Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Sche 1898-99), 1909. - Das Perpetuummobile (Die Gesch. einer Erfindung), 1.-4. A. 1910. Scheerenberg, Hans, Pseud. für Scheffel, Joseph Viktor von,
Sche wieder längeren Aufenthalt in Hei-delberg; doch wurden seine Studien mehrfach durch Augenleiden unter- brochen, auch trieb es ihn stets von neuem in die Ferne hinaus. Zunächst schlug er sein Zelt am Bodensee auf: im Kloster von St. Gallen studierte er fleißig die alten Chroniken, und auf dem Hohentwiel bei dem Flecken Singen träumte er seinen "Ekkehard" zurecht. Nach Veröffentlichung die- ses geistesfrischen Romans bereiste er das südliche Frankreich und ging abermals nach Jtalien. Nach Jahr und Tag von der Tiber und den La- gunen Venedigs heimkehrend, ließ er sich in München nieder, wo er den Winter von 1856 auf 1857 litera- risch tätig war. Ende 1857 folgte er einem ehrenvollen Rufe nach Donau- eschingen, wo ihn der Fürst Egon von Fürstenberg mit der Ordnung und Geschäftsführung seiner großen Bibliothek betraute. Seit 1859 hatte Sch., da sein Gesundheitszustand ihm anhaltende anstrengende Arbeit nicht gestattete, keine öffentliche Stellung inne und lebte er, mit literarischen Arbeiten beschäftigt, in Karlsruhe oder Heidelberg. Kleine und größere Ausflüge führten ihn 1863 nach Oberbayern, zum Freiherrn v. Laß- berg auf Schloß Meersburg, nach Schloß Banth im Schwarzwalde, nach der Wartburg, deren Besitzer, der kunstsinnige Großherzog von Sachsen-Weimar, ihn 1865 zum Hof- rat ernannte, bis sich Sch. endlich im Jahre 1872 in Radolfszell am un- tern Bodensee ein Heimwesen grün- dete, in welchem er ganz den Musen zu leben gedachte. Die Stadt Säckin- gen ernannte ihn 1875 zu ihrem Eh- renbürger, und der Großherzog von Baden erhob ihn gelegentlich seines 50. Geburtstages in den erblichen Adelstand. Am 22. Aug. 1864 hatte sich Sch. mit Karoline Fidelie von Malzen-Tillburg, der Tochter des bayerischen Gesandten in Karlsruhe, *
Sche 1898–99), 1909. – Das Perpetuummobile (Die Geſch. einer Erfindung), 1.–4. A. 1910. Scheerenberg, Hans, Pſeud. für Scheffel, Joſeph Viktor von,
Sche wieder längeren Aufenthalt in Hei-delberg; doch wurden ſeine Studien mehrfach durch Augenleiden unter- brochen, auch trieb es ihn ſtets von neuem in die Ferne hinaus. Zunächſt ſchlug er ſein Zelt am Bodenſee auf: im Kloſter von St. Gallen ſtudierte er fleißig die alten Chroniken, und auf dem Hohentwiel bei dem Flecken Singen träumte er ſeinen „Ekkehard“ zurecht. Nach Veröffentlichung die- ſes geiſtesfriſchen Romans bereiſte er das ſüdliche Frankreich und ging abermals nach Jtalien. Nach Jahr und Tag von der Tiber und den La- gunen Venedigs heimkehrend, ließ er ſich in München nieder, wo er den Winter von 1856 auf 1857 litera- riſch tätig war. Ende 1857 folgte er einem ehrenvollen Rufe nach Donau- eſchingen, wo ihn der Fürſt Egon von Fürſtenberg mit der Ordnung und Geſchäftsführung ſeiner großen Bibliothek betraute. Seit 1859 hatte Sch., da ſein Geſundheitszuſtand ihm anhaltende anſtrengende Arbeit nicht geſtattete, keine öffentliche Stellung inne und lebte er, mit literariſchen Arbeiten beſchäftigt, in Karlsruhe oder Heidelberg. Kleine und größere Ausflüge führten ihn 1863 nach Oberbayern, zum Freiherrn v. Laß- berg auf Schloß Meersburg, nach Schloß Banth im Schwarzwalde, nach der Wartburg, deren Beſitzer, der kunſtſinnige Großherzog von Sachſen-Weimar, ihn 1865 zum Hof- rat ernannte, bis ſich Sch. endlich im Jahre 1872 in Radolfszell am un- tern Bodenſee ein Heimweſen grün- dete, in welchem er ganz den Muſen zu leben gedachte. Die Stadt Säckin- gen ernannte ihn 1875 zu ihrem Eh- renbürger, und der Großherzog von Baden erhob ihn gelegentlich ſeines 50. Geburtstages in den erblichen Adelſtand. Am 22. Aug. 1864 hatte ſich Sch. mit Karoline Fidelie von Malzen-Tillburg, der Tochter des bayeriſchen Geſandten in Karlsruhe, *
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Sche
Sche
1898–99), 1909. – Das Perpetuum
mobile (Die Geſch. einer Erfindung),
1.–4. A. 1910.
Scheerenberg, Hans, Pſeud. für
Franz Scherer; ſ. d.!
Scheffel, Joſeph Viktor von,
wurde am 16. Febr. 1826 zu Karls-
ruhe geboren, wo ſein Vater die
Charge eines Majors und Oberbau-
rats bekleidete. Nachdem er das Ly-
ceum ſeiner Vaterſtadt durchlaufen
hatte, hätte er ſich gern der Kunſt
oder der Philologie zugewandt; aber
der Vater wollte ihn durchaus zum
Juriſten machen. So ſtudierte Viktor
von 1843–47 in München, Heidelberg
und Berlin Rechtswiſſenſchaft, wie
auch germaniſche Philologie u. Lite-
ratur, beſtand die juriſtiſche Staats-
prüfung (1848) u. promovierte zum
Doktor der Rechte (1849). Jm Jahre
1848 nahm er einen kürzeren Auf-
enthalt in Frankfurt und begleitete
im Sommer desſelben Jahres den
Reichskommiſſär Welcker als Sekretär
auf der bekannten Reiſe nach Skan-
dinavien; aber eine diplomatiſche
Stellung vermochte ihm bei der Lage
der Dinge aus dieſer Verwendung
nicht zu erwachſen, ſelbſt wenn er
auch mehr Neigung zum ſtaatsmän-
niſchen Berufe in ſich getragen hätte.
So hielt er ſich denn den Vorkomm-
niſſen der Tagesgeſchichte in freier
Unabhängigkeit gegenüber. Nachdem
mit dem Einmarſche der Preußen das
badiſche Staatsgefüge ſich von neuem
geordnet hatte, arbeitete Sch. bei
mehreren großherzogl. Ämtern, 1850
bis 1851 als beſoldeter Rechtsprakti-
kant in Säckingen, wo ſein herrliches
Gedicht „Der Trompeter von Säckin-
gen“ aufkeimte, 1852 im Sekretariat
des Hofgerichts zu Bruchſal, wurde
nach einer längeren Reiſe durch Jta-
lien zwar noch zum Referendar er-
nannt, entſagte jedoch bald gänzlich
der juriſtiſchen Laufbahn. Er berei-
tete ſich jetzt für das akademiſche Lehr-
amt vor und nahm in dieſer Abſicht
wieder längeren Aufenthalt in Hei-
delberg; doch wurden ſeine Studien
mehrfach durch Augenleiden unter-
brochen, auch trieb es ihn ſtets von
neuem in die Ferne hinaus. Zunächſt
ſchlug er ſein Zelt am Bodenſee auf:
im Kloſter von St. Gallen ſtudierte
er fleißig die alten Chroniken, und
auf dem Hohentwiel bei dem Flecken
Singen träumte er ſeinen „Ekkehard“
zurecht. Nach Veröffentlichung die-
ſes geiſtesfriſchen Romans bereiſte
er das ſüdliche Frankreich und ging
abermals nach Jtalien. Nach Jahr
und Tag von der Tiber und den La-
gunen Venedigs heimkehrend, ließ er
ſich in München nieder, wo er den
Winter von 1856 auf 1857 litera-
riſch tätig war. Ende 1857 folgte er
einem ehrenvollen Rufe nach Donau-
eſchingen, wo ihn der Fürſt Egon
von Fürſtenberg mit der Ordnung
und Geſchäftsführung ſeiner großen
Bibliothek betraute. Seit 1859 hatte
Sch., da ſein Geſundheitszuſtand ihm
anhaltende anſtrengende Arbeit nicht
geſtattete, keine öffentliche Stellung
inne und lebte er, mit literariſchen
Arbeiten beſchäftigt, in Karlsruhe
oder Heidelberg. Kleine und größere
Ausflüge führten ihn 1863 nach
Oberbayern, zum Freiherrn v. Laß-
berg auf Schloß Meersburg, nach
Schloß Banth im Schwarzwalde,
nach der Wartburg, deren Beſitzer,
der kunſtſinnige Großherzog von
Sachſen-Weimar, ihn 1865 zum Hof-
rat ernannte, bis ſich Sch. endlich im
Jahre 1872 in Radolfszell am un-
tern Bodenſee ein Heimweſen grün-
dete, in welchem er ganz den Muſen
zu leben gedachte. Die Stadt Säckin-
gen ernannte ihn 1875 zu ihrem Eh-
renbürger, und der Großherzog von
Baden erhob ihn gelegentlich ſeines
50. Geburtstages in den erblichen
Adelſtand. Am 22. Aug. 1864 hatte
ſich Sch. mit Karoline Fidelie von
Malzen-Tillburg, der Tochter des
bayeriſchen Geſandten in Karlsruhe,
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