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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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masschule in Leipzig, 1823-28 die
Schulpforta und studierte 1828-31
in Leipzig Theologie. Jm Jahre 1832
wurde er Mitglied des Predigerse-
minars in Wittenberg u. 1833 Haus-
lehrer bei dem dortigen Superin-
tendenten Heubner, welche Stellung
er bis 1837 innehatte, wo er als
Pfarrer nach Eutzsch bei Prettin kam.
Jm Jahre 1862 wurde er Pfarrer
in Zeuden bei Niemegk in der Pro-
vinz Brandenburg, und hier ist er
am 2. Dezbr. 1874 gestorben. Als
alter Portenser besaß T. eine gründ-
liche philologische Bildung; mit Vor-
liebe schrieb er lateinische Verse, gab
auch ein Bändchen Psalmen in la-
teinischer metrischer Übersetzung her-
aus. Außerdem veröffentlichte er

S:


Des Kaisers Lager vor Wittenberg
(Hist. E. a. d. J. 1547; a. d. Nachlaß
hrsg.), 1890.

*Thumser, Johann Michael,


wurde am 9. August 1810 zu Hof in
Bayern als der Sohn eines Strumpf-
wirkermeisters geboren, der durch die
Kriegsjahre in seinen Verhältnissen
so zurückkam, daß der Sohn das Gym-
nasium verlassen u. bei einem Schrei-
ber in Dienste treten mußte. Später
trat er als Soldat in das 3. Jäger-
bataillon zu Amberg, wurde nach sechs
Monaten Unteroffizier, besuchte spä-
ter die Kadettenschule, absolvierte
im dritten Dienstjahre die Offizier-
prüfung, wurde aber erst nach zehn
Jahren (1842) zum Offizier ernannt.
Als solcher veröffentlichte er mehrere
militärische Schriften, beteiligte sich
auch erfolgreich an einer Regelung
des Rechnungswesens in der bayri-
schen Armee. Jm Jahre 1847 wurde
er nach Aschaffenburg versetzt, 1848
zum Oberleutnant befördert u. dem 4.
Jägerbataillon in Straubing über-
wiesen. Nach der Schlacht bei Jd-
stedt nahm er Urlaub und eilte nach
Rendsburg, um der schleswig-hol-
steinischen Armee seine Dienste anzu-
bieten. Er erhielt die 1. Jägerkom-
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pagnie des 4. Korps, wurde bald
Hauptmann und schied endlich, als
er nach Ablauf seines Urlaubs nach
Bayern zurückberufen ward, für die
Kriegsdauer aus der bayerischen Ar-
mee. Nach Auflösung des schleswig-
holsteinischen Heeres bemühte er sich
vergeblich, wieder in das bayrische
Heer eintreten zu dürfen. Von allen
Mitteln entblößt, ging er von Mün-
chen nach Nürnberg, wo er sich als
Schriftsteller eine Existenz gründen
wollte, kam hier aber bald seiner
Schriften wegen mit der Polizei und
Justiz in Konflikte und siedelte end-
lich nach Hof zu seinen Verwandten
über. Beim Ausbruch des orienta-
lischen Krieges trat er als Kapitän
in die britisch-deutsche Legion ein, u.
bei der reichen Besoldung war er bald
in der Lage, sich finanziell zu rehabi-
litieren. Leider wurde die Legion
bald aufgelöst und T. widmete sich in
Hof wieder der Schriftstellerei. Trotz
seiner heftigen Polemik gegen die Re-
gierung erhielt er seit 1860 aus der
Militärkasse eine Unterstützung, die
aber in Wegfall kam, als auch die
süddeutschen Offiziere der vormals
schleswig-holsteinischen Armee seit
dem Jahre 1871 die gesetzlich stipu-
lierten Pensionen erhielten. T. lebte
seit mehreren Jahren in München u.
entleibte sich dort am 10. Febr. 1887.

S:

Deutsche Bilder (Ge.), 1852. -
Harmilde, die Heimkehr aus Schles-
wig-Holstein, 1853. - Klagelieder
1854. - Die Flottenschau zu Ports-
mouth (Ge.), 1857. - Liederkran-
deutscher Leiden u. Freuden, 1858. -
Das Reichslied, 1858. - Neudeutsche
Volkslieder, 1859. - Der Bürger-
Kaiser (Schsp.), 1865. - Lieder des
Lebens, 1869. - Hermania (Mythen,
Bn., Rz.), 1880. - Papsttums Toten-
lied, 1880.

Thun-Hohenstein(-Salm
Reifferscheid),
Christiane Gräfin
von,

geboren am 12. Juni 1859 in
Hirschberg (Böhmen) als Tochter des

*


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masſchule in Leipzig, 1823–28 die
Schulpforta und ſtudierte 1828–31
in Leipzig Theologie. Jm Jahre 1832
wurde er Mitglied des Predigerſe-
minars in Wittenberg u. 1833 Haus-
lehrer bei dem dortigen Superin-
tendenten Heubner, welche Stellung
er bis 1837 innehatte, wo er als
Pfarrer nach Eutzſch bei Prettin kam.
Jm Jahre 1862 wurde er Pfarrer
in Zeuden bei Niemegk in der Pro-
vinz Brandenburg, und hier iſt er
am 2. Dezbr. 1874 geſtorben. Als
alter Portenſer beſaß T. eine gründ-
liche philologiſche Bildung; mit Vor-
liebe ſchrieb er lateiniſche Verſe, gab
auch ein Bändchen Pſalmen in la-
teiniſcher metriſcher Überſetzung her-
aus. Außerdem veröffentlichte er

S:


Des Kaiſers Lager vor Wittenberg
(Hiſt. E. a. d. J. 1547; a. d. Nachlaß
hrsg.), 1890.

*Thumſer, Johann Michael,


wurde am 9. Auguſt 1810 zu Hof in
Bayern als der Sohn eines Strumpf-
wirkermeiſters geboren, der durch die
Kriegsjahre in ſeinen Verhältniſſen
ſo zurückkam, daß der Sohn das Gym-
naſium verlaſſen u. bei einem Schrei-
ber in Dienſte treten mußte. Später
trat er als Soldat in das 3. Jäger-
bataillon zu Amberg, wurde nach ſechs
Monaten Unteroffizier, beſuchte ſpä-
ter die Kadettenſchule, abſolvierte
im dritten Dienſtjahre die Offizier-
prüfung, wurde aber erſt nach zehn
Jahren (1842) zum Offizier ernannt.
Als ſolcher veröffentlichte er mehrere
militäriſche Schriften, beteiligte ſich
auch erfolgreich an einer Regelung
des Rechnungsweſens in der bayri-
ſchen Armee. Jm Jahre 1847 wurde
er nach Aſchaffenburg verſetzt, 1848
zum Oberleutnant befördert u. dem 4.
Jägerbataillon in Straubing über-
wieſen. Nach der Schlacht bei Jd-
ſtedt nahm er Urlaub und eilte nach
Rendsburg, um der ſchleswig-hol-
ſteiniſchen Armee ſeine Dienſte anzu-
bieten. Er erhielt die 1. Jägerkom-
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Thu
pagnie des 4. Korps, wurde bald
Hauptmann und ſchied endlich, als
er nach Ablauf ſeines Urlaubs nach
Bayern zurückberufen ward, für die
Kriegsdauer aus der bayeriſchen Ar-
mee. Nach Auflöſung des ſchleswig-
holſteiniſchen Heeres bemühte er ſich
vergeblich, wieder in das bayriſche
Heer eintreten zu dürfen. Von allen
Mitteln entblößt, ging er von Mün-
chen nach Nürnberg, wo er ſich als
Schriftſteller eine Exiſtenz gründen
wollte, kam hier aber bald ſeiner
Schriften wegen mit der Polizei und
Juſtiz in Konflikte und ſiedelte end-
lich nach Hof zu ſeinen Verwandten
über. Beim Ausbruch des orienta-
liſchen Krieges trat er als Kapitän
in die britiſch-deutſche Legion ein, u.
bei der reichen Beſoldung war er bald
in der Lage, ſich finanziell zu rehabi-
litieren. Leider wurde die Legion
bald aufgelöſt und T. widmete ſich in
Hof wieder der Schriftſtellerei. Trotz
ſeiner heftigen Polemik gegen die Re-
gierung erhielt er ſeit 1860 aus der
Militärkaſſe eine Unterſtützung, die
aber in Wegfall kam, als auch die
ſüddeutſchen Offiziere der vormals
ſchleswig-holſteiniſchen Armee ſeit
dem Jahre 1871 die geſetzlich ſtipu-
lierten Penſionen erhielten. T. lebte
ſeit mehreren Jahren in München u.
entleibte ſich dort am 10. Febr. 1887.

S:

Deutſche Bilder (Ge.), 1852. –
Harmilde, die Heimkehr aus Schles-
wig-Holſtein, 1853. – Klagelieder
1854. – Die Flottenſchau zu Ports-
mouth (Ge.), 1857. – Liederkran-
deutſcher Leiden u. Freuden, 1858. –
Das Reichslied, 1858. – Neudeutſche
Volkslieder, 1859. – Der Bürger-
Kaiſer (Schſp.), 1865. – Lieder des
Lebens, 1869. – Hermania (Mythen,
Bn., Rz.), 1880. – Papſttums Toten-
lied, 1880.

Thun-Hohenſtein(-Salm
Reifferſcheid),
Chriſtiane Gräfin
von,

geboren am 12. Juni 1859 in
Hirſchberg (Böhmen) als Tochter des

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[190/0194] Thu Thu masſchule in Leipzig, 1823–28 die Schulpforta und ſtudierte 1828–31 in Leipzig Theologie. Jm Jahre 1832 wurde er Mitglied des Predigerſe- minars in Wittenberg u. 1833 Haus- lehrer bei dem dortigen Superin- tendenten Heubner, welche Stellung er bis 1837 innehatte, wo er als Pfarrer nach Eutzſch bei Prettin kam. Jm Jahre 1862 wurde er Pfarrer in Zeuden bei Niemegk in der Pro- vinz Brandenburg, und hier iſt er am 2. Dezbr. 1874 geſtorben. Als alter Portenſer beſaß T. eine gründ- liche philologiſche Bildung; mit Vor- liebe ſchrieb er lateiniſche Verſe, gab auch ein Bändchen Pſalmen in la- teiniſcher metriſcher Überſetzung her- aus. Außerdem veröffentlichte er S: Des Kaiſers Lager vor Wittenberg (Hiſt. E. a. d. J. 1547; a. d. Nachlaß hrsg.), 1890. *Thumſer, Johann Michael, wurde am 9. Auguſt 1810 zu Hof in Bayern als der Sohn eines Strumpf- wirkermeiſters geboren, der durch die Kriegsjahre in ſeinen Verhältniſſen ſo zurückkam, daß der Sohn das Gym- naſium verlaſſen u. bei einem Schrei- ber in Dienſte treten mußte. Später trat er als Soldat in das 3. Jäger- bataillon zu Amberg, wurde nach ſechs Monaten Unteroffizier, beſuchte ſpä- ter die Kadettenſchule, abſolvierte im dritten Dienſtjahre die Offizier- prüfung, wurde aber erſt nach zehn Jahren (1842) zum Offizier ernannt. Als ſolcher veröffentlichte er mehrere militäriſche Schriften, beteiligte ſich auch erfolgreich an einer Regelung des Rechnungsweſens in der bayri- ſchen Armee. Jm Jahre 1847 wurde er nach Aſchaffenburg verſetzt, 1848 zum Oberleutnant befördert u. dem 4. Jägerbataillon in Straubing über- wieſen. Nach der Schlacht bei Jd- ſtedt nahm er Urlaub und eilte nach Rendsburg, um der ſchleswig-hol- ſteiniſchen Armee ſeine Dienſte anzu- bieten. Er erhielt die 1. Jägerkom- pagnie des 4. Korps, wurde bald Hauptmann und ſchied endlich, als er nach Ablauf ſeines Urlaubs nach Bayern zurückberufen ward, für die Kriegsdauer aus der bayeriſchen Ar- mee. Nach Auflöſung des ſchleswig- holſteiniſchen Heeres bemühte er ſich vergeblich, wieder in das bayriſche Heer eintreten zu dürfen. Von allen Mitteln entblößt, ging er von Mün- chen nach Nürnberg, wo er ſich als Schriftſteller eine Exiſtenz gründen wollte, kam hier aber bald ſeiner Schriften wegen mit der Polizei und Juſtiz in Konflikte und ſiedelte end- lich nach Hof zu ſeinen Verwandten über. Beim Ausbruch des orienta- liſchen Krieges trat er als Kapitän in die britiſch-deutſche Legion ein, u. bei der reichen Beſoldung war er bald in der Lage, ſich finanziell zu rehabi- litieren. Leider wurde die Legion bald aufgelöſt und T. widmete ſich in Hof wieder der Schriftſtellerei. Trotz ſeiner heftigen Polemik gegen die Re- gierung erhielt er ſeit 1860 aus der Militärkaſſe eine Unterſtützung, die aber in Wegfall kam, als auch die ſüddeutſchen Offiziere der vormals ſchleswig-holſteiniſchen Armee ſeit dem Jahre 1871 die geſetzlich ſtipu- lierten Penſionen erhielten. T. lebte ſeit mehreren Jahren in München u. entleibte ſich dort am 10. Febr. 1887. S: Deutſche Bilder (Ge.), 1852. – Harmilde, die Heimkehr aus Schles- wig-Holſtein, 1853. – Klagelieder 1854. – Die Flottenſchau zu Ports- mouth (Ge.), 1857. – Liederkran- deutſcher Leiden u. Freuden, 1858. – Das Reichslied, 1858. – Neudeutſche Volkslieder, 1859. – Der Bürger- Kaiſer (Schſp.), 1865. – Lieder des Lebens, 1869. – Hermania (Mythen, Bn., Rz.), 1880. – Papſttums Toten- lied, 1880. Thun-Hohenſtein(-Salm Reifferſcheid), Chriſtiane Gräfin von, geboren am 12. Juni 1859 in Hirſchberg (Böhmen) als Tochter des *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/194>, abgerufen am 28.11.2024.