Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 8. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Zie
*Ziegler, Eugen,

entstammt aus
Winterthur (Schweiz) und wurde in
St. Gallen, der Stadt seiner Mutter
und des väterlichen Geschäfts, am
21. August 1871 geboren. Schon in
den Kinderjahren bekundete er, daß
die Anregungen und Einflüsse geistig
hochstehender Verwandten nicht er-
folglos geblieben waren, und als er
mit neun Jahren, nach dem Tode des
Vaters, aus diesem Milieu heraus-
gehoben wurde, hatten seine Jnter-
essen und seine Art bereits ihre Rich-
tung erhalten. Um seiner Mutter die
Erziehung der fünf Kinder zu erleich-
tern, übergab man Eugen zur Erzieh-
ung dem Pfarrer in Schinznach (Kt.
Aargau), einem vorzüglichen Päda-
gogen. Später besuchte er das Gym-
nasium in seiner Heimat, und hier
waren es besonders der Historiker
Dierauer und der Germanist Götzin-
ger, welche einen bestimmenden Ein-
fluß auf sein späteres Studium aus-
übten. Er widmete sich in Genf,
Zürich und Berlin dem Studium der
Geschichte, hörte daneben auch Vor-
lesungen über Rechtswissenschaft,
Nationalökonomie, Philologie und
Kunstgeschichte u. brachte seine Stu-
dien durch Promotion zum Dr. phil.
zum Abschluß. Konrad Ferdinand
Meyer-Ziegler (s. d.!), mit dem ihn
alte Familienbeziehungen verbanden,
erriet, bevor es ihm selbst bewußt
war, die Richtung auf literarische
Wirksamkeit und empfahl ihm als
Hauptentwicklungs- und Klärungs-
mittel zunächst das Reisen. So folg-
ten denn auch mehrere Wanderjahre,
von denen zwei auf Paris fallen, an-
dere ihn nach Deutschland, England,
Schottland, Dänemark, Schweden,
Norwegen u. Jtalien führten. Heim-
gekehrt, wandte er sich der Journa-
listik zu, und arbeitet er noch heute
in der Redaktion der Zeitschrift "Die
Schweiz". Seit 1904 lebt er auf sei-
nem Besitztum "Burghalde" v. Lenz-
burg im Aargau.

S:

Mädchenschick-
[Spaltenumbruch]

Zie
sal (2 Nn.), 1903. - August Wehrli
(Einakter in Züricher Mdt.), 1904. -
Aus meiner Pariser Mappe (Essays),
1906. - Auf Schloß Wülflingen (Ern-
stes u. Heiteres in zwei Gelegenheits-
dichtgn.; mit Nanny v. Escher), 1908.
- Das Drama der Revolution, 1911.

Ziegler, Franz Wilhelm,

* am
3. Febr. 1803 zu Warchau bei Gen-
thin als der Sohn eines Predigers,
besuchte das Gymnasium zu Bran-
denburg a. H., studierte in Halle die
Rechte und ließ sich, nachdem er Eng-
land, Frankreich u. die Schweiz be-
reist hatte, als Advokat in Branden-
burg a. H. nieder, wo er 1840 zum
Oberbürgermeister gewählt ward.
Jn dieser Stellung bot sich ihm, der
schon in der Jugend die Schäden alt-
hergebrachter märkischer Feudalzu-
stände kennen gelernt hatte, reiche
Gelegenheit, seine volksfreundlichen,
humanen Gesinnungen zum Wohle
seiner Mitbürger zu betätigen. Jn
dem Jahre 1848 begann seine poli-
tische Tätigkeit. Zur preußischen
Nationalversammlung abgeordnet,
gehörte er unter diejenigen, welche
am 15. November die Steuerver-
weigerung dekretieren; und da Z.
diesen Beschluß der Nationalver-
sammlung durch den Brandenburger
"Anzeiger" der Öffentlichkeit über-
mitteln wollte, wurde er wegen Ver-
suchs, "die Steuerpflichtigen zusam-
menzubringen, um etwas von der
Obrigkeit zu erzwingen", seines Am-
tes entsetzt, mit Festungsstrafe be-
legt u. nach deren Verbüßung auf ein
Jahr aus Brandenburg verwiesen.
Später ließ er sich in Berlin nieder.
Als echter Demokrat verschmähte er
es, sich wieder um ein öffentliches
Amt zu bewerben, und als ein viel-
seitig begabter Mann vermochte er,
der sein Amt und Vermögen verloren
hatte, durch Umsicht und praktische,
in industriellen Unternehmungen be-
währte Tätigkeit sich in verhältnis-
mäßig kurzer Zeit zu wirtschaftlicher

*
[Spaltenumbruch]
Zie
*Ziegler, Eugen,

entſtammt aus
Winterthur (Schweiz) und wurde in
St. Gallen, der Stadt ſeiner Mutter
und des väterlichen Geſchäfts, am
21. Auguſt 1871 geboren. Schon in
den Kinderjahren bekundete er, daß
die Anregungen und Einflüſſe geiſtig
hochſtehender Verwandten nicht er-
folglos geblieben waren, und als er
mit neun Jahren, nach dem Tode des
Vaters, aus dieſem Milieu heraus-
gehoben wurde, hatten ſeine Jnter-
eſſen und ſeine Art bereits ihre Rich-
tung erhalten. Um ſeiner Mutter die
Erziehung der fünf Kinder zu erleich-
tern, übergab man Eugen zur Erzieh-
ung dem Pfarrer in Schinznach (Kt.
Aargau), einem vorzüglichen Päda-
gogen. Später beſuchte er das Gym-
naſium in ſeiner Heimat, und hier
waren es beſonders der Hiſtoriker
Dierauer und der Germaniſt Götzin-
ger, welche einen beſtimmenden Ein-
fluß auf ſein ſpäteres Studium aus-
übten. Er widmete ſich in Genf,
Zürich und Berlin dem Studium der
Geſchichte, hörte daneben auch Vor-
leſungen über Rechtswiſſenſchaft,
Nationalökonomie, Philologie und
Kunſtgeſchichte u. brachte ſeine Stu-
dien durch Promotion zum Dr. phil.
zum Abſchluß. Konrad Ferdinand
Meyer-Ziegler (ſ. d.!), mit dem ihn
alte Familienbeziehungen verbanden,
erriet, bevor es ihm ſelbſt bewußt
war, die Richtung auf literariſche
Wirkſamkeit und empfahl ihm als
Hauptentwicklungs- und Klärungs-
mittel zunächſt das Reiſen. So folg-
ten denn auch mehrere Wanderjahre,
von denen zwei auf Paris fallen, an-
dere ihn nach Deutſchland, England,
Schottland, Dänemark, Schweden,
Norwegen u. Jtalien führten. Heim-
gekehrt, wandte er ſich der Journa-
liſtik zu, und arbeitet er noch heute
in der Redaktion der Zeitſchrift „Die
Schweiz“. Seit 1904 lebt er auf ſei-
nem Beſitztum „Burghalde“ v. Lenz-
burg im Aargau.

S:

Mädchenſchick-
[Spaltenumbruch]

Zie
ſal (2 Nn.), 1903. – Auguſt Wehrli
(Einakter in Züricher Mdt.), 1904. –
Aus meiner Pariſer Mappe (Eſſays),
1906. – Auf Schloß Wülflingen (Ern-
ſtes u. Heiteres in zwei Gelegenheits-
dichtgn.; mit Nanny v. Eſcher), 1908.
– Das Drama der Revolution, 1911.

Ziegler, Franz Wilhelm,

* am
3. Febr. 1803 zu Warchau bei Gen-
thin als der Sohn eines Predigers,
beſuchte das Gymnaſium zu Bran-
denburg a. H., ſtudierte in Halle die
Rechte und ließ ſich, nachdem er Eng-
land, Frankreich u. die Schweiz be-
reiſt hatte, als Advokat in Branden-
burg a. H. nieder, wo er 1840 zum
Oberbürgermeiſter gewählt ward.
Jn dieſer Stellung bot ſich ihm, der
ſchon in der Jugend die Schäden alt-
hergebrachter märkiſcher Feudalzu-
ſtände kennen gelernt hatte, reiche
Gelegenheit, ſeine volksfreundlichen,
humanen Geſinnungen zum Wohle
ſeiner Mitbürger zu betätigen. Jn
dem Jahre 1848 begann ſeine poli-
tiſche Tätigkeit. Zur preußiſchen
Nationalverſammlung abgeordnet,
gehörte er unter diejenigen, welche
am 15. November die Steuerver-
weigerung dekretieren; und da Z.
dieſen Beſchluß der Nationalver-
ſammlung durch den Brandenburger
„Anzeiger“ der Öffentlichkeit über-
mitteln wollte, wurde er wegen Ver-
ſuchs, „die Steuerpflichtigen zuſam-
menzubringen, um etwas von der
Obrigkeit zu erzwingen“, ſeines Am-
tes entſetzt, mit Feſtungsſtrafe be-
legt u. nach deren Verbüßung auf ein
Jahr aus Brandenburg verwieſen.
Später ließ er ſich in Berlin nieder.
Als echter Demokrat verſchmähte er
es, ſich wieder um ein öffentliches
Amt zu bewerben, und als ein viel-
ſeitig begabter Mann vermochte er,
der ſein Amt und Vermögen verloren
hatte, durch Umſicht und praktiſche,
in induſtriellen Unternehmungen be-
währte Tätigkeit ſich in verhältnis-
mäßig kurzer Zeit zu wirtſchaftlicher

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <div type="bibliography" n="2">
          <pb facs="#f0091" n="87"/>
          <cb/>
        </div>
      </div>
      <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#g">Zie</hi> </fw><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName>*<hi rendition="#b">Ziegler,</hi> Eugen,</persName>
        </head>
        <p> ent&#x017F;tammt aus<lb/>
Winterthur (Schweiz) und wurde in<lb/>
St. Gallen, der Stadt &#x017F;einer Mutter<lb/>
und des väterlichen Ge&#x017F;chäfts, am<lb/>
21. Augu&#x017F;t 1871 geboren. Schon in<lb/>
den Kinderjahren bekundete er, daß<lb/>
die Anregungen und Einflü&#x017F;&#x017F;e gei&#x017F;tig<lb/>
hoch&#x017F;tehender Verwandten nicht er-<lb/>
folglos geblieben waren, und als er<lb/>
mit neun Jahren, nach dem Tode des<lb/>
Vaters, aus die&#x017F;em Milieu heraus-<lb/>
gehoben wurde, hatten &#x017F;eine Jnter-<lb/>
e&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;eine Art bereits ihre Rich-<lb/>
tung erhalten. Um &#x017F;einer Mutter die<lb/>
Erziehung der fünf Kinder zu erleich-<lb/>
tern, übergab man Eugen zur Erzieh-<lb/>
ung dem Pfarrer in Schinznach (Kt.<lb/>
Aargau), einem vorzüglichen Päda-<lb/>
gogen. Später be&#x017F;uchte er das Gym-<lb/>
na&#x017F;ium in &#x017F;einer Heimat, und hier<lb/>
waren es be&#x017F;onders der Hi&#x017F;toriker<lb/>
Dierauer und der Germani&#x017F;t Götzin-<lb/>
ger, welche einen be&#x017F;timmenden Ein-<lb/>
fluß auf &#x017F;ein &#x017F;päteres Studium aus-<lb/>
übten. Er widmete &#x017F;ich in Genf,<lb/>
Zürich und Berlin dem Studium der<lb/>
Ge&#x017F;chichte, hörte daneben auch Vor-<lb/>
le&#x017F;ungen über Rechtswi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft,<lb/>
Nationalökonomie, Philologie und<lb/>
Kun&#x017F;tge&#x017F;chichte u. brachte &#x017F;eine Stu-<lb/>
dien durch Promotion zum <hi rendition="#aq">Dr. phil.</hi><lb/>
zum Ab&#x017F;chluß. Konrad Ferdinand<lb/>
Meyer-Ziegler (&#x017F;. d.!), mit dem ihn<lb/>
alte Familienbeziehungen verbanden,<lb/>
erriet, bevor es ihm &#x017F;elb&#x017F;t bewußt<lb/>
war, die Richtung auf literari&#x017F;che<lb/>
Wirk&#x017F;amkeit und empfahl ihm als<lb/>
Hauptentwicklungs- und Klärungs-<lb/>
mittel zunäch&#x017F;t das Rei&#x017F;en. So folg-<lb/>
ten denn auch mehrere Wanderjahre,<lb/>
von denen zwei auf Paris fallen, an-<lb/>
dere ihn nach Deut&#x017F;chland, England,<lb/>
Schottland, Dänemark, Schweden,<lb/>
Norwegen u. Jtalien führten. Heim-<lb/>
gekehrt, wandte er &#x017F;ich der Journa-<lb/>
li&#x017F;tik zu, und arbeitet er noch heute<lb/>
in der Redaktion der Zeit&#x017F;chrift &#x201E;Die<lb/>
Schweiz&#x201C;. Seit 1904 lebt er auf &#x017F;ei-<lb/>
nem Be&#x017F;itztum &#x201E;Burghalde&#x201C; v. Lenz-<lb/>
burg im Aargau. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Mädchen&#x017F;chick-<lb/><cb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Zie</hi></fw><lb/>
&#x017F;al (2 Nn.), 1903. &#x2013; Augu&#x017F;t Wehrli<lb/>
(Einakter in Züricher Mdt.), 1904. &#x2013;<lb/>
Aus meiner Pari&#x017F;er Mappe (E&#x017F;&#x017F;ays),<lb/>
1906. &#x2013; Auf Schloß Wülflingen (Ern-<lb/>
&#x017F;tes u. Heiteres in zwei Gelegenheits-<lb/>
dichtgn.; mit Nanny v. E&#x017F;cher), 1908.<lb/>
&#x2013; Das Drama der Revolution, 1911.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName><hi rendition="#b">Ziegler,</hi><hi rendition="#g">Franz</hi> Wilhelm,</persName>
        </head>
        <p> * am<lb/>
3. Febr. 1803 zu Warchau bei Gen-<lb/>
thin als der Sohn eines Predigers,<lb/>
be&#x017F;uchte das Gymna&#x017F;ium zu Bran-<lb/>
denburg a. H., &#x017F;tudierte in Halle die<lb/>
Rechte und ließ &#x017F;ich, nachdem er Eng-<lb/>
land, Frankreich u. die Schweiz be-<lb/>
rei&#x017F;t hatte, als Advokat in Branden-<lb/>
burg a. H. nieder, wo er 1840 zum<lb/>
Oberbürgermei&#x017F;ter gewählt ward.<lb/>
Jn die&#x017F;er Stellung bot &#x017F;ich ihm, der<lb/>
&#x017F;chon in der Jugend die Schäden alt-<lb/>
hergebrachter märki&#x017F;cher Feudalzu-<lb/>
&#x017F;tände kennen gelernt hatte, reiche<lb/>
Gelegenheit, &#x017F;eine volksfreundlichen,<lb/>
humanen Ge&#x017F;innungen zum Wohle<lb/>
&#x017F;einer Mitbürger zu betätigen. Jn<lb/>
dem Jahre 1848 begann &#x017F;eine poli-<lb/>
ti&#x017F;che Tätigkeit. Zur preußi&#x017F;chen<lb/>
Nationalver&#x017F;ammlung abgeordnet,<lb/>
gehörte er unter diejenigen, welche<lb/>
am 15. November die Steuerver-<lb/>
weigerung dekretieren; und da Z.<lb/>
die&#x017F;en Be&#x017F;chluß der Nationalver-<lb/>
&#x017F;ammlung durch den Brandenburger<lb/>
&#x201E;Anzeiger&#x201C; der Öffentlichkeit über-<lb/>
mitteln wollte, wurde er wegen Ver-<lb/>
&#x017F;uchs, &#x201E;die Steuerpflichtigen zu&#x017F;am-<lb/>
menzubringen, um etwas von der<lb/>
Obrigkeit zu erzwingen&#x201C;, &#x017F;eines Am-<lb/>
tes ent&#x017F;etzt, mit Fe&#x017F;tungs&#x017F;trafe be-<lb/>
legt u. nach deren Verbüßung auf ein<lb/>
Jahr aus Brandenburg verwie&#x017F;en.<lb/>
Später ließ er &#x017F;ich in Berlin nieder.<lb/>
Als echter Demokrat ver&#x017F;chmähte er<lb/>
es, &#x017F;ich wieder um ein öffentliches<lb/>
Amt zu bewerben, und als ein viel-<lb/>
&#x017F;eitig begabter Mann vermochte er,<lb/>
der &#x017F;ein Amt und Vermögen verloren<lb/>
hatte, durch Um&#x017F;icht und prakti&#x017F;che,<lb/>
in indu&#x017F;triellen Unternehmungen be-<lb/>
währte Tätigkeit &#x017F;ich in verhältnis-<lb/>
mäßig kurzer Zeit zu wirt&#x017F;chaftlicher<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0091] Zie Zie *Ziegler, Eugen, entſtammt aus Winterthur (Schweiz) und wurde in St. Gallen, der Stadt ſeiner Mutter und des väterlichen Geſchäfts, am 21. Auguſt 1871 geboren. Schon in den Kinderjahren bekundete er, daß die Anregungen und Einflüſſe geiſtig hochſtehender Verwandten nicht er- folglos geblieben waren, und als er mit neun Jahren, nach dem Tode des Vaters, aus dieſem Milieu heraus- gehoben wurde, hatten ſeine Jnter- eſſen und ſeine Art bereits ihre Rich- tung erhalten. Um ſeiner Mutter die Erziehung der fünf Kinder zu erleich- tern, übergab man Eugen zur Erzieh- ung dem Pfarrer in Schinznach (Kt. Aargau), einem vorzüglichen Päda- gogen. Später beſuchte er das Gym- naſium in ſeiner Heimat, und hier waren es beſonders der Hiſtoriker Dierauer und der Germaniſt Götzin- ger, welche einen beſtimmenden Ein- fluß auf ſein ſpäteres Studium aus- übten. Er widmete ſich in Genf, Zürich und Berlin dem Studium der Geſchichte, hörte daneben auch Vor- leſungen über Rechtswiſſenſchaft, Nationalökonomie, Philologie und Kunſtgeſchichte u. brachte ſeine Stu- dien durch Promotion zum Dr. phil. zum Abſchluß. Konrad Ferdinand Meyer-Ziegler (ſ. d.!), mit dem ihn alte Familienbeziehungen verbanden, erriet, bevor es ihm ſelbſt bewußt war, die Richtung auf literariſche Wirkſamkeit und empfahl ihm als Hauptentwicklungs- und Klärungs- mittel zunächſt das Reiſen. So folg- ten denn auch mehrere Wanderjahre, von denen zwei auf Paris fallen, an- dere ihn nach Deutſchland, England, Schottland, Dänemark, Schweden, Norwegen u. Jtalien führten. Heim- gekehrt, wandte er ſich der Journa- liſtik zu, und arbeitet er noch heute in der Redaktion der Zeitſchrift „Die Schweiz“. Seit 1904 lebt er auf ſei- nem Beſitztum „Burghalde“ v. Lenz- burg im Aargau. S: Mädchenſchick- ſal (2 Nn.), 1903. – Auguſt Wehrli (Einakter in Züricher Mdt.), 1904. – Aus meiner Pariſer Mappe (Eſſays), 1906. – Auf Schloß Wülflingen (Ern- ſtes u. Heiteres in zwei Gelegenheits- dichtgn.; mit Nanny v. Eſcher), 1908. – Das Drama der Revolution, 1911. Ziegler, Franz Wilhelm, * am 3. Febr. 1803 zu Warchau bei Gen- thin als der Sohn eines Predigers, beſuchte das Gymnaſium zu Bran- denburg a. H., ſtudierte in Halle die Rechte und ließ ſich, nachdem er Eng- land, Frankreich u. die Schweiz be- reiſt hatte, als Advokat in Branden- burg a. H. nieder, wo er 1840 zum Oberbürgermeiſter gewählt ward. Jn dieſer Stellung bot ſich ihm, der ſchon in der Jugend die Schäden alt- hergebrachter märkiſcher Feudalzu- ſtände kennen gelernt hatte, reiche Gelegenheit, ſeine volksfreundlichen, humanen Geſinnungen zum Wohle ſeiner Mitbürger zu betätigen. Jn dem Jahre 1848 begann ſeine poli- tiſche Tätigkeit. Zur preußiſchen Nationalverſammlung abgeordnet, gehörte er unter diejenigen, welche am 15. November die Steuerver- weigerung dekretieren; und da Z. dieſen Beſchluß der Nationalver- ſammlung durch den Brandenburger „Anzeiger“ der Öffentlichkeit über- mitteln wollte, wurde er wegen Ver- ſuchs, „die Steuerpflichtigen zuſam- menzubringen, um etwas von der Obrigkeit zu erzwingen“, ſeines Am- tes entſetzt, mit Feſtungsſtrafe be- legt u. nach deren Verbüßung auf ein Jahr aus Brandenburg verwieſen. Später ließ er ſich in Berlin nieder. Als echter Demokrat verſchmähte er es, ſich wieder um ein öffentliches Amt zu bewerben, und als ein viel- ſeitig begabter Mann vermochte er, der ſein Amt und Vermögen verloren hatte, durch Umſicht und praktiſche, in induſtriellen Unternehmungen be- währte Tätigkeit ſich in verhältnis- mäßig kurzer Zeit zu wirtſchaftlicher *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon08_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon08_1913/91
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 8. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon08_1913/91>, abgerufen am 23.11.2024.