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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Wie
*Wienand, Paul,

geb. am 2. März
1857 in Zellin a. d. Oder (Branden-
burg), kam mit seinen Eltern im 13.
Jahre nach Amerika, arbeitete hier,
durch mißliche Verhältnisse gezwun-
gen, zwei Jahre lang in den Kohlen-
und Eisenerzgruben nahe bei Jronton
(Ohio) und ging dann zum Zeitungs-
geschäft über. Nach etwa sechs Jahren
wandte er sich dem Studium der Theo-
logie zu und empfing, nachdem er sich
kurze Zeit dem Lehrfach gewidmet
hatte, im Juni 1883 die Ordination
zum Predigtamte. Zuerst bediente er
im Westen des Landes Missionsge-
meinden unter den Deutschen, wurde
dann von seiner kirchlichen Behörde
an eine Missionsgemeinde in Phila-
delphia berufen und ihm 1890 eine
größere Gemeinde in Baltimore über-
wiesen, an der er zwölf Jahre wirkte.
Seit 1902 ist er Pastor der deutschen
evang.-reform. Christusgemeinde in
Brooklyn (Neuyork).

S:

Ölzweige
(Geistl. Lr. u. Bn.) Cleveland o. J. -
Orientalische Reisebilder, Leipzig o. J.

Wienbarg, Ludolf Christian,


geb. am 25. Dezbr. 1802 zu Altona,
stammte aus einer schwedisch-pom-
merschen Familie, die durch viele Ge-
nerationen das Gewerbe eines Huf-
schmiedes und Wagenbauers betrieb.
Anfänglich für den Handelsstand be-
stimmt, besuchte W. zunächst die Han-
delsschule in Altona, seit 1813 aber
das dortige Gymnasium, das er Ostern
1822 mit einer Abschiedsrede in deut-
schen Versen über die bildende Macht
der Poesie verließ, u. studierte dann
in Kiel anfänglich Theologie, später
aber Philologie, Philosopbie u. Ästhe-
tik. Nachdem er drittehalb Jahre Er-
zieher in der Familie eines Grafen
Bernstorff gewesen, ging er zur Fort-
setzung seiner Studien nach Bonn,
privatisierte darauf in Hamburg, pro-
movierte 1829 in Marburg u. machte
dann eine Reise durch die Niederlande,
wo er in den Jahren 1831 und 1832
Lehrer des Sohnes vom dänischen Ge-
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Wie
sandten im Haag war. Jm Jahre
1834 habilitierte er sich in Kiel für
Ästhetik und Literatur, ging aber im
folgenden Jahre nach Frankfurt a. M.,
um mit Gutzkow die Zeitschrift "Deut-
sche Revue" zu gründen; doch wurde
dieselbe bald unterdrückt. W. wurde
durch seine erste Schrift "Ästhetische
Feldzüge" (Hamburg 1834), deren
Vorrede mit den Worten begann:
"Dir, junges Deutschland, widme ich
diese Reden, nicht dem alten", die
Veranlassung, daß man außer ihm die
ingleicher Richtung wirkenden Schrift-
steller Heine, Laube, Gutzkow und
Theodor Mundt unter dem Ausdruck
"Junges Deutschland" zusammen-
faßte. Jnfolge Bundestagsbeschlusses
wurden 1836 auch W.s Schriften ver-
boten und er selbst aus Frankfurt
ausgewiesen. Er lebte hierauf einige
Zeit am Rhein, war dann in Ham-
burg nacheinander an der Redaktion
der "Börsenhalle", der "Hamburger
Neuen Nachrichten" und in Altona
am "Altonaer Merkur" tätig. An
dem schleswig-holsteinischen Kriege
beteiligte er sich 1848 als Stabsadju-
tant in einem Freikorps u. 1849 als
freiwilliger Jäger. Später lebte er
größtenteils in Hamburg u. Altona
und starb fast vergessen am 2. Jan.
1872 in Schleswig.

S:

Pindars Ja-
son, übers. v. Vineta (pseud.), 1830.
- Holland in den Jahren 1831-32;
II, 1834. - Ästhetische Feldzüge, 1834.
- Zur neuesten Literatur, 1835. -
Tagebuch von Helgoland, 1838. - Die
Dramatiker der Jetztzeit. 1. Heft,
1839. - Vermischte Schriften, 1. Bd.
auch u. d. T.: Quadriga (enthält W.s
Dn.), 1840.

Wiene, Karl,

geb. am 8. Mai 1852
in Wien als der Sohn eines Gold-
schmieds, kam 1859 mit seinen Eltern
nach Budapest, wo er seine Schulbil-
dung erhielt, u. sollte dann Jngenieur
werden. Jndessen der erste Besuch
einer Theatervorstellung rief in ihm
den Entschluß wach, Schauspieler zu

* 28

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Wie
*Wienand, Paul,

geb. am 2. März
1857 in Zellin a. d. Oder (Branden-
burg), kam mit ſeinen Eltern im 13.
Jahre nach Amerika, arbeitete hier,
durch mißliche Verhältniſſe gezwun-
gen, zwei Jahre lang in den Kohlen-
und Eiſenerzgruben nahe bei Jronton
(Ohio) und ging dann zum Zeitungs-
geſchäft über. Nach etwa ſechs Jahren
wandte er ſich dem Studium der Theo-
logie zu und empfing, nachdem er ſich
kurze Zeit dem Lehrfach gewidmet
hatte, im Juni 1883 die Ordination
zum Predigtamte. Zuerſt bediente er
im Weſten des Landes Miſſionsge-
meinden unter den Deutſchen, wurde
dann von ſeiner kirchlichen Behörde
an eine Miſſionsgemeinde in Phila-
delphia berufen und ihm 1890 eine
größere Gemeinde in Baltimore über-
wieſen, an der er zwölf Jahre wirkte.
Seit 1902 iſt er Paſtor der deutſchen
evang.-reform. Chriſtusgemeinde in
Brooklyn (Neuyork).

S:

Ölzweige
(Geiſtl. Lr. u. Bn.) Cleveland o. J. –
Orientaliſche Reiſebilder, Leipzig o. J.

Wienbarg, Ludolf Chriſtian,


geb. am 25. Dezbr. 1802 zu Altona,
ſtammte aus einer ſchwediſch-pom-
merſchen Familie, die durch viele Ge-
nerationen das Gewerbe eines Huf-
ſchmiedes und Wagenbauers betrieb.
Anfänglich für den Handelsſtand be-
ſtimmt, beſuchte W. zunächſt die Han-
delsſchule in Altona, ſeit 1813 aber
das dortige Gymnaſium, das er Oſtern
1822 mit einer Abſchiedsrede in deut-
ſchen Verſen über die bildende Macht
der Poeſie verließ, u. ſtudierte dann
in Kiel anfänglich Theologie, ſpäter
aber Philologie, Philoſopbie u. Äſthe-
tik. Nachdem er drittehalb Jahre Er-
zieher in der Familie eines Grafen
Bernſtorff geweſen, ging er zur Fort-
ſetzung ſeiner Studien nach Bonn,
privatiſierte darauf in Hamburg, pro-
movierte 1829 in Marburg u. machte
dann eine Reiſe durch die Niederlande,
wo er in den Jahren 1831 und 1832
Lehrer des Sohnes vom däniſchen Ge-
[Spaltenumbruch]

Wie
ſandten im Haag war. Jm Jahre
1834 habilitierte er ſich in Kiel für
Äſthetik und Literatur, ging aber im
folgenden Jahre nach Frankfurt a. M.,
um mit Gutzkow die Zeitſchrift „Deut-
ſche Revue“ zu gründen; doch wurde
dieſelbe bald unterdrückt. W. wurde
durch ſeine erſte Schrift „Äſthetiſche
Feldzüge“ (Hamburg 1834), deren
Vorrede mit den Worten begann:
„Dir, junges Deutſchland, widme ich
dieſe Reden, nicht dem alten“, die
Veranlaſſung, daß man außer ihm die
ingleicher Richtung wirkenden Schrift-
ſteller Heine, Laube, Gutzkow und
Theodor Mundt unter dem Ausdruck
„Junges Deutſchland“ zuſammen-
faßte. Jnfolge Bundestagsbeſchluſſes
wurden 1836 auch W.s Schriften ver-
boten und er ſelbſt aus Frankfurt
ausgewieſen. Er lebte hierauf einige
Zeit am Rhein, war dann in Ham-
burg nacheinander an der Redaktion
der „Börſenhalle“, der „Hamburger
Neuen Nachrichten“ und in Altona
am „Altonaer Merkur“ tätig. An
dem ſchleswig-holſteiniſchen Kriege
beteiligte er ſich 1848 als Stabsadju-
tant in einem Freikorps u. 1849 als
freiwilliger Jäger. Später lebte er
größtenteils in Hamburg u. Altona
und ſtarb faſt vergeſſen am 2. Jan.
1872 in Schleswig.

S:

Pindars Ja-
ſon, überſ. v. Vineta (pſeud.), 1830.
– Holland in den Jahren 1831–32;
II, 1834. – Äſthetiſche Feldzüge, 1834.
– Zur neueſten Literatur, 1835. –
Tagebuch von Helgoland, 1838. – Die
Dramatiker der Jetztzeit. 1. Heft,
1839. – Vermiſchte Schriften, 1. Bd.
auch u. d. T.: Quadriga (enthält W.s
Dn.), 1840.

Wiene, Karl,

geb. am 8. Mai 1852
in Wien als der Sohn eines Gold-
ſchmieds, kam 1859 mit ſeinen Eltern
nach Budapeſt, wo er ſeine Schulbil-
dung erhielt, u. ſollte dann Jngenieur
werden. Jndeſſen der erſte Beſuch
einer Theatervorſtellung rief in ihm
den Entſchluß wach, Schauſpieler zu

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[433/0437] Wie Wie *Wienand, Paul, geb. am 2. März 1857 in Zellin a. d. Oder (Branden- burg), kam mit ſeinen Eltern im 13. Jahre nach Amerika, arbeitete hier, durch mißliche Verhältniſſe gezwun- gen, zwei Jahre lang in den Kohlen- und Eiſenerzgruben nahe bei Jronton (Ohio) und ging dann zum Zeitungs- geſchäft über. Nach etwa ſechs Jahren wandte er ſich dem Studium der Theo- logie zu und empfing, nachdem er ſich kurze Zeit dem Lehrfach gewidmet hatte, im Juni 1883 die Ordination zum Predigtamte. Zuerſt bediente er im Weſten des Landes Miſſionsge- meinden unter den Deutſchen, wurde dann von ſeiner kirchlichen Behörde an eine Miſſionsgemeinde in Phila- delphia berufen und ihm 1890 eine größere Gemeinde in Baltimore über- wieſen, an der er zwölf Jahre wirkte. Seit 1902 iſt er Paſtor der deutſchen evang.-reform. Chriſtusgemeinde in Brooklyn (Neuyork). S: Ölzweige (Geiſtl. Lr. u. Bn.) Cleveland o. J. – Orientaliſche Reiſebilder, Leipzig o. J. Wienbarg, Ludolf Chriſtian, geb. am 25. Dezbr. 1802 zu Altona, ſtammte aus einer ſchwediſch-pom- merſchen Familie, die durch viele Ge- nerationen das Gewerbe eines Huf- ſchmiedes und Wagenbauers betrieb. Anfänglich für den Handelsſtand be- ſtimmt, beſuchte W. zunächſt die Han- delsſchule in Altona, ſeit 1813 aber das dortige Gymnaſium, das er Oſtern 1822 mit einer Abſchiedsrede in deut- ſchen Verſen über die bildende Macht der Poeſie verließ, u. ſtudierte dann in Kiel anfänglich Theologie, ſpäter aber Philologie, Philoſopbie u. Äſthe- tik. Nachdem er drittehalb Jahre Er- zieher in der Familie eines Grafen Bernſtorff geweſen, ging er zur Fort- ſetzung ſeiner Studien nach Bonn, privatiſierte darauf in Hamburg, pro- movierte 1829 in Marburg u. machte dann eine Reiſe durch die Niederlande, wo er in den Jahren 1831 und 1832 Lehrer des Sohnes vom däniſchen Ge- ſandten im Haag war. Jm Jahre 1834 habilitierte er ſich in Kiel für Äſthetik und Literatur, ging aber im folgenden Jahre nach Frankfurt a. M., um mit Gutzkow die Zeitſchrift „Deut- ſche Revue“ zu gründen; doch wurde dieſelbe bald unterdrückt. W. wurde durch ſeine erſte Schrift „Äſthetiſche Feldzüge“ (Hamburg 1834), deren Vorrede mit den Worten begann: „Dir, junges Deutſchland, widme ich dieſe Reden, nicht dem alten“, die Veranlaſſung, daß man außer ihm die ingleicher Richtung wirkenden Schrift- ſteller Heine, Laube, Gutzkow und Theodor Mundt unter dem Ausdruck „Junges Deutſchland“ zuſammen- faßte. Jnfolge Bundestagsbeſchluſſes wurden 1836 auch W.s Schriften ver- boten und er ſelbſt aus Frankfurt ausgewieſen. Er lebte hierauf einige Zeit am Rhein, war dann in Ham- burg nacheinander an der Redaktion der „Börſenhalle“, der „Hamburger Neuen Nachrichten“ und in Altona am „Altonaer Merkur“ tätig. An dem ſchleswig-holſteiniſchen Kriege beteiligte er ſich 1848 als Stabsadju- tant in einem Freikorps u. 1849 als freiwilliger Jäger. Später lebte er größtenteils in Hamburg u. Altona und ſtarb faſt vergeſſen am 2. Jan. 1872 in Schleswig. S: Pindars Ja- ſon, überſ. v. Vineta (pſeud.), 1830. – Holland in den Jahren 1831–32; II, 1834. – Äſthetiſche Feldzüge, 1834. – Zur neueſten Literatur, 1835. – Tagebuch von Helgoland, 1838. – Die Dramatiker der Jetztzeit. 1. Heft, 1839. – Vermiſchte Schriften, 1. Bd. auch u. d. T.: Quadriga (enthält W.s Dn.), 1840. Wiene, Karl, geb. am 8. Mai 1852 in Wien als der Sohn eines Gold- ſchmieds, kam 1859 mit ſeinen Eltern nach Budapeſt, wo er ſeine Schulbil- dung erhielt, u. ſollte dann Jngenieur werden. Jndeſſen der erſte Beſuch einer Theatervorſtellung rief in ihm den Entſchluß wach, Schauſpieler zu * 28

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/437>, abgerufen am 27.11.2024.