Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.[Spaltenumbruch] Tes Teschner, Karl, geb. am 13. Mai S:
*Tesdorpf, Luise, psd. Gabriel Tes an das Oberappellationsgericht zuLübeck berufen ward. Hier empfing Luise, die schon frühe poetische Be- gabung und ein ausgeprägtes Spra- chentalent zeigte, ihre Ausbildung, die nach der Mutter Tode (1846) be- sonders vom Vater gefördert wurde, mit dem sie auch bis zu seinem Ab- leben (1884) in stetem Gedankenaus- tausch blieb. Jm Jahre 1855 ver- mählte sich Luise mit dem Großkauf- mann H. M. Tesdorpf in Rio de Ja- neiro zu einer glücklichen Ehe, die leider der Tod schon nach 121/2 Jah- ren löste. Noch im Herbst 1868 kehrte sie nach Europa zurück und ließ sich zunächst in Jena nieder, wo sie sich gänzlich der Erziehung ihrer drei Söhne widmete. Jn dem regen Gei- stesleben der Universitätsstadt er- wachte ihr dichterischer Schaffens- trieb; angesehene Männer der Wis- senschaft u. geistig bedeutende Frauen ermutigten das aufstrebende Talent, u. so entstanden seit 1870 eine Reihe von Romanen und Novellen, die seit 1880 in verschiedenen Zeitschriften erschienen. Jm Jahre 1878 war L. T. nach Lübeck übergesiedelt, von wo sie 1888 nach Karlsruhe zog, wo ihr jüngster Sohn damals studierte. Hier vernichtete in der Osternacht d. J. 1891 eine Feuersbrunst außer ihrer sonstigen Habe ihre reiche Bibliothek, ihre Manuskripte und den durch 22 Jahre geführten Briefwechsel mit ihrem Vater. Unfähig, in der Fremde diesen Schlag zu überwinden, kehrte sie nach Lübeck zurück, wo sie sich am Ostseestrande ein bescheidenes Som- merdichterheim erbaute und weiter- hin als Schriftstellerin tätig ist. Jm Buchhandel erschienen S: Atalanta *Tessenberg, Leo, Pseudon. für *
[Spaltenumbruch] Teſ Teſchner, Karl, geb. am 13. Mai S:
*Tesdorpf, Luiſe, pſd. Gabriel Teſ an das Oberappellationsgericht zuLübeck berufen ward. Hier empfing Luiſe, die ſchon frühe poetiſche Be- gabung und ein ausgeprägtes Spra- chentalent zeigte, ihre Ausbildung, die nach der Mutter Tode (1846) be- ſonders vom Vater gefördert wurde, mit dem ſie auch bis zu ſeinem Ab- leben (1884) in ſtetem Gedankenaus- tauſch blieb. Jm Jahre 1855 ver- mählte ſich Luiſe mit dem Großkauf- mann H. M. Tesdorpf in Rio de Ja- neiro zu einer glücklichen Ehe, die leider der Tod ſchon nach 12½ Jah- ren löſte. Noch im Herbſt 1868 kehrte ſie nach Europa zurück und ließ ſich zunächſt in Jena nieder, wo ſie ſich gänzlich der Erziehung ihrer drei Söhne widmete. Jn dem regen Gei- ſtesleben der Univerſitätsſtadt er- wachte ihr dichteriſcher Schaffens- trieb; angeſehene Männer der Wiſ- ſenſchaft u. geiſtig bedeutende Frauen ermutigten das aufſtrebende Talent, u. ſo entſtanden ſeit 1870 eine Reihe von Romanen und Novellen, die ſeit 1880 in verſchiedenen Zeitſchriften erſchienen. Jm Jahre 1878 war L. T. nach Lübeck übergeſiedelt, von wo ſie 1888 nach Karlsruhe zog, wo ihr jüngſter Sohn damals ſtudierte. Hier vernichtete in der Oſternacht d. J. 1891 eine Feuersbrunſt außer ihrer ſonſtigen Habe ihre reiche Bibliothek, ihre Manuſkripte und den durch 22 Jahre geführten Briefwechſel mit ihrem Vater. Unfähig, in der Fremde dieſen Schlag zu überwinden, kehrte ſie nach Lübeck zurück, wo ſie ſich am Oſtſeeſtrande ein beſcheidenes Som- merdichterheim erbaute und weiter- hin als Schriftſtellerin tätig iſt. Jm Buchhandel erſchienen S: Atalanta *Teſſenberg, Leo, Pſeudon. für *
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Teſ
Teſ
Teſchner, Karl, geb. am 13. Mai
1829 in Weißenfels, beſuchte die dor-
tige Schule und fand in dem Rektor
Eydam einen Wohltäter, dem er all
ſein geiſtiges Aufſtreben verdankt.
Die ſtarke Beteiligung dieſes Mannes
an den politiſchen Bewegungen der
Jahre 1848–49 wurde auch für ſeinen
Schüler verhängnisvoll, indem ſich
auch dieſer in die Bewegung hinein-
ziehen ließ, ſo daß er, obwohl er ſich
nie an einem ungeſetzlichen Gewaltakt
beteiligt und ſich nur rhetoriſcher
Vergehen ſchuldig gemacht hatte, zu
einer längeren Gefängnisſtrafe ver-
urteilt ward, die er in Halle bis 9.
März 1852 verbüßte. Seine Studien
waren dadurch unterbrochen u. ſeine
Ausſicht auf ein Amt als mathema-
tiſcher Lehrer hinfällig geworden. Er
ging nun unter die Schriftſteller.
Vom 25. Juni 1852 bis 1. Oktober
1857 redigierte er die gemäßigt libe-
rale „Fürſtlich Reuß-Geraiſche Zei-
tung“ in Gera, danach weilte er in
Leipzig, ſeit dem Herbſt 1858 in
Frankfurt a. M., kehrte darauf nach
Leipzig zurück und redigierte hier das
neu begründete „Jlluſtrierte Fami-
lienjournal“, ſpäter die „Tonhalle“
und ſeit 1878 durch zehn Jahre ſieben
verſchiedene Blätter des Schottlän-
derſchen Verlags in Breslau. Nach-
dem er dann vorübergehend als Ge-
ſchäftsführer der Vereinigung der
Kunſtfreunde in Berlin fungiert
hatte, übernahm er 1890 die Redak-
tion des „Neuen Blatts“ in Leipzig,
die er bis 1894 führte. Seitdem lebt
er als unabhängiger Schriftſteller in
Kitzſcher bei Borna in Sachſen.
S:
Die Junker von Landſtein (R.), 1898.
– Rafael (R.), 1899. – Das rettende
Gold (Krim. R.), 1904. – Ungleiche
Seelen (R.), 1910.
*Tesdorpf, Luiſe, pſd. Gabriel
Strand, wurde am 1. Sept. 1835
zu Hamburg als älteſtes Kind des
dortigen Advokaten Dr. jur. G. F. L.
Oppenheimer geboren, der 1842
an das Oberappellationsgericht zu
Lübeck berufen ward. Hier empfing
Luiſe, die ſchon frühe poetiſche Be-
gabung und ein ausgeprägtes Spra-
chentalent zeigte, ihre Ausbildung,
die nach der Mutter Tode (1846) be-
ſonders vom Vater gefördert wurde,
mit dem ſie auch bis zu ſeinem Ab-
leben (1884) in ſtetem Gedankenaus-
tauſch blieb. Jm Jahre 1855 ver-
mählte ſich Luiſe mit dem Großkauf-
mann H. M. Tesdorpf in Rio de Ja-
neiro zu einer glücklichen Ehe, die
leider der Tod ſchon nach 12½ Jah-
ren löſte. Noch im Herbſt 1868 kehrte
ſie nach Europa zurück und ließ ſich
zunächſt in Jena nieder, wo ſie ſich
gänzlich der Erziehung ihrer drei
Söhne widmete. Jn dem regen Gei-
ſtesleben der Univerſitätsſtadt er-
wachte ihr dichteriſcher Schaffens-
trieb; angeſehene Männer der Wiſ-
ſenſchaft u. geiſtig bedeutende Frauen
ermutigten das aufſtrebende Talent,
u. ſo entſtanden ſeit 1870 eine Reihe
von Romanen und Novellen, die ſeit
1880 in verſchiedenen Zeitſchriften
erſchienen. Jm Jahre 1878 war L.
T. nach Lübeck übergeſiedelt, von wo
ſie 1888 nach Karlsruhe zog, wo ihr
jüngſter Sohn damals ſtudierte. Hier
vernichtete in der Oſternacht d. J.
1891 eine Feuersbrunſt außer ihrer
ſonſtigen Habe ihre reiche Bibliothek,
ihre Manuſkripte und den durch 22
Jahre geführten Briefwechſel mit
ihrem Vater. Unfähig, in der Fremde
dieſen Schlag zu überwinden, kehrte
ſie nach Lübeck zurück, wo ſie ſich am
Oſtſeeſtrande ein beſcheidenes Som-
merdichterheim erbaute und weiter-
hin als Schriftſtellerin tätig iſt. Jm
Buchhandel erſchienen
S: Atalanta
van der Hege (R.), 1885. – Hadrian
(Tr.), 1885. – Julia Alpinula (Tr.),
1888. – Fata Morgana (Dr. G.),
1892.
*Teſſenberg, Leo, Pſeudon. für
Marie Gräfin von Oberndorff;
ſ. d.!
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