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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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unweit Bern, als der Sohn eines
angesehenen Berner Bankiers gebo-
ren. Vom Vater für den Kaufmanns-
stand bestimmt, erhielt er keine ei-
gentlich wissenschafftliche Ausbildung.
Nur widerwillig fand sich der Sohn
ihn seinen Beruf, den er in Basel u.
Vevay erlernte, und erst dann wurde
er mit ihm in etwas ausgesöhnt, als
er in die weite Welt ziehen konnte.
Als zwanzigjähriger Jüngling kam
er nach Brasilien, u. hier fand er bei-
des: weiten Spielraum für seinen
Unternehmungsgeist u. mächtige An-
regung für die poetische Weltanschau-
ung und das dichterische Schaffen.
Er ließ sich zunächst in Santos nieder,
wo er Leiter eines großen Exporthau-
ses ward, und trat danach als Gesell-
schafter in Rio de Janeiro in ein
großes Handelshaus. Als dieses
zusammenbrach, gelang es ihm durch
kaufmännische Begabung und zähen
Fleiß, sich bald wieder empor zu
richten. 1847 machte er eine Reise
um die Welt, 1851 durchreiste er fast
ganz Europa und ließ sich dann (1852)
dauernd in Rio de Janeiro nieder,
wo er Chef der Handlung F. Schmid,
Groß u. Comp. und auch österreich.
Generalkonsul für Brasilien ward.
Er verließ diesen Ort in der Folge
nur, um kürzere oder längere Aus-
flüge nach den Vereinigten Staaten,
dem La Plata u. Europa zu machen.
Jnfolge einer Geschäftskrisis, die ihn
um sein großes Vermögen brachte,
verließ er 1868 mit seiner Gattin,
die er in Paris kennen gelernt hatte,
Brasilien u. ließ sich für einige Jahre
in Paris nieder. Doch kehrte er 1874
nach Brasilien zurück, um hier noch
einige Jahre durch geschäftliche Un-
ternehmungen seinen Besitzstand zu
vermehren, worauf er in die Schweiz
zurückzukehren gedachte. Aber bald
mußte er sich von den Geschäften zu-
rückziehen. Er widmete sich von nun
an lediglich publizistischen Arbeiten
im Dienste der Jdee einer deutsch-
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brasilianischen Kolonisation, für die
er besonders als Leiter einer in Rio
de Janeiro erscheinenden deutschen
Zeitung mit großer Wärme eintrat.
Diese Tätigkeit setzte er, nachdem er
im Frühjahr 1887 nach Bern zurück-
gekehrt war, als Mitarbeiter ver-
schiedener Zeitungen bis zu seinem
Tode fort, der am 17. März 1888 er-
folgte.

S:

Poetische Fragmente, 1860.
2. Aufl. 1865. - Kaiser Maximilian
(G.), 1868. - Requiem (G.), 1869.
2. A. 1870. - Gesammelte Dichtungen,
1873. 4. Aufl. 1900 (enthält außer
den vorgenannten Werken noch die
Dichtung "Dämonen-Walzer").

Schmid, Hedda von,

siehe Hedda
von Riesemann; s. d.!

Schmid, Hermann Theodor von,


wurde am 30. März 1815 zu Wei-
zenkirchen in Oberösterreich geboren,
wo sein Vater, der nachmals als
Oberappellationsgerichtsrat in Mün-
chen starb, die Stelle eines Landge-
richtsassessors in dem damals baye-
rischen Jnnviertel bekleidete. Die nach
außen streng abgeschlossene, nach innen
auf unermeßliches Studium gerichtete
Erziehung des ernsten Vaters hatte
den befriedigenden Erfolg, daß nach
glänzend zurückgelegtem Gymnasial-
kursus die Universität München be-
zogen werden konnte, wo sich Sch. dem
Studium der Rechte widmete und
durch Lösung einer Preisfrage den
Grad eines Doktors beider Rechte er-
warb. Jn die Zeit seiner ersten
Rechtspraxis an verschiedenen Gerich-
ten in Würzburg, Dachau, Tittmo-
ning u. a. Orten des Chiemgaues
fallen auch seine ersten, dem Gebiet
des Dramas angehörigen Veröffent-
lichungen, und die Aufführung seines
Trauerspiels "Camoens" hatte zur
Folge, daß König Ludwig I., der dem
angehenden Dichter den Aufenthalt
in München zur weiteren Ausbil-
dung ermöglichen wollte, ihn 1843
zum Aktuar bei der Polizeidirektion
in München ernannte, obwohl diese

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unweit Bern, als der Sohn eines
angeſehenen Berner Bankiers gebo-
ren. Vom Vater für den Kaufmanns-
ſtand beſtimmt, erhielt er keine ei-
gentlich wiſſenſchafftliche Ausbildung.
Nur widerwillig fand ſich der Sohn
ihn ſeinen Beruf, den er in Baſel u.
Vevay erlernte, und erſt dann wurde
er mit ihm in etwas ausgeſöhnt, als
er in die weite Welt ziehen konnte.
Als zwanzigjähriger Jüngling kam
er nach Braſilien, u. hier fand er bei-
des: weiten Spielraum für ſeinen
Unternehmungsgeiſt u. mächtige An-
regung für die poetiſche Weltanſchau-
ung und das dichteriſche Schaffen.
Er ließ ſich zunächſt in Santos nieder,
wo er Leiter eines großen Exporthau-
ſes ward, und trat danach als Geſell-
ſchafter in Rio de Janeiro in ein
großes Handelshaus. Als dieſes
zuſammenbrach, gelang es ihm durch
kaufmänniſche Begabung und zähen
Fleiß, ſich bald wieder empor zu
richten. 1847 machte er eine Reiſe
um die Welt, 1851 durchreiſte er faſt
ganz Europa und ließ ſich dann (1852)
dauernd in Rio de Janeiro nieder,
wo er Chef der Handlung F. Schmid,
Groß u. Comp. und auch öſterreich.
Generalkonſul für Braſilien ward.
Er verließ dieſen Ort in der Folge
nur, um kürzere oder längere Aus-
flüge nach den Vereinigten Staaten,
dem La Plata u. Europa zu machen.
Jnfolge einer Geſchäftskriſis, die ihn
um ſein großes Vermögen brachte,
verließ er 1868 mit ſeiner Gattin,
die er in Paris kennen gelernt hatte,
Braſilien u. ließ ſich für einige Jahre
in Paris nieder. Doch kehrte er 1874
nach Braſilien zurück, um hier noch
einige Jahre durch geſchäftliche Un-
ternehmungen ſeinen Beſitzſtand zu
vermehren, worauf er in die Schweiz
zurückzukehren gedachte. Aber bald
mußte er ſich von den Geſchäften zu-
rückziehen. Er widmete ſich von nun
an lediglich publiziſtiſchen Arbeiten
im Dienſte der Jdee einer deutſch-
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braſilianiſchen Koloniſation, für die
er beſonders als Leiter einer in Rio
de Janeiro erſcheinenden deutſchen
Zeitung mit großer Wärme eintrat.
Dieſe Tätigkeit ſetzte er, nachdem er
im Frühjahr 1887 nach Bern zurück-
gekehrt war, als Mitarbeiter ver-
ſchiedener Zeitungen bis zu ſeinem
Tode fort, der am 17. März 1888 er-
folgte.

S:

Poetiſche Fragmente, 1860.
2. Aufl. 1865. – Kaiſer Maximilian
(G.), 1868. – Requiem (G.), 1869.
2. A. 1870. – Geſammelte Dichtungen,
1873. 4. Aufl. 1900 (enthält außer
den vorgenannten Werken noch die
Dichtung „Dämonen-Walzer“).

Schmid, Hedda von,

ſiehe Hedda
von Rieſemann; ſ. d.!

Schmid, Hermann Theodor von,


wurde am 30. März 1815 zu Wei-
zenkirchen in Oberöſterreich geboren,
wo ſein Vater, der nachmals als
Oberappellationsgerichtsrat in Mün-
chen ſtarb, die Stelle eines Landge-
richtsaſſeſſors in dem damals baye-
riſchen Jnnviertel bekleidete. Die nach
außen ſtreng abgeſchloſſene, nach innen
auf unermeßliches Studium gerichtete
Erziehung des ernſten Vaters hatte
den befriedigenden Erfolg, daß nach
glänzend zurückgelegtem Gymnaſial-
kurſus die Univerſität München be-
zogen werden konnte, wo ſich Sch. dem
Studium der Rechte widmete und
durch Löſung einer Preisfrage den
Grad eines Doktors beider Rechte er-
warb. Jn die Zeit ſeiner erſten
Rechtspraxis an verſchiedenen Gerich-
ten in Würzburg, Dachau, Tittmo-
ning u. a. Orten des Chiemgaues
fallen auch ſeine erſten, dem Gebiet
des Dramas angehörigen Veröffent-
lichungen, und die Aufführung ſeines
Trauerſpiels „Camoens“ hatte zur
Folge, daß König Ludwig I., der dem
angehenden Dichter den Aufenthalt
in München zur weiteren Ausbil-
dung ermöglichen wollte, ihn 1843
zum Aktuar bei der Polizeidirektion
in München ernannte, obwohl dieſe

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[217/0221] Schm Schm unweit Bern, als der Sohn eines angeſehenen Berner Bankiers gebo- ren. Vom Vater für den Kaufmanns- ſtand beſtimmt, erhielt er keine ei- gentlich wiſſenſchafftliche Ausbildung. Nur widerwillig fand ſich der Sohn ihn ſeinen Beruf, den er in Baſel u. Vevay erlernte, und erſt dann wurde er mit ihm in etwas ausgeſöhnt, als er in die weite Welt ziehen konnte. Als zwanzigjähriger Jüngling kam er nach Braſilien, u. hier fand er bei- des: weiten Spielraum für ſeinen Unternehmungsgeiſt u. mächtige An- regung für die poetiſche Weltanſchau- ung und das dichteriſche Schaffen. Er ließ ſich zunächſt in Santos nieder, wo er Leiter eines großen Exporthau- ſes ward, und trat danach als Geſell- ſchafter in Rio de Janeiro in ein großes Handelshaus. Als dieſes zuſammenbrach, gelang es ihm durch kaufmänniſche Begabung und zähen Fleiß, ſich bald wieder empor zu richten. 1847 machte er eine Reiſe um die Welt, 1851 durchreiſte er faſt ganz Europa und ließ ſich dann (1852) dauernd in Rio de Janeiro nieder, wo er Chef der Handlung F. Schmid, Groß u. Comp. und auch öſterreich. Generalkonſul für Braſilien ward. Er verließ dieſen Ort in der Folge nur, um kürzere oder längere Aus- flüge nach den Vereinigten Staaten, dem La Plata u. Europa zu machen. Jnfolge einer Geſchäftskriſis, die ihn um ſein großes Vermögen brachte, verließ er 1868 mit ſeiner Gattin, die er in Paris kennen gelernt hatte, Braſilien u. ließ ſich für einige Jahre in Paris nieder. Doch kehrte er 1874 nach Braſilien zurück, um hier noch einige Jahre durch geſchäftliche Un- ternehmungen ſeinen Beſitzſtand zu vermehren, worauf er in die Schweiz zurückzukehren gedachte. Aber bald mußte er ſich von den Geſchäften zu- rückziehen. Er widmete ſich von nun an lediglich publiziſtiſchen Arbeiten im Dienſte der Jdee einer deutſch- braſilianiſchen Koloniſation, für die er beſonders als Leiter einer in Rio de Janeiro erſcheinenden deutſchen Zeitung mit großer Wärme eintrat. Dieſe Tätigkeit ſetzte er, nachdem er im Frühjahr 1887 nach Bern zurück- gekehrt war, als Mitarbeiter ver- ſchiedener Zeitungen bis zu ſeinem Tode fort, der am 17. März 1888 er- folgte. S: Poetiſche Fragmente, 1860. 2. Aufl. 1865. – Kaiſer Maximilian (G.), 1868. – Requiem (G.), 1869. 2. A. 1870. – Geſammelte Dichtungen, 1873. 4. Aufl. 1900 (enthält außer den vorgenannten Werken noch die Dichtung „Dämonen-Walzer“). Schmid, Hedda von, ſiehe Hedda von Rieſemann; ſ. d.! Schmid, Hermann Theodor von, wurde am 30. März 1815 zu Wei- zenkirchen in Oberöſterreich geboren, wo ſein Vater, der nachmals als Oberappellationsgerichtsrat in Mün- chen ſtarb, die Stelle eines Landge- richtsaſſeſſors in dem damals baye- riſchen Jnnviertel bekleidete. Die nach außen ſtreng abgeſchloſſene, nach innen auf unermeßliches Studium gerichtete Erziehung des ernſten Vaters hatte den befriedigenden Erfolg, daß nach glänzend zurückgelegtem Gymnaſial- kurſus die Univerſität München be- zogen werden konnte, wo ſich Sch. dem Studium der Rechte widmete und durch Löſung einer Preisfrage den Grad eines Doktors beider Rechte er- warb. Jn die Zeit ſeiner erſten Rechtspraxis an verſchiedenen Gerich- ten in Würzburg, Dachau, Tittmo- ning u. a. Orten des Chiemgaues fallen auch ſeine erſten, dem Gebiet des Dramas angehörigen Veröffent- lichungen, und die Aufführung ſeines Trauerſpiels „Camoens“ hatte zur Folge, daß König Ludwig I., der dem angehenden Dichter den Aufenthalt in München zur weiteren Ausbil- dung ermöglichen wollte, ihn 1843 zum Aktuar bei der Polizeidirektion in München ernannte, obwohl dieſe *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/221>, abgerufen am 25.11.2024.