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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853.

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Xenophon.

Wie bereits erwähnt wurde, arbeitete er in Megalopolis
gemeinschaftlich mit Kephisodot die Bilder des Zeus Soter,
der Stadtgöttin von Megalopolis und der Artemis Soteira:
Paus. VIII, 30, 5. Die Tyche mit Plutos auf dem Arme,
welche wir mit einem Werke seines dortigen Mitarbeiters ver-
glichen, befand sich zu Theben: Paus. IX, 16, 1. Aber auch
an ihr hatte er nur die Hände und das Gesicht gemacht, alles
Uebrige Kallistonikos, ein thebanischer, sonst unbekannter
Künstler. -- Diogenes Laertius (II, 59) erwähnt ausserdem
einen Bildhauer Xenophon von der Insel Paros, von dem wir
sonst nichts wissen. Sollte etwa der Athener des Pausanias
von dorther gebürtig und nur nach Athen übergesiedelt sein?

Sophroniskos und Sokrates.

Von Sophroniskos haben wir nur etwas erfahren, weil er
der Vater des Sokrates war, und wir müssen es unentschieden
lassen, ob er wirklich Künstler, oder nur Steinmetz zu nennen
ist: lithourgos, wie Diogenes Laertius 1), marmorarius, wie
Valerius Maximus 2) sich ausdrückt. Dagegen werden Kunst-
werke von der Hand des Sokrates sogar mit Lob erwähnt:
der Hermes Propylaeos und die Gruppe der Chariten
am Eingange der Akropolis von Athen: Plin. 36, 32; Paus. I,
22, 8. Dass sie drei an der Zahl und bekleidet gebildet wa-
ren, sagt Pausanias: IX, 35, 1 u. 2; und so finden wir sie, als
Beiwerk auf athenischen Münzen nachgebildet 3). Nach Pli-
nius wollten Einige einen Maler Sokrates für identisch mit
dem Bildhauer und Weisen halten. Wäre dieses richtig, so
würden uns darüber schwerlich alle weiteren Nachrichten feh-
len. -- Schade, dass Sokrates, der, wie Lucian 4) sagt, an
der Hermoglyphik gross gezogen war, nicht ebenso, wie die-
ser verunglückte Bildhauer, in seinen Gesprächen Anspielungen
auf künstlerisches Treiben liebt, welche ohne Zweifel sehr
lehrreich für uns sein würden. Ein kurzes Gespräch mit einem
sonst unbekannten Bildhauer, Kleiton, theilt Xenophon 5) mit.
Dieser scheint hauptsächlich athletische Figuren gemacht zu
haben, und Sokrates sucht ihm zu beweisen, dass man, um
dieselben recht lebensvoll zu bilden, nicht nur die Formen des

1) II, init.
2) III, 4, ext. 1.
3) Millin. gal. myth. t. XXXIII, n. 200.
4) Somn. 12.
5) Memor. III, 10.

Xenophon.

Wie bereits erwähnt wurde, arbeitete er in Megalopolis
gemeinschaftlich mit Kephisodot die Bilder des Zeus Soter,
der Stadtgöttin von Megalopolis und der Artemis Soteira:
Paus. VIII, 30, 5. Die Tyche mit Plutos auf dem Arme,
welche wir mit einem Werke seines dortigen Mitarbeiters ver-
glichen, befand sich zu Theben: Paus. IX, 16, 1. Aber auch
an ihr hatte er nur die Hände und das Gesicht gemacht, alles
Uebrige Kallistonikos, ein thebanischer, sonst unbekannter
Künstler. — Diogenes Laërtius (II, 59) erwähnt ausserdem
einen Bildhauer Xenophon von der Insel Paros, von dem wir
sonst nichts wissen. Sollte etwa der Athener des Pausanias
von dorther gebürtig und nur nach Athen übergesiedelt sein?

Sophroniskos und Sokrates.

Von Sophroniskos haben wir nur etwas erfahren, weil er
der Vater des Sokrates war, und wir müssen es unentschieden
lassen, ob er wirklich Künstler, oder nur Steinmetz zu nennen
ist: λιϑουργὸς, wie Diogenes Laërtius 1), marmorarius, wie
Valerius Maximus 2) sich ausdrückt. Dagegen werden Kunst-
werke von der Hand des Sokrates sogar mit Lob erwähnt:
der Hermes Propylaeos und die Gruppe der Chariten
am Eingange der Akropolis von Athen: Plin. 36, 32; Paus. I,
22, 8. Dass sie drei an der Zahl und bekleidet gebildet wa-
ren, sagt Pausanias: IX, 35, 1 u. 2; und so finden wir sie, als
Beiwerk auf athenischen Münzen nachgebildet 3). Nach Pli-
nius wollten Einige einen Maler Sokrates für identisch mit
dem Bildhauer und Weisen halten. Wäre dieses richtig, so
würden uns darüber schwerlich alle weiteren Nachrichten feh-
len. — Schade, dass Sokrates, der, wie Lucian 4) sagt, an
der Hermoglyphik gross gezogen war, nicht ebenso, wie die-
ser verunglückte Bildhauer, in seinen Gesprächen Anspielungen
auf künstlerisches Treiben liebt, welche ohne Zweifel sehr
lehrreich für uns sein würden. Ein kurzes Gespräch mit einem
sonst unbekannten Bildhauer, Kleiton, theilt Xenophon 5) mit.
Dieser scheint hauptsächlich athletische Figuren gemacht zu
haben, und Sokrates sucht ihm zu beweisen, dass man, um
dieselben recht lebensvoll zu bilden, nicht nur die Formen des

1) II, init.
2) III, 4, ext. 1.
3) Millin. gal. myth. t. XXXIII, n. 200.
4) Somn. 12.
5) Memor. III, 10.
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[271/0284] Xenophon. Wie bereits erwähnt wurde, arbeitete er in Megalopolis gemeinschaftlich mit Kephisodot die Bilder des Zeus Soter, der Stadtgöttin von Megalopolis und der Artemis Soteira: Paus. VIII, 30, 5. Die Tyche mit Plutos auf dem Arme, welche wir mit einem Werke seines dortigen Mitarbeiters ver- glichen, befand sich zu Theben: Paus. IX, 16, 1. Aber auch an ihr hatte er nur die Hände und das Gesicht gemacht, alles Uebrige Kallistonikos, ein thebanischer, sonst unbekannter Künstler. — Diogenes Laërtius (II, 59) erwähnt ausserdem einen Bildhauer Xenophon von der Insel Paros, von dem wir sonst nichts wissen. Sollte etwa der Athener des Pausanias von dorther gebürtig und nur nach Athen übergesiedelt sein? Sophroniskos und Sokrates. Von Sophroniskos haben wir nur etwas erfahren, weil er der Vater des Sokrates war, und wir müssen es unentschieden lassen, ob er wirklich Künstler, oder nur Steinmetz zu nennen ist: λιϑουργὸς, wie Diogenes Laërtius 1), marmorarius, wie Valerius Maximus 2) sich ausdrückt. Dagegen werden Kunst- werke von der Hand des Sokrates sogar mit Lob erwähnt: der Hermes Propylaeos und die Gruppe der Chariten am Eingange der Akropolis von Athen: Plin. 36, 32; Paus. I, 22, 8. Dass sie drei an der Zahl und bekleidet gebildet wa- ren, sagt Pausanias: IX, 35, 1 u. 2; und so finden wir sie, als Beiwerk auf athenischen Münzen nachgebildet 3). Nach Pli- nius wollten Einige einen Maler Sokrates für identisch mit dem Bildhauer und Weisen halten. Wäre dieses richtig, so würden uns darüber schwerlich alle weiteren Nachrichten feh- len. — Schade, dass Sokrates, der, wie Lucian 4) sagt, an der Hermoglyphik gross gezogen war, nicht ebenso, wie die- ser verunglückte Bildhauer, in seinen Gesprächen Anspielungen auf künstlerisches Treiben liebt, welche ohne Zweifel sehr lehrreich für uns sein würden. Ein kurzes Gespräch mit einem sonst unbekannten Bildhauer, Kleiton, theilt Xenophon 5) mit. Dieser scheint hauptsächlich athletische Figuren gemacht zu haben, und Sokrates sucht ihm zu beweisen, dass man, um dieselben recht lebensvoll zu bilden, nicht nur die Formen des 1) II, init. 2) III, 4, ext. 1. 3) Millin. gal. myth. t. XXXIII, n. 200. 4) Somn. 12. 5) Memor. III, 10.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 1. Braunschweig: Schwetschke, 1853, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen01_1853/284>, abgerufen am 24.11.2024.