Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Wil die Mutter schwer erkrankte, kehrtedie Familie 1857 nach Deutschland zurück, während der Vater auf seinem Posten verblieb. Ernst W. besuchte das Pädagogium in Halle, dann das französische Gymnasium zu Berlin u. trat 1859 in das Kadettenkorps ein, aus welchem er 1863 als Offizier aus- schied, um in das 1. Garderegiment zu Potsdam einzutreten. Mangel an Neigung zum militärischen Leben be- wog ihn, im Winter 1865 seinen Ab- schied zu nehmen u. sich einer wissen- schaftlichen Laufbahn zu widmen. Zu dem Ende ging er nach Burg b. Magde- burg u. legte, nachdem er inzwischen noch den Feldzug von 1866 mitge- macht hatte, zu Michaelis 1867 am dortigen Gymnasium die Maturitäts- prüfung ab, worauf er bis 1870 in Berlin die Rechte studierte. Jm Juli d. J. absolvierte er sein Referendar- examen und trat dann sogleich in die Armee ein, um den Feldzug nach Frankreich mitzumachen. Seit dem Septbr. 1871 lebte er als Oberappel- lations-Gerichtsreferendar u. nach- mals als Assessor in Frankfurt a. O., fungierte 1876 kurze Zeit als Richter in Eberswalde u. danach am Stadt- gericht in Berlin, schied aber 1877 aus dem Justizdienst u. trat als Be- amter in das Auswärtige Amt über, in welchem er seit 1887 als Legations- rat u. seit 1897 als Geh. Legations- rat tätig war, bis er im Herbst 1900 aus dem Staatsdienst schied. Jm Herbst 1884 hatte er für seine drama- tischen Dichtungen den vom deutschen Kaiser gestifteten großen Schiller- Preis erhalten, der ihm dann 1896 für seine Tragödie "Heinrich u. Hein- richs Geschlecht" nochmals zuerkannt wurde, und 1892 war ihm die Würde eines Dr. phil. hon. causa verliehen worden. Seit 1908 wohnte er in den Sommermonaten im eigenen Heim in Weimar, während er für den Winter seinen Wohnsitz in Berlin beibehielt. Hier ist er am 15. Jan. 1909 plötzlich [Spaltenumbruch] Wil an einem Herzschlag +. S: Die Phi- *
Wil die Mutter ſchwer erkrankte, kehrtedie Familie 1857 nach Deutſchland zurück, während der Vater auf ſeinem Poſten verblieb. Ernſt W. beſuchte das Pädagogium in Halle, dann das franzöſiſche Gymnaſium zu Berlin u. trat 1859 in das Kadettenkorps ein, aus welchem er 1863 als Offizier aus- ſchied, um in das 1. Garderegiment zu Potsdam einzutreten. Mangel an Neigung zum militäriſchen Leben be- wog ihn, im Winter 1865 ſeinen Ab- ſchied zu nehmen u. ſich einer wiſſen- ſchaftlichen Laufbahn zu widmen. Zu dem Ende ging er nach Burg b. Magde- burg u. legte, nachdem er inzwiſchen noch den Feldzug von 1866 mitge- macht hatte, zu Michaelis 1867 am dortigen Gymnaſium die Maturitäts- prüfung ab, worauf er bis 1870 in Berlin die Rechte ſtudierte. Jm Juli d. J. abſolvierte er ſein Referendar- examen und trat dann ſogleich in die Armee ein, um den Feldzug nach Frankreich mitzumachen. Seit dem Septbr. 1871 lebte er als Oberappel- lations-Gerichtsreferendar u. nach- mals als Aſſeſſor in Frankfurt a. O., fungierte 1876 kurze Zeit als Richter in Eberswalde u. danach am Stadt- gericht in Berlin, ſchied aber 1877 aus dem Juſtizdienſt u. trat als Be- amter in das Auswärtige Amt über, in welchem er ſeit 1887 als Legations- rat u. ſeit 1897 als Geh. Legations- rat tätig war, bis er im Herbſt 1900 aus dem Staatsdienſt ſchied. Jm Herbſt 1884 hatte er für ſeine drama- tiſchen Dichtungen den vom deutſchen Kaiſer geſtifteten großen Schiller- Preis erhalten, der ihm dann 1896 für ſeine Tragödie „Heinrich u. Hein- richs Geſchlecht“ nochmals zuerkannt wurde, und 1892 war ihm die Würde eines Dr. phil. hon. causa verliehen worden. Seit 1908 wohnte er in den Sommermonaten im eigenen Heim in Weimar, während er für den Winter ſeinen Wohnſitz in Berlin beibehielt. Hier iſt er am 15. Jan. 1909 plötzlich [Spaltenumbruch] Wil an einem Herzſchlag †. S: Die Phi- *
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Wil
Wil
die Mutter ſchwer erkrankte, kehrte
die Familie 1857 nach Deutſchland
zurück, während der Vater auf ſeinem
Poſten verblieb. Ernſt W. beſuchte
das Pädagogium in Halle, dann das
franzöſiſche Gymnaſium zu Berlin u.
trat 1859 in das Kadettenkorps ein,
aus welchem er 1863 als Offizier aus-
ſchied, um in das 1. Garderegiment
zu Potsdam einzutreten. Mangel an
Neigung zum militäriſchen Leben be-
wog ihn, im Winter 1865 ſeinen Ab-
ſchied zu nehmen u. ſich einer wiſſen-
ſchaftlichen Laufbahn zu widmen. Zu
dem Ende ging er nach Burg b. Magde-
burg u. legte, nachdem er inzwiſchen
noch den Feldzug von 1866 mitge-
macht hatte, zu Michaelis 1867 am
dortigen Gymnaſium die Maturitäts-
prüfung ab, worauf er bis 1870 in
Berlin die Rechte ſtudierte. Jm Juli
d. J. abſolvierte er ſein Referendar-
examen und trat dann ſogleich in die
Armee ein, um den Feldzug nach
Frankreich mitzumachen. Seit dem
Septbr. 1871 lebte er als Oberappel-
lations-Gerichtsreferendar u. nach-
mals als Aſſeſſor in Frankfurt a. O.,
fungierte 1876 kurze Zeit als Richter
in Eberswalde u. danach am Stadt-
gericht in Berlin, ſchied aber 1877
aus dem Juſtizdienſt u. trat als Be-
amter in das Auswärtige Amt über,
in welchem er ſeit 1887 als Legations-
rat u. ſeit 1897 als Geh. Legations-
rat tätig war, bis er im Herbſt 1900
aus dem Staatsdienſt ſchied. Jm
Herbſt 1884 hatte er für ſeine drama-
tiſchen Dichtungen den vom deutſchen
Kaiſer geſtifteten großen Schiller-
Preis erhalten, der ihm dann 1896
für ſeine Tragödie „Heinrich u. Hein-
richs Geſchlecht“ nochmals zuerkannt
wurde, und 1892 war ihm die Würde
eines Dr. phil. hon. causa verliehen
worden. Seit 1908 wohnte er in den
Sommermonaten im eigenen Heim in
Weimar, während er für den Winter
ſeinen Wohnſitz in Berlin beibehielt.
Hier iſt er am 15. Jan. 1909 plötzlich
an einem Herzſchlag †.
S: Die Phi-
lologen am Parnaß, oder: Die Vivi-
ſektoren (Ein Satirſpiel), 1868. –
Die Söhne der Sibyllen u. Nornen
(G.), 1872. – Vionville (Heldenlied),
1874. – Sedan (Heldenlied), 1875.
3. A. 1896. – Lieder u. Geſänge, 1877.
7. A. 1900. – Der Meiſter von Tana-
gra (Künſtlergeſchichte aus Alt-Hel-
las), 3. A. 1881. 10. A. 1907. – Die
Karolinger (Tr.), 1882. 7. A. 1895.
– Harold (Tr.), 1882. – Der Meno-
nit (Tr.), 1882. 6. T. 1908. – No-
vellen (Franceska von Rimini. – Vor
den Schranken. – Brunhilde), 1882.
– Vater und Söhne (Schſp.), 1882.
5. A. 1909. – Opfer um Opfer (Schſp.),
1883. – Kindertränen (2 En.), 1884.
– Dichtungen und Balladen, 1884.
6. A. u. d. T.: Lieder und Balladen,
1892. – Chriſtoph Marlow (Tr.), 1885.
2. A. 1902. – Neue Novellen (Das
Riechbüchschen. – Die Danaide. – Die
heilige Frau), 1885. 9. A. 1902. –
Die Herrin ihrer Hand (Schſp.), 1885.
– Das neue Gebot (Schſp.), 1886. –
Humoresken u. anderes, 1886. 17. A.
u. d. T.: Lachendes Land (Hum. und
anderes), 1912. – Der Fürſt von Ve-
rona (Tr.), 1887. 3. A. 1906. – Der
Aſtronom (E.), 1887. – Unſer Kaiſer
Wilhelm (G.), 1888. – Unſer Fritz
(G.), 1888. – Die Quitzows (Schſp.),
1888. – Der Generalfeldoberſt (Tr.),
1889. 2. Aufl. 1901. – Die Hauben-
lerche (Schſp.), 1891. 4. A. 1906. –
Der neue Herr (Schſp.), 1891. – Das
heilige Lachen (Märchenſchw.), 1892.
– Franceska von Rimini (N.), 1892.
3. Aufl. 1906. – Das edle Blut (E.),
1892. 91. T. 1909. – Meiſter Balzer
(Schſp.), 1893. – Eifernde Liebe (R.),
1893. – Das wandernde Licht (N.),
1893. – Schweſter-Seele (R.), 2. A.
1894. – Claudias Garten (E.), 1895.
Neue A. 1900. – Der Junge von Hen-
nersdorf (Volksſt.), 1896. Volksausg.
1912. – Heinrich und Heinrichs Ge-
ſchlecht (Tr.), 1896. – Opfer um Opfer
(Schſp.), 1896. – Jungfer Jmmer-
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