein. Wie im Angesicht der Sta-
tue geschrieben lauten aber die Worte Diodors über das Haar:
es sei nemlich Sitte gewesen, die natürliche Eigenthümlichkeit
desselben durch den fortwährenden Gebrauch einer Salbe noch
weiter auszubilden und es von der Stirn über den Scheitel
nach dem Nacken in einer Weise zurückzustreichen, wie man
es an den Satyrn und Panen zu sehen gewohnt sei. Denn
durch die Behandlung sei das Haar so dick und struppig ge-
worden, dass es sich von den Mähnen der Pferde nicht unter-
schieden habe. Den Bart hätten die Einen ganz geschoren, die
Anderen theilweise wachsen lassen; namentlich aber die Vor-
nehmen nur den Schnurrbart, diesen aber so voll und lang ge-
tragen, dass der Mund davon ganz bedeckt worden sei. Ein
besonderes Kennzeichen bildet ferner das celtische Halsband,
welches namentlich durch den Kampf des Manlius Torquatus
mit einem Gallier bekannt ist 3), aber auch von Diodor 4) er-
wähnt wird 5). Eben so findet sich dort der Gebrauch bestä-
tigt, ganz oder fast ganz nackt in den Kampf zu gehen. End-
lich verdienen auch der grosse Schild und das gebogene
Schlachthorn als mit der Beschreibung übereinstimmend nicht
übersehen zu werden. Dass wir in dem sterbenden Fechter
einen Gallier vor uns haben, ist also keinem Zweifel unter-

1) X, 19 sqq.
2) V, 28 sqq.
3) Liv. VI, 7.
4) c. 27.
5) Vgl.
auch Ann. dell Inst. 1831, p. 307.

durch Klarheit und Einfachheit der Darstellung und zeigt ein
feines und tiefes Verständniss der Eigenthümlichkeiten des
Werkes, so dass man wünscht, es wäre dem Verfasser die
Genugthuung geworden, seiner Meinung eine letzte Bestäti-
gung durch die Stelle des Plinius zu gewähren, welche ihm
zufällig unbekannt geblieben ist. Was er zur Widerlegung
der früheren Benennung beibringt, mag hier füglich übergan-
gen werden. Seine eigene Ansicht stützt sich vornehmlich auf
die Nachrichten des Pausanias 1) und Diodor 2) über Körper-
beschaffenheit und Sitten der Gallier, oder, wie sie bei den
Griechen genannt wurden, der Galater. Als ein erstes und
charakteristisches Kennzeichen wird dort die lange, mächtige
und kräftige Statur angegeben. Weniger deutlich ist es,
wenn sie ταῖς δὲ σαρξὶ κάϑυγροι καὶ λευκοὶ genannt werden:
doch scheint nicht ein weiches, sondern ein saftiges, kräftiges
Fleisch damit bezeichnet zu sein. Wie im Angesicht der Sta-
tue geschrieben lauten aber die Worte Diodors über das Haar:
es sei nemlich Sitte gewesen, die natürliche Eigenthümlichkeit
desselben durch den fortwährenden Gebrauch einer Salbe noch
weiter auszubilden und es von der Stirn über den Scheitel
nach dem Nacken in einer Weise zurückzustreichen, wie man
es an den Satyrn und Panen zu sehen gewohnt sei. Denn
durch die Behandlung sei das Haar so dick und struppig ge-
worden, dass es sich von den Mähnen der Pferde nicht unter-
schieden habe. Den Bart hätten die Einen ganz geschoren, die
Anderen theilweise wachsen lassen; namentlich aber die Vor-
nehmen nur den Schnurrbart, diesen aber so voll und lang ge-
tragen, dass der Mund davon ganz bedeckt worden sei. Ein
besonderes Kennzeichen bildet ferner das celtische Halsband,
welches namentlich durch den Kampf des Manlius Torquatus
mit einem Gallier bekannt ist 3), aber auch von Diodor 4) er-
wähnt wird 5). Eben so findet sich dort der Gebrauch bestä-
tigt, ganz oder fast ganz nackt in den Kampf zu gehen. End-
lich verdienen auch der grosse Schild und das gebogene
Schlachthorn als mit der Beschreibung übereinstimmend nicht
übersehen zu werden. Dass wir in dem sterbenden Fechter
einen Gallier vor uns haben, ist also keinem Zweifel unter-

1) X, 19 sqq.
2) V, 28 sqq.
3) Liv. VI, 7.
4) c. 27.
5) Vgl.
auch Ann. dell Inst. 1831, p. 307.
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[445/0458] durch Klarheit und Einfachheit der Darstellung und zeigt ein feines und tiefes Verständniss der Eigenthümlichkeiten des Werkes, so dass man wünscht, es wäre dem Verfasser die Genugthuung geworden, seiner Meinung eine letzte Bestäti- gung durch die Stelle des Plinius zu gewähren, welche ihm zufällig unbekannt geblieben ist. Was er zur Widerlegung der früheren Benennung beibringt, mag hier füglich übergan- gen werden. Seine eigene Ansicht stützt sich vornehmlich auf die Nachrichten des Pausanias 1) und Diodor 2) über Körper- beschaffenheit und Sitten der Gallier, oder, wie sie bei den Griechen genannt wurden, der Galater. Als ein erstes und charakteristisches Kennzeichen wird dort die lange, mächtige und kräftige Statur angegeben. Weniger deutlich ist es, wenn sie ταῖς δὲ σαρξὶ κάϑυγροι καὶ λευκοὶ genannt werden: doch scheint nicht ein weiches, sondern ein saftiges, kräftiges Fleisch damit bezeichnet zu sein. Wie im Angesicht der Sta- tue geschrieben lauten aber die Worte Diodors über das Haar: es sei nemlich Sitte gewesen, die natürliche Eigenthümlichkeit desselben durch den fortwährenden Gebrauch einer Salbe noch weiter auszubilden und es von der Stirn über den Scheitel nach dem Nacken in einer Weise zurückzustreichen, wie man es an den Satyrn und Panen zu sehen gewohnt sei. Denn durch die Behandlung sei das Haar so dick und struppig ge- worden, dass es sich von den Mähnen der Pferde nicht unter- schieden habe. Den Bart hätten die Einen ganz geschoren, die Anderen theilweise wachsen lassen; namentlich aber die Vor- nehmen nur den Schnurrbart, diesen aber so voll und lang ge- tragen, dass der Mund davon ganz bedeckt worden sei. Ein besonderes Kennzeichen bildet ferner das celtische Halsband, welches namentlich durch den Kampf des Manlius Torquatus mit einem Gallier bekannt ist 3), aber auch von Diodor 4) er- wähnt wird 5). Eben so findet sich dort der Gebrauch bestä- tigt, ganz oder fast ganz nackt in den Kampf zu gehen. End- lich verdienen auch der grosse Schild und das gebogene Schlachthorn als mit der Beschreibung übereinstimmend nicht übersehen zu werden. Dass wir in dem sterbenden Fechter einen Gallier vor uns haben, ist also keinem Zweifel unter- 1) X, 19 sqq. 2) V, 28 sqq. 3) Liv. VI, 7. 4) c. 27. 5) Vgl. auch Ann. dell Inst. 1831, p. 307.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/458>, abgerufen am 22.11.2024.