Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.[Spaltenumbruch] Mol Moltan, Hans, Pseud. für Hans Moltke, A., Freiherr von, geb. am S: Hinauf (R.), 1892. *Moltke, Leopold Maximilian,
Mol ihn als Leutnant der Honved-Armeezuteilte. Bei Vilagos (13. August) geriet M. in russische und danach in österreich. Gefangenschaft. Über Görz, Laibach u. Pola wurde er nach Triest geführt, wo er 21/4 Jahr blieb und als gebildeter Mann manche Freiheit genoß, die seinen Gefährten nicht ver- gönnt wurde. Endlich aus Österreich ausgewiesen, zog er mit seiner Gattin nach Küstrin und 1852 nach Berlin, wo er sich durch seine Feder kümmer- lich ernähren mußte. Als deutscher Sprachforscher von großer Gründ- lichkeit schuf er sich durch zahlreiche Beiträge zu wissenschaftlichen Zeit- schriften, namentlich aber durch seine Zeitschrift "Deutscher Sprachwart. Zeitschrift für Kunde u. Kunst, Hege und Pflege, Schirm u. Schutz unserer Muttersprache" einen Namen, dem selbst die Gebrüder Grimm volle Be- achtung schenkten. Seit 1864 lebte M. in Leipzig, wo es ihm erst 20 Jahre später gelang, ein sorgenfreies Leben führen zu können, als er das Amt eines Bibliothekars der Leipziger Handelskammer erhielt. Er verwal- tete es bis zu seinem am 19. Januar 1894 erfolgten Tode. S: Heideblüm- *
[Spaltenumbruch] Mol Moltan, Hans, Pſeud. für Hans Moltke, A., Freiherr von, geb. am S: Hinauf (R.), 1892. *Moltke, Leopold Maximilian,
Mol ihn als Leutnant der Honved-Armeezuteilte. Bei Vilagos (13. Auguſt) geriet M. in ruſſiſche und danach in öſterreich. Gefangenſchaft. Über Görz, Laibach u. Pola wurde er nach Trieſt geführt, wo er 2¼ Jahr blieb und als gebildeter Mann manche Freiheit genoß, die ſeinen Gefährten nicht ver- gönnt wurde. Endlich aus Öſterreich ausgewieſen, zog er mit ſeiner Gattin nach Küſtrin und 1852 nach Berlin, wo er ſich durch ſeine Feder kümmer- lich ernähren mußte. Als deutſcher Sprachforſcher von großer Gründ- lichkeit ſchuf er ſich durch zahlreiche Beiträge zu wiſſenſchaftlichen Zeit- ſchriften, namentlich aber durch ſeine Zeitſchrift „Deutſcher Sprachwart. Zeitſchrift für Kunde u. Kunſt, Hege und Pflege, Schirm u. Schutz unſerer Mutterſprache“ einen Namen, dem ſelbſt die Gebrüder Grimm volle Be- achtung ſchenkten. Seit 1864 lebte M. in Leipzig, wo es ihm erſt 20 Jahre ſpäter gelang, ein ſorgenfreies Leben führen zu können, als er das Amt eines Bibliothekars der Leipziger Handelskammer erhielt. Er verwal- tete es bis zu ſeinem am 19. Januar 1894 erfolgten Tode. S: Heideblüm- *
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Mol
Mol
Moltan, Hans, Pſeud. für Hans
Rudelsberger; ſ. d.!
Moltke, A., Freiherr von, geb. am
18. Juni 1846 in Neuenbürg (Würt-
temberg), lebte (1892) als Konſul a. D.
in Hannover.
S: Hinauf (R.), 1892.
*Moltke, Leopold Maximilian,
wurde am 18. Septbr. 1819 in Küſtrin
geb. Sein Vater Guſtav M., Stadt-
rat daſelbſt, der als erſter ſeines
Namens das Adelsprädikat „von“
abgelegt hatte, ſtarb, als Max noch
ein Kind war, doch erhielt dieſer
durch ſeine ebenſo kluge als fein ge-
bildete Mutter eine vortreffliche Er-
ziehung. Er beſuchte das Gymnaſium
ſeiner Vaterſtadt mit gutem Erfolge,
doch fehlten zum Univerſitätsſtudium
alle Mittel, und ſo trat M. als Lehr-
ling in ein Materialwarengeſchäft in
Berlin ein, das er aber bald mit einer
Buchhandlung vertauſchte. Das reiche
wiſſenſchaftliche Material, das ihm
hier zugänglich gemacht wurde, beu-
tete er zu ſeiner Weiterbildung gründ-
lich aus. Jm Jahre 1840 ging er als
Buchhandlungsgehilfe nach Frank-
furt a. O., ſpäter nach Tirnau, dann
nach Peſt und endlich nach Kronſtadt
in Siebenbürgen, für welches Land
er ſchon ſeit langer Zeit eine beſon-
dere Vorliebe hegte. Tief ergriffen
von der Naturſchönheit des Landes
und begeiſtert für ſeine Bewohner,
ſchrieb er hier ſein Lied „Siebenbür-
gen, Land des Segens“, das zum
Volksliede der Siebenbürger Sachſen
geworden iſt. Er war auch Gründer
des Kronſtadter Männergeſangver-
eins und kurze Zeit Schriftleiter des
„Siebenbürger Wochenblatts“, dem
er den Namen „Kronſtadter Zeitung“
gab. Die Stürme der Revolution
riſſen auch M. mit ſich fort. Jn dem
Glauben, durch ſeine Beteiligung an
der Erhebung Ungarns gegen Öſter-
reich der Sache Deutſchlands und der
Siebenbürger Sachſen dienen zu kön-
nen, verließ er im Mai 1849 Kron-
ſtadt und ging zum General Bem, der
ihn als Leutnant der Honved-Armee
zuteilte. Bei Vilagos (13. Auguſt)
geriet M. in ruſſiſche und danach in
öſterreich. Gefangenſchaft. Über Görz,
Laibach u. Pola wurde er nach Trieſt
geführt, wo er 2¼ Jahr blieb und
als gebildeter Mann manche Freiheit
genoß, die ſeinen Gefährten nicht ver-
gönnt wurde. Endlich aus Öſterreich
ausgewieſen, zog er mit ſeiner Gattin
nach Küſtrin und 1852 nach Berlin,
wo er ſich durch ſeine Feder kümmer-
lich ernähren mußte. Als deutſcher
Sprachforſcher von großer Gründ-
lichkeit ſchuf er ſich durch zahlreiche
Beiträge zu wiſſenſchaftlichen Zeit-
ſchriften, namentlich aber durch ſeine
Zeitſchrift „Deutſcher Sprachwart.
Zeitſchrift für Kunde u. Kunſt, Hege
und Pflege, Schirm u. Schutz unſerer
Mutterſprache“ einen Namen, dem
ſelbſt die Gebrüder Grimm volle Be-
achtung ſchenkten. Seit 1864 lebte M.
in Leipzig, wo es ihm erſt 20 Jahre
ſpäter gelang, ein ſorgenfreies Leben
führen zu können, als er das Amt
eines Bibliothekars der Leipziger
Handelskammer erhielt. Er verwal-
tete es bis zu ſeinem am 19. Januar
1894 erfolgten Tode.
S: Heideblüm-
chen (Ge.), 1840. ‒ Neuere Gedichte;
1. Bändchen: Ufermuſcheln, 1843.
2. Bdchn.: Tag- u. Nachtfalter, 1843.
‒ Monumente für Momente (Poet.
Tagebuch), 1.‒3. Heft, 1843. ‒ Zwei
Lieder für die Siebenbürger Sachſen,
1844. ‒ Deutſche Lieblingslieder (Ge-
ſamm. u. hrsg.), 1850. ‒ Ein Frühling,
3. A. 1853. ‒ Deutſcher Dichterwald,
1852. ‒ Auch ein Büchlein Lieder. 2. A.,
1865. ‒ Was die deutſche Mutter
ihrem Kindlein ſingt (Anthol.), 1870.
‒ Gedichte, 4. A. 1883. ‒ Blumen-
Romanzen, 1880. ‒ Neuer deutſcher
Parnaß (Anthol.), 1882. ‒ Schutz-
u. Trutzlieder für die Siebenbürger
Sachſen u. das Deutſchtum in Öſter-
reich, 1882. ‒ Silber-Myrtenſtrauß
(Huldigungsgedichte), 1886. ‒ Trauer-
und Troſt-Sonette, 1888.
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