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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 8. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Wol
1897. - Gesammelte Dichtungen, 1903.
- Saul (Dr. D.), 1905. - Wolfdiet-
rich und die rauhe Els (Schatten-
spiel), 1907. - Sanctus Orpheus (2
Mysterien), 1909. - Älteste deutsche
Dichtungen (übers. und hrsg., mit
Friedrich v. d. Leyen), 1909.

*Wolfsohn, Wilhelm,

wurde am
20. Oktbr. 1820 in Odessa von armen
jüdischen Eltern geboren, besuchte das
deutsche Gymnasium seiner Vater-
stadt und bezog 1838 die Universität
Leipzig in der Absicht, Medizin zu
studieren, wandte sich jedoch bald der
Philosophie, der klassischen Philologie
u. deutschen Literatur zu. Aus jener
Zeit stammen die trefflichen Über-
setzungen lateinischer Dichter, die in-
des nur zum kleinsten Teile veröffent-
licht sind. Nach Beendigung seiner
Studien wirkte er in Leipzig als
Schriftsteller. Außer einigen poeti-
schen Jugendversuchen, die er unter
dem Pseud. Carl Maien heraus-
gab, veröffentlichte er 1843 sein grö-
ßeres Werk "Die schönwissenschaft-
liche Literatur der Russen" (Leipzig
1843). Jn demselben Jahre ging er
nach Odessa zurück u. las dort, sowie
bald darauf in Moskau, über deutsche
Literatur, auf diese Weise für Ruß-
land die Kenntnis der letzteren ver-
mittelnd. Eine Professur in Moskau,
die ihm von der russischen Regierung
angetragen wurde, lehnte er ab, da
er die ihm gestellte Bedingung, zum
Christentum überzutreten, nicht er-
füllen mochte. Jm Jahre 1845 kehrte
er nach Deutschland zurück und hielt
in Dresden wiederholt öffentliche
Vorträge über die mittelalterliche
Poesie, über Lessing etc., welche durch
ihre Eleganz, durch Fluß und Wohl-
klang der Rede, durch scharfsinnige
Kritik und Gedankenfülle bald ein
zahlreiches Publikum anzogen. Auch
in Leipzig, Weimar, Jena, Berlin,
Braunschweig u. Brünn trat er mit
Erfolg als Vortragsmeister auf. Jn-
zwischen beteiligte sich W. an den
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Wol
"Blättern für literarische Unterhal-
tung", gab sein "Neues Laienbrevier"
und die Anthologie "Rußlands No-
vellendichter" heraus und gründete
mit Prutz das "Deutsche Museum",
von dessen Redaktion er indessen bald
zurücktrat. Jm Jahre 1851 verhei-
ratete er sich mit einer Christin, und
obgleich er bei seiner philosophischen
Bildung außerhalb eines speziellen
Glaubensbekenntnisses stand u. später
seine Kinder christlich erziehen ließ,
blieb er, eingedenk des seinem Vater
einst gegebenen Versprechens, Jude.
Jm Jahre 1852 nahm W. dauernd
Aufenthalt in Dresden und war
hier nach mancher Richtung hin als
Schriftsteller tätig. Zunächst trat
er ganz unerwartet als Dramatiker
auf, u. zwar mit Glück, indem seine
Schauspiele sich lange auf dem Re-
pertoire erhielten. Dann schrieb er in
den Jahren 1857-61 für die wissen-
schaftliche Beilage der "Leipziger Zei-
tung" seine unter dem Titel "Kultur-
briefe" bekannt gewordenen scharf-
sinnig kritischen Aufsätze, hielt im
Winter 1861 in Königsberg und Pe-
tersburg Vorträge u. gründete 1862
die "Russische Revue", eine Zeitschrift,
welche den Deutschen die Kenntnis
der russischen Literatur vermitteln
sollte, u. welche 1864 zu einer "Nor-
dischen Revue" erweitert wurde, aber
mit W.s Tode wieder einging. W.
starb zu Dresden am 13. Aug. 1865.
Außer verschiedenen Übersetzungen
aus dem Russischen veröffentlichte er

S:

Veilchen (Ge.), 1840. - Sternbil-
der (Dn.), 1841. - Die schönwissen-
schaftliche Literatur der Russen, 1843.
- Rußlands Novellendichter; über-
tragen, III, 1848-51. - Erzählungen
aus Rußland, deutsch; II, 1851. -
Neues Laienbrevier (Aus deutschen
Dichtern d. Vergangenheit u. Gegen-
wart), 1851. - Dramatische Werke;
III, 1857-59 [Jnhalt: Zar u. Bürger
(Schsp.). - Nur eine Seele (Schsp.).
- Die Osternacht (Schsp.)]. - Rus-

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Wol
1897. – Geſammelte Dichtungen, 1903.
– Saul (Dr. D.), 1905. – Wolfdiet-
rich und die rauhe Els (Schatten-
ſpiel), 1907. – Sanctus Orpheus (2
Myſterien), 1909. – Älteſte deutſche
Dichtungen (überſ. und hrsg., mit
Friedrich v. d. Leyen), 1909.

*Wolfſohn, Wilhelm,

wurde am
20. Oktbr. 1820 in Odeſſa von armen
jüdiſchen Eltern geboren, beſuchte das
deutſche Gymnaſium ſeiner Vater-
ſtadt und bezog 1838 die Univerſität
Leipzig in der Abſicht, Medizin zu
ſtudieren, wandte ſich jedoch bald der
Philoſophie, der klaſſiſchen Philologie
u. deutſchen Literatur zu. Aus jener
Zeit ſtammen die trefflichen Über-
ſetzungen lateiniſcher Dichter, die in-
des nur zum kleinſten Teile veröffent-
licht ſind. Nach Beendigung ſeiner
Studien wirkte er in Leipzig als
Schriftſteller. Außer einigen poeti-
ſchen Jugendverſuchen, die er unter
dem Pſeud. Carl Maien heraus-
gab, veröffentlichte er 1843 ſein grö-
ßeres Werk „Die ſchönwiſſenſchaft-
liche Literatur der Ruſſen“ (Leipzig
1843). Jn demſelben Jahre ging er
nach Odeſſa zurück u. las dort, ſowie
bald darauf in Moskau, über deutſche
Literatur, auf dieſe Weiſe für Ruß-
land die Kenntnis der letzteren ver-
mittelnd. Eine Profeſſur in Moskau,
die ihm von der ruſſiſchen Regierung
angetragen wurde, lehnte er ab, da
er die ihm geſtellte Bedingung, zum
Chriſtentum überzutreten, nicht er-
füllen mochte. Jm Jahre 1845 kehrte
er nach Deutſchland zurück und hielt
in Dresden wiederholt öffentliche
Vorträge über die mittelalterliche
Poeſie, über Leſſing ꝛc., welche durch
ihre Eleganz, durch Fluß und Wohl-
klang der Rede, durch ſcharfſinnige
Kritik und Gedankenfülle bald ein
zahlreiches Publikum anzogen. Auch
in Leipzig, Weimar, Jena, Berlin,
Braunſchweig u. Brünn trat er mit
Erfolg als Vortragsmeiſter auf. Jn-
zwiſchen beteiligte ſich W. an den
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Wol
„Blättern für literariſche Unterhal-
tung“, gab ſein „Neues Laienbrevier“
und die Anthologie „Rußlands No-
vellendichter“ heraus und gründete
mit Prutz das „Deutſche Muſeum“,
von deſſen Redaktion er indeſſen bald
zurücktrat. Jm Jahre 1851 verhei-
ratete er ſich mit einer Chriſtin, und
obgleich er bei ſeiner philoſophiſchen
Bildung außerhalb eines ſpeziellen
Glaubensbekenntniſſes ſtand u. ſpäter
ſeine Kinder chriſtlich erziehen ließ,
blieb er, eingedenk des ſeinem Vater
einſt gegebenen Verſprechens, Jude.
Jm Jahre 1852 nahm W. dauernd
Aufenthalt in Dresden und war
hier nach mancher Richtung hin als
Schriftſteller tätig. Zunächſt trat
er ganz unerwartet als Dramatiker
auf, u. zwar mit Glück, indem ſeine
Schauſpiele ſich lange auf dem Re-
pertoire erhielten. Dann ſchrieb er in
den Jahren 1857–61 für die wiſſen-
ſchaftliche Beilage der „Leipziger Zei-
tung“ ſeine unter dem Titel „Kultur-
briefe“ bekannt gewordenen ſcharf-
ſinnig kritiſchen Aufſätze, hielt im
Winter 1861 in Königsberg und Pe-
tersburg Vorträge u. gründete 1862
die „Ruſſiſche Revue“, eine Zeitſchrift,
welche den Deutſchen die Kenntnis
der ruſſiſchen Literatur vermitteln
ſollte, u. welche 1864 zu einer „Nor-
diſchen Revue“ erweitert wurde, aber
mit W.s Tode wieder einging. W.
ſtarb zu Dresden am 13. Aug. 1865.
Außer verſchiedenen Überſetzungen
aus dem Ruſſiſchen veröffentlichte er

S:

Veilchen (Ge.), 1840. – Sternbil-
der (Dn.), 1841. – Die ſchönwiſſen-
ſchaftliche Literatur der Ruſſen, 1843.
– Rußlands Novellendichter; über-
tragen, III, 1848–51. – Erzählungen
aus Rußland, deutſch; II, 1851. –
Neues Laienbrevier (Aus deutſchen
Dichtern d. Vergangenheit u. Gegen-
wart), 1851. – Dramatiſche Werke;
III, 1857–59 [Jnhalt: Zar u. Bürger
(Schſp.). – Nur eine Seele (Schſp.).
– Die Oſternacht (Schſp.)]. – Ruſ-

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[28/0032] Wol Wol 1897. – Geſammelte Dichtungen, 1903. – Saul (Dr. D.), 1905. – Wolfdiet- rich und die rauhe Els (Schatten- ſpiel), 1907. – Sanctus Orpheus (2 Myſterien), 1909. – Älteſte deutſche Dichtungen (überſ. und hrsg., mit Friedrich v. d. Leyen), 1909. *Wolfſohn, Wilhelm, wurde am 20. Oktbr. 1820 in Odeſſa von armen jüdiſchen Eltern geboren, beſuchte das deutſche Gymnaſium ſeiner Vater- ſtadt und bezog 1838 die Univerſität Leipzig in der Abſicht, Medizin zu ſtudieren, wandte ſich jedoch bald der Philoſophie, der klaſſiſchen Philologie u. deutſchen Literatur zu. Aus jener Zeit ſtammen die trefflichen Über- ſetzungen lateiniſcher Dichter, die in- des nur zum kleinſten Teile veröffent- licht ſind. Nach Beendigung ſeiner Studien wirkte er in Leipzig als Schriftſteller. Außer einigen poeti- ſchen Jugendverſuchen, die er unter dem Pſeud. Carl Maien heraus- gab, veröffentlichte er 1843 ſein grö- ßeres Werk „Die ſchönwiſſenſchaft- liche Literatur der Ruſſen“ (Leipzig 1843). Jn demſelben Jahre ging er nach Odeſſa zurück u. las dort, ſowie bald darauf in Moskau, über deutſche Literatur, auf dieſe Weiſe für Ruß- land die Kenntnis der letzteren ver- mittelnd. Eine Profeſſur in Moskau, die ihm von der ruſſiſchen Regierung angetragen wurde, lehnte er ab, da er die ihm geſtellte Bedingung, zum Chriſtentum überzutreten, nicht er- füllen mochte. Jm Jahre 1845 kehrte er nach Deutſchland zurück und hielt in Dresden wiederholt öffentliche Vorträge über die mittelalterliche Poeſie, über Leſſing ꝛc., welche durch ihre Eleganz, durch Fluß und Wohl- klang der Rede, durch ſcharfſinnige Kritik und Gedankenfülle bald ein zahlreiches Publikum anzogen. Auch in Leipzig, Weimar, Jena, Berlin, Braunſchweig u. Brünn trat er mit Erfolg als Vortragsmeiſter auf. Jn- zwiſchen beteiligte ſich W. an den „Blättern für literariſche Unterhal- tung“, gab ſein „Neues Laienbrevier“ und die Anthologie „Rußlands No- vellendichter“ heraus und gründete mit Prutz das „Deutſche Muſeum“, von deſſen Redaktion er indeſſen bald zurücktrat. Jm Jahre 1851 verhei- ratete er ſich mit einer Chriſtin, und obgleich er bei ſeiner philoſophiſchen Bildung außerhalb eines ſpeziellen Glaubensbekenntniſſes ſtand u. ſpäter ſeine Kinder chriſtlich erziehen ließ, blieb er, eingedenk des ſeinem Vater einſt gegebenen Verſprechens, Jude. Jm Jahre 1852 nahm W. dauernd Aufenthalt in Dresden und war hier nach mancher Richtung hin als Schriftſteller tätig. Zunächſt trat er ganz unerwartet als Dramatiker auf, u. zwar mit Glück, indem ſeine Schauſpiele ſich lange auf dem Re- pertoire erhielten. Dann ſchrieb er in den Jahren 1857–61 für die wiſſen- ſchaftliche Beilage der „Leipziger Zei- tung“ ſeine unter dem Titel „Kultur- briefe“ bekannt gewordenen ſcharf- ſinnig kritiſchen Aufſätze, hielt im Winter 1861 in Königsberg und Pe- tersburg Vorträge u. gründete 1862 die „Ruſſiſche Revue“, eine Zeitſchrift, welche den Deutſchen die Kenntnis der ruſſiſchen Literatur vermitteln ſollte, u. welche 1864 zu einer „Nor- diſchen Revue“ erweitert wurde, aber mit W.s Tode wieder einging. W. ſtarb zu Dresden am 13. Aug. 1865. Außer verſchiedenen Überſetzungen aus dem Ruſſiſchen veröffentlichte er S: Veilchen (Ge.), 1840. – Sternbil- der (Dn.), 1841. – Die ſchönwiſſen- ſchaftliche Literatur der Ruſſen, 1843. – Rußlands Novellendichter; über- tragen, III, 1848–51. – Erzählungen aus Rußland, deutſch; II, 1851. – Neues Laienbrevier (Aus deutſchen Dichtern d. Vergangenheit u. Gegen- wart), 1851. – Dramatiſche Werke; III, 1857–59 [Jnhalt: Zar u. Bürger (Schſp.). – Nur eine Seele (Schſp.). – Die Oſternacht (Schſp.)]. – Ruſ- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 8. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon08_1913/32>, abgerufen am 29.11.2024.