Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]
Tes
Teschner, Karl,

geb. am 13. Mai
1829 in Weißenfels, besuchte die dor-
tige Schule und fand in dem Rektor
Eydam einen Wohltäter, dem er all
sein geistiges Aufstreben verdankt.
Die starke Beteiligung dieses Mannes
an den politischen Bewegungen der
Jahre 1848-49 wurde auch für seinen
Schüler verhängnisvoll, indem sich
auch dieser in die Bewegung hinein-
ziehen ließ, so daß er, obwohl er sich
nie an einem ungesetzlichen Gewaltakt
beteiligt und sich nur rhetorischer
Vergehen schuldig gemacht hatte, zu
einer längeren Gefängnisstrafe ver-
urteilt ward, die er in Halle bis 9.
März 1852 verbüßte. Seine Studien
waren dadurch unterbrochen u. seine
Aussicht auf ein Amt als mathema-
tischer Lehrer hinfällig geworden. Er
ging nun unter die Schriftsteller.
Vom 25. Juni 1852 bis 1. Oktober
1857 redigierte er die gemäßigt libe-
rale "Fürstlich Reuß-Geraische Zei-
tung" in Gera, danach weilte er in
Leipzig, seit dem Herbst 1858 in
Frankfurt a. M., kehrte darauf nach
Leipzig zurück und redigierte hier das
neu begründete "Jllustrierte Fami-
lienjournal", später die "Tonhalle"
und seit 1878 durch zehn Jahre sieben
verschiedene Blätter des Schottlän-
derschen Verlags in Breslau. Nach-
dem er dann vorübergehend als Ge-
schäftsführer der Vereinigung der
Kunstfreunde in Berlin fungiert
hatte, übernahm er 1890 die Redak-
tion des "Neuen Blatts" in Leipzig,
die er bis 1894 führte. Seitdem lebt
er als unabhängiger Schriftsteller in
Kitzscher bei Borna in Sachsen.

S:


Die Junker von Landstein (R.), 1898.
- Rafael (R.), 1899. - Das rettende
Gold (Krim. R.), 1904. - Ungleiche
Seelen (R.), 1910.

*Tesdorpf, Luise,

psd. Gabriel
Strand,
wurde am 1. Sept. 1835
zu Hamburg als ältestes Kind des
dortigen Advokaten Dr. jur. G. F. L.
Oppenheimer geboren, der 1842
[Spaltenumbruch]

Tes
an das Oberappellationsgericht zu
Lübeck berufen ward. Hier empfing
Luise, die schon frühe poetische Be-
gabung und ein ausgeprägtes Spra-
chentalent zeigte, ihre Ausbildung,
die nach der Mutter Tode (1846) be-
sonders vom Vater gefördert wurde,
mit dem sie auch bis zu seinem Ab-
leben (1884) in stetem Gedankenaus-
tausch blieb. Jm Jahre 1855 ver-
mählte sich Luise mit dem Großkauf-
mann H. M. Tesdorpf in Rio de Ja-
neiro zu einer glücklichen Ehe, die
leider der Tod schon nach 121/2 Jah-
ren löste. Noch im Herbst 1868 kehrte
sie nach Europa zurück und ließ sich
zunächst in Jena nieder, wo sie sich
gänzlich der Erziehung ihrer drei
Söhne widmete. Jn dem regen Gei-
stesleben der Universitätsstadt er-
wachte ihr dichterischer Schaffens-
trieb; angesehene Männer der Wis-
senschaft u. geistig bedeutende Frauen
ermutigten das aufstrebende Talent,
u. so entstanden seit 1870 eine Reihe
von Romanen und Novellen, die seit
1880 in verschiedenen Zeitschriften
erschienen. Jm Jahre 1878 war L.
T. nach Lübeck übergesiedelt, von wo
sie 1888 nach Karlsruhe zog, wo ihr
jüngster Sohn damals studierte. Hier
vernichtete in der Osternacht d. J.
1891 eine Feuersbrunst außer ihrer
sonstigen Habe ihre reiche Bibliothek,
ihre Manuskripte und den durch 22
Jahre geführten Briefwechsel mit
ihrem Vater. Unfähig, in der Fremde
diesen Schlag zu überwinden, kehrte
sie nach Lübeck zurück, wo sie sich am
Ostseestrande ein bescheidenes Som-
merdichterheim erbaute und weiter-
hin als Schriftstellerin tätig ist. Jm
Buchhandel erschienen

S:

Atalanta
van der Hege (R.), 1885. - Hadrian
(Tr.), 1885. - Julia Alpinula (Tr.),
1888. - Fata Morgana (Dr. G.),
1892.

*Tessenberg, Leo,

Pseudon. für
Marie Gräfin von Oberndorff;
s. d.!

*

[Spaltenumbruch]
Teſ
Teſchner, Karl,

geb. am 13. Mai
1829 in Weißenfels, beſuchte die dor-
tige Schule und fand in dem Rektor
Eydam einen Wohltäter, dem er all
ſein geiſtiges Aufſtreben verdankt.
Die ſtarke Beteiligung dieſes Mannes
an den politiſchen Bewegungen der
Jahre 1848–49 wurde auch für ſeinen
Schüler verhängnisvoll, indem ſich
auch dieſer in die Bewegung hinein-
ziehen ließ, ſo daß er, obwohl er ſich
nie an einem ungeſetzlichen Gewaltakt
beteiligt und ſich nur rhetoriſcher
Vergehen ſchuldig gemacht hatte, zu
einer längeren Gefängnisſtrafe ver-
urteilt ward, die er in Halle bis 9.
März 1852 verbüßte. Seine Studien
waren dadurch unterbrochen u. ſeine
Ausſicht auf ein Amt als mathema-
tiſcher Lehrer hinfällig geworden. Er
ging nun unter die Schriftſteller.
Vom 25. Juni 1852 bis 1. Oktober
1857 redigierte er die gemäßigt libe-
rale „Fürſtlich Reuß-Geraiſche Zei-
tung“ in Gera, danach weilte er in
Leipzig, ſeit dem Herbſt 1858 in
Frankfurt a. M., kehrte darauf nach
Leipzig zurück und redigierte hier das
neu begründete „Jlluſtrierte Fami-
lienjournal“, ſpäter die „Tonhalle“
und ſeit 1878 durch zehn Jahre ſieben
verſchiedene Blätter des Schottlän-
derſchen Verlags in Breslau. Nach-
dem er dann vorübergehend als Ge-
ſchäftsführer der Vereinigung der
Kunſtfreunde in Berlin fungiert
hatte, übernahm er 1890 die Redak-
tion des „Neuen Blatts“ in Leipzig,
die er bis 1894 führte. Seitdem lebt
er als unabhängiger Schriftſteller in
Kitzſcher bei Borna in Sachſen.

S:


Die Junker von Landſtein (R.), 1898.
– Rafael (R.), 1899. – Das rettende
Gold (Krim. R.), 1904. – Ungleiche
Seelen (R.), 1910.

*Tesdorpf, Luiſe,

pſd. Gabriel
Strand,
wurde am 1. Sept. 1835
zu Hamburg als älteſtes Kind des
dortigen Advokaten Dr. jur. G. F. L.
Oppenheimer geboren, der 1842
[Spaltenumbruch]

Teſ
an das Oberappellationsgericht zu
Lübeck berufen ward. Hier empfing
Luiſe, die ſchon frühe poetiſche Be-
gabung und ein ausgeprägtes Spra-
chentalent zeigte, ihre Ausbildung,
die nach der Mutter Tode (1846) be-
ſonders vom Vater gefördert wurde,
mit dem ſie auch bis zu ſeinem Ab-
leben (1884) in ſtetem Gedankenaus-
tauſch blieb. Jm Jahre 1855 ver-
mählte ſich Luiſe mit dem Großkauf-
mann H. M. Tesdorpf in Rio de Ja-
neiro zu einer glücklichen Ehe, die
leider der Tod ſchon nach 12½ Jah-
ren löſte. Noch im Herbſt 1868 kehrte
ſie nach Europa zurück und ließ ſich
zunächſt in Jena nieder, wo ſie ſich
gänzlich der Erziehung ihrer drei
Söhne widmete. Jn dem regen Gei-
ſtesleben der Univerſitätsſtadt er-
wachte ihr dichteriſcher Schaffens-
trieb; angeſehene Männer der Wiſ-
ſenſchaft u. geiſtig bedeutende Frauen
ermutigten das aufſtrebende Talent,
u. ſo entſtanden ſeit 1870 eine Reihe
von Romanen und Novellen, die ſeit
1880 in verſchiedenen Zeitſchriften
erſchienen. Jm Jahre 1878 war L.
T. nach Lübeck übergeſiedelt, von wo
ſie 1888 nach Karlsruhe zog, wo ihr
jüngſter Sohn damals ſtudierte. Hier
vernichtete in der Oſternacht d. J.
1891 eine Feuersbrunſt außer ihrer
ſonſtigen Habe ihre reiche Bibliothek,
ihre Manuſkripte und den durch 22
Jahre geführten Briefwechſel mit
ihrem Vater. Unfähig, in der Fremde
dieſen Schlag zu überwinden, kehrte
ſie nach Lübeck zurück, wo ſie ſich am
Oſtſeeſtrande ein beſcheidenes Som-
merdichterheim erbaute und weiter-
hin als Schriftſtellerin tätig iſt. Jm
Buchhandel erſchienen

S:

Atalanta
van der Hege (R.), 1885. – Hadrian
(Tr.), 1885. – Julia Alpinula (Tr.),
1888. – Fata Morgana (Dr. G.),
1892.

*Teſſenberg, Leo,

Pſeudon. für
Marie Gräfin von Oberndorff;
ſ. d.!

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <div type="bibliography" n="2">
          <pb facs="#f0173" n="169"/><lb/>
          <cb/><lb/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Te&#x017F;</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName><hi rendition="#b">Te&#x017F;chner,</hi> Karl,</persName>
        </head>
        <p> geb. am 13. Mai<lb/>
1829 in Weißenfels, be&#x017F;uchte die dor-<lb/>
tige Schule und fand in dem Rektor<lb/>
Eydam einen Wohltäter, dem er all<lb/>
&#x017F;ein gei&#x017F;tiges Auf&#x017F;treben verdankt.<lb/>
Die &#x017F;tarke Beteiligung die&#x017F;es Mannes<lb/>
an den politi&#x017F;chen Bewegungen der<lb/>
Jahre 1848&#x2013;49 wurde auch für &#x017F;einen<lb/>
Schüler verhängnisvoll, indem &#x017F;ich<lb/>
auch die&#x017F;er in die Bewegung hinein-<lb/>
ziehen ließ, &#x017F;o daß er, obwohl er &#x017F;ich<lb/>
nie an einem unge&#x017F;etzlichen Gewaltakt<lb/>
beteiligt und &#x017F;ich nur rhetori&#x017F;cher<lb/>
Vergehen &#x017F;chuldig gemacht hatte, zu<lb/>
einer längeren Gefängnis&#x017F;trafe ver-<lb/>
urteilt ward, die er in Halle bis 9.<lb/>
März 1852 verbüßte. Seine Studien<lb/>
waren dadurch unterbrochen u. &#x017F;eine<lb/>
Aus&#x017F;icht auf ein Amt als mathema-<lb/>
ti&#x017F;cher Lehrer hinfällig geworden. Er<lb/>
ging nun unter die Schrift&#x017F;teller.<lb/>
Vom 25. Juni 1852 bis 1. Oktober<lb/>
1857 redigierte er die gemäßigt libe-<lb/>
rale &#x201E;Für&#x017F;tlich Reuß-Gerai&#x017F;che Zei-<lb/>
tung&#x201C; in Gera, danach weilte er in<lb/>
Leipzig, &#x017F;eit dem Herb&#x017F;t 1858 in<lb/>
Frankfurt a. M., kehrte darauf nach<lb/>
Leipzig zurück und redigierte hier das<lb/>
neu begründete &#x201E;Jllu&#x017F;trierte Fami-<lb/>
lienjournal&#x201C;, &#x017F;päter die &#x201E;Tonhalle&#x201C;<lb/>
und &#x017F;eit 1878 durch zehn Jahre &#x017F;ieben<lb/>
ver&#x017F;chiedene Blätter des Schottlän-<lb/>
der&#x017F;chen Verlags in Breslau. Nach-<lb/>
dem er dann vorübergehend als Ge-<lb/>
&#x017F;chäftsführer der Vereinigung der<lb/>
Kun&#x017F;tfreunde in Berlin fungiert<lb/>
hatte, übernahm er 1890 die Redak-<lb/>
tion des &#x201E;Neuen Blatts&#x201C; in Leipzig,<lb/>
die er bis 1894 führte. Seitdem lebt<lb/>
er als unabhängiger Schrift&#x017F;teller in<lb/>
Kitz&#x017F;cher bei Borna in Sach&#x017F;en. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p><lb/>
Die Junker von Land&#x017F;tein (R.), 1898.<lb/>
&#x2013; Rafael (R.), 1899. &#x2013; Das rettende<lb/>
Gold (Krim. R.), 1904. &#x2013; Ungleiche<lb/>
Seelen (R.), 1910.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName>*<hi rendition="#b">Tesdorpf,</hi> Lui&#x017F;e,</persName>
        </head>
        <p> p&#x017F;d. <hi rendition="#g">Gabriel<lb/>
Strand,</hi> wurde am 1. Sept. 1835<lb/>
zu Hamburg als älte&#x017F;tes Kind des<lb/>
dortigen Advokaten <hi rendition="#aq">Dr. jur.</hi> G. F. L.<lb/><hi rendition="#g">Oppenheimer</hi> geboren, der 1842<lb/><cb/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Te&#x017F;</hi></fw><lb/>
an das Oberappellationsgericht zu<lb/>
Lübeck berufen ward. Hier empfing<lb/>
Lui&#x017F;e, die &#x017F;chon frühe poeti&#x017F;che Be-<lb/>
gabung und ein ausgeprägtes Spra-<lb/>
chentalent zeigte, ihre Ausbildung,<lb/>
die nach der Mutter Tode (1846) be-<lb/>
&#x017F;onders vom Vater gefördert wurde,<lb/>
mit dem &#x017F;ie auch bis zu &#x017F;einem Ab-<lb/>
leben (1884) in &#x017F;tetem Gedankenaus-<lb/>
tau&#x017F;ch blieb. Jm Jahre 1855 ver-<lb/>
mählte &#x017F;ich Lui&#x017F;e mit dem Großkauf-<lb/>
mann H. M. Tesdorpf in Rio de Ja-<lb/>
neiro zu einer glücklichen Ehe, die<lb/>
leider der Tod &#x017F;chon nach 12½ Jah-<lb/>
ren lö&#x017F;te. Noch im Herb&#x017F;t 1868 kehrte<lb/>
&#x017F;ie nach Europa zurück und ließ &#x017F;ich<lb/>
zunäch&#x017F;t in Jena nieder, wo &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
gänzlich der Erziehung ihrer drei<lb/>
Söhne widmete. Jn dem regen Gei-<lb/>
&#x017F;tesleben der Univer&#x017F;itäts&#x017F;tadt er-<lb/>
wachte ihr dichteri&#x017F;cher Schaffens-<lb/>
trieb; ange&#x017F;ehene Männer der Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;chaft u. gei&#x017F;tig bedeutende Frauen<lb/>
ermutigten das auf&#x017F;trebende Talent,<lb/>
u. &#x017F;o ent&#x017F;tanden &#x017F;eit 1870 eine Reihe<lb/>
von Romanen und Novellen, die &#x017F;eit<lb/>
1880 in ver&#x017F;chiedenen Zeit&#x017F;chriften<lb/>
er&#x017F;chienen. Jm Jahre 1878 war L.<lb/>
T. nach Lübeck überge&#x017F;iedelt, von wo<lb/>
&#x017F;ie 1888 nach Karlsruhe zog, wo ihr<lb/>
jüng&#x017F;ter Sohn damals &#x017F;tudierte. Hier<lb/>
vernichtete in der O&#x017F;ternacht d. J.<lb/>
1891 eine Feuersbrun&#x017F;t außer ihrer<lb/>
&#x017F;on&#x017F;tigen Habe ihre reiche Bibliothek,<lb/>
ihre Manu&#x017F;kripte und den durch 22<lb/>
Jahre geführten Briefwech&#x017F;el mit<lb/>
ihrem Vater. Unfähig, in der Fremde<lb/>
die&#x017F;en Schlag zu überwinden, kehrte<lb/>
&#x017F;ie nach Lübeck zurück, wo &#x017F;ie &#x017F;ich am<lb/>
O&#x017F;t&#x017F;ee&#x017F;trande ein be&#x017F;cheidenes Som-<lb/>
merdichterheim erbaute und weiter-<lb/>
hin als Schrift&#x017F;tellerin tätig i&#x017F;t. Jm<lb/>
Buchhandel er&#x017F;chienen </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Atalanta<lb/>
van der Hege (R.), 1885. &#x2013; Hadrian<lb/>
(Tr.), 1885. &#x2013; Julia Alpinula (Tr.),<lb/>
1888. &#x2013; Fata Morgana (Dr. G.),<lb/>
1892.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName>*<hi rendition="#b">Te&#x017F;&#x017F;enberg,</hi> Leo,</persName>
        </head>
        <p> P&#x017F;eudon. für<lb/><hi rendition="#g">Marie</hi> Gräfin <hi rendition="#g">von Oberndorff;</hi><lb/>
&#x017F;. d.!</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">*</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0173] Teſ Teſ Teſchner, Karl, geb. am 13. Mai 1829 in Weißenfels, beſuchte die dor- tige Schule und fand in dem Rektor Eydam einen Wohltäter, dem er all ſein geiſtiges Aufſtreben verdankt. Die ſtarke Beteiligung dieſes Mannes an den politiſchen Bewegungen der Jahre 1848–49 wurde auch für ſeinen Schüler verhängnisvoll, indem ſich auch dieſer in die Bewegung hinein- ziehen ließ, ſo daß er, obwohl er ſich nie an einem ungeſetzlichen Gewaltakt beteiligt und ſich nur rhetoriſcher Vergehen ſchuldig gemacht hatte, zu einer längeren Gefängnisſtrafe ver- urteilt ward, die er in Halle bis 9. März 1852 verbüßte. Seine Studien waren dadurch unterbrochen u. ſeine Ausſicht auf ein Amt als mathema- tiſcher Lehrer hinfällig geworden. Er ging nun unter die Schriftſteller. Vom 25. Juni 1852 bis 1. Oktober 1857 redigierte er die gemäßigt libe- rale „Fürſtlich Reuß-Geraiſche Zei- tung“ in Gera, danach weilte er in Leipzig, ſeit dem Herbſt 1858 in Frankfurt a. M., kehrte darauf nach Leipzig zurück und redigierte hier das neu begründete „Jlluſtrierte Fami- lienjournal“, ſpäter die „Tonhalle“ und ſeit 1878 durch zehn Jahre ſieben verſchiedene Blätter des Schottlän- derſchen Verlags in Breslau. Nach- dem er dann vorübergehend als Ge- ſchäftsführer der Vereinigung der Kunſtfreunde in Berlin fungiert hatte, übernahm er 1890 die Redak- tion des „Neuen Blatts“ in Leipzig, die er bis 1894 führte. Seitdem lebt er als unabhängiger Schriftſteller in Kitzſcher bei Borna in Sachſen. S: Die Junker von Landſtein (R.), 1898. – Rafael (R.), 1899. – Das rettende Gold (Krim. R.), 1904. – Ungleiche Seelen (R.), 1910. *Tesdorpf, Luiſe, pſd. Gabriel Strand, wurde am 1. Sept. 1835 zu Hamburg als älteſtes Kind des dortigen Advokaten Dr. jur. G. F. L. Oppenheimer geboren, der 1842 an das Oberappellationsgericht zu Lübeck berufen ward. Hier empfing Luiſe, die ſchon frühe poetiſche Be- gabung und ein ausgeprägtes Spra- chentalent zeigte, ihre Ausbildung, die nach der Mutter Tode (1846) be- ſonders vom Vater gefördert wurde, mit dem ſie auch bis zu ſeinem Ab- leben (1884) in ſtetem Gedankenaus- tauſch blieb. Jm Jahre 1855 ver- mählte ſich Luiſe mit dem Großkauf- mann H. M. Tesdorpf in Rio de Ja- neiro zu einer glücklichen Ehe, die leider der Tod ſchon nach 12½ Jah- ren löſte. Noch im Herbſt 1868 kehrte ſie nach Europa zurück und ließ ſich zunächſt in Jena nieder, wo ſie ſich gänzlich der Erziehung ihrer drei Söhne widmete. Jn dem regen Gei- ſtesleben der Univerſitätsſtadt er- wachte ihr dichteriſcher Schaffens- trieb; angeſehene Männer der Wiſ- ſenſchaft u. geiſtig bedeutende Frauen ermutigten das aufſtrebende Talent, u. ſo entſtanden ſeit 1870 eine Reihe von Romanen und Novellen, die ſeit 1880 in verſchiedenen Zeitſchriften erſchienen. Jm Jahre 1878 war L. T. nach Lübeck übergeſiedelt, von wo ſie 1888 nach Karlsruhe zog, wo ihr jüngſter Sohn damals ſtudierte. Hier vernichtete in der Oſternacht d. J. 1891 eine Feuersbrunſt außer ihrer ſonſtigen Habe ihre reiche Bibliothek, ihre Manuſkripte und den durch 22 Jahre geführten Briefwechſel mit ihrem Vater. Unfähig, in der Fremde dieſen Schlag zu überwinden, kehrte ſie nach Lübeck zurück, wo ſie ſich am Oſtſeeſtrande ein beſcheidenes Som- merdichterheim erbaute und weiter- hin als Schriftſtellerin tätig iſt. Jm Buchhandel erſchienen S: Atalanta van der Hege (R.), 1885. – Hadrian (Tr.), 1885. – Julia Alpinula (Tr.), 1888. – Fata Morgana (Dr. G.), 1892. *Teſſenberg, Leo, Pſeudon. für Marie Gräfin von Oberndorff; ſ. d.! *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/173
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/173>, abgerufen am 26.11.2024.