Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Wid
kam sie nach Philadelphia, wo sie ihren
Gatten August W. kennen lernte, mit
dem sie 1851 nach Ann Arbor, Michi-
gan, übersiedelte, wo sie noch heute
lebt. Als Schriftstellerin auf dem Ge-
biete der Frauenfrage trat sie in
zahlreichen Zeitungsartikeln für die
"Hebung der Stellung der Frau" ein,
freilich nur für den "Beruf als Mut-
ter und Erzieherin kommender Ge-
schlechter".

S:

Lieder und Gedichte
(nebst einer Abhandlung über "Deut-
sches Familienleben in Amerika"),
1892.

Widmann, Christian Adolf
Friedrich,

wurde am 7. Mai 1818 zu
Maichingen in Württemberg geboren,
woselbst sein Vater Pfarrer war. Die-
ser starb schon 1819 und die Mutter
zog nun erst nach Leonberg und von
hier nach Stuttgart. Jm Jahre 1837
bezog W. die Universität Tübingen,
um Staatswissenschaften zu studieren,
setzte darauf diese Studien in Berlin
und Heidelberg fort und brachte sie
hier 1841 durch Promotion zum Dr.
jur.
zu einem gewissen Abschluß. Er
verkehrte damals viel mit den Freun-
den Friedrich Rohmers und trat die-
sem bald selbst näher, folgte ihm auch
nach Zürich, wo er sich zu habilitieren
gedachte, und lebte hier eine Zeitlang
mit ihm zusammen. Jm Sommer
1842 begab sich W. nach Freiburg i. B.
und schrieb hier sein ideenreiches Buch
"Das Volk und die Parteien" (1843).
Diese Publikation erregte die Auf-
merksamkeit des damaligen preußi-
schen Ministers des Jnnern, Grafen
Adolf Heinrich von Arnim-Boitzen-
burg, und dieser zog den Verfasser
1844 nach Berlin, wo W. die politi-
schen und sozialen Erscheinungen der
Literatur in täglichem Überblick ins
Auge zu fassen, anderseits aber die
Maßregeln der Regierung klarzulegen,
bzw. zu verteidigen hatte, soweit es
sich mit seinen öffentlich ausgesproche-
nen Grundsätzen vertrug. Durch die
Revolution vom 18. März 1848 sah
[Spaltenumbruch]

Wid
sich W. genötigt, seine Stellung im
Ministerium aufzugeben; er hatte bis-
her die Einführung einer Konstitution
bekämpft und wollte nun nicht für
eine konstitutionelle Regierung wir-
ken. Jm Herbst 1848 ging er, nach-
dem er sich kurz vorher mit einer geist-
reichen und liebenswürdigen Dame,
einer Nichte des Prof. Neander, ver-
heiratet hatte, nach Jena, wo er Vor-
lesungen über die "Geschichte der ge-
sellschaftlichen Umwälzungen" hielt,
die viel Anfechtung, aber auch viel
Zustimmung erfuhren und bald dar-
auf in einem noch heute lesenswerten
Buche "Die Gesetze der sozialen Be-
wegung" (1851) einem größeren Pu-
blikum zugänglich gemacht wurden.
Nach dem Tode seiner Frau (+ 1860)
begab sich W. auf Reisen, die ihn nach
Jtalien, Spanien u. Nordafrika führ-
ten und nahm dann 1865 seinen
dauernden Wohnsitz in Berlin. Hier
widmete er sich nun fast ausschließlich
der Freimaurerei, der er sich bereits
1844 angeschlossen hatte u. bekleidete
vom Jahre 1866 ab die Würde eines
Meisters vom Stuhl der St. Jo-
hannis-Loge zur Beständigkeit. Er
starb infolge eines Schlaganfalls am
26. Mai 1878. Außer mehreren poli-
tischen Schriften veröffentlichte er

S:

Der Tannhäuser (R.), 1850. - Der
Bruder aus Ungarn (R.); II, 1852.
- Am warmen Ofen (Weihnachts-
gabe), 2. A. 1853. - Für stille Abende
(En.), 1854. - Dramatische Werke;
II, 1858 [Jnhalt: Nausikaa (Schsp.,
1855). - Kaiser und Kanzler (Histor.
Schausp.). - Don Juan de Maranna
(Histor. Schsp.). - Sarah Haßfurter
(Bürgerl. Schausp.)]. - Ausgewählte
Erzählungen; hrsg. von Erich Liese-
gang, 1910.

*Widmann, Joseph Viktor,

wurde
am 20. Febr. 1842 zu Nennowitz in
Mähren von österreichischen Eltern
geboren. Der Vater war früher Zi-
sterziensergeistlicher im Stift Heiliges
Kreuz bei Wien; er rettete sich mit

*


[Spaltenumbruch]

Wid
kam ſie nach Philadelphia, wo ſie ihren
Gatten Auguſt W. kennen lernte, mit
dem ſie 1851 nach Ann Arbor, Michi-
gan, überſiedelte, wo ſie noch heute
lebt. Als Schriftſtellerin auf dem Ge-
biete der Frauenfrage trat ſie in
zahlreichen Zeitungsartikeln für die
„Hebung der Stellung der Frau“ ein,
freilich nur für den „Beruf als Mut-
ter und Erzieherin kommender Ge-
ſchlechter“.

S:

Lieder und Gedichte
(nebſt einer Abhandlung über „Deut-
ſches Familienleben in Amerika“),
1892.

Widmann, Chriſtian Adolf
Friedrich,

wurde am 7. Mai 1818 zu
Maichingen in Württemberg geboren,
woſelbſt ſein Vater Pfarrer war. Die-
ſer ſtarb ſchon 1819 und die Mutter
zog nun erſt nach Leonberg und von
hier nach Stuttgart. Jm Jahre 1837
bezog W. die Univerſität Tübingen,
um Staatswiſſenſchaften zu ſtudieren,
ſetzte darauf dieſe Studien in Berlin
und Heidelberg fort und brachte ſie
hier 1841 durch Promotion zum Dr.
jur.
zu einem gewiſſen Abſchluß. Er
verkehrte damals viel mit den Freun-
den Friedrich Rohmers und trat die-
ſem bald ſelbſt näher, folgte ihm auch
nach Zürich, wo er ſich zu habilitieren
gedachte, und lebte hier eine Zeitlang
mit ihm zuſammen. Jm Sommer
1842 begab ſich W. nach Freiburg i. B.
und ſchrieb hier ſein ideenreiches Buch
„Das Volk und die Parteien“ (1843).
Dieſe Publikation erregte die Auf-
merkſamkeit des damaligen preußi-
ſchen Miniſters des Jnnern, Grafen
Adolf Heinrich von Arnim-Boitzen-
burg, und dieſer zog den Verfaſſer
1844 nach Berlin, wo W. die politi-
ſchen und ſozialen Erſcheinungen der
Literatur in täglichem Überblick ins
Auge zu faſſen, anderſeits aber die
Maßregeln der Regierung klarzulegen,
bzw. zu verteidigen hatte, ſoweit es
ſich mit ſeinen öffentlich ausgeſproche-
nen Grundſätzen vertrug. Durch die
Revolution vom 18. März 1848 ſah
[Spaltenumbruch]

Wid
ſich W. genötigt, ſeine Stellung im
Miniſterium aufzugeben; er hatte bis-
her die Einführung einer Konſtitution
bekämpft und wollte nun nicht für
eine konſtitutionelle Regierung wir-
ken. Jm Herbſt 1848 ging er, nach-
dem er ſich kurz vorher mit einer geiſt-
reichen und liebenswürdigen Dame,
einer Nichte des Prof. Neander, ver-
heiratet hatte, nach Jena, wo er Vor-
leſungen über die „Geſchichte der ge-
ſellſchaftlichen Umwälzungen“ hielt,
die viel Anfechtung, aber auch viel
Zuſtimmung erfuhren und bald dar-
auf in einem noch heute leſenswerten
Buche „Die Geſetze der ſozialen Be-
wegung“ (1851) einem größeren Pu-
blikum zugänglich gemacht wurden.
Nach dem Tode ſeiner Frau († 1860)
begab ſich W. auf Reiſen, die ihn nach
Jtalien, Spanien u. Nordafrika führ-
ten und nahm dann 1865 ſeinen
dauernden Wohnſitz in Berlin. Hier
widmete er ſich nun faſt ausſchließlich
der Freimaurerei, der er ſich bereits
1844 angeſchloſſen hatte u. bekleidete
vom Jahre 1866 ab die Würde eines
Meiſters vom Stuhl der St. Jo-
hannis-Loge zur Beſtändigkeit. Er
ſtarb infolge eines Schlaganfalls am
26. Mai 1878. Außer mehreren poli-
tiſchen Schriften veröffentlichte er

S:

Der Tannhäuſer (R.), 1850. – Der
Bruder aus Ungarn (R.); II, 1852.
– Am warmen Ofen (Weihnachts-
gabe), 2. A. 1853. – Für ſtille Abende
(En.), 1854. – Dramatiſche Werke;
II, 1858 [Jnhalt: Nauſikaa (Schſp.,
1855). – Kaiſer und Kanzler (Hiſtor.
Schauſp.). – Don Juan de Maranna
(Hiſtor. Schſp.). – Sarah Haßfurter
(Bürgerl. Schauſp.)]. – Ausgewählte
Erzählungen; hrsg. von Erich Lieſe-
gang, 1910.

*Widmann, Joſeph Viktor,

wurde
am 20. Febr. 1842 zu Nennowitz in
Mähren von öſterreichiſchen Eltern
geboren. Der Vater war früher Zi-
ſterzienſergeiſtlicher im Stift Heiliges
Kreuz bei Wien; er rettete ſich mit

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <p><pb facs="#f0432" n="428"/><lb/><cb/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Wid</hi></fw><lb/>
kam &#x017F;ie nach Philadelphia, wo &#x017F;ie ihren<lb/>
Gatten Augu&#x017F;t W. kennen lernte, mit<lb/>
dem &#x017F;ie 1851 nach Ann Arbor, Michi-<lb/>
gan, über&#x017F;iedelte, wo &#x017F;ie noch heute<lb/>
lebt. Als Schrift&#x017F;tellerin auf dem Ge-<lb/>
biete der Frauenfrage trat &#x017F;ie in<lb/>
zahlreichen Zeitungsartikeln für die<lb/>
&#x201E;Hebung der Stellung der Frau&#x201C; ein,<lb/>
freilich nur für den &#x201E;Beruf als Mut-<lb/>
ter und Erzieherin kommender Ge-<lb/>
&#x017F;chlechter&#x201C;. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Lieder und Gedichte<lb/>
(neb&#x017F;t einer Abhandlung über &#x201E;Deut-<lb/>
&#x017F;ches Familienleben in Amerika&#x201C;),<lb/>
1892.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName><hi rendition="#b">Widmann,</hi> Chri&#x017F;tian <hi rendition="#g">Adolf</hi><lb/>
Friedrich,</persName>
        </head>
        <p> wurde am 7. Mai 1818 zu<lb/>
Maichingen in Württemberg geboren,<lb/>
wo&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ein Vater Pfarrer war. Die-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;tarb &#x017F;chon 1819 und die Mutter<lb/>
zog nun er&#x017F;t nach Leonberg und von<lb/>
hier nach Stuttgart. Jm Jahre 1837<lb/>
bezog W. die Univer&#x017F;ität Tübingen,<lb/>
um Staatswi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften zu &#x017F;tudieren,<lb/>
&#x017F;etzte darauf die&#x017F;e Studien in Berlin<lb/>
und Heidelberg fort und brachte &#x017F;ie<lb/>
hier 1841 durch Promotion zum <hi rendition="#aq">Dr.<lb/>
jur.</hi> zu einem gewi&#x017F;&#x017F;en Ab&#x017F;chluß. Er<lb/>
verkehrte damals viel mit den Freun-<lb/>
den Friedrich Rohmers und trat die-<lb/>
&#x017F;em bald &#x017F;elb&#x017F;t näher, folgte ihm auch<lb/>
nach Zürich, wo er &#x017F;ich zu habilitieren<lb/>
gedachte, und lebte hier eine Zeitlang<lb/>
mit ihm zu&#x017F;ammen. Jm Sommer<lb/>
1842 begab &#x017F;ich W. nach Freiburg i. B.<lb/>
und &#x017F;chrieb hier &#x017F;ein ideenreiches Buch<lb/>
&#x201E;Das Volk und die Parteien&#x201C; (1843).<lb/>
Die&#x017F;e Publikation erregte die Auf-<lb/>
merk&#x017F;amkeit des damaligen preußi-<lb/>
&#x017F;chen Mini&#x017F;ters des Jnnern, Grafen<lb/>
Adolf Heinrich von Arnim-Boitzen-<lb/>
burg, und die&#x017F;er zog den Verfa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
1844 nach Berlin, wo W. die politi-<lb/>
&#x017F;chen und &#x017F;ozialen Er&#x017F;cheinungen der<lb/>
Literatur in täglichem Überblick ins<lb/>
Auge zu fa&#x017F;&#x017F;en, ander&#x017F;eits aber die<lb/>
Maßregeln der Regierung klarzulegen,<lb/>
bzw. zu verteidigen hatte, &#x017F;oweit es<lb/>
&#x017F;ich mit &#x017F;einen öffentlich ausge&#x017F;proche-<lb/>
nen Grund&#x017F;ätzen vertrug. Durch die<lb/>
Revolution vom 18. März 1848 &#x017F;ah<lb/><cb/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Wid</hi></fw><lb/>
&#x017F;ich W. genötigt, &#x017F;eine Stellung im<lb/>
Mini&#x017F;terium aufzugeben; er hatte bis-<lb/>
her die Einführung einer Kon&#x017F;titution<lb/>
bekämpft und wollte nun nicht für<lb/>
eine kon&#x017F;titutionelle Regierung wir-<lb/>
ken. Jm Herb&#x017F;t 1848 ging er, nach-<lb/>
dem er &#x017F;ich kurz vorher mit einer gei&#x017F;t-<lb/>
reichen und liebenswürdigen Dame,<lb/>
einer Nichte des Prof. Neander, ver-<lb/>
heiratet hatte, nach Jena, wo er Vor-<lb/>
le&#x017F;ungen über die &#x201E;Ge&#x017F;chichte der ge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaftlichen Umwälzungen&#x201C; hielt,<lb/>
die viel Anfechtung, aber auch viel<lb/>
Zu&#x017F;timmung erfuhren und bald dar-<lb/>
auf in einem noch heute le&#x017F;enswerten<lb/>
Buche &#x201E;Die Ge&#x017F;etze der &#x017F;ozialen Be-<lb/>
wegung&#x201C; (1851) einem größeren Pu-<lb/>
blikum zugänglich gemacht wurden.<lb/>
Nach dem Tode &#x017F;einer Frau (&#x2020; 1860)<lb/>
begab &#x017F;ich W. auf Rei&#x017F;en, die ihn nach<lb/>
Jtalien, Spanien u. Nordafrika führ-<lb/>
ten und nahm dann 1865 &#x017F;einen<lb/>
dauernden Wohn&#x017F;itz in Berlin. Hier<lb/>
widmete er &#x017F;ich nun fa&#x017F;t aus&#x017F;chließlich<lb/>
der Freimaurerei, der er &#x017F;ich bereits<lb/>
1844 ange&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en hatte u. bekleidete<lb/>
vom Jahre 1866 ab die Würde eines<lb/>
Mei&#x017F;ters vom Stuhl der St. Jo-<lb/>
hannis-Loge zur Be&#x017F;tändigkeit. Er<lb/>
&#x017F;tarb infolge eines Schlaganfalls am<lb/>
26. Mai 1878. Außer mehreren poli-<lb/>
ti&#x017F;chen Schriften veröffentlichte er<lb/></p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Der Tannhäu&#x017F;er (R.), 1850. &#x2013; Der<lb/>
Bruder aus Ungarn (R.); <hi rendition="#aq">II,</hi> 1852.<lb/>
&#x2013; Am warmen Ofen (Weihnachts-<lb/>
gabe), 2. A. 1853. &#x2013; Für &#x017F;tille Abende<lb/>
(En.), 1854. &#x2013; Dramati&#x017F;che Werke;<lb/><hi rendition="#aq">II,</hi> 1858 [Jnhalt: Nau&#x017F;ikaa (Sch&#x017F;p.,<lb/>
1855). &#x2013; Kai&#x017F;er und Kanzler (Hi&#x017F;tor.<lb/>
Schau&#x017F;p.). &#x2013; Don Juan de Maranna<lb/>
(Hi&#x017F;tor. Sch&#x017F;p.). &#x2013; Sarah Haßfurter<lb/>
(Bürgerl. Schau&#x017F;p.)]. &#x2013; Ausgewählte<lb/>
Erzählungen; hrsg. von Erich Lie&#x017F;e-<lb/>
gang, 1910.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName>*<hi rendition="#b">Widmann,</hi> Jo&#x017F;eph Viktor,</persName>
        </head>
        <p> wurde<lb/>
am 20. Febr. 1842 zu Nennowitz in<lb/>
Mähren von ö&#x017F;terreichi&#x017F;chen Eltern<lb/>
geboren. Der Vater war früher Zi-<lb/>
&#x017F;terzien&#x017F;ergei&#x017F;tlicher im Stift Heiliges<lb/>
Kreuz bei Wien; er rettete &#x017F;ich mit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[428/0432] Wid Wid kam ſie nach Philadelphia, wo ſie ihren Gatten Auguſt W. kennen lernte, mit dem ſie 1851 nach Ann Arbor, Michi- gan, überſiedelte, wo ſie noch heute lebt. Als Schriftſtellerin auf dem Ge- biete der Frauenfrage trat ſie in zahlreichen Zeitungsartikeln für die „Hebung der Stellung der Frau“ ein, freilich nur für den „Beruf als Mut- ter und Erzieherin kommender Ge- ſchlechter“. S: Lieder und Gedichte (nebſt einer Abhandlung über „Deut- ſches Familienleben in Amerika“), 1892. Widmann, Chriſtian Adolf Friedrich, wurde am 7. Mai 1818 zu Maichingen in Württemberg geboren, woſelbſt ſein Vater Pfarrer war. Die- ſer ſtarb ſchon 1819 und die Mutter zog nun erſt nach Leonberg und von hier nach Stuttgart. Jm Jahre 1837 bezog W. die Univerſität Tübingen, um Staatswiſſenſchaften zu ſtudieren, ſetzte darauf dieſe Studien in Berlin und Heidelberg fort und brachte ſie hier 1841 durch Promotion zum Dr. jur. zu einem gewiſſen Abſchluß. Er verkehrte damals viel mit den Freun- den Friedrich Rohmers und trat die- ſem bald ſelbſt näher, folgte ihm auch nach Zürich, wo er ſich zu habilitieren gedachte, und lebte hier eine Zeitlang mit ihm zuſammen. Jm Sommer 1842 begab ſich W. nach Freiburg i. B. und ſchrieb hier ſein ideenreiches Buch „Das Volk und die Parteien“ (1843). Dieſe Publikation erregte die Auf- merkſamkeit des damaligen preußi- ſchen Miniſters des Jnnern, Grafen Adolf Heinrich von Arnim-Boitzen- burg, und dieſer zog den Verfaſſer 1844 nach Berlin, wo W. die politi- ſchen und ſozialen Erſcheinungen der Literatur in täglichem Überblick ins Auge zu faſſen, anderſeits aber die Maßregeln der Regierung klarzulegen, bzw. zu verteidigen hatte, ſoweit es ſich mit ſeinen öffentlich ausgeſproche- nen Grundſätzen vertrug. Durch die Revolution vom 18. März 1848 ſah ſich W. genötigt, ſeine Stellung im Miniſterium aufzugeben; er hatte bis- her die Einführung einer Konſtitution bekämpft und wollte nun nicht für eine konſtitutionelle Regierung wir- ken. Jm Herbſt 1848 ging er, nach- dem er ſich kurz vorher mit einer geiſt- reichen und liebenswürdigen Dame, einer Nichte des Prof. Neander, ver- heiratet hatte, nach Jena, wo er Vor- leſungen über die „Geſchichte der ge- ſellſchaftlichen Umwälzungen“ hielt, die viel Anfechtung, aber auch viel Zuſtimmung erfuhren und bald dar- auf in einem noch heute leſenswerten Buche „Die Geſetze der ſozialen Be- wegung“ (1851) einem größeren Pu- blikum zugänglich gemacht wurden. Nach dem Tode ſeiner Frau († 1860) begab ſich W. auf Reiſen, die ihn nach Jtalien, Spanien u. Nordafrika führ- ten und nahm dann 1865 ſeinen dauernden Wohnſitz in Berlin. Hier widmete er ſich nun faſt ausſchließlich der Freimaurerei, der er ſich bereits 1844 angeſchloſſen hatte u. bekleidete vom Jahre 1866 ab die Würde eines Meiſters vom Stuhl der St. Jo- hannis-Loge zur Beſtändigkeit. Er ſtarb infolge eines Schlaganfalls am 26. Mai 1878. Außer mehreren poli- tiſchen Schriften veröffentlichte er S: Der Tannhäuſer (R.), 1850. – Der Bruder aus Ungarn (R.); II, 1852. – Am warmen Ofen (Weihnachts- gabe), 2. A. 1853. – Für ſtille Abende (En.), 1854. – Dramatiſche Werke; II, 1858 [Jnhalt: Nauſikaa (Schſp., 1855). – Kaiſer und Kanzler (Hiſtor. Schauſp.). – Don Juan de Maranna (Hiſtor. Schſp.). – Sarah Haßfurter (Bürgerl. Schauſp.)]. – Ausgewählte Erzählungen; hrsg. von Erich Lieſe- gang, 1910. *Widmann, Joſeph Viktor, wurde am 20. Febr. 1842 zu Nennowitz in Mähren von öſterreichiſchen Eltern geboren. Der Vater war früher Zi- ſterzienſergeiſtlicher im Stift Heiliges Kreuz bei Wien; er rettete ſich mit *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/432
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/432>, abgerufen am 27.11.2024.