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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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übersetzte den Theokrit, Äschylus und
Sophokles metrisch und machte nach
Jean Paul und den englischen Humo-
risten ästhetische Studien. Nach seiner
Freilassung 1830 promovierte er in
Jena zum Dr. phil., wurd dann Leh-
rer am Pädagogium in Halle und,
nachdem er eine Reise nach Jtalien
unternommen hatte, habilitierte er
sich 1832 an der dortigen Universität
als Privatdozent. Jm Jahre 1838
begründete er mit Echtermeyer die
"Halleschen Jahrbücher für deutsche
Wissenschaft und Kunst"; da dieselben
aber nachher gänzlich in die politisch-
liberale Richtung einlenkten und auf
Verlangen der Regierung unter die
Zensur gestellt werden sollten, verließ
R. 1841 Halle, wo er eine behagliche
Existenz gehabt hatte, und siedelte
nach Dresden über. Hier gab er seine
Zeitschrift als "Deutsche Jahrbücher"
weiter heraus; zugleich wurde er in
Dresden Stadtverordneter. Als aber
die "Jahrbücher" Ende 1842 auch in
Sachsen verboten wurden, ging R.
nach Paris, und 1845, da er mit
anderen liberalen Schriftstellern aus
der französischen Hauptstadt verwie-
sen wurde, nach der Schweiz, wo er
in einer Buchhandlung zu Zürich
arbeitete. Jm folgenden Jahre nach
Deutschland zurückgekehrt, gründete
er 1847 in Leipzig unter der Firma
"Verlagsbureau" ein buchhändleri-
sches Geschäft, aus dem unter seiner
Redaktion mehrere Sammelwerke
hervorgingen, zu denen Seeger,
Gerstäcker, Freytag, Hebbel, Fröbel,
Hartmann und andere Beiträge lie-
ferten. Nach Ausbruch der März-
revolution 1848 gab er die Zeitung
"Die Reform" zuerst in Leipzig, dann
in Berlin heraus, und wurde von
Breslau ins Parlament nach Frank-
furt gewählt, wo er zur äußersten
Linken gehörte. Da ihm die Bewe-
gung im Parlament nicht genug be-
schleunigt wurde, begab er sich auf
Reisen u. ward daher von der Natio-
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Rug
nalversammlung als ausgeschieden
erklärt. Jm Oktober 1848 nahm er
an dem Demokratenkongreß in Ber-
lin teil, um seine "Reform" zum
Organ der Demokratie erheben zu
lassen. Der eintretende Belagerungs-
zustand hatte aber das Verbot seiner
Zeitschrift zur unmittelbaren Folge,
und er mußte am 21. Januar 1849
die Stadt verlassen. Er kehrte nach
Leipzig in sein Geschäft zurück, be-
teiligte sich dann an den sächsischen
Maiereignissen u. mußte nach Unter-
drückung des Aufstandes flüchten.
Über Frankfurt und Karlsruhe ging
er nach Paris, um die Unterstützung
der Republikaner für die badische
Revolution zu erlangen, und von hier
nach England, wo er in London mit
Mazzini, Ledru-Rollin und anderen
zu einem europäisch-propagandischen
Komitee zusammentrat. Seit 1850
lebte er in Brighton und hier starb
er am 31. Dezbr. 1880. Die Wieder-
aufrichtung des Deutschen Reiches
war ein Trost seines Alters und
söhnte ihn mit der Bismarckschen
Politik völlig aus. Jm Jahre 1876
bewilligte ihm der deutsche Reichstag
einen jährlichen Ehrensold.

S:

Schill
und die Seinen (Tr.), 1830. - Plato-
nische Ästhetik. 1832. - Vorschule zur
Ästhetik, 1837. - Der Novellist (E.),
1839. - Zwei Jahre in Paris; II,
1846. - Poetische Bilder aus der Zeit;
II, 1848. - Politische Bilder aus der
Zeit; II, 1848. - Die Akademie (Phi-
losoph. Taschenbuch), 1848. - Novel-
len aus Frankreich und der Schweiz,
1848. - Revolutionsnovellen; II,
1850. - Die neue Welt (Tr.), 1856. -
Aus früherer Zeit (Memoiren); IV,
1862-67. - Zwei Doppelromane in
dramatischer Form (Marie Blunt-
field. - Der Probekuß), 1865. - Bianca
della Rocca (Hist. E.), 1869. - Wan-
derbuch (Ge.), 1875. - Briefwechsel
und Tagebuchblätter aus den Jahren
1825-1880; hrsg. v. Paul Nerrlich;
I, 1886.

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Rug
überſetzte den Theokrit, Äſchylus und
Sophokles metriſch und machte nach
Jean Paul und den engliſchen Humo-
riſten äſthetiſche Studien. Nach ſeiner
Freilaſſung 1830 promovierte er in
Jena zum Dr. phil., wurd dann Leh-
rer am Pädagogium in Halle und,
nachdem er eine Reiſe nach Jtalien
unternommen hatte, habilitierte er
ſich 1832 an der dortigen Univerſität
als Privatdozent. Jm Jahre 1838
begründete er mit Echtermeyer die
„Halleſchen Jahrbücher für deutſche
Wiſſenſchaft und Kunſt“; da dieſelben
aber nachher gänzlich in die politiſch-
liberale Richtung einlenkten und auf
Verlangen der Regierung unter die
Zenſur geſtellt werden ſollten, verließ
R. 1841 Halle, wo er eine behagliche
Exiſtenz gehabt hatte, und ſiedelte
nach Dresden über. Hier gab er ſeine
Zeitſchrift als „Deutſche Jahrbücher“
weiter heraus; zugleich wurde er in
Dresden Stadtverordneter. Als aber
die „Jahrbücher“ Ende 1842 auch in
Sachſen verboten wurden, ging R.
nach Paris, und 1845, da er mit
anderen liberalen Schriftſtellern aus
der franzöſiſchen Hauptſtadt verwie-
ſen wurde, nach der Schweiz, wo er
in einer Buchhandlung zu Zürich
arbeitete. Jm folgenden Jahre nach
Deutſchland zurückgekehrt, gründete
er 1847 in Leipzig unter der Firma
„Verlagsbureau“ ein buchhändleri-
ſches Geſchäft, aus dem unter ſeiner
Redaktion mehrere Sammelwerke
hervorgingen, zu denen Seeger,
Gerſtäcker, Freytag, Hebbel, Fröbel,
Hartmann und andere Beiträge lie-
ferten. Nach Ausbruch der März-
revolution 1848 gab er die Zeitung
„Die Reform“ zuerſt in Leipzig, dann
in Berlin heraus, und wurde von
Breslau ins Parlament nach Frank-
furt gewählt, wo er zur äußerſten
Linken gehörte. Da ihm die Bewe-
gung im Parlament nicht genug be-
ſchleunigt wurde, begab er ſich auf
Reiſen u. ward daher von der Natio-
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Rug
nalverſammlung als ausgeſchieden
erklärt. Jm Oktober 1848 nahm er
an dem Demokratenkongreß in Ber-
lin teil, um ſeine „Reform“ zum
Organ der Demokratie erheben zu
laſſen. Der eintretende Belagerungs-
zuſtand hatte aber das Verbot ſeiner
Zeitſchrift zur unmittelbaren Folge,
und er mußte am 21. Januar 1849
die Stadt verlaſſen. Er kehrte nach
Leipzig in ſein Geſchäft zurück, be-
teiligte ſich dann an den ſächſiſchen
Maiereigniſſen u. mußte nach Unter-
drückung des Aufſtandes flüchten.
Über Frankfurt und Karlsruhe ging
er nach Paris, um die Unterſtützung
der Republikaner für die badiſche
Revolution zu erlangen, und von hier
nach England, wo er in London mit
Mazzini, Ledru-Rollin und anderen
zu einem europäiſch-propagandiſchen
Komitee zuſammentrat. Seit 1850
lebte er in Brighton und hier ſtarb
er am 31. Dezbr. 1880. Die Wieder-
aufrichtung des Deutſchen Reiches
war ein Troſt ſeines Alters und
ſöhnte ihn mit der Bismarckſchen
Politik völlig aus. Jm Jahre 1876
bewilligte ihm der deutſche Reichstag
einen jährlichen Ehrenſold.

S:

Schill
und die Seinen (Tr.), 1830. – Plato-
niſche Äſthetik. 1832. – Vorſchule zur
Äſthetik, 1837. – Der Novelliſt (E.),
1839. – Zwei Jahre in Paris; II,
1846. – Poetiſche Bilder aus der Zeit;
II, 1848. – Politiſche Bilder aus der
Zeit; II, 1848. – Die Akademie (Phi-
loſoph. Taſchenbuch), 1848. – Novel-
len aus Frankreich und der Schweiz,
1848. – Revolutionsnovellen; II,
1850. – Die neue Welt (Tr.), 1856. –
Aus früherer Zeit (Memoiren); IV,
1862–67. – Zwei Doppelromane in
dramatiſcher Form (Marie Blunt-
field. – Der Probekuß), 1865. – Bianca
della Rocca (Hiſt. E.), 1869. – Wan-
derbuch (Ge.), 1875. – Briefwechſel
und Tagebuchblätter aus den Jahren
1825–1880; hrsg. v. Paul Nerrlich;
I, 1886.

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[79/0083] Rug Rug überſetzte den Theokrit, Äſchylus und Sophokles metriſch und machte nach Jean Paul und den engliſchen Humo- riſten äſthetiſche Studien. Nach ſeiner Freilaſſung 1830 promovierte er in Jena zum Dr. phil., wurd dann Leh- rer am Pädagogium in Halle und, nachdem er eine Reiſe nach Jtalien unternommen hatte, habilitierte er ſich 1832 an der dortigen Univerſität als Privatdozent. Jm Jahre 1838 begründete er mit Echtermeyer die „Halleſchen Jahrbücher für deutſche Wiſſenſchaft und Kunſt“; da dieſelben aber nachher gänzlich in die politiſch- liberale Richtung einlenkten und auf Verlangen der Regierung unter die Zenſur geſtellt werden ſollten, verließ R. 1841 Halle, wo er eine behagliche Exiſtenz gehabt hatte, und ſiedelte nach Dresden über. Hier gab er ſeine Zeitſchrift als „Deutſche Jahrbücher“ weiter heraus; zugleich wurde er in Dresden Stadtverordneter. Als aber die „Jahrbücher“ Ende 1842 auch in Sachſen verboten wurden, ging R. nach Paris, und 1845, da er mit anderen liberalen Schriftſtellern aus der franzöſiſchen Hauptſtadt verwie- ſen wurde, nach der Schweiz, wo er in einer Buchhandlung zu Zürich arbeitete. Jm folgenden Jahre nach Deutſchland zurückgekehrt, gründete er 1847 in Leipzig unter der Firma „Verlagsbureau“ ein buchhändleri- ſches Geſchäft, aus dem unter ſeiner Redaktion mehrere Sammelwerke hervorgingen, zu denen Seeger, Gerſtäcker, Freytag, Hebbel, Fröbel, Hartmann und andere Beiträge lie- ferten. Nach Ausbruch der März- revolution 1848 gab er die Zeitung „Die Reform“ zuerſt in Leipzig, dann in Berlin heraus, und wurde von Breslau ins Parlament nach Frank- furt gewählt, wo er zur äußerſten Linken gehörte. Da ihm die Bewe- gung im Parlament nicht genug be- ſchleunigt wurde, begab er ſich auf Reiſen u. ward daher von der Natio- nalverſammlung als ausgeſchieden erklärt. Jm Oktober 1848 nahm er an dem Demokratenkongreß in Ber- lin teil, um ſeine „Reform“ zum Organ der Demokratie erheben zu laſſen. Der eintretende Belagerungs- zuſtand hatte aber das Verbot ſeiner Zeitſchrift zur unmittelbaren Folge, und er mußte am 21. Januar 1849 die Stadt verlaſſen. Er kehrte nach Leipzig in ſein Geſchäft zurück, be- teiligte ſich dann an den ſächſiſchen Maiereigniſſen u. mußte nach Unter- drückung des Aufſtandes flüchten. Über Frankfurt und Karlsruhe ging er nach Paris, um die Unterſtützung der Republikaner für die badiſche Revolution zu erlangen, und von hier nach England, wo er in London mit Mazzini, Ledru-Rollin und anderen zu einem europäiſch-propagandiſchen Komitee zuſammentrat. Seit 1850 lebte er in Brighton und hier ſtarb er am 31. Dezbr. 1880. Die Wieder- aufrichtung des Deutſchen Reiches war ein Troſt ſeines Alters und ſöhnte ihn mit der Bismarckſchen Politik völlig aus. Jm Jahre 1876 bewilligte ihm der deutſche Reichstag einen jährlichen Ehrenſold. S: Schill und die Seinen (Tr.), 1830. – Plato- niſche Äſthetik. 1832. – Vorſchule zur Äſthetik, 1837. – Der Novelliſt (E.), 1839. – Zwei Jahre in Paris; II, 1846. – Poetiſche Bilder aus der Zeit; II, 1848. – Politiſche Bilder aus der Zeit; II, 1848. – Die Akademie (Phi- loſoph. Taſchenbuch), 1848. – Novel- len aus Frankreich und der Schweiz, 1848. – Revolutionsnovellen; II, 1850. – Die neue Welt (Tr.), 1856. – Aus früherer Zeit (Memoiren); IV, 1862–67. – Zwei Doppelromane in dramatiſcher Form (Marie Blunt- field. – Der Probekuß), 1865. – Bianca della Rocca (Hiſt. E.), 1869. – Wan- derbuch (Ge.), 1875. – Briefwechſel und Tagebuchblätter aus den Jahren 1825–1880; hrsg. v. Paul Nerrlich; I, 1886. *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/83>, abgerufen am 27.11.2024.