Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

Ueber Ptolichos von Corcyra s. die Schule des Kritios
in Athen.

Von Sostratos aus Rhegion wissen wir nichts, als dass
er der Schwestersohn des Pythagoras war: Plin. 34, 61.

Ueber Patrokles von Kroton s. den gleichnamigen Künst-
ler von Sikyon.

Unter den Künstlern der 90sten Olympiade nennt Plinius 1)
einen gänzlich unbekannten, Perellus. Da der Name kaum
griechisch, und an dieser Stelle nur die Erwähnung eines be-
kannten Künstlers zu erwarten ist, so hat man die Schreibung
in der verschiedensten Weise zu verändern vorgeschlagen:
Perillus, Perilaus, Parelius, Pyrrhus Onatas, oder mit Bezug
auf den vorhergehenden Namen Scopas Elius (s. Skopas). Ich
bemerke nur, dass keiner dieser Vorschläge so überzeugender
Art ist, dass man sich für ihn mit Bestimmtheit entschei-
den könnte.

Sicherlich verderbt ist auch der Name eines Künstlers
Turnos, welcher nach Tatian (c. Gr. 34, p. 118 Worth) ein
Bild der Lais gemacht haben soll. Lais wurde (nach Paus. II,
2, 4) noch als Kind von den Athenern unter Nikias (Ol. 91)
aus Sicilien als Gefangene weggeführt und nach Korinth ver-
kauft. Aristophanes erwähnt ihrer im Plutos v. 179, welcher
Ol. 97, 4 aufgeführt wurde.

Mentor.

Von dem bekannten Toreuten dieses Namens, welcher vor
dem Brande des ephesischen Tempels (Ol. 106, 1) lebte, besass
Varro eine Erzstatue: Plin. 33, 154.



Rückblick.

Die erste wichtige Erscheinung, welche uns bei einem
Ueberblicke über die Masse der Künstler dieser Periode ent-
gegentritt, ist die, dass sich fast das gesammte künstlerische
Leben um zwei Mittelpunkte gruppirt. Athen und Argos
herrschen unbedingt; was von anderen Orten her bekannt ist,
tritt dagegen nicht nur völlig in den Hintergrund, sondern
wird sogar zum besten Theile von jenen Mittelpunkten ange-
zogen, und erlangt erst dort Bedeutung. Wir finden in Athen

1) 34, 49.

Ueber Ptolichos von Corcyra s. die Schule des Kritios
in Athen.

Von Sostratos aus Rhegion wissen wir nichts, als dass
er der Schwestersohn des Pythagoras war: Plin. 34, 61.

Ueber Patrokles von Kroton s. den gleichnamigen Künst-
ler von Sikyon.

Unter den Künstlern der 90sten Olympiade nennt Plinius 1)
einen gänzlich unbekannten, Perellus. Da der Name kaum
griechisch, und an dieser Stelle nur die Erwähnung eines be-
kannten Künstlers zu erwarten ist, so hat man die Schreibung
in der verschiedensten Weise zu verändern vorgeschlagen:
Perillus, Perilaus, Parelius, Pyrrhus Onatas, oder mit Bezug
auf den vorhergehenden Namen Scopas Elius (s. Skopas). Ich
bemerke nur, dass keiner dieser Vorschläge so überzeugender
Art ist, dass man sich für ihn mit Bestimmtheit entschei-
den könnte.

Sicherlich verderbt ist auch der Name eines Künstlers
Turnos, welcher nach Tatian (c. Gr. 34, p. 118 Worth) ein
Bild der Laïs gemacht haben soll. Laïs wurde (nach Paus. II,
2, 4) noch als Kind von den Athenern unter Nikias (Ol. 91)
aus Sicilien als Gefangene weggeführt und nach Korinth ver-
kauft. Aristophanes erwähnt ihrer im Plutos v. 179, welcher
Ol. 97, 4 aufgeführt wurde.

Mentor.

Von dem bekannten Toreuten dieses Namens, welcher vor
dem Brande des ephesischen Tempels (Ol. 106, 1) lebte, besass
Varro eine Erzstatue: Plin. 33, 154.



Rückblick.

Die erste wichtige Erscheinung, welche uns bei einem
Ueberblicke über die Masse der Künstler dieser Periode ent-
gegentritt, ist die, dass sich fast das gesammte künstlerische
Leben um zwei Mittelpunkte gruppirt. Athen und Argos
herrschen unbedingt; was von anderen Orten her bekannt ist,
tritt dagegen nicht nur völlig in den Hintergrund, sondern
wird sogar zum besten Theile von jenen Mittelpunkten ange-
zogen, und erlangt erst dort Bedeutung. Wir finden in Athen

1) 34, 49.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0312" n="299"/>
            <p>Ueber <hi rendition="#g">Ptolichos</hi> von Corcyra s. die Schule des Kritios<lb/>
in Athen.</p><lb/>
            <p>Von <hi rendition="#g">Sostratos</hi> aus Rhegion wissen wir nichts, als dass<lb/>
er der Schwestersohn des Pythagoras war: Plin. 34, 61.</p><lb/>
            <p>Ueber <hi rendition="#g">Patrokles</hi> von Kroton s. den gleichnamigen Künst-<lb/>
ler von Sikyon.</p><lb/>
            <p>Unter den Künstlern der 90sten Olympiade nennt Plinius <note place="foot" n="1)">34, 49.</note><lb/>
einen gänzlich unbekannten, <hi rendition="#g">Perellus</hi>. Da der Name kaum<lb/>
griechisch, und an dieser Stelle nur die Erwähnung eines be-<lb/>
kannten Künstlers zu erwarten ist, so hat man die Schreibung<lb/>
in der verschiedensten Weise zu verändern vorgeschlagen:<lb/>
Perillus, Perilaus, Parelius, Pyrrhus Onatas, oder mit Bezug<lb/>
auf den vorhergehenden Namen Scopas Elius (s. Skopas). Ich<lb/>
bemerke nur, dass keiner dieser Vorschläge so überzeugender<lb/>
Art ist, dass man sich für ihn mit Bestimmtheit entschei-<lb/>
den könnte.</p><lb/>
            <p>Sicherlich verderbt ist auch der Name eines Künstlers<lb/><hi rendition="#g">Turnos,</hi> welcher nach Tatian (c. Gr. 34, p. 118 Worth) ein<lb/>
Bild der Laïs gemacht haben soll. Laïs wurde (nach Paus. II,<lb/>
2, 4) noch als Kind von den Athenern unter Nikias (Ol. 91)<lb/>
aus Sicilien als Gefangene weggeführt und nach Korinth ver-<lb/>
kauft. Aristophanes erwähnt ihrer im Plutos v. 179, welcher<lb/>
Ol. 97, 4 aufgeführt wurde.</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#g">Mentor.</hi> </p><lb/>
            <p>Von dem bekannten Toreuten dieses Namens, welcher vor<lb/>
dem Brande des ephesischen Tempels (Ol. 106, 1) lebte, besass<lb/>
Varro eine Erzstatue: Plin. 33, 154.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#g">Rückblick.</hi> </head><lb/>
            <p>Die erste wichtige Erscheinung, welche uns bei einem<lb/>
Ueberblicke über die Masse der Künstler dieser Periode ent-<lb/>
gegentritt, ist die, dass sich fast das gesammte künstlerische<lb/>
Leben um zwei Mittelpunkte gruppirt. <hi rendition="#g">Athen</hi> und <hi rendition="#g">Argos</hi><lb/>
herrschen unbedingt; was von anderen Orten her bekannt ist,<lb/>
tritt dagegen nicht nur völlig in den Hintergrund, sondern<lb/>
wird sogar zum besten Theile von jenen Mittelpunkten ange-<lb/>
zogen, und erlangt erst dort Bedeutung. Wir finden in Athen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[299/0312] Ueber Ptolichos von Corcyra s. die Schule des Kritios in Athen. Von Sostratos aus Rhegion wissen wir nichts, als dass er der Schwestersohn des Pythagoras war: Plin. 34, 61. Ueber Patrokles von Kroton s. den gleichnamigen Künst- ler von Sikyon. Unter den Künstlern der 90sten Olympiade nennt Plinius 1) einen gänzlich unbekannten, Perellus. Da der Name kaum griechisch, und an dieser Stelle nur die Erwähnung eines be- kannten Künstlers zu erwarten ist, so hat man die Schreibung in der verschiedensten Weise zu verändern vorgeschlagen: Perillus, Perilaus, Parelius, Pyrrhus Onatas, oder mit Bezug auf den vorhergehenden Namen Scopas Elius (s. Skopas). Ich bemerke nur, dass keiner dieser Vorschläge so überzeugender Art ist, dass man sich für ihn mit Bestimmtheit entschei- den könnte. Sicherlich verderbt ist auch der Name eines Künstlers Turnos, welcher nach Tatian (c. Gr. 34, p. 118 Worth) ein Bild der Laïs gemacht haben soll. Laïs wurde (nach Paus. II, 2, 4) noch als Kind von den Athenern unter Nikias (Ol. 91) aus Sicilien als Gefangene weggeführt und nach Korinth ver- kauft. Aristophanes erwähnt ihrer im Plutos v. 179, welcher Ol. 97, 4 aufgeführt wurde. Mentor. Von dem bekannten Toreuten dieses Namens, welcher vor dem Brande des ephesischen Tempels (Ol. 106, 1) lebte, besass Varro eine Erzstatue: Plin. 33, 154. Rückblick. Die erste wichtige Erscheinung, welche uns bei einem Ueberblicke über die Masse der Künstler dieser Periode ent- gegentritt, ist die, dass sich fast das gesammte künstlerische Leben um zwei Mittelpunkte gruppirt. Athen und Argos herrschen unbedingt; was von anderen Orten her bekannt ist, tritt dagegen nicht nur völlig in den Hintergrund, sondern wird sogar zum besten Theile von jenen Mittelpunkten ange- zogen, und erlangt erst dort Bedeutung. Wir finden in Athen 1) 34, 49.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/312
Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/312>, abgerufen am 13.05.2024.