Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Wau und vortragenden Rat ernannt undihm die Leitung des höheren Mädchen- schulwesens übertragen. Daneben war er in den letzten Lebensjahren auch Zivilleiter der Zentralturnan- stalt. Seit 1902 Geh. Ober-Reg.-Rat, starb er ganz unerwartet in Berlin am 1. Juni 1904. S: Heimat und *Wauer, Hugo, der jüngste von Wau versuchte sich jetzt als Vorleser undRezitator eine Existenz zu schaffen. Am 1. Februar 1853 hielt er in Ber- lin seine erste Vorlesung, machte noch in demselben Jahre eine Rundreise durch Deutschland und setzte, da er Anerkennung fand, diese Tätigkeit bis 1858 fort. Nachdem er sich dann vergeblich bemüht hatte, die Konzes- sion zur Errichtung eines Volksthea- ters mit klassischem Repertoir zu er- langen, gründete er eine Theater- akademie, die er bis 1867 leitete. Polizeiliche Maßregelungen vertilg- ten dieses Jnstitut u. machten W. zu einem mit Schulden belasteten Bett- ler. Erst nach drei Jahren der schwer- sten Sorgen gelang es ihm, durch den Vortrag seiner Dichtung "Hohen- zollern u. die Bonapartes" sich finan- ziell zu fundieren und seine früheren Verbindlichkeiten zu lösen. W. lebte seitdem in Potsdam, später in Berlin u. hielt während der Wintermonate hier und in größeren Provinzial- städten als Rezitator sehr besuchte Vorträge. Jn den letzten Jahren hatte er mit mancherlei Leiden zu kämpfen, die ihn schließlich an den Krankenstuhl fesselten und in recht traurige Ver- hältnisse brachten. Der Tod, der am 4. Juli 1912 erfolgte, war eine Er- lösung für den armen und hilflosen Greis. S: Karl Wauer. Eine Bio- *
Wau und vortragenden Rat ernannt undihm die Leitung des höheren Mädchen- ſchulweſens übertragen. Daneben war er in den letzten Lebensjahren auch Zivilleiter der Zentralturnan- ſtalt. Seit 1902 Geh. Ober-Reg.-Rat, ſtarb er ganz unerwartet in Berlin am 1. Juni 1904. S: Heimat und *Wauer, Hugo, der jüngſte von Wau verſuchte ſich jetzt als Vorleſer undRezitator eine Exiſtenz zu ſchaffen. Am 1. Februar 1853 hielt er in Ber- lin ſeine erſte Vorleſung, machte noch in demſelben Jahre eine Rundreiſe durch Deutſchland und ſetzte, da er Anerkennung fand, dieſe Tätigkeit bis 1858 fort. Nachdem er ſich dann vergeblich bemüht hatte, die Konzeſ- ſion zur Errichtung eines Volksthea- ters mit klaſſiſchem Repertoir zu er- langen, gründete er eine Theater- akademie, die er bis 1867 leitete. Polizeiliche Maßregelungen vertilg- ten dieſes Jnſtitut u. machten W. zu einem mit Schulden belaſteten Bett- ler. Erſt nach drei Jahren der ſchwer- ſten Sorgen gelang es ihm, durch den Vortrag ſeiner Dichtung „Hohen- zollern u. die Bonapartes“ ſich finan- ziell zu fundieren und ſeine früheren Verbindlichkeiten zu löſen. W. lebte ſeitdem in Potsdam, ſpäter in Berlin u. hielt während der Wintermonate hier und in größeren Provinzial- ſtädten als Rezitator ſehr beſuchte Vorträge. Jn den letzten Jahren hatte er mit mancherlei Leiden zu kämpfen, die ihn ſchließlich an den Krankenſtuhl feſſelten und in recht traurige Ver- hältniſſe brachten. Der Tod, der am 4. Juli 1912 erfolgte, war eine Er- löſung für den armen und hilfloſen Greis. S: Karl Wauer. Eine Bio- *
<TEI> <text> <body> <div type="index" n="1"> <p><pb facs="#f0338" n="334"/><lb/><cb/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Wau</hi></fw><lb/> und vortragenden Rat ernannt und<lb/> ihm die Leitung des höheren Mädchen-<lb/> ſchulweſens übertragen. Daneben<lb/> war er in den letzten Lebensjahren<lb/> auch Zivilleiter der Zentralturnan-<lb/> ſtalt. Seit 1902 Geh. Ober-Reg.-Rat,<lb/> ſtarb er ganz unerwartet in Berlin<lb/> am 1. Juni 1904. </p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p> Heimat und<lb/> Fremde (Ein M. und Lr.), 1875. –<lb/> Pariſer Tagezeiten (Ein Beitrag zur<lb/> Geſch. der deutſchen Sprache u. Dich-<lb/> tung im Mittelalter), 1875. – Ein<lb/> Wintermärchen (Ge.), 1880. – Ema-<lb/> nuel Geibel (Lebensbild), 1885. –<lb/> Zwei Goethevorträge, 1888. 2. Aufl.<lb/> u. d. T.: Die Jugendſprache Goethes.<lb/> Goethe und die Romantik. Goethes<lb/> Ballade (3 Vorträge), 1903.</p><lb/> </div> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head> <persName>*<hi rendition="#b">Wauer,</hi> Hugo,</persName> </head> <p> der jüngſte von<lb/> drei Söhnen des kgl. Hofſchauſpielers<lb/> und Sängers Karl W., der 49 Jahre<lb/> hindurch eine der Hauptſtützen der<lb/> Berliner Hofbühne war, wurde am<lb/> 6. Mai 1828 zu Berlin geboren, be-<lb/> ſuchte die kgl. Realſchule, das Joa-<lb/> chimsthalſche und Kölniſche Gymna-<lb/> ſium daſelbſt und verließ dann im<lb/> Oktbr. 1841 die Schule, um Schau-<lb/> ſpieler zu werden. Bald aber er-<lb/> kannte er, daß er mit ſeiner Unwiſſen-<lb/> heit eine ſehr klägliche Rolle in der<lb/> Welt ſpielen werde, und nun warf<lb/> er ſich mit eiſernem Fleiße auf das<lb/> Selbſtſtudium. Von 1841–1844 be-<lb/> ſuchte er als Zeichner u. Modelleur<lb/> die Akademie der Künſte in Berlin,<lb/> war auch von 1843–45 Schüler des<lb/> Bildhauers Profeſſor Louis Wich-<lb/> mann. Schon 1843 begann er mit<lb/> gutem Erfolge auf Berliner Privat-<lb/> theatern zu ſpielen, war von 1845<lb/> bis 1846 Eleve des kgl. Theaters u.<lb/> wirkte, nachdem er ſeiner Militär-<lb/> pflicht als Einjährig-Freiwilliger ge-<lb/> nügt hatte, von 1847–49 an verſchie-<lb/> denen Bühnen. Danach leitete er<lb/> verſchiedene Privattheater in Ber-<lb/> lin, gaſtierte 1851 am kgl. Theater,<lb/> mußte aber 1852 wegen eines Ge-<lb/> hörleidens der Bühne entſagen. Er<lb/><cb/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Wau</hi></fw><lb/> verſuchte ſich jetzt als Vorleſer und<lb/> Rezitator eine Exiſtenz zu ſchaffen.<lb/> Am 1. Februar 1853 hielt er in Ber-<lb/> lin ſeine erſte Vorleſung, machte noch<lb/> in demſelben Jahre eine Rundreiſe<lb/> durch Deutſchland und ſetzte, da er<lb/> Anerkennung fand, dieſe Tätigkeit<lb/> bis 1858 fort. Nachdem er ſich dann<lb/> vergeblich bemüht hatte, die Konzeſ-<lb/> ſion zur Errichtung eines Volksthea-<lb/> ters mit klaſſiſchem Repertoir zu er-<lb/> langen, gründete er eine Theater-<lb/> akademie, die er bis 1867 leitete.<lb/> Polizeiliche Maßregelungen vertilg-<lb/> ten dieſes Jnſtitut u. machten W. zu<lb/> einem mit Schulden belaſteten Bett-<lb/> ler. Erſt nach drei Jahren der ſchwer-<lb/> ſten Sorgen gelang es ihm, durch den<lb/> Vortrag ſeiner Dichtung „Hohen-<lb/> zollern u. die Bonapartes“ ſich finan-<lb/> ziell zu fundieren und ſeine früheren<lb/> Verbindlichkeiten zu löſen. W. lebte<lb/> ſeitdem in Potsdam, ſpäter in Berlin<lb/> u. hielt während der Wintermonate<lb/> hier und in größeren Provinzial-<lb/> ſtädten als Rezitator ſehr beſuchte<lb/> Vorträge. Jn den letzten Jahren hatte<lb/> er mit mancherlei Leiden zu kämpfen,<lb/> die ihn ſchließlich an den Krankenſtuhl<lb/> feſſelten und in recht traurige Ver-<lb/> hältniſſe brachten. Der Tod, der am<lb/> 4. Juli 1912 erfolgte, war eine Er-<lb/> löſung für den armen und hilfloſen<lb/> Greis. </p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p> Karl Wauer. Eine Bio-<lb/> graphie (ſeines Vaters) aus den hin-<lb/> terlaſſenen Schriften zuſammenge-<lb/> ſtellt, 1857. – Unſere Jnvaliden (Pro-<lb/> log zu Aufführungen), 1858. 3. A.<lb/> 1860. – Schulz und Schultze (Lſp.),<lb/> 1858. – Preußens Prinz-Regent (G.),<lb/> 1858. – Günther von Schwarzburg<lb/> (Hiſtor. Tr.), 1858. – Friedrich der<lb/> Große an das deutſche Volk (G.),<lb/> 1859. – Der Burggraf v. Nürnberg<lb/> (Hiſtor. Schſp.), 1861. 15. A. 1892. –<lb/> Eine höhere Töchterſchule (P.), 1867.<lb/> – Hohenzollern und die Bonapartes<lb/> (G.), 1870. – Das ſchöne Lied vom<lb/> „großen Otto“, 1874. – Neue Marſch-<lb/> lieder zu alten Melodien, 1876. –<lb/> <fw place="bottom" type="sig">*</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [334/0338]
Wau
Wau
und vortragenden Rat ernannt und
ihm die Leitung des höheren Mädchen-
ſchulweſens übertragen. Daneben
war er in den letzten Lebensjahren
auch Zivilleiter der Zentralturnan-
ſtalt. Seit 1902 Geh. Ober-Reg.-Rat,
ſtarb er ganz unerwartet in Berlin
am 1. Juni 1904.
S: Heimat und
Fremde (Ein M. und Lr.), 1875. –
Pariſer Tagezeiten (Ein Beitrag zur
Geſch. der deutſchen Sprache u. Dich-
tung im Mittelalter), 1875. – Ein
Wintermärchen (Ge.), 1880. – Ema-
nuel Geibel (Lebensbild), 1885. –
Zwei Goethevorträge, 1888. 2. Aufl.
u. d. T.: Die Jugendſprache Goethes.
Goethe und die Romantik. Goethes
Ballade (3 Vorträge), 1903.
*Wauer, Hugo, der jüngſte von
drei Söhnen des kgl. Hofſchauſpielers
und Sängers Karl W., der 49 Jahre
hindurch eine der Hauptſtützen der
Berliner Hofbühne war, wurde am
6. Mai 1828 zu Berlin geboren, be-
ſuchte die kgl. Realſchule, das Joa-
chimsthalſche und Kölniſche Gymna-
ſium daſelbſt und verließ dann im
Oktbr. 1841 die Schule, um Schau-
ſpieler zu werden. Bald aber er-
kannte er, daß er mit ſeiner Unwiſſen-
heit eine ſehr klägliche Rolle in der
Welt ſpielen werde, und nun warf
er ſich mit eiſernem Fleiße auf das
Selbſtſtudium. Von 1841–1844 be-
ſuchte er als Zeichner u. Modelleur
die Akademie der Künſte in Berlin,
war auch von 1843–45 Schüler des
Bildhauers Profeſſor Louis Wich-
mann. Schon 1843 begann er mit
gutem Erfolge auf Berliner Privat-
theatern zu ſpielen, war von 1845
bis 1846 Eleve des kgl. Theaters u.
wirkte, nachdem er ſeiner Militär-
pflicht als Einjährig-Freiwilliger ge-
nügt hatte, von 1847–49 an verſchie-
denen Bühnen. Danach leitete er
verſchiedene Privattheater in Ber-
lin, gaſtierte 1851 am kgl. Theater,
mußte aber 1852 wegen eines Ge-
hörleidens der Bühne entſagen. Er
verſuchte ſich jetzt als Vorleſer und
Rezitator eine Exiſtenz zu ſchaffen.
Am 1. Februar 1853 hielt er in Ber-
lin ſeine erſte Vorleſung, machte noch
in demſelben Jahre eine Rundreiſe
durch Deutſchland und ſetzte, da er
Anerkennung fand, dieſe Tätigkeit
bis 1858 fort. Nachdem er ſich dann
vergeblich bemüht hatte, die Konzeſ-
ſion zur Errichtung eines Volksthea-
ters mit klaſſiſchem Repertoir zu er-
langen, gründete er eine Theater-
akademie, die er bis 1867 leitete.
Polizeiliche Maßregelungen vertilg-
ten dieſes Jnſtitut u. machten W. zu
einem mit Schulden belaſteten Bett-
ler. Erſt nach drei Jahren der ſchwer-
ſten Sorgen gelang es ihm, durch den
Vortrag ſeiner Dichtung „Hohen-
zollern u. die Bonapartes“ ſich finan-
ziell zu fundieren und ſeine früheren
Verbindlichkeiten zu löſen. W. lebte
ſeitdem in Potsdam, ſpäter in Berlin
u. hielt während der Wintermonate
hier und in größeren Provinzial-
ſtädten als Rezitator ſehr beſuchte
Vorträge. Jn den letzten Jahren hatte
er mit mancherlei Leiden zu kämpfen,
die ihn ſchließlich an den Krankenſtuhl
feſſelten und in recht traurige Ver-
hältniſſe brachten. Der Tod, der am
4. Juli 1912 erfolgte, war eine Er-
löſung für den armen und hilfloſen
Greis.
S: Karl Wauer. Eine Bio-
graphie (ſeines Vaters) aus den hin-
terlaſſenen Schriften zuſammenge-
ſtellt, 1857. – Unſere Jnvaliden (Pro-
log zu Aufführungen), 1858. 3. A.
1860. – Schulz und Schultze (Lſp.),
1858. – Preußens Prinz-Regent (G.),
1858. – Günther von Schwarzburg
(Hiſtor. Tr.), 1858. – Friedrich der
Große an das deutſche Volk (G.),
1859. – Der Burggraf v. Nürnberg
(Hiſtor. Schſp.), 1861. 15. A. 1892. –
Eine höhere Töchterſchule (P.), 1867.
– Hohenzollern und die Bonapartes
(G.), 1870. – Das ſchöne Lied vom
„großen Otto“, 1874. – Neue Marſch-
lieder zu alten Melodien, 1876. –
*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |