allen peloponnesischen in Hinsicht auf Ausführung und Grösse gepriesen wird: VIII, 45, 4. Der äussere Bau war von ioni- scher Ordnung, im Inneren standen korinthische Säulen über dorischen. Werke des Skopas waren wahrscheinlich auch die Statuengruppen in den Giebeln; oder wenigstens dürfen wir sie in eine ähnliche Beziehung zu diesem Künstler setzen, wie die des Parthenon zu Phidias. In dem vorderen Giebel war die Jagd des kalydonischen Ebers dargestellt, und zwar so, dass etwa (malista) in der Mitte der Angriff auf den Eber stattfand. Auf der einen Seite standen Atalante, Melea- ger, Theseus, Telamon, Peleus, Polydeukes, Iolaos, der Ge- fährte des Herakles bei den meisten seiner Thaten; endlich die Söhne des Thestios und Brüder der Althaea, nemlich Pro- thoos und Kometes. Auf der anderen Seite des Ebers sah man Ankaeos schon verwundet, wie er, die Streitaxt wegwerfend, von Epochos emporgehalten wird, neben ihm Kastor, Amphia- raos, des Oikles Sohn, Hippothoos, welcher durch Kerkyon und Agamedes von Stymphelos abstammte, und zuletzt Peiri- thoos. Das hintere Giebelfeld enthielt die Schlacht des Tele- phos gegen Achilleus in der Ebene des Kaikos. Vgl. über die Composition und das Mythologische Welcker Alt. Denkm. I, S. 199 flgdd.
Ferner war ein Werk des Skopas und anderer Künstler das Grabmal des Mausolos zu Halikarnass. Am ausführ- lichsten berichtet darüber Plinius 34, 30 u. 31. Er giebt an, dass die Reliefs auf der Ostseite von der Hand des Skopas waren, die im Norden von Bryaxis, im Süden von Timotheos, im We- sten von Leochares, das marmorne Viergespann auf dem Gipfel aber von Pythis. Ueber den Bau und seine Anlage ist in neue- rer Zeit mehrfach gehandelt worden; vgl. Arch. Zeit. N. F. S. 182; 73*; 82*. Dass die aus Budrun in das brittische Mu- seum versetzten, sowie die in Genua befindlichen Amazonen- Reliefs (Mon. dell. Inst. V, 1--3; 18--21; Ann. 1849, p. 74-- 94; 1850, p. 285--329) wirklich zum Mausoleum gehört ha- ben, wird durch die Nachrichten über die Benutzung der Rui- nen desselben zum Bau der Citadelle von Budrun, in deren Mauern man diese Sculpturen eingefügt fand, so wie durch Vergleichung der Angabe Lucian's (Dial. mort. 24, 2), der zufolge Kampfscenen auf den Reliefs wirklich dargestellt waren, sehr wahrscheinlich. Doch sind sie gerade in Hinsicht auf kunst-
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allen peloponnesischen in Hinsicht auf Ausführung und Grösse gepriesen wird: VIII, 45, 4. Der äussere Bau war von ioni- scher Ordnung, im Inneren standen korinthische Säulen über dorischen. Werke des Skopas waren wahrscheinlich auch die Statuengruppen in den Giebeln; oder wenigstens dürfen wir sie in eine ähnliche Beziehung zu diesem Künstler setzen, wie die des Parthenon zu Phidias. In dem vorderen Giebel war die Jagd des kalydonischen Ebers dargestellt, und zwar so, dass etwa (μάλιστα) in der Mitte der Angriff auf den Eber stattfand. Auf der einen Seite standen Atalante, Melea- ger, Theseus, Telamon, Peleus, Polydeukes, Iolaos, der Ge- fährte des Herakles bei den meisten seiner Thaten; endlich die Söhne des Thestios und Brüder der Althaea, nemlich Pro- thoos und Kometes. Auf der anderen Seite des Ebers sah man Ankaeos schon verwundet, wie er, die Streitaxt wegwerfend, von Epochos emporgehalten wird, neben ihm Kastor, Amphia- raos, des Oïkles Sohn, Hippothoos, welcher durch Kerkyon und Agamedes von Stymphelos abstammte, und zuletzt Peiri- thoos. Das hintere Giebelfeld enthielt die Schlacht des Tele- phos gegen Achilleus in der Ebene des Kaïkos. Vgl. über die Composition und das Mythologische Welcker Alt. Denkm. I, S. 199 flgdd.
Ferner war ein Werk des Skopas und anderer Künstler das Grabmal des Mausolos zu Halikarnass. Am ausführ- lichsten berichtet darüber Plinius 34, 30 u. 31. Er giebt an, dass die Reliefs auf der Ostseite von der Hand des Skopas waren, die im Norden von Bryaxis, im Süden von Timotheos, im We- sten von Leochares, das marmorne Viergespann auf dem Gipfel aber von Pythis. Ueber den Bau und seine Anlage ist in neue- rer Zeit mehrfach gehandelt worden; vgl. Arch. Zeit. N. F. S. 182; 73*; 82*. Dass die aus Budrun in das brittische Mu- seum versetzten, sowie die in Genua befindlichen Amazonen- Reliefs (Mon. dell. Inst. V, 1—3; 18—21; Ann. 1849, p. 74— 94; 1850, p. 285—329) wirklich zum Mausoleum gehört ha- ben, wird durch die Nachrichten über die Benutzung der Rui- nen desselben zum Bau der Citadelle von Budrun, in deren Mauern man diese Sculpturen eingefügt fand, so wie durch Vergleichung der Angabe Lucian’s (Dial. mort. 24, 2), der zufolge Kampfscenen auf den Reliefs wirklich dargestellt waren, sehr wahrscheinlich. Doch sind sie gerade in Hinsicht auf kunst-
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allen peloponnesischen in Hinsicht auf Ausführung und Grösse
gepriesen wird: VIII, 45, 4. Der äussere Bau war von ioni-
scher Ordnung, im Inneren standen korinthische Säulen über
dorischen. Werke des Skopas waren wahrscheinlich auch
die Statuengruppen in den Giebeln; oder wenigstens dürfen
wir sie in eine ähnliche Beziehung zu diesem Künstler setzen,
wie die des Parthenon zu Phidias. In dem vorderen Giebel
war die Jagd des kalydonischen Ebers dargestellt, und zwar
so, dass etwa (μάλιστα) in der Mitte der Angriff auf den
Eber stattfand. Auf der einen Seite standen Atalante, Melea-
ger, Theseus, Telamon, Peleus, Polydeukes, Iolaos, der Ge-
fährte des Herakles bei den meisten seiner Thaten; endlich
die Söhne des Thestios und Brüder der Althaea, nemlich Pro-
thoos und Kometes. Auf der anderen Seite des Ebers sah man
Ankaeos schon verwundet, wie er, die Streitaxt wegwerfend,
von Epochos emporgehalten wird, neben ihm Kastor, Amphia-
raos, des Oïkles Sohn, Hippothoos, welcher durch Kerkyon
und Agamedes von Stymphelos abstammte, und zuletzt Peiri-
thoos. Das hintere Giebelfeld enthielt die Schlacht des Tele-
phos gegen Achilleus in der Ebene des Kaïkos. Vgl. über die
Composition und das Mythologische Welcker Alt. Denkm. I,
S. 199 flgdd.
Ferner war ein Werk des Skopas und anderer Künstler
das Grabmal des Mausolos zu Halikarnass. Am ausführ-
lichsten berichtet darüber Plinius 34, 30 u. 31. Er giebt an, dass
die Reliefs auf der Ostseite von der Hand des Skopas waren,
die im Norden von Bryaxis, im Süden von Timotheos, im We-
sten von Leochares, das marmorne Viergespann auf dem Gipfel
aber von Pythis. Ueber den Bau und seine Anlage ist in neue-
rer Zeit mehrfach gehandelt worden; vgl. Arch. Zeit. N. F.
S. 182; 73*; 82*. Dass die aus Budrun in das brittische Mu-
seum versetzten, sowie die in Genua befindlichen Amazonen-
Reliefs (Mon. dell. Inst. V, 1—3; 18—21; Ann. 1849, p. 74—
94; 1850, p. 285—329) wirklich zum Mausoleum gehört ha-
ben, wird durch die Nachrichten über die Benutzung der Rui-
nen desselben zum Bau der Citadelle von Budrun, in deren
Mauern man diese Sculpturen eingefügt fand, so wie durch
Vergleichung der Angabe Lucian’s (Dial. mort. 24, 2), der zufolge
Kampfscenen auf den Reliefs wirklich dargestellt waren, sehr
wahrscheinlich. Doch sind sie gerade in Hinsicht auf kunst-
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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/336>, abgerufen am 25.11.2024.
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