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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Sell
gegen Frankreich als Offizier mit-
gemacht hatte, 1875 in gleicher Eigen-
schaft nach Königsberg i. Pr. Hier
wirkte er bis zum Mai 1893, wo
Krankheit ihn zwang, sich von den
Geschäften zurückzuziehen. Vergebens
suchte er Heilung in San Remo und
später in Wildbad; er starb hier am
29. Juni 1893. Am 3. Juli wurde er
in Königsberg bestattet. Seit Ein-
führung der Provinzialordnung war
er Vorsitzender des Provinzialaus-
schusses, und seit 1888 vertrat er die
Stadt Königsberg auch im Herren-
hause.

S:

Die Harzbraut (E.), 1876.
- Die Schmugglerstochter von Nor-
derney (Hist R.); II, 1891.

*Sell, Lulu Freiin von,

pseudon.
Margarete Treu, wurde am 24.
Juni 1846 zu Schwerin in Mecklen-
burg geboren, wo ihr Vater Freiherr
Adolf v. Sell, der frühere Gouverneur
des Großherzogs Friedrich Franz II.
als General und Oberhofmeister der
regierenden Großherzogin lebte. Die
Tochter erhielt Erziehung und Unter-
richt zusammen mit ihrer Zwillings-
schwester im elterlichen Hause. Jhre
Begabung für Poesie, Sprachen, Musik
und Malerei fand frühzeitig verstän-
dige und sorgsame Pflege, und sind
ihr diese Künste für ihr ferneres
Leben gleich lieb und wert geblieben.
Jm Jahre 1862 zog die Familie nach
Berlin, wo der Vater Gesandter
wurde, u. mit dem Jahre 1866 nahm
Freiin Lulu an den großen Gesell-
schaften und Festen des Hofes und
der Gesandtschaftskreise teil. Auch
zu dem Hofe in Schwerin, wohin der
Vater 1868 als Oberkammerherr zu-
rückkehrte, stand sie in engen Be-
ziehungen. Mit besonderer Vorliebe
widmete sie hier ihre Zeit den Armen
und Kranken der Stadt und suchte
nach Kräften und Vermögen in die-
sen Kreisen Trost und Linderung zu
verbreiten. Am schwersten wurden
jedoch ihre Kräfte in der eigenen
Familie in Anspruch genommen, da
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Sell
ihr Vater fast erblindete und jahre-
lang leidend wurde und ihre Zwil-
lingsschwester an der Schwindsucht
erkrankte. Nach unendlich schweren
Jahren treuester Pflege erlöste der
Tod den Vater 1891 und die Schwe-
ster 1893 von ihren Leiden. Seitdem
lebte Lulu von Sell mit ihrer Mutter
in einem friedlichen Heim zusammen
in Schwerin, bis der Tod der letzteren
(1908) sie dort allein zurückließ. Sie
ist auch jetzt noch vielfach als Mit-
arbeiterin an verschiedenen, meist
religiösen Zeitschriften und Kinder-
blättern, sowie als Übersetzerin a. d.
Engl. tätig.

S:

Glockenblumen (Ge.),
1877. - Was die Schwalben sangen
(E.), 1879. - Glockenblumen (Ein
neuer Strauß), 1881. - Ein Strauß
von der Heide (Ge.), 1890. - Die alte,
alte Geschichte (A. dem Engl. übers.),
1900. - Erlebnisse zweier Knaben im
fernen Westen, 1902.

*Sell, Sophie Freiin v.,

psd. Else
von Lynden,
Zwillingsschwester
der Vorigen, wurde am 24. Juni
1846 in Schwerin geboren u. erhielt
im elterlichen Hause eine sehr sorg-
fältige Erziehung. Sie war eine an
Verstand, Geist und Gemüt reich be-
gabte Natur und durch und durch
Dichterin, die alles Schöne, Edle u.
Reine mit Wärme umfaßte und aus-
zudrücken verstand. Sie besaß eine
hohe musikalische Begabung, spielte
Geige u. Klavier ungewöhnlich schön
und seelenvoll und sang mit schöner,
weicher Stimme u. tief empfundenem
Vortrag. Auch ein großes Sprach-
talent war ihr eigen, das sie am
Berliner Hofe (seit 1862) und in den
ausländischen Kreisen des Diploma-
tischen Korps mit Vorliebe entwickelte,
und das ihr später als Hofdame der
Großherzogin Marie von Mecklen-
burg-Schwerin sehr zustatten kam.
Aber auch arme Mädchen unterrich-
tete sie darin mit großer Freude und
machte es ihnen möglich, das Staats-
examen in Sprachen gut zu bestehen.

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Sell
gegen Frankreich als Offizier mit-
gemacht hatte, 1875 in gleicher Eigen-
ſchaft nach Königsberg i. Pr. Hier
wirkte er bis zum Mai 1893, wo
Krankheit ihn zwang, ſich von den
Geſchäften zurückzuziehen. Vergebens
ſuchte er Heilung in San Remo und
ſpäter in Wildbad; er ſtarb hier am
29. Juni 1893. Am 3. Juli wurde er
in Königsberg beſtattet. Seit Ein-
führung der Provinzialordnung war
er Vorſitzender des Provinzialaus-
ſchuſſes, und ſeit 1888 vertrat er die
Stadt Königsberg auch im Herren-
hauſe.

S:

Die Harzbraut (E.), 1876.
– Die Schmugglerstochter von Nor-
derney (Hiſt R.); II, 1891.

*Sell, Lulu Freiin von,

pſeudon.
Margarete Treu, wurde am 24.
Juni 1846 zu Schwerin in Mecklen-
burg geboren, wo ihr Vater Freiherr
Adolf v. Sell, der frühere Gouverneur
des Großherzogs Friedrich Franz II.
als General und Oberhofmeiſter der
regierenden Großherzogin lebte. Die
Tochter erhielt Erziehung und Unter-
richt zuſammen mit ihrer Zwillings-
ſchweſter im elterlichen Hauſe. Jhre
Begabung für Poeſie, Sprachen, Muſik
und Malerei fand frühzeitig verſtän-
dige und ſorgſame Pflege, und ſind
ihr dieſe Künſte für ihr ferneres
Leben gleich lieb und wert geblieben.
Jm Jahre 1862 zog die Familie nach
Berlin, wo der Vater Geſandter
wurde, u. mit dem Jahre 1866 nahm
Freiin Lulu an den großen Geſell-
ſchaften und Feſten des Hofes und
der Geſandtſchaftskreiſe teil. Auch
zu dem Hofe in Schwerin, wohin der
Vater 1868 als Oberkammerherr zu-
rückkehrte, ſtand ſie in engen Be-
ziehungen. Mit beſonderer Vorliebe
widmete ſie hier ihre Zeit den Armen
und Kranken der Stadt und ſuchte
nach Kräften und Vermögen in die-
ſen Kreiſen Troſt und Linderung zu
verbreiten. Am ſchwerſten wurden
jedoch ihre Kräfte in der eigenen
Familie in Anſpruch genommen, da
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Sell
ihr Vater faſt erblindete und jahre-
lang leidend wurde und ihre Zwil-
lingsſchweſter an der Schwindſucht
erkrankte. Nach unendlich ſchweren
Jahren treueſter Pflege erlöſte der
Tod den Vater 1891 und die Schwe-
ſter 1893 von ihren Leiden. Seitdem
lebte Lulu von Sell mit ihrer Mutter
in einem friedlichen Heim zuſammen
in Schwerin, bis der Tod der letzteren
(1908) ſie dort allein zurückließ. Sie
iſt auch jetzt noch vielfach als Mit-
arbeiterin an verſchiedenen, meiſt
religiöſen Zeitſchriften und Kinder-
blättern, ſowie als Überſetzerin a. d.
Engl. tätig.

S:

Glockenblumen (Ge.),
1877. – Was die Schwalben ſangen
(E.), 1879. – Glockenblumen (Ein
neuer Strauß), 1881. – Ein Strauß
von der Heide (Ge.), 1890. – Die alte,
alte Geſchichte (A. dem Engl. überſ.),
1900. – Erlebniſſe zweier Knaben im
fernen Weſten, 1902.

*Sell, Sophie Freiin v.,

pſd. Elſe
von Lynden,
Zwillingsſchweſter
der Vorigen, wurde am 24. Juni
1846 in Schwerin geboren u. erhielt
im elterlichen Hauſe eine ſehr ſorg-
fältige Erziehung. Sie war eine an
Verſtand, Geiſt und Gemüt reich be-
gabte Natur und durch und durch
Dichterin, die alles Schöne, Edle u.
Reine mit Wärme umfaßte und aus-
zudrücken verſtand. Sie beſaß eine
hohe muſikaliſche Begabung, ſpielte
Geige u. Klavier ungewöhnlich ſchön
und ſeelenvoll und ſang mit ſchöner,
weicher Stimme u. tief empfundenem
Vortrag. Auch ein großes Sprach-
talent war ihr eigen, das ſie am
Berliner Hofe (ſeit 1862) und in den
ausländiſchen Kreiſen des Diploma-
tiſchen Korps mit Vorliebe entwickelte,
und das ihr ſpäter als Hofdame der
Großherzogin Marie von Mecklen-
burg-Schwerin ſehr zuſtatten kam.
Aber auch arme Mädchen unterrich-
tete ſie darin mit großer Freude und
machte es ihnen möglich, das Staats-
examen in Sprachen gut zu beſtehen.

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[408/0412] Sell Sell gegen Frankreich als Offizier mit- gemacht hatte, 1875 in gleicher Eigen- ſchaft nach Königsberg i. Pr. Hier wirkte er bis zum Mai 1893, wo Krankheit ihn zwang, ſich von den Geſchäften zurückzuziehen. Vergebens ſuchte er Heilung in San Remo und ſpäter in Wildbad; er ſtarb hier am 29. Juni 1893. Am 3. Juli wurde er in Königsberg beſtattet. Seit Ein- führung der Provinzialordnung war er Vorſitzender des Provinzialaus- ſchuſſes, und ſeit 1888 vertrat er die Stadt Königsberg auch im Herren- hauſe. S: Die Harzbraut (E.), 1876. – Die Schmugglerstochter von Nor- derney (Hiſt R.); II, 1891. *Sell, Lulu Freiin von, pſeudon. Margarete Treu, wurde am 24. Juni 1846 zu Schwerin in Mecklen- burg geboren, wo ihr Vater Freiherr Adolf v. Sell, der frühere Gouverneur des Großherzogs Friedrich Franz II. als General und Oberhofmeiſter der regierenden Großherzogin lebte. Die Tochter erhielt Erziehung und Unter- richt zuſammen mit ihrer Zwillings- ſchweſter im elterlichen Hauſe. Jhre Begabung für Poeſie, Sprachen, Muſik und Malerei fand frühzeitig verſtän- dige und ſorgſame Pflege, und ſind ihr dieſe Künſte für ihr ferneres Leben gleich lieb und wert geblieben. Jm Jahre 1862 zog die Familie nach Berlin, wo der Vater Geſandter wurde, u. mit dem Jahre 1866 nahm Freiin Lulu an den großen Geſell- ſchaften und Feſten des Hofes und der Geſandtſchaftskreiſe teil. Auch zu dem Hofe in Schwerin, wohin der Vater 1868 als Oberkammerherr zu- rückkehrte, ſtand ſie in engen Be- ziehungen. Mit beſonderer Vorliebe widmete ſie hier ihre Zeit den Armen und Kranken der Stadt und ſuchte nach Kräften und Vermögen in die- ſen Kreiſen Troſt und Linderung zu verbreiten. Am ſchwerſten wurden jedoch ihre Kräfte in der eigenen Familie in Anſpruch genommen, da ihr Vater faſt erblindete und jahre- lang leidend wurde und ihre Zwil- lingsſchweſter an der Schwindſucht erkrankte. Nach unendlich ſchweren Jahren treueſter Pflege erlöſte der Tod den Vater 1891 und die Schwe- ſter 1893 von ihren Leiden. Seitdem lebte Lulu von Sell mit ihrer Mutter in einem friedlichen Heim zuſammen in Schwerin, bis der Tod der letzteren (1908) ſie dort allein zurückließ. Sie iſt auch jetzt noch vielfach als Mit- arbeiterin an verſchiedenen, meiſt religiöſen Zeitſchriften und Kinder- blättern, ſowie als Überſetzerin a. d. Engl. tätig. S: Glockenblumen (Ge.), 1877. – Was die Schwalben ſangen (E.), 1879. – Glockenblumen (Ein neuer Strauß), 1881. – Ein Strauß von der Heide (Ge.), 1890. – Die alte, alte Geſchichte (A. dem Engl. überſ.), 1900. – Erlebniſſe zweier Knaben im fernen Weſten, 1902. *Sell, Sophie Freiin v., pſd. Elſe von Lynden, Zwillingsſchweſter der Vorigen, wurde am 24. Juni 1846 in Schwerin geboren u. erhielt im elterlichen Hauſe eine ſehr ſorg- fältige Erziehung. Sie war eine an Verſtand, Geiſt und Gemüt reich be- gabte Natur und durch und durch Dichterin, die alles Schöne, Edle u. Reine mit Wärme umfaßte und aus- zudrücken verſtand. Sie beſaß eine hohe muſikaliſche Begabung, ſpielte Geige u. Klavier ungewöhnlich ſchön und ſeelenvoll und ſang mit ſchöner, weicher Stimme u. tief empfundenem Vortrag. Auch ein großes Sprach- talent war ihr eigen, das ſie am Berliner Hofe (ſeit 1862) und in den ausländiſchen Kreiſen des Diploma- tiſchen Korps mit Vorliebe entwickelte, und das ihr ſpäter als Hofdame der Großherzogin Marie von Mecklen- burg-Schwerin ſehr zuſtatten kam. Aber auch arme Mädchen unterrich- tete ſie darin mit großer Freude und machte es ihnen möglich, das Staats- examen in Sprachen gut zu beſtehen. *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/412>, abgerufen am 23.11.2024.