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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Vas
Vaselli, Marie,

Tochter des dra-
matischen Künstlerpaares Ludwig und
Rosalie von Ernest, entstammt
der alten, in Siebenbürgen einge-
wanderten Familie Bautzen, die
später mit dem Prädikat Ritter von
Baußnern
in den Adelstand er-
hoben ward, und wurde am 30. Dez.
1858 zu Breslau geboren. Von Ju-
gend auf für die Bühne bestimmt,
verdankt sie ihre Ausbildung vor-
zugsweise der Mutter, die ihr leider
zu früh (1870) durch den Tod ent-
rissen ward. Am 3. Dezember 1874
machte sie als "Rosalinde" in den
"Sieben Raben" am Viktoriatheater
in Berlin ihren ersten theatralischen
Versuch, debütierte am 29. Septbr.
1875 auf der Hofbühne in Schwerin,
wo sie drei Jahre blieb, ging dann
an das kgl. Schauspielhaus in Wies-
baden, 1880 nach Dresden und war
seit 1881 Mitglied des Hoftheaters
in München. Jm Jahre 1883 ver-
mählte sie sich mit dem italienischen
Baritonisten Giov. Vaselli, entsagte
nun ihrem Berufe als Schauspiele-
rin und begleitete ihren Gatten auf
seinen Kunstreisen, wodurch sie Ge-
legenheit fand, die Theater Spa-
niens, Jtaliens und Frankreichs ken-
nen zu lernen und ihre gesammelten
Erfahrungen in feuilletonistischen
Arbeiten niederzulegen. Sie lebt
teils auf ihren Besitzungen in Jta-
lien, teils in Wien.

S:

Liederstrauß
aus der Pußta (Ge.), 1878. - Mit dem
Strom (Preis-Lsp.), 1879. - Magda-
lena (Schsp.) - Briefmarken (Lsp.).

Vatter, Julius,

wurde am 8. April
1846 zu Reichenberg in Böhmen ge-
boren. Sein Vater, ein kleiner selb-
ständiger Tuchmachermeister daselbst,
starb bereits 1856, doch wußte die
Mutter sich bald eine neue Existenz
zu gründen. Jm Herbst 1858 bezog
V. das Gymnasium in Böhmisch-
Leipa, das er 1866 absolvierte und
trat dann in das geistliche Stift Tepl
als Novize ein, um sich dem geist-
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Vay
lichen Stande zu widmen. Doch schon
nach zwei Jahren, ohne noch irgend-
ein Gelübde abgelegt zu haben, trat
er aus dem Orden wieder aus und
wurde, da ihm der Besuch der Uni-
versität nicht ermöglicht werden
konnte, Beamter bei den österreich.
Staatsbahnen. Jm Jahre 1874 grün-
dete er als Bahnvorstand in Parsch-
nitz seinen eigenen Hausstand, lebte
seit 1885 in gleicher Eigenschaft in
Trautenau und wurde von hier 1898
nach Reichenberg versetzt und hier
später zum Oberinspektor ernannt.
Nach seinem Übertritt in den Ruhe-
stand (1906) nahm er seinen Wohn-
sitz in Wien.

S:

Leipaer Erinnerun-
gen, 1893. - Undern Jaschken (Ge.
in Reichenberger Mdt.), 1896.

Vay, Adelina Freiin von,

wurde
am 21. Oktbr. 1840 zu Tarnapol in
Galizien geboren, wo ihr Vater, Graf
Ernst von Wurmbrand-Stup-
pach
, damals als k. k. Oberstleut-
nant des Jnfanterieregiments Nr. 63
in Garnison stand. Der letztere starb
schon 1846, u. die Witwe, geb. Gräfin
Teleki, vermählte sich 1851 zum zwei-
tenmal, und zwar mit dem Grafen
Friedrich zu Solms-Baruth, der sie
mit ihren beiden Töchtern Adelina
und Rosa in seine Heimat, die Mark
Brandenburg, führte. Dort erhielten
die Kinder eine ihrem Stande ent-
sprechende, sehr sorgfältige Erziehung,
in welcher auf die religiöse Seite
ohne Aberglauben, sowie auf gedie-
gene Kenntnisse ohne strengwissen-
schaftliche Richtung ein besonderes
Gewicht gelegt wurde. Am 12. März
1860 vermählte sich Adelina zu Golßen
mit Eugen Baron Vay, der als k. k.
Rittmeister bei den Graf Haller Pa-
latinal-Husaren Nr. 12 diente. Bald
darauf trat ihr Gatte aus dem Mili-
tärverbande und zog sich auf sein in
Ungarn gelegenes Gut Tißa-Lök zu-
rück, wo das junge Ehepaar sieben
Jahre zubrachte. Die klimatisch vor-
treffliche Lage von Gonobitz in Unter-

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Vaſ
Vaſelli, Marie,

Tochter des dra-
matiſchen Künſtlerpaares Ludwig und
Roſalie von Erneſt, entſtammt
der alten, in Siebenbürgen einge-
wanderten Familie Bautzen, die
ſpäter mit dem Prädikat Ritter von
Baußnern
in den Adelſtand er-
hoben ward, und wurde am 30. Dez.
1858 zu Breslau geboren. Von Ju-
gend auf für die Bühne beſtimmt,
verdankt ſie ihre Ausbildung vor-
zugsweiſe der Mutter, die ihr leider
zu früh (1870) durch den Tod ent-
riſſen ward. Am 3. Dezember 1874
machte ſie als „Roſalinde“ in den
„Sieben Raben“ am Viktoriatheater
in Berlin ihren erſten theatraliſchen
Verſuch, debütierte am 29. Septbr.
1875 auf der Hofbühne in Schwerin,
wo ſie drei Jahre blieb, ging dann
an das kgl. Schauſpielhaus in Wies-
baden, 1880 nach Dresden und war
ſeit 1881 Mitglied des Hoftheaters
in München. Jm Jahre 1883 ver-
mählte ſie ſich mit dem italieniſchen
Baritoniſten Giov. Vaſelli, entſagte
nun ihrem Berufe als Schauſpiele-
rin und begleitete ihren Gatten auf
ſeinen Kunſtreiſen, wodurch ſie Ge-
legenheit fand, die Theater Spa-
niens, Jtaliens und Frankreichs ken-
nen zu lernen und ihre geſammelten
Erfahrungen in feuilletoniſtiſchen
Arbeiten niederzulegen. Sie lebt
teils auf ihren Beſitzungen in Jta-
lien, teils in Wien.

S:

Liederſtrauß
aus der Pußta (Ge.), 1878. – Mit dem
Strom (Preis-Lſp.), 1879. – Magda-
lena (Schſp.) – Briefmarken (Lſp.).

Vatter, Julius,

wurde am 8. April
1846 zu Reichenberg in Böhmen ge-
boren. Sein Vater, ein kleiner ſelb-
ſtändiger Tuchmachermeiſter daſelbſt,
ſtarb bereits 1856, doch wußte die
Mutter ſich bald eine neue Exiſtenz
zu gründen. Jm Herbſt 1858 bezog
V. das Gymnaſium in Böhmiſch-
Leipa, das er 1866 abſolvierte und
trat dann in das geiſtliche Stift Tepl
als Novize ein, um ſich dem geiſt-
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Vay
lichen Stande zu widmen. Doch ſchon
nach zwei Jahren, ohne noch irgend-
ein Gelübde abgelegt zu haben, trat
er aus dem Orden wieder aus und
wurde, da ihm der Beſuch der Uni-
verſität nicht ermöglicht werden
konnte, Beamter bei den öſterreich.
Staatsbahnen. Jm Jahre 1874 grün-
dete er als Bahnvorſtand in Parſch-
nitz ſeinen eigenen Hausſtand, lebte
ſeit 1885 in gleicher Eigenſchaft in
Trautenau und wurde von hier 1898
nach Reichenberg verſetzt und hier
ſpäter zum Oberinſpektor ernannt.
Nach ſeinem Übertritt in den Ruhe-
ſtand (1906) nahm er ſeinen Wohn-
ſitz in Wien.

S:

Leipaer Erinnerun-
gen, 1893. – Undern Jaſchken (Ge.
in Reichenberger Mdt.), 1896.

Vay, Adelina Freiin von,

wurde
am 21. Oktbr. 1840 zu Tarnapol in
Galizien geboren, wo ihr Vater, Graf
Ernſt von Wurmbrand-Stup-
pach
, damals als k. k. Oberſtleut-
nant des Jnfanterieregiments Nr. 63
in Garniſon ſtand. Der letztere ſtarb
ſchon 1846, u. die Witwe, geb. Gräfin
Teleki, vermählte ſich 1851 zum zwei-
tenmal, und zwar mit dem Grafen
Friedrich zu Solms-Baruth, der ſie
mit ihren beiden Töchtern Adelina
und Roſa in ſeine Heimat, die Mark
Brandenburg, führte. Dort erhielten
die Kinder eine ihrem Stande ent-
ſprechende, ſehr ſorgfältige Erziehung,
in welcher auf die religiöſe Seite
ohne Aberglauben, ſowie auf gedie-
gene Kenntniſſe ohne ſtrengwiſſen-
ſchaftliche Richtung ein beſonderes
Gewicht gelegt wurde. Am 12. März
1860 vermählte ſich Adelina zu Golßen
mit Eugen Baron Vay, der als k. k.
Rittmeiſter bei den Graf Haller Pa-
latinal-Huſaren Nr. 12 diente. Bald
darauf trat ihr Gatte aus dem Mili-
tärverbande und zog ſich auf ſein in
Ungarn gelegenes Gut Tiſza-Lök zu-
rück, wo das junge Ehepaar ſieben
Jahre zubrachte. Die klimatiſch vor-
treffliche Lage von Gonobitz in Unter-

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[254/0258] Vaſ Vay Vaſelli, Marie, Tochter des dra- matiſchen Künſtlerpaares Ludwig und Roſalie von Erneſt, entſtammt der alten, in Siebenbürgen einge- wanderten Familie Bautzen, die ſpäter mit dem Prädikat Ritter von Baußnern in den Adelſtand er- hoben ward, und wurde am 30. Dez. 1858 zu Breslau geboren. Von Ju- gend auf für die Bühne beſtimmt, verdankt ſie ihre Ausbildung vor- zugsweiſe der Mutter, die ihr leider zu früh (1870) durch den Tod ent- riſſen ward. Am 3. Dezember 1874 machte ſie als „Roſalinde“ in den „Sieben Raben“ am Viktoriatheater in Berlin ihren erſten theatraliſchen Verſuch, debütierte am 29. Septbr. 1875 auf der Hofbühne in Schwerin, wo ſie drei Jahre blieb, ging dann an das kgl. Schauſpielhaus in Wies- baden, 1880 nach Dresden und war ſeit 1881 Mitglied des Hoftheaters in München. Jm Jahre 1883 ver- mählte ſie ſich mit dem italieniſchen Baritoniſten Giov. Vaſelli, entſagte nun ihrem Berufe als Schauſpiele- rin und begleitete ihren Gatten auf ſeinen Kunſtreiſen, wodurch ſie Ge- legenheit fand, die Theater Spa- niens, Jtaliens und Frankreichs ken- nen zu lernen und ihre geſammelten Erfahrungen in feuilletoniſtiſchen Arbeiten niederzulegen. Sie lebt teils auf ihren Beſitzungen in Jta- lien, teils in Wien. S: Liederſtrauß aus der Pußta (Ge.), 1878. – Mit dem Strom (Preis-Lſp.), 1879. – Magda- lena (Schſp.) – Briefmarken (Lſp.). Vatter, Julius, wurde am 8. April 1846 zu Reichenberg in Böhmen ge- boren. Sein Vater, ein kleiner ſelb- ſtändiger Tuchmachermeiſter daſelbſt, ſtarb bereits 1856, doch wußte die Mutter ſich bald eine neue Exiſtenz zu gründen. Jm Herbſt 1858 bezog V. das Gymnaſium in Böhmiſch- Leipa, das er 1866 abſolvierte und trat dann in das geiſtliche Stift Tepl als Novize ein, um ſich dem geiſt- lichen Stande zu widmen. Doch ſchon nach zwei Jahren, ohne noch irgend- ein Gelübde abgelegt zu haben, trat er aus dem Orden wieder aus und wurde, da ihm der Beſuch der Uni- verſität nicht ermöglicht werden konnte, Beamter bei den öſterreich. Staatsbahnen. Jm Jahre 1874 grün- dete er als Bahnvorſtand in Parſch- nitz ſeinen eigenen Hausſtand, lebte ſeit 1885 in gleicher Eigenſchaft in Trautenau und wurde von hier 1898 nach Reichenberg verſetzt und hier ſpäter zum Oberinſpektor ernannt. Nach ſeinem Übertritt in den Ruhe- ſtand (1906) nahm er ſeinen Wohn- ſitz in Wien. S: Leipaer Erinnerun- gen, 1893. – Undern Jaſchken (Ge. in Reichenberger Mdt.), 1896. Vay, Adelina Freiin von, wurde am 21. Oktbr. 1840 zu Tarnapol in Galizien geboren, wo ihr Vater, Graf Ernſt von Wurmbrand-Stup- pach, damals als k. k. Oberſtleut- nant des Jnfanterieregiments Nr. 63 in Garniſon ſtand. Der letztere ſtarb ſchon 1846, u. die Witwe, geb. Gräfin Teleki, vermählte ſich 1851 zum zwei- tenmal, und zwar mit dem Grafen Friedrich zu Solms-Baruth, der ſie mit ihren beiden Töchtern Adelina und Roſa in ſeine Heimat, die Mark Brandenburg, führte. Dort erhielten die Kinder eine ihrem Stande ent- ſprechende, ſehr ſorgfältige Erziehung, in welcher auf die religiöſe Seite ohne Aberglauben, ſowie auf gedie- gene Kenntniſſe ohne ſtrengwiſſen- ſchaftliche Richtung ein beſonderes Gewicht gelegt wurde. Am 12. März 1860 vermählte ſich Adelina zu Golßen mit Eugen Baron Vay, der als k. k. Rittmeiſter bei den Graf Haller Pa- latinal-Huſaren Nr. 12 diente. Bald darauf trat ihr Gatte aus dem Mili- tärverbande und zog ſich auf ſein in Ungarn gelegenes Gut Tiſza-Lök zu- rück, wo das junge Ehepaar ſieben Jahre zubrachte. Die klimatiſch vor- treffliche Lage von Gonobitz in Unter- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon07_1913/258>, abgerufen am 29.11.2024.