Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Sal
Führer der sogenannten "eisernen
Brigade" bei deren "Todesritt" in
der Schlacht von Vionville (1870)
dauernden Ruhm erwarb. Sie wuchs
unter den Eindrücken des für Kinder
so glücklichen Landlebens auf und
genoß den Unterricht bei Erzieherin-
nen und Hauslehrern, bis sie später
einem Mädchenpensionat in Berlin
zur weiteren Ausbildung anvertraut
wurde. Auf vielfachen Badereisen
nach Warmbrunn, Swinemünde,
Doberan, Marienbad, Teplitz, wohin
sie ihre Mutter begleiten durfte, emp-
fing sie frühe die verschiedensten Ein-
drücke von Menschen und Natur. Mit
16 Jahren der Schule entwachsen, er-
griff das junge Mädchen, von einem
rastlosen Wissensdrange getrieben,
jede Gelegenheit zum Lernen u. hatte,
von den Eltern unterstützt, das Glück,
mit geistvollen Männern und Frauen
verkehren zu können. Der Theologe
Ernst Hoche lehrte sie Hegel, Fichte,
Kant und besonders Jean Paul ken-
nen; mit dem Professor Fabrucci
studierte sie Dante und Petrarca,
und mit dem irischen Dichter Conca-
non Byron und Thomas Moore,
während sie gleichzeitig ihr poetisches
Talent an den neueren deutschen
Dichtern bildete und ihre musikalische
Ausbildung unter dem berühmten
Pianisten Gustav Schamann för-
dern konnte. Von einer Reise nach
der Schweiz und Jtalien zurückge-
kehrt, veröffentlichte sie 1847 eine
Sammlung von Gedichten, die größ-
tenteils im Süden Europas ent-
standen waren. Jm Jahre 1848 ver-
mählte sie sich mit Ludwig Freiherr
von Salmuth, einem jungen Offizier,
der mit den Franzosen in Algier gegen
die Araber gefochten hatte. Bei dem
unsteten Militärleben gestaltete es sich,
daß die Dichterin eine geraume Zeit
mit ihren drei Söhnen auf dem väter-
lichen Gute verweilen konnte. Hier
in ländlicher Ruhe, wo sie auch hin-
reichende Gelegenheit zu gründlichem
[Spaltenumbruch]
Sal
Quellenstudium hatte, schrieb sie den
größten Teil ihres dreibändigen
Romans, der 1861, freilich unter
einem Titel erschien, den ihm die Ver-
fasserin niemals gegeben haben würde.
Damit war ihre literarische Tätig-
keit abgeschlossen; ihre Zeit gehörte
hinfort ihren Kindern, deren Erzie-
hung sie in Berlin, wo ihr Gemahl
eine seinen Wünschen entsprechende
Stellung gefunden hatte, sich mit aller
Hingebung und Sorgfalt widmete.
Das Jahr 1870 wurde für sie ein
Jahr schwerer Prüfungen; es forderte
von ihr die einzige, blühende Tochter
und einen Sohn, der bei St. Privat
den Heldentod starb. Während der
französischen Okkupation weilte sie
teils bei ihren Söhnen in Berlin, teils
bei ihrem Gatten in Frankreich; spä-
ter hatte sie ihren Wohnsitz in Magde-
burg, wo ihr Gatte als Generalleut-
nant in Garnison stand, und nach
dessen Übertritt in den Ruhestand
(1887) lebte sie in Berlin, wo sie am
26. März 1900 starb. Jhr Gatte
folgte ihr am 19. Januar 1903 im
Tode nach.

S:

Jugendblüten (Ge.),
1847. 2. A. 1852. - Graf Mocenigo
(R.); III, 1861.

*Salomon, Ludwig,

wurde am
25. Novbr. 1844 zu Gorden bei Elster-
werda in der Provinz Sachsen ge-
boren, wo sein Vater Pfarrer war.
Er besuchte zunächst das Gymnasium
in Torgau und ging hierauf nach
Chemnitz und dann nach Halle, um
sich dem Studium der Naturwissen-
schaften zu widmen. Allein anhal-
tende Krankheit veranlaßte ihn, das
Studium aufzugeben, und er wandte
sich auf kurze Zeit dem Antiquariats-
buchhandel zu, mit dem er sein reges
Jnteresse für Literatur und Geschichte
angenehm verbinden konnte. Zu sei-
ner weiteren Ausbildung unternahm
er sodann verschiedene größere Reisen,
besuchte Belgien, Frankreich, die
Schweiz, und durchstreifte Deutsch-
land und Österreich. Seine inzwischen

*


[Spaltenumbruch]

Sal
Führer der ſogenannten „eiſernen
Brigade“ bei deren „Todesritt“ in
der Schlacht von Vionville (1870)
dauernden Ruhm erwarb. Sie wuchs
unter den Eindrücken des für Kinder
ſo glücklichen Landlebens auf und
genoß den Unterricht bei Erzieherin-
nen und Hauslehrern, bis ſie ſpäter
einem Mädchenpenſionat in Berlin
zur weiteren Ausbildung anvertraut
wurde. Auf vielfachen Badereiſen
nach Warmbrunn, Swinemünde,
Doberan, Marienbad, Teplitz, wohin
ſie ihre Mutter begleiten durfte, emp-
fing ſie frühe die verſchiedenſten Ein-
drücke von Menſchen und Natur. Mit
16 Jahren der Schule entwachſen, er-
griff das junge Mädchen, von einem
raſtloſen Wiſſensdrange getrieben,
jede Gelegenheit zum Lernen u. hatte,
von den Eltern unterſtützt, das Glück,
mit geiſtvollen Männern und Frauen
verkehren zu können. Der Theologe
Ernſt Hoche lehrte ſie Hegel, Fichte,
Kant und beſonders Jean Paul ken-
nen; mit dem Profeſſor Fabrucci
ſtudierte ſie Dante und Petrarca,
und mit dem iriſchen Dichter Conca-
non Byron und Thomas Moore,
während ſie gleichzeitig ihr poetiſches
Talent an den neueren deutſchen
Dichtern bildete und ihre muſikaliſche
Ausbildung unter dem berühmten
Pianiſten Guſtav Schamann för-
dern konnte. Von einer Reiſe nach
der Schweiz und Jtalien zurückge-
kehrt, veröffentlichte ſie 1847 eine
Sammlung von Gedichten, die größ-
tenteils im Süden Europas ent-
ſtanden waren. Jm Jahre 1848 ver-
mählte ſie ſich mit Ludwig Freiherr
von Salmuth, einem jungen Offizier,
der mit den Franzoſen in Algier gegen
die Araber gefochten hatte. Bei dem
unſteten Militärleben geſtaltete es ſich,
daß die Dichterin eine geraume Zeit
mit ihren drei Söhnen auf dem väter-
lichen Gute verweilen konnte. Hier
in ländlicher Ruhe, wo ſie auch hin-
reichende Gelegenheit zu gründlichem
[Spaltenumbruch]
Sal
Quellenſtudium hatte, ſchrieb ſie den
größten Teil ihres dreibändigen
Romans, der 1861, freilich unter
einem Titel erſchien, den ihm die Ver-
faſſerin niemals gegeben haben würde.
Damit war ihre literariſche Tätig-
keit abgeſchloſſen; ihre Zeit gehörte
hinfort ihren Kindern, deren Erzie-
hung ſie in Berlin, wo ihr Gemahl
eine ſeinen Wünſchen entſprechende
Stellung gefunden hatte, ſich mit aller
Hingebung und Sorgfalt widmete.
Das Jahr 1870 wurde für ſie ein
Jahr ſchwerer Prüfungen; es forderte
von ihr die einzige, blühende Tochter
und einen Sohn, der bei St. Privat
den Heldentod ſtarb. Während der
franzöſiſchen Okkupation weilte ſie
teils bei ihren Söhnen in Berlin, teils
bei ihrem Gatten in Frankreich; ſpä-
ter hatte ſie ihren Wohnſitz in Magde-
burg, wo ihr Gatte als Generalleut-
nant in Garniſon ſtand, und nach
deſſen Übertritt in den Ruheſtand
(1887) lebte ſie in Berlin, wo ſie am
26. März 1900 ſtarb. Jhr Gatte
folgte ihr am 19. Januar 1903 im
Tode nach.

S:

Jugendblüten (Ge.),
1847. 2. A. 1852. – Graf Mocenigo
(R.); III, 1861.

*Salomon, Ludwig,

wurde am
25. Novbr. 1844 zu Gorden bei Elſter-
werda in der Provinz Sachſen ge-
boren, wo ſein Vater Pfarrer war.
Er beſuchte zunächſt das Gymnaſium
in Torgau und ging hierauf nach
Chemnitz und dann nach Halle, um
ſich dem Studium der Naturwiſſen-
ſchaften zu widmen. Allein anhal-
tende Krankheit veranlaßte ihn, das
Studium aufzugeben, und er wandte
ſich auf kurze Zeit dem Antiquariats-
buchhandel zu, mit dem er ſein reges
Jntereſſe für Literatur und Geſchichte
angenehm verbinden konnte. Zu ſei-
ner weiteren Ausbildung unternahm
er ſodann verſchiedene größere Reiſen,
beſuchte Belgien, Frankreich, die
Schweiz, und durchſtreifte Deutſch-
land und Öſterreich. Seine inzwiſchen

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <p><pb facs="#f0112" n="108"/><lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Sal</hi></fw><lb/>
Führer der &#x017F;ogenannten &#x201E;ei&#x017F;ernen<lb/>
Brigade&#x201C; bei deren &#x201E;Todesritt&#x201C; in<lb/>
der Schlacht von Vionville (1870)<lb/>
dauernden Ruhm erwarb. Sie wuchs<lb/>
unter den Eindrücken des für Kinder<lb/>
&#x017F;o glücklichen Landlebens auf und<lb/>
genoß den Unterricht bei Erzieherin-<lb/>
nen und Hauslehrern, bis &#x017F;ie &#x017F;päter<lb/>
einem Mädchenpen&#x017F;ionat in Berlin<lb/>
zur weiteren Ausbildung anvertraut<lb/>
wurde. Auf vielfachen Baderei&#x017F;en<lb/>
nach Warmbrunn, Swinemünde,<lb/>
Doberan, Marienbad, Teplitz, wohin<lb/>
&#x017F;ie ihre Mutter begleiten durfte, emp-<lb/>
fing &#x017F;ie frühe die ver&#x017F;chieden&#x017F;ten Ein-<lb/>
drücke von Men&#x017F;chen und Natur. Mit<lb/>
16 Jahren der Schule entwach&#x017F;en, er-<lb/>
griff das junge Mädchen, von einem<lb/>
ra&#x017F;tlo&#x017F;en Wi&#x017F;&#x017F;ensdrange getrieben,<lb/>
jede Gelegenheit zum Lernen u. hatte,<lb/>
von den Eltern unter&#x017F;tützt, das Glück,<lb/>
mit gei&#x017F;tvollen Männern und Frauen<lb/>
verkehren zu können. Der Theologe<lb/>
Ern&#x017F;t Hoche lehrte &#x017F;ie Hegel, Fichte,<lb/>
Kant und be&#x017F;onders Jean Paul ken-<lb/>
nen; mit dem Profe&#x017F;&#x017F;or Fabrucci<lb/>
&#x017F;tudierte &#x017F;ie Dante und Petrarca,<lb/>
und mit dem iri&#x017F;chen Dichter Conca-<lb/>
non Byron und Thomas Moore,<lb/>
während &#x017F;ie gleichzeitig ihr poeti&#x017F;ches<lb/>
Talent an den neueren deut&#x017F;chen<lb/>
Dichtern bildete und ihre mu&#x017F;ikali&#x017F;che<lb/>
Ausbildung unter dem berühmten<lb/>
Piani&#x017F;ten Gu&#x017F;tav Schamann för-<lb/>
dern konnte. Von einer Rei&#x017F;e nach<lb/>
der Schweiz und Jtalien zurückge-<lb/>
kehrt, veröffentlichte &#x017F;ie 1847 eine<lb/>
Sammlung von Gedichten, die größ-<lb/>
tenteils im Süden Europas ent-<lb/>
&#x017F;tanden waren. Jm Jahre 1848 ver-<lb/>
mählte &#x017F;ie &#x017F;ich mit Ludwig Freiherr<lb/>
von Salmuth, einem jungen Offizier,<lb/>
der mit den Franzo&#x017F;en in Algier gegen<lb/>
die Araber gefochten hatte. Bei dem<lb/>
un&#x017F;teten Militärleben ge&#x017F;taltete es &#x017F;ich,<lb/>
daß die Dichterin eine geraume Zeit<lb/>
mit ihren drei Söhnen auf dem väter-<lb/>
lichen Gute verweilen konnte. Hier<lb/>
in ländlicher Ruhe, wo &#x017F;ie auch hin-<lb/>
reichende Gelegenheit zu gründlichem<lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Sal</hi></fw><lb/>
Quellen&#x017F;tudium hatte, &#x017F;chrieb &#x017F;ie den<lb/>
größten Teil ihres dreibändigen<lb/>
Romans, der 1861, freilich unter<lb/>
einem Titel er&#x017F;chien, den ihm die Ver-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;erin niemals gegeben haben würde.<lb/>
Damit war ihre literari&#x017F;che Tätig-<lb/>
keit abge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en; ihre Zeit gehörte<lb/>
hinfort ihren Kindern, deren Erzie-<lb/>
hung &#x017F;ie in Berlin, wo ihr Gemahl<lb/>
eine &#x017F;einen Wün&#x017F;chen ent&#x017F;prechende<lb/>
Stellung gefunden hatte, &#x017F;ich mit aller<lb/>
Hingebung und Sorgfalt widmete.<lb/>
Das Jahr 1870 wurde für &#x017F;ie ein<lb/>
Jahr &#x017F;chwerer Prüfungen; es forderte<lb/>
von ihr die einzige, blühende Tochter<lb/>
und einen Sohn, der bei St. Privat<lb/>
den Heldentod &#x017F;tarb. Während der<lb/>
franzö&#x017F;i&#x017F;chen Okkupation weilte &#x017F;ie<lb/>
teils bei ihren Söhnen in Berlin, teils<lb/>
bei ihrem Gatten in Frankreich; &#x017F;pä-<lb/>
ter hatte &#x017F;ie ihren Wohn&#x017F;itz in Magde-<lb/>
burg, wo ihr Gatte als Generalleut-<lb/>
nant in Garni&#x017F;on &#x017F;tand, und nach<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Übertritt in den Ruhe&#x017F;tand<lb/>
(1887) lebte &#x017F;ie in Berlin, wo &#x017F;ie am<lb/>
26. März 1900 &#x017F;tarb. Jhr Gatte<lb/>
folgte ihr am 19. Januar 1903 im<lb/>
Tode nach. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p>Jugendblüten (Ge.),<lb/>
1847. 2. A. 1852. &#x2013; Graf Mocenigo<lb/>
(R.); <hi rendition="#aq">III,</hi> 1861.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName>*<hi rendition="#b">Salomon,</hi> Ludwig,</persName>
        </head>
        <p> wurde am<lb/>
25. Novbr. 1844 zu Gorden bei El&#x017F;ter-<lb/>
werda in der Provinz Sach&#x017F;en ge-<lb/>
boren, wo &#x017F;ein Vater Pfarrer war.<lb/>
Er be&#x017F;uchte zunäch&#x017F;t das Gymna&#x017F;ium<lb/>
in Torgau und ging hierauf nach<lb/>
Chemnitz und dann nach Halle, um<lb/>
&#x017F;ich dem Studium der Naturwi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaften zu widmen. Allein anhal-<lb/>
tende Krankheit veranlaßte ihn, das<lb/>
Studium aufzugeben, und er wandte<lb/>
&#x017F;ich auf kurze Zeit dem Antiquariats-<lb/>
buchhandel zu, mit dem er &#x017F;ein reges<lb/>
Jntere&#x017F;&#x017F;e für Literatur und Ge&#x017F;chichte<lb/>
angenehm verbinden konnte. Zu &#x017F;ei-<lb/>
ner weiteren Ausbildung unternahm<lb/>
er &#x017F;odann ver&#x017F;chiedene größere Rei&#x017F;en,<lb/>
be&#x017F;uchte Belgien, Frankreich, die<lb/>
Schweiz, und durch&#x017F;treifte Deut&#x017F;ch-<lb/>
land und Ö&#x017F;terreich. Seine inzwi&#x017F;chen<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0112] Sal Sal Führer der ſogenannten „eiſernen Brigade“ bei deren „Todesritt“ in der Schlacht von Vionville (1870) dauernden Ruhm erwarb. Sie wuchs unter den Eindrücken des für Kinder ſo glücklichen Landlebens auf und genoß den Unterricht bei Erzieherin- nen und Hauslehrern, bis ſie ſpäter einem Mädchenpenſionat in Berlin zur weiteren Ausbildung anvertraut wurde. Auf vielfachen Badereiſen nach Warmbrunn, Swinemünde, Doberan, Marienbad, Teplitz, wohin ſie ihre Mutter begleiten durfte, emp- fing ſie frühe die verſchiedenſten Ein- drücke von Menſchen und Natur. Mit 16 Jahren der Schule entwachſen, er- griff das junge Mädchen, von einem raſtloſen Wiſſensdrange getrieben, jede Gelegenheit zum Lernen u. hatte, von den Eltern unterſtützt, das Glück, mit geiſtvollen Männern und Frauen verkehren zu können. Der Theologe Ernſt Hoche lehrte ſie Hegel, Fichte, Kant und beſonders Jean Paul ken- nen; mit dem Profeſſor Fabrucci ſtudierte ſie Dante und Petrarca, und mit dem iriſchen Dichter Conca- non Byron und Thomas Moore, während ſie gleichzeitig ihr poetiſches Talent an den neueren deutſchen Dichtern bildete und ihre muſikaliſche Ausbildung unter dem berühmten Pianiſten Guſtav Schamann för- dern konnte. Von einer Reiſe nach der Schweiz und Jtalien zurückge- kehrt, veröffentlichte ſie 1847 eine Sammlung von Gedichten, die größ- tenteils im Süden Europas ent- ſtanden waren. Jm Jahre 1848 ver- mählte ſie ſich mit Ludwig Freiherr von Salmuth, einem jungen Offizier, der mit den Franzoſen in Algier gegen die Araber gefochten hatte. Bei dem unſteten Militärleben geſtaltete es ſich, daß die Dichterin eine geraume Zeit mit ihren drei Söhnen auf dem väter- lichen Gute verweilen konnte. Hier in ländlicher Ruhe, wo ſie auch hin- reichende Gelegenheit zu gründlichem Quellenſtudium hatte, ſchrieb ſie den größten Teil ihres dreibändigen Romans, der 1861, freilich unter einem Titel erſchien, den ihm die Ver- faſſerin niemals gegeben haben würde. Damit war ihre literariſche Tätig- keit abgeſchloſſen; ihre Zeit gehörte hinfort ihren Kindern, deren Erzie- hung ſie in Berlin, wo ihr Gemahl eine ſeinen Wünſchen entſprechende Stellung gefunden hatte, ſich mit aller Hingebung und Sorgfalt widmete. Das Jahr 1870 wurde für ſie ein Jahr ſchwerer Prüfungen; es forderte von ihr die einzige, blühende Tochter und einen Sohn, der bei St. Privat den Heldentod ſtarb. Während der franzöſiſchen Okkupation weilte ſie teils bei ihren Söhnen in Berlin, teils bei ihrem Gatten in Frankreich; ſpä- ter hatte ſie ihren Wohnſitz in Magde- burg, wo ihr Gatte als Generalleut- nant in Garniſon ſtand, und nach deſſen Übertritt in den Ruheſtand (1887) lebte ſie in Berlin, wo ſie am 26. März 1900 ſtarb. Jhr Gatte folgte ihr am 19. Januar 1903 im Tode nach. S: Jugendblüten (Ge.), 1847. 2. A. 1852. – Graf Mocenigo (R.); III, 1861. *Salomon, Ludwig, wurde am 25. Novbr. 1844 zu Gorden bei Elſter- werda in der Provinz Sachſen ge- boren, wo ſein Vater Pfarrer war. Er beſuchte zunächſt das Gymnaſium in Torgau und ging hierauf nach Chemnitz und dann nach Halle, um ſich dem Studium der Naturwiſſen- ſchaften zu widmen. Allein anhal- tende Krankheit veranlaßte ihn, das Studium aufzugeben, und er wandte ſich auf kurze Zeit dem Antiquariats- buchhandel zu, mit dem er ſein reges Jntereſſe für Literatur und Geſchichte angenehm verbinden konnte. Zu ſei- ner weiteren Ausbildung unternahm er ſodann verſchiedene größere Reiſen, beſuchte Belgien, Frankreich, die Schweiz, und durchſtreifte Deutſch- land und Öſterreich. Seine inzwiſchen *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/112
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/112>, abgerufen am 23.11.2024.