Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Schl
arbeiter im Technischen Bureau des
Ministeriums der öffentlichen Arbei-
ten beschäftigt, wurde dann zum
Königl. Bauinspektor und 1905 zum
Königl. Baurat ernannt. Er lebt
noch jetzt in Berlin.

S:

Musenerst-
linge (Ausgew. Ge.), 1895. - Der
Tugend-Gracche (Römerdrama i. V.),
1895. (Beide Werke in Dilettanten-
narrenweise a la Friederike Kemp-
ner.) - Wir Gebildeten (Nachdenk-
same Geschn.), 1896. - Der Ein-
brecher (Keine ernsthafte Gesch.),
1898. - Rache (R.), 1903. - Humo-
rige Leutchen (4 Geschn. ohne Liebe),
1905.

Schlierbach, Max,

Pseud. für
Max von Seydel; s. d!

*Schlingmann, Agnes,

bekannt
unter ihrem Mädchennamen Agnes
Rättig,
pseud. auch Agnes R.,
wurde am 22. Okt. 1831 zu Königs-
berg in Preußen als die Tochter des
Regierungsschulrats R. geboren und
erhielt dort auch ihre Ausbildung.
1849 begleitete sie ihren Vater, der
vom Potsdamer Wahlkreise in das
Parlament gewählt worden war,
nach Frankfurt a. M. und trat be-
sonders dem Turnvater Jahn, dem
Dichter Uhland aber auch den her-
vorragenden Mitgliedern der Rech-
ten des Parlaments näher. Als ihr
Vater mit dem Rumpfparlament nach
Stuttgart zog, kehrte sie in die Heimat
zurück. Jm Jahre 1863 verheiratete
sie sich mit dem Schriftsteller und
Redakteur Reinhold Schlingmann in
Berlin und ist noch jetzt (1912) da-
selbst als Schriftstellerin und als eif-
rige Förderin des Tierschutzes tätig.

S:

Gedichte, 1851. - Kassandra (Ep.-
lyr. G.), 1871.

*Schlippenbach, Albert Ernst
Ludwig Karl Graf von,

entstammte
einem alten Adelsgeschlechte, das
schon 1154 erwähnt wird und seine
Stammburg am Fuße des Sieben-
gebirges am Rhein hatte. Von dort
kam das Geschlecht zur Zeit des deut-
[Spaltenumbruch]

Schl
schen Ritterordens nach Kurland und
Livland; ein Zweig wandte sich von
dort nach Schweden und kam später,
zur Zeit des Großen Kurfürsten, nach
Brandenburg, wo er 1686 in der
Ukermark einen großen ländlichen
Grundbesitz erwarb u. seinen Wohn-
sitz gewöhnlich in Schönermark hatte.
Jn der Hauptstadt der Ukermark, in
Prenzlau, wurde Albert Graf S. am
26. Dezbr. 1800 geboren. Jn Arend-
see, einem der Güter der Familie,
wuchs er inmitten von 18 Geschwi-
stern heran, bis er nach mehrjähri-
gem Privatunterricht in das Haus
des bekannten Geh. Rat Jllaire nach
Berlin kam und hier das Werdersche
Gymnasium besuchte. Jm Jahre
1819 bezog er die Universität Göt-
tingen, um die Rechte zu studieren.
Kräftig und stark, von der Natur mit
einem liebenswürdigen Humor be-
gabt, genoß er, ohne die Studien zu
vernachlässigen, das studentische Le-
ben in vollen Zügen, widmete aber
daneben manche Stunde der Poesie.
Jn Berlin, wo er besonders Eich horn
und Savigny hörte, brachte er seine
Studien zum Abschluß. Aus seiner
Studentenzeit stammen nun zwei sei-
ner bekanntesten Lieder, "Ein Heller
und ein Batzen, die waren beide
mein" und "Nun leb wohl, du kleine
Gasse", die frühzeitig in die studen-
tischen Kommersbücher übergingen
und sich ihren Platz darin bis heute
behauptet haben. Nach Beendigung
seiner Studien arbeitete S. als Aus-
kultator und Kammergerichtsreferen-
dar in Berlin und schloß hier mit
Chamisso enge Freundschaft. Nach
dem Tode des Vaters, des Grafen
Wilhelm (1830), warfen dessen 7
Söhne das Los um den durch die
Kriegsjahre tief verschuldeten und
stark heruntergekommenen Familien-
besitz, und als das Los diesen dem
Albert zusprach, schreckte er nicht vor
der fast übermenschlichen Aufgabe
zurück, sondern brachte durch eisernen

*


[Spaltenumbruch]

Schl
arbeiter im Techniſchen Bureau des
Miniſteriums der öffentlichen Arbei-
ten beſchäftigt, wurde dann zum
Königl. Bauinſpektor und 1905 zum
Königl. Baurat ernannt. Er lebt
noch jetzt in Berlin.

S:

Muſenerſt-
linge (Ausgew. Ge.), 1895. – Der
Tugend-Gracche (Römerdrama i. V.),
1895. (Beide Werke in Dilettanten-
narrenweiſe à la Friederike Kemp-
ner.) – Wir Gebildeten (Nachdenk-
ſame Geſchn.), 1896. – Der Ein-
brecher (Keine ernſthafte Geſch.),
1898. – Rache (R.), 1903. – Humo-
rige Leutchen (4 Geſchn. ohne Liebe),
1905.

Schlierbach, Max,

Pſeud. für
Max von Seydel; ſ. d!

*Schlingmann, Agnes,

bekannt
unter ihrem Mädchennamen Agnes
Rättig,
pſeud. auch Agnes R.,
wurde am 22. Okt. 1831 zu Königs-
berg in Preußen als die Tochter des
Regierungsſchulrats R. geboren und
erhielt dort auch ihre Ausbildung.
1849 begleitete ſie ihren Vater, der
vom Potsdamer Wahlkreiſe in das
Parlament gewählt worden war,
nach Frankfurt a. M. und trat be-
ſonders dem Turnvater Jahn, dem
Dichter Uhland aber auch den her-
vorragenden Mitgliedern der Rech-
ten des Parlaments näher. Als ihr
Vater mit dem Rumpfparlament nach
Stuttgart zog, kehrte ſie in die Heimat
zurück. Jm Jahre 1863 verheiratete
ſie ſich mit dem Schriftſteller und
Redakteur Reinhold Schlingmann in
Berlin und iſt noch jetzt (1912) da-
ſelbſt als Schriftſtellerin und als eif-
rige Förderin des Tierſchutzes tätig.

S:

Gedichte, 1851. – Kaſſandra (Ep.-
lyr. G.), 1871.

*Schlippenbach, Albert Ernſt
Ludwig Karl Graf von,

entſtammte
einem alten Adelsgeſchlechte, das
ſchon 1154 erwähnt wird und ſeine
Stammburg am Fuße des Sieben-
gebirges am Rhein hatte. Von dort
kam das Geſchlecht zur Zeit des deut-
[Spaltenumbruch]

Schl
ſchen Ritterordens nach Kurland und
Livland; ein Zweig wandte ſich von
dort nach Schweden und kam ſpäter,
zur Zeit des Großen Kurfürſten, nach
Brandenburg, wo er 1686 in der
Ukermark einen großen ländlichen
Grundbeſitz erwarb u. ſeinen Wohn-
ſitz gewöhnlich in Schönermark hatte.
Jn der Hauptſtadt der Ukermark, in
Prenzlau, wurde Albert Graf S. am
26. Dezbr. 1800 geboren. Jn Arend-
ſee, einem der Güter der Familie,
wuchs er inmitten von 18 Geſchwi-
ſtern heran, bis er nach mehrjähri-
gem Privatunterricht in das Haus
des bekannten Geh. Rat Jllaire nach
Berlin kam und hier das Werderſche
Gymnaſium beſuchte. Jm Jahre
1819 bezog er die Univerſität Göt-
tingen, um die Rechte zu ſtudieren.
Kräftig und ſtark, von der Natur mit
einem liebenswürdigen Humor be-
gabt, genoß er, ohne die Studien zu
vernachläſſigen, das ſtudentiſche Le-
ben in vollen Zügen, widmete aber
daneben manche Stunde der Poeſie.
Jn Berlin, wo er beſonders Eich horn
und Savigny hörte, brachte er ſeine
Studien zum Abſchluß. Aus ſeiner
Studentenzeit ſtammen nun zwei ſei-
ner bekannteſten Lieder, „Ein Heller
und ein Batzen, die waren beide
mein“ und „Nun leb wohl, du kleine
Gaſſe“, die frühzeitig in die ſtuden-
tiſchen Kommersbücher übergingen
und ſich ihren Platz darin bis heute
behauptet haben. Nach Beendigung
ſeiner Studien arbeitete S. als Aus-
kultator und Kammergerichtsreferen-
dar in Berlin und ſchloß hier mit
Chamiſſo enge Freundſchaft. Nach
dem Tode des Vaters, des Grafen
Wilhelm (1830), warfen deſſen 7
Söhne das Los um den durch die
Kriegsjahre tief verſchuldeten und
ſtark heruntergekommenen Familien-
beſitz, und als das Los dieſen dem
Albert zuſprach, ſchreckte er nicht vor
der faſt übermenſchlichen Aufgabe
zurück, ſondern brachte durch eiſernen

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <p><pb facs="#f0208" n="204"/><lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Schl</hi></fw><lb/>
arbeiter im Techni&#x017F;chen Bureau des<lb/>
Mini&#x017F;teriums der öffentlichen Arbei-<lb/>
ten be&#x017F;chäftigt, wurde dann zum<lb/>
Königl. Bauin&#x017F;pektor und 1905 zum<lb/>
Königl. Baurat ernannt. Er lebt<lb/>
noch jetzt in Berlin. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p>Mu&#x017F;ener&#x017F;t-<lb/>
linge (Ausgew. Ge.), 1895. &#x2013; Der<lb/>
Tugend-Gracche (Römerdrama i. V.),<lb/>
1895. (Beide Werke in Dilettanten-<lb/>
narrenwei&#x017F;e <hi rendition="#aq">à la</hi> Friederike Kemp-<lb/>
ner.) &#x2013; Wir Gebildeten (Nachdenk-<lb/>
&#x017F;ame Ge&#x017F;chn.), 1896. &#x2013; Der Ein-<lb/>
brecher (Keine ern&#x017F;thafte Ge&#x017F;ch.),<lb/>
1898. &#x2013; Rache (R.), 1903. &#x2013; Humo-<lb/>
rige Leutchen (4 Ge&#x017F;chn. ohne Liebe),<lb/>
1905.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName><hi rendition="#b">Schlierbach,</hi> Max,</persName>
        </head>
        <p> P&#x017F;eud. für<lb/><hi rendition="#g">Max von Seydel;</hi> &#x017F;. d!</p><lb/>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName>*<hi rendition="#b">Schlingmann,</hi> Agnes,</persName>
        </head>
        <p> bekannt<lb/>
unter ihrem Mädchennamen <hi rendition="#g">Agnes<lb/>
Rättig,</hi> p&#x017F;eud. auch <hi rendition="#g">Agnes</hi> R.,<lb/>
wurde am 22. Okt. 1831 zu Königs-<lb/>
berg in Preußen als die Tochter des<lb/>
Regierungs&#x017F;chulrats R. geboren und<lb/>
erhielt dort auch ihre Ausbildung.<lb/>
1849 begleitete &#x017F;ie ihren Vater, der<lb/>
vom Potsdamer Wahlkrei&#x017F;e in das<lb/>
Parlament gewählt worden war,<lb/>
nach Frankfurt a. M. und trat be-<lb/>
&#x017F;onders dem Turnvater Jahn, dem<lb/>
Dichter Uhland aber auch den her-<lb/>
vorragenden Mitgliedern der Rech-<lb/>
ten des Parlaments näher. Als ihr<lb/>
Vater mit dem Rumpfparlament nach<lb/>
Stuttgart zog, kehrte &#x017F;ie in die Heimat<lb/>
zurück. Jm Jahre 1863 verheiratete<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich mit dem Schrift&#x017F;teller und<lb/>
Redakteur Reinhold Schlingmann in<lb/>
Berlin und i&#x017F;t noch jetzt (1912) da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t als Schrift&#x017F;tellerin und als eif-<lb/>
rige Förderin des Tier&#x017F;chutzes tätig.<lb/></p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p>Gedichte, 1851. &#x2013; Ka&#x017F;&#x017F;andra (Ep.-<lb/>
lyr. G.), 1871.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName>*<hi rendition="#b">Schlippenbach,</hi> <hi rendition="#g">Albert</hi> Ern&#x017F;t<lb/>
Ludwig Karl Graf von,</persName>
        </head>
        <p> ent&#x017F;tammte<lb/>
einem alten Adelsge&#x017F;chlechte, das<lb/>
&#x017F;chon 1154 erwähnt wird und &#x017F;eine<lb/>
Stammburg am Fuße des Sieben-<lb/>
gebirges am Rhein hatte. Von dort<lb/>
kam das Ge&#x017F;chlecht zur Zeit des deut-<lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Schl</hi></fw><lb/>
&#x017F;chen Ritterordens nach Kurland und<lb/>
Livland; ein Zweig wandte &#x017F;ich von<lb/>
dort nach Schweden und kam &#x017F;päter,<lb/>
zur Zeit des Großen Kurfür&#x017F;ten, nach<lb/>
Brandenburg, wo er 1686 in der<lb/>
Ukermark einen großen ländlichen<lb/>
Grundbe&#x017F;itz erwarb u. &#x017F;einen Wohn-<lb/>
&#x017F;itz gewöhnlich in Schönermark hatte.<lb/>
Jn der Haupt&#x017F;tadt der Ukermark, in<lb/>
Prenzlau, wurde Albert Graf S. am<lb/>
26. Dezbr. 1800 geboren. Jn Arend-<lb/>
&#x017F;ee, einem der Güter der Familie,<lb/>
wuchs er inmitten von 18 Ge&#x017F;chwi-<lb/>
&#x017F;tern heran, bis er nach mehrjähri-<lb/>
gem Privatunterricht in das Haus<lb/>
des bekannten Geh. Rat Jllaire nach<lb/>
Berlin kam und hier das Werder&#x017F;che<lb/>
Gymna&#x017F;ium be&#x017F;uchte. Jm Jahre<lb/>
1819 bezog er die Univer&#x017F;ität Göt-<lb/>
tingen, um die Rechte zu &#x017F;tudieren.<lb/>
Kräftig und &#x017F;tark, von der Natur mit<lb/>
einem liebenswürdigen Humor be-<lb/>
gabt, genoß er, ohne die Studien zu<lb/>
vernachlä&#x017F;&#x017F;igen, das &#x017F;tudenti&#x017F;che Le-<lb/>
ben in vollen Zügen, widmete aber<lb/>
daneben manche Stunde der Poe&#x017F;ie.<lb/>
Jn Berlin, wo er be&#x017F;onders Eich horn<lb/>
und Savigny hörte, brachte er &#x017F;eine<lb/>
Studien zum Ab&#x017F;chluß. Aus &#x017F;einer<lb/>
Studentenzeit &#x017F;tammen nun zwei &#x017F;ei-<lb/>
ner bekannte&#x017F;ten Lieder, &#x201E;Ein Heller<lb/>
und ein Batzen, die waren beide<lb/>
mein&#x201C; und &#x201E;Nun leb wohl, du kleine<lb/>
Ga&#x017F;&#x017F;e&#x201C;, die frühzeitig in die &#x017F;tuden-<lb/>
ti&#x017F;chen Kommersbücher übergingen<lb/>
und &#x017F;ich ihren Platz darin bis heute<lb/>
behauptet haben. Nach Beendigung<lb/>
&#x017F;einer Studien arbeitete S. als Aus-<lb/>
kultator und Kammergerichtsreferen-<lb/>
dar in Berlin und &#x017F;chloß hier mit<lb/>
Chami&#x017F;&#x017F;o enge Freund&#x017F;chaft. Nach<lb/>
dem Tode des Vaters, des Grafen<lb/>
Wilhelm (1830), warfen de&#x017F;&#x017F;en 7<lb/>
Söhne das Los um den durch die<lb/>
Kriegsjahre tief ver&#x017F;chuldeten und<lb/>
&#x017F;tark heruntergekommenen Familien-<lb/>
be&#x017F;itz, und als das Los die&#x017F;en dem<lb/>
Albert zu&#x017F;prach, &#x017F;chreckte er nicht vor<lb/>
der fa&#x017F;t übermen&#x017F;chlichen Aufgabe<lb/>
zurück, &#x017F;ondern brachte durch ei&#x017F;ernen<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0208] Schl Schl arbeiter im Techniſchen Bureau des Miniſteriums der öffentlichen Arbei- ten beſchäftigt, wurde dann zum Königl. Bauinſpektor und 1905 zum Königl. Baurat ernannt. Er lebt noch jetzt in Berlin. S: Muſenerſt- linge (Ausgew. Ge.), 1895. – Der Tugend-Gracche (Römerdrama i. V.), 1895. (Beide Werke in Dilettanten- narrenweiſe à la Friederike Kemp- ner.) – Wir Gebildeten (Nachdenk- ſame Geſchn.), 1896. – Der Ein- brecher (Keine ernſthafte Geſch.), 1898. – Rache (R.), 1903. – Humo- rige Leutchen (4 Geſchn. ohne Liebe), 1905. Schlierbach, Max, Pſeud. für Max von Seydel; ſ. d! *Schlingmann, Agnes, bekannt unter ihrem Mädchennamen Agnes Rättig, pſeud. auch Agnes R., wurde am 22. Okt. 1831 zu Königs- berg in Preußen als die Tochter des Regierungsſchulrats R. geboren und erhielt dort auch ihre Ausbildung. 1849 begleitete ſie ihren Vater, der vom Potsdamer Wahlkreiſe in das Parlament gewählt worden war, nach Frankfurt a. M. und trat be- ſonders dem Turnvater Jahn, dem Dichter Uhland aber auch den her- vorragenden Mitgliedern der Rech- ten des Parlaments näher. Als ihr Vater mit dem Rumpfparlament nach Stuttgart zog, kehrte ſie in die Heimat zurück. Jm Jahre 1863 verheiratete ſie ſich mit dem Schriftſteller und Redakteur Reinhold Schlingmann in Berlin und iſt noch jetzt (1912) da- ſelbſt als Schriftſtellerin und als eif- rige Förderin des Tierſchutzes tätig. S: Gedichte, 1851. – Kaſſandra (Ep.- lyr. G.), 1871. *Schlippenbach, Albert Ernſt Ludwig Karl Graf von, entſtammte einem alten Adelsgeſchlechte, das ſchon 1154 erwähnt wird und ſeine Stammburg am Fuße des Sieben- gebirges am Rhein hatte. Von dort kam das Geſchlecht zur Zeit des deut- ſchen Ritterordens nach Kurland und Livland; ein Zweig wandte ſich von dort nach Schweden und kam ſpäter, zur Zeit des Großen Kurfürſten, nach Brandenburg, wo er 1686 in der Ukermark einen großen ländlichen Grundbeſitz erwarb u. ſeinen Wohn- ſitz gewöhnlich in Schönermark hatte. Jn der Hauptſtadt der Ukermark, in Prenzlau, wurde Albert Graf S. am 26. Dezbr. 1800 geboren. Jn Arend- ſee, einem der Güter der Familie, wuchs er inmitten von 18 Geſchwi- ſtern heran, bis er nach mehrjähri- gem Privatunterricht in das Haus des bekannten Geh. Rat Jllaire nach Berlin kam und hier das Werderſche Gymnaſium beſuchte. Jm Jahre 1819 bezog er die Univerſität Göt- tingen, um die Rechte zu ſtudieren. Kräftig und ſtark, von der Natur mit einem liebenswürdigen Humor be- gabt, genoß er, ohne die Studien zu vernachläſſigen, das ſtudentiſche Le- ben in vollen Zügen, widmete aber daneben manche Stunde der Poeſie. Jn Berlin, wo er beſonders Eich horn und Savigny hörte, brachte er ſeine Studien zum Abſchluß. Aus ſeiner Studentenzeit ſtammen nun zwei ſei- ner bekannteſten Lieder, „Ein Heller und ein Batzen, die waren beide mein“ und „Nun leb wohl, du kleine Gaſſe“, die frühzeitig in die ſtuden- tiſchen Kommersbücher übergingen und ſich ihren Platz darin bis heute behauptet haben. Nach Beendigung ſeiner Studien arbeitete S. als Aus- kultator und Kammergerichtsreferen- dar in Berlin und ſchloß hier mit Chamiſſo enge Freundſchaft. Nach dem Tode des Vaters, des Grafen Wilhelm (1830), warfen deſſen 7 Söhne das Los um den durch die Kriegsjahre tief verſchuldeten und ſtark heruntergekommenen Familien- beſitz, und als das Los dieſen dem Albert zuſprach, ſchreckte er nicht vor der faſt übermenſchlichen Aufgabe zurück, ſondern brachte durch eiſernen *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/208
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/208>, abgerufen am 24.12.2024.