Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Nit einige Zeit daselbst zu verweilen undLand und Leute kennen zu lernen. Sie lebt noch jetzt als Lehrerin an der deutschen Schule daselbst. S:
*Nitschke, Julius Ernst August v., geb. am 31. Okt. 1818 zu Braun- S: Sänge u. Klänge *Nitschmann, Heinrich, Litera- Nit a. d. Slawischen, wurde am 26. April1826 zu Elbing geboren und von sei- nem Vater, der dort Kreisgerichts- rat war, für die juristische Laufbahn bestimmt. Als er indes das Elbinger Gymnasium absolviert hatte, stellte es sich heraus, daß durch frühe und anhaltende Anstrengung seine Ge- sundheit sehr geschwächt war, und so wandte er sich der Landwirtschaft zu. Jn der Stille des Landlebens wurde nicht nur seine Gesundheit befestigt, sondern es erwachte auch die alte Liebe zu den Wissenschaften, beson- ders zu fremden Sprachen und zur Dichtkunst. Nachdem N. einen Win- ter hindurch an der Berliner Uni- versität Vorlesungen gehört, kaufte er das Rittergut Posaren und konnte nun ganz seinen Neigungen leben. Außer fremden Sprachen, Griechisch, Lateinisch, Französisch, Englisch, Hol- ländisch, Polnisch u. Serbisch, die er völlig beherrschte, wandte er seine Muße auch der Musik zu, und meh- rere von ihm für Klavier, sowie für Orchester geschriebene Kompositio- nen geben Zeugnis von seiner musi- kalischen Begabung. Der Schwer- punkt seiner literarischen Tätigkeit ist indessen in seinen Übersetzungen aus dem Polnischen zu suchen, u. N. gebührt wohl das meiste Verdienst, die Schätze der polnischen Literatur den Deutschen zugänglich gemacht zu haben. Seine "Geschichte der polni- schen Literatur" ist das erste diesen Gegenstand erschöpfende Werk in deutscher Sprache. Um sich dieser Tätigkeit voll und ganz widmen zu können, verkaufte N. sein Landgut und siedelte 1865 nach Elbing über, wo er, verschiedene Reisen durch einen großen Teil Europas abgerech- net, bis 1881 verblieb. Seitdem lebte er in Berlin und Königsberg, kehrte aber 1884 zu dauerndem Aufenthalt nach Elbing zurück. Er starb am 28. April 1905. Sein ganzes bedeuten- des Vermögen vermachte er der Stadt * 10
Nit einige Zeit daſelbſt zu verweilen undLand und Leute kennen zu lernen. Sie lebt noch jetzt als Lehrerin an der deutſchen Schule daſelbſt. S:
*Nitſchke, Julius Ernſt Auguſt v., geb. am 31. Okt. 1818 zu Braun- S: Sänge u. Klänge *Nitſchmann, Heinrich, Litera- Nit a. d. Slawiſchen, wurde am 26. April1826 zu Elbing geboren und von ſei- nem Vater, der dort Kreisgerichts- rat war, für die juriſtiſche Laufbahn beſtimmt. Als er indes das Elbinger Gymnaſium abſolviert hatte, ſtellte es ſich heraus, daß durch frühe und anhaltende Anſtrengung ſeine Ge- ſundheit ſehr geſchwächt war, und ſo wandte er ſich der Landwirtſchaft zu. Jn der Stille des Landlebens wurde nicht nur ſeine Geſundheit befeſtigt, ſondern es erwachte auch die alte Liebe zu den Wiſſenſchaften, beſon- ders zu fremden Sprachen und zur Dichtkunſt. Nachdem N. einen Win- ter hindurch an der Berliner Uni- verſität Vorleſungen gehört, kaufte er das Rittergut Poſaren und konnte nun ganz ſeinen Neigungen leben. Außer fremden Sprachen, Griechiſch, Lateiniſch, Franzöſiſch, Engliſch, Hol- ländiſch, Polniſch u. Serbiſch, die er völlig beherrſchte, wandte er ſeine Muße auch der Muſik zu, und meh- rere von ihm für Klavier, ſowie für Orcheſter geſchriebene Kompoſitio- nen geben Zeugnis von ſeiner muſi- kaliſchen Begabung. Der Schwer- punkt ſeiner literariſchen Tätigkeit iſt indeſſen in ſeinen Überſetzungen aus dem Polniſchen zu ſuchen, u. N. gebührt wohl das meiſte Verdienſt, die Schätze der polniſchen Literatur den Deutſchen zugänglich gemacht zu haben. Seine „Geſchichte der polni- ſchen Literatur“ iſt das erſte dieſen Gegenſtand erſchöpfende Werk in deutſcher Sprache. Um ſich dieſer Tätigkeit voll und ganz widmen zu können, verkaufte N. ſein Landgut und ſiedelte 1865 nach Elbing über, wo er, verſchiedene Reiſen durch einen großen Teil Europas abgerech- net, bis 1881 verblieb. Seitdem lebte er in Berlin und Königsberg, kehrte aber 1884 zu dauerndem Aufenthalt nach Elbing zurück. Er ſtarb am 28. April 1905. Sein ganzes bedeuten- des Vermögen vermachte er der Stadt * 10
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Nit
Nit
einige Zeit daſelbſt zu verweilen und
Land und Leute kennen zu lernen.
Sie lebt noch jetzt als Lehrerin an
der deutſchen Schule daſelbſt.
S:
Freudvoll und leidvoll (Ge.), 1884.
‒ Die Weihnachtsfeier im Kinder-
garten (Geſänge u. Deklamationen),
1890. ‒ Kinderſpiele, Kinderlieder
u. a. für den Kindergarten, 1902. ‒
Volksmärchenſpiele, 1904.
*Nitſchke, Julius Ernſt Auguſt
v., geb. am 31. Okt. 1818 zu Braun-
ſchweig, beſuchte das Geſamtgymna-
ſium daſelbſt u. ſtudierte von 1838-41
in Göttingen die ihm gegen ſeinen
Wunſch aufgedrungenen Rechtswiſ-
ſenſchaften. Hatten ſchon in Braun-
ſchweig die Bande der Freundſchaft
und eine vorwiegend der deutſchen
poetiſchen Literatur zugewandte Liebe
ihm und mehreren Mitſchülern in
einem ſogenannten „Dichterbunde“
einen erwünſchten geiſtigen Vereini-
gungspunkt dargeboten, in dem be-
ſonders eigene poetiſche Verſuche vor-
geleſen, beſprochen und beurteilt
wurden, ſo erweiterte ſich in der Fort-
ſetzung dieſes Vereins auf der Uni-
verſität das Streben gleichgeſinnter
Freunde dahin, die Schätze der deut-
ſchen Literatur durch mündlichen
Gedankenaustauſch und eine äſtheti-
ſche Analyſe dem beſſern Verſtändnis
zu erſchließen. Nach Abſolvierung der
Studien diente N. einige Jahre als
Auditor, um ſodann, nach erlangter
väterlicher Einwilligung, die juriſti-
ſche Laufbahn zu verlaſſen. Seitdem
widmete er ſeine, leider durch kör-
perliche, 1850 eingetretene Lähmung
beſchränkte Kraft neben naturwiſ-
ſenſchaftlichen Studien ganz ſeiner
Lieblingsbeſchäftigung, der Poeſie.
Seinen Wohnſitz behielt er in Braun-
ſchweig bei u. daſelbſt iſt er im Mai
1878 geſtorben.
S: Sänge u. Klänge
(L.), 1854. ‒ Lieder (Nach des Verf.
Tode hrsg.), 1879.
*Nitſchmann, Heinrich, Litera-
urhiſtoriker u. bedeutender Überſetzer
a. d. Slawiſchen, wurde am 26. April
1826 zu Elbing geboren und von ſei-
nem Vater, der dort Kreisgerichts-
rat war, für die juriſtiſche Laufbahn
beſtimmt. Als er indes das Elbinger
Gymnaſium abſolviert hatte, ſtellte
es ſich heraus, daß durch frühe und
anhaltende Anſtrengung ſeine Ge-
ſundheit ſehr geſchwächt war, und ſo
wandte er ſich der Landwirtſchaft zu.
Jn der Stille des Landlebens wurde
nicht nur ſeine Geſundheit befeſtigt,
ſondern es erwachte auch die alte
Liebe zu den Wiſſenſchaften, beſon-
ders zu fremden Sprachen und zur
Dichtkunſt. Nachdem N. einen Win-
ter hindurch an der Berliner Uni-
verſität Vorleſungen gehört, kaufte
er das Rittergut Poſaren und konnte
nun ganz ſeinen Neigungen leben.
Außer fremden Sprachen, Griechiſch,
Lateiniſch, Franzöſiſch, Engliſch, Hol-
ländiſch, Polniſch u. Serbiſch, die er
völlig beherrſchte, wandte er ſeine
Muße auch der Muſik zu, und meh-
rere von ihm für Klavier, ſowie für
Orcheſter geſchriebene Kompoſitio-
nen geben Zeugnis von ſeiner muſi-
kaliſchen Begabung. Der Schwer-
punkt ſeiner literariſchen Tätigkeit
iſt indeſſen in ſeinen Überſetzungen
aus dem Polniſchen zu ſuchen, u. N.
gebührt wohl das meiſte Verdienſt,
die Schätze der polniſchen Literatur
den Deutſchen zugänglich gemacht zu
haben. Seine „Geſchichte der polni-
ſchen Literatur“ iſt das erſte dieſen
Gegenſtand erſchöpfende Werk in
deutſcher Sprache. Um ſich dieſer
Tätigkeit voll und ganz widmen zu
können, verkaufte N. ſein Landgut
und ſiedelte 1865 nach Elbing über,
wo er, verſchiedene Reiſen durch
einen großen Teil Europas abgerech-
net, bis 1881 verblieb. Seitdem lebte
er in Berlin und Königsberg, kehrte
aber 1884 zu dauerndem Aufenthalt
nach Elbing zurück. Er ſtarb am 28.
April 1905. Sein ganzes bedeuten-
des Vermögen vermachte er der Stadt
* 10
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