here Periode der Kunst uns deutlich zeigt, wie die Thätigkeit der einzelnen Schulen auch räumlich auf gewisse Gebiete be- schränkt blieb.
Ein zweites Zeugniss für den Ruhm des Künstlers bietet die grosse Zahl der Werke, von denen Nachricht bis auf un- sere Zeit gekommen ist. Ausserdem sind einzelne Aussprüche grossen Lobes bereits erwähnt, jedoch nur Lobsprüche allge- meiner Art. Leider fehlt uns dagegen bei Plinius eines jener kurzen Urtheile, die um so kostbarer sind, je vorzüglicher die Quellen waren, aus denen er schöpfte. Pausanias enthält sich, wie gewöhnlich, eines eigentlichen Kunsturtheils. Cicero, Quin- tilian, Lucian schweigen über das Verdienst dieses Künstlers. Nur Callistratus und einige Epigramme liefern einzelne Winke über ein einziges Werk. Unsere Untersuchung verliert da- durch leider viel von der so sehr wünschenswerthen Sicherheit der Grundlage: wir sind fast ganz auf Abstraction aus der Natur der dargestellten Gegenstände angewiesen. Doch finden sich zum Glück darunter mehrere von einer so scharf ausge- prägten, charakteristischen Art, dass wir auf sie mit hinrei- chender Zuversicht Schlüsse bauen dürfen.
Schon früher ist bemerkt worden, dass unter allen Wer- ken des Skopas nur eines aus Erz angeführt wird; und selbst bei diesem blieb wenigstens ein leiser Zweifel, ob es nicht gerade deshalb einem älteren Skopas beizulegen sei. Mag aber auch dieser Zweifel unbegründet sein: die Thatsache, dass Plinius nur von Marmorwerken spricht, dass bei allen übrigen der Stoff, wo er angegeben wird, immer Marmor, attischer oder parischer, ist, genügt zum Beweise, dass Skopas so aus- schliesslich in Marmor arbeitete, wie in der vorigen Periode (wenn wir nicht auf Grund weniger Zeugnisse Agorakritos ihm vergleichen wollen) kein einziger Künstler. Dass er die- ses Material aber vollkommen beherrschte, werden wir später erfahren. Hier sei zuerst nur die angeführte Thatsache ein- fach als solche hingestellt.
Ueber seine Kenntniss, das Verständniss und die Behand- lung der Form sind wir so gut wie gar nicht unterrichtet, und zwar aus demselben Grunde, der uns bei Phidias die gleiche Lücke in der Ueberlieferung hat erklären müssen. Skopas war ein Künstler, welcher die blosse Form dem geistigen, poeti- schen Gehalte unterordnete. Kein Portrait, keine athletische,
here Periode der Kunst uns deutlich zeigt, wie die Thätigkeit der einzelnen Schulen auch räumlich auf gewisse Gebiete be- schränkt blieb.
Ein zweites Zeugniss für den Ruhm des Künstlers bietet die grosse Zahl der Werke, von denen Nachricht bis auf un- sere Zeit gekommen ist. Ausserdem sind einzelne Aussprüche grossen Lobes bereits erwähnt, jedoch nur Lobsprüche allge- meiner Art. Leider fehlt uns dagegen bei Plinius eines jener kurzen Urtheile, die um so kostbarer sind, je vorzüglicher die Quellen waren, aus denen er schöpfte. Pausanias enthält sich, wie gewöhnlich, eines eigentlichen Kunsturtheils. Cicero, Quin- tilian, Lucian schweigen über das Verdienst dieses Künstlers. Nur Callistratus und einige Epigramme liefern einzelne Winke über ein einziges Werk. Unsere Untersuchung verliert da- durch leider viel von der so sehr wünschenswerthen Sicherheit der Grundlage: wir sind fast ganz auf Abstraction aus der Natur der dargestellten Gegenstände angewiesen. Doch finden sich zum Glück darunter mehrere von einer so scharf ausge- prägten, charakteristischen Art, dass wir auf sie mit hinrei- chender Zuversicht Schlüsse bauen dürfen.
Schon früher ist bemerkt worden, dass unter allen Wer- ken des Skopas nur eines aus Erz angeführt wird; und selbst bei diesem blieb wenigstens ein leiser Zweifel, ob es nicht gerade deshalb einem älteren Skopas beizulegen sei. Mag aber auch dieser Zweifel unbegründet sein: die Thatsache, dass Plinius nur von Marmorwerken spricht, dass bei allen übrigen der Stoff, wo er angegeben wird, immer Marmor, attischer oder parischer, ist, genügt zum Beweise, dass Skopas so aus- schliesslich in Marmor arbeitete, wie in der vorigen Periode (wenn wir nicht auf Grund weniger Zeugnisse Agorakritos ihm vergleichen wollen) kein einziger Künstler. Dass er die- ses Material aber vollkommen beherrschte, werden wir später erfahren. Hier sei zuerst nur die angeführte Thatsache ein- fach als solche hingestellt.
Ueber seine Kenntniss, das Verständniss und die Behand- lung der Form sind wir so gut wie gar nicht unterrichtet, und zwar aus demselben Grunde, der uns bei Phidias die gleiche Lücke in der Ueberlieferung hat erklären müssen. Skopas war ein Künstler, welcher die blosse Form dem geistigen, poeti- schen Gehalte unterordnete. Kein Portrait, keine athletische,
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der einzelnen Schulen auch räumlich auf gewisse Gebiete be-
schränkt blieb.
Ein zweites Zeugniss für den Ruhm des Künstlers bietet
die grosse Zahl der Werke, von denen Nachricht bis auf un-
sere Zeit gekommen ist. Ausserdem sind einzelne Aussprüche
grossen Lobes bereits erwähnt, jedoch nur Lobsprüche allge-
meiner Art. Leider fehlt uns dagegen bei Plinius eines jener
kurzen Urtheile, die um so kostbarer sind, je vorzüglicher die
Quellen waren, aus denen er schöpfte. Pausanias enthält sich,
wie gewöhnlich, eines eigentlichen Kunsturtheils. Cicero, Quin-
tilian, Lucian schweigen über das Verdienst dieses Künstlers.
Nur Callistratus und einige Epigramme liefern einzelne Winke
über ein einziges Werk. Unsere Untersuchung verliert da-
durch leider viel von der so sehr wünschenswerthen Sicherheit
der Grundlage: wir sind fast ganz auf Abstraction aus der
Natur der dargestellten Gegenstände angewiesen. Doch finden
sich zum Glück darunter mehrere von einer so scharf ausge-
prägten, charakteristischen Art, dass wir auf sie mit hinrei-
chender Zuversicht Schlüsse bauen dürfen.
Schon früher ist bemerkt worden, dass unter allen Wer-
ken des Skopas nur eines aus Erz angeführt wird; und selbst
bei diesem blieb wenigstens ein leiser Zweifel, ob es nicht
gerade deshalb einem älteren Skopas beizulegen sei. Mag aber
auch dieser Zweifel unbegründet sein: die Thatsache, dass
Plinius nur von Marmorwerken spricht, dass bei allen übrigen
der Stoff, wo er angegeben wird, immer Marmor, attischer
oder parischer, ist, genügt zum Beweise, dass Skopas so aus-
schliesslich in Marmor arbeitete, wie in der vorigen Periode
(wenn wir nicht auf Grund weniger Zeugnisse Agorakritos
ihm vergleichen wollen) kein einziger Künstler. Dass er die-
ses Material aber vollkommen beherrschte, werden wir später
erfahren. Hier sei zuerst nur die angeführte Thatsache ein-
fach als solche hingestellt.
Ueber seine Kenntniss, das Verständniss und die Behand-
lung der Form sind wir so gut wie gar nicht unterrichtet, und
zwar aus demselben Grunde, der uns bei Phidias die gleiche
Lücke in der Ueberlieferung hat erklären müssen. Skopas war
ein Künstler, welcher die blosse Form dem geistigen, poeti-
schen Gehalte unterordnete. Kein Portrait, keine athletische,
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/338>, abgerufen am 25.11.2024.
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